Border-Collie bellt fremde Menschen/Hunde an und fehlende Leinenführigkeit

  • Hallo,


    Im April 2018 haben wir unsere nun 1 Jahr alte Border-Collie Dame (Kira) bekommen. Sie war von Anfang an sehr ängstlich (was ja wohl normal bei einen Welpen ist), aber ich denke, ich habe ihr beim Gassi gehen stets das Gefühl von Sicherheit gegeben. Am Anfang hat sie nur ängstlich geschaut, die Rute eingezogen und wollte nicht weiter gehen, wenn ein fremder Mensch vorbei kam. Diese Angst ist erst vor kurzen etwas besser geworden. Im Herbst 2018 ist sie sogar vor jedem knirschenden Blatt, auf dem ich getreten bin, zusammen gezuckt. Diese Angst hat sich langsam in ein "Angstbellen" gewandelt. Sie bellte sichtlich ängstlich (mit eingezogener Rute) die Menschen an. Das gute war: Durch die eingezogene Rute und die Flucht nach hinten konnten Menschen erkennen, dass es sich lediglich um ein Angstbellen handelte, und dass es sich nicht um ein aggressives Bellen handelt. Mittlerweile ist es aber so, dass sich dieses Angstbellen in ein normales Bellenn gewandelt hat. Sprich, die Rute wird nicht eingezogen, und sie legt sich in diese Richtung ins Geschirr, in der die Menschen sind. Für diese Menschen sieht es dann so aus, als wollte sie diese "angreifen". Manche Menschen wissen, dass es sich hierbei um Angst und "die Flucht nach vorn" handelt, aber manche Menschen haben null Verständnis, obwohl ich alles in meiner Macht stehende tue, um den Hund zu beruhigen und vom Ort des Geschehens weg zu bringen. Heute musste ich sogar das Gassi gehen abbrechen, weil mich deshalb ein älterer Herr (der sogar auf meinen bellenden Hund noch zugegangen ist und nicht gewartet hat, bis ich mit ihr um die Ecke war - solche Ignoranz hasse ich!) sowas von beleidigt hat.


    Auch mit Besuch hat sie so ihre Probleme. Sie hat noch nie jemanden angegriffen, sie bellt nur und geht gute 2-3 Meter auf Abstand, aber die Menschen haben natürlich Angst und ich muss den Hund erstmal wegsperren bis der Besuch wieder weg ist. Haben wir mal einen mutigen Besuch hier, dann dauert das Bellen vielleicht 1-2 Tage, und danach sind sie die besten Freunde inkl. Schmusen und Tricks. Das seltsame ist auch, dass sie fremde Hunde anbellt, aber mit unseren anderen Hund (Aimy, 8 Jahre alte Jack-Russel-Spitz Dame) versucht zu spielen. Anscheinend mag Kira Aimy ziemlich, das beruht allerdings nicht auf Gegenseitigkeiten. Es ist jetzt nicht so, dass Aimy großes Theater macht, wenn sie Kira sieht, aber wenn Kira zu nah kommt, dann fletscht Aimy schon mal die Zähne. Kira lässt sich da aber nicht aufhalten und ist sogar recht mutig: Sie nähert sich Aimy trotz fletschender Zähne und Knurren so nah, dass sich die beiden Gesicht an Gesicht vielleicht 2-3 cm gegenüber stehen. Kira versucht da also irgendwie "anzupendeln", aber bei fremden Hunden macht sie komplett dicht. Seltsam...


    Ich finde dieses ganze Verhalten ziemlich traurig, da sie so nie Kontakt zu fremden Hunden aufbauen kann (die meisten anderen Hundehalter haben so Angst vor Kira) und Menschen ihr sehr liebes Verhalten, welches sie Zuhause pflegt, nie zu Gesicht bekommen werden.


    Leinenführigkeit klappt auch absolut nicht. Trotz zahlreicher Techniken auf langer Zeit, schmeißt sie sich so dermaßen in die Leine, dass ich bereits Beschwerden an den Handgelenken entwickelt habe. Ich denke durch die Angst die sie hat, will sie schnell ans Ziel kommen und zieht deshalb so stark. Egal was ich mache, es klappt überhaupt nicht. Ansonsten ist sie Gehorsam: Zuhause zwar weniger (da muss man ihr 5-6 Mal sagen, dass sie etwas lassen soll), aber wenn ich mit ihr auf dem Feld bin und sie von der Leine los machen kann, dann kommt sie sofort zurück oder macht Sitz (zum wieder Anleinen) wenn ich es ihr sage.


    Was sagt ihr dazu? Wie kann ich diese Probleme in den Griff bekommen. Mittlerweile ist es mir schon so unangenehm mit ihr Gassi zu gehen, dass ich regelrecht Angst habe, andere Menschen zu begegnen.


    Bitte helft uns!


    Lg

  • Sie war von Anfang an sehr ängstlich (was ja wohl normal bei einen Welpen ist),

    Nein, das ist nicht normal. Es klingt sehr nach einer schlechten, isolierten Aufzucht, bei der der Welpe zuwenig von seiner Umwelt kennenlernen durfte. Schlechte Aufzucht kombiniert mit dem sensiblen Wesen eines Bordercollies hat leider häufig die Folgen, die du beschreibst.
    Woher hast du denn deine Hündin und in welchem Alter hast du sie übernommem?


    Ängstliche Welpen und Junghunde wählen meist den Weg nach rückwärts, aber wenn sie mit zunehmendem Erwachsenwerden mehr Selbstbewustsein entwickeln, werden sie in der Regel offensiver. Das ist eine ganz typische Entwicklung. Dabei hat sich die innere Einstellung des Hundes jedoch nicht geändert, er findet fremde Hunde oder Menschen immer noch gefährlich und möchte Abstand haben. Nur daß er sie jetzt offensiv vertreiben will, anstatt selbst zu fliehen.



    Sprich, die Rute wird nicht eingezogen, und sie legt sich in diese Richtung ins Geschirr, in der die Menschen sind. Für diese Menschen sieht es dann so aus, als wollte sie diese "angreifen". Manche Menschen wissen, dass es sich hierbei um Angst und "die Flucht nach vorn" handelt,

    Agressives Verhalten beginnt nicht erst beim Biss. Die Flucht nach vorn ist bereits Agression, deine Hündin will den Menschen oder Hund vertreiben, weil sie Angst vor ihm hat. Wer das als Angriff wertet, hat also recht. Es könnte durchaus zum bis Schnappen oder Biss führen, je nach Reaktion des Gegenübers, auch wenn das bisher noch nicht vorgekommen ist. Dashalb nimm das Verhalten bitte sehr ernst!


    ich rufe mal @flying-paws, die sich sehr gut mit Bordercollies und Hundetraining auskennt.


    Dagmar & Cara

  • Das ist ein großer Haufen an Themen, hast du dich zu den einzelnen mal im Forum umgeschaut?


    Zur Leinenführigkeit ist hier ein passender Beitrag: Ängste und Leinenführigkeit bei jungem Spitzrüden

    Das sehe ich nicht so - der ganze "Problemkomplex" basiert auf der Ängstlichkeit der Hündin. Ein ängstlicher Hund kann auch schwer Leinenführigkeit lernen, der ist in erster Linie mit den Angstauslösern beschäftigt und hat keine Kapazitäten mehr fürs Lernen übrig!


    @thewolf16 - vielleicht kannst du ungefähr sagen, wo du herkommst. Dann können dir die Fories hier passende Trainer nennen. MMn kommst du aus der Nummer ohne gute fachliche Anleitung nicht mehr so einfach raus - Tipps übers www helfen in solch komplexen Fällen eher nicht.


    Vielleicht magst du noch darauf antworten, woher dein Hund kommt? Häufig wird leider schon bei der Aufzucht der Grundstein für die spätere Ängstlichkeit gelegt..........

  • Das sehe ich nicht so - der ganze "Problemkomplex" basiert auf der Ängstlichkeit der Hündin. Ein ängstlicher Hund kann auch schwer Leinenführigkeit lernen, der ist in erster Linie mit den Angstauslösern beschäftigt und hat keine Kapazitäten mehr fürs Lernen übrig!

    Welchen Teil siehst du nicht so? Man muss ja in allen Situationen einzeln wissen, was gegen die Angst zu tun ist. Das finde ich schon sehr viel.

  • Das ist ein großer Haufen an Themen, hast du dich zu den einzelnen mal im Forum umgeschaut


    Das ist kein großer Haufen an Themen, sondern nur eines: Angst. Und das anscheinend von Anfang an. Und die Angst wirkt sich halt mehr oder weniger auf den ganzen Alltag aus - ich lese daraus, daß die Hündin sich auch unterwegs nicht richtig entspannen kann und erstmal vor "der Umwelt" flüchten möchte.

    Ich denke durch die Angst die sie hat, will sie schnell ans Ziel kommen und zieht deshalb so stark.

    Daher sehe es als sehr wichtig an, sich von einem Profi helfen zu lassen und dem Hund erstmal zu etwas Selbstbewusstsein zu verhelfen und gegen die grundsätzliche Angst vorzugehen
    Und gerade bei Border Collies würde ich nicht nur aufgrund von Forenbeiträgen "rumdoktorn"

  • Vielen Dank schonmal für eure Antworten.


    Ich habe Sie von einen Bauernhof. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube sie war ca. ein oder 2 Monate alt als sie zu mir kam.


    Ich habe eben mal eine gute Freundin angerufen und sie gebeten, mich doch mal beim Gassi gehen zu begleiten. Sie ist zwar nicht vom Fach, aber hatte schon mehrere Hunde. Wir gingen eine große Runde und trafen dabei auch mehrere Menschen. Was ihr sofort auffiel: Das große Problem kommt in erster Linie von mir. Ich strahle große Unsicherheit aus woraus wieder Nachlässigkeit resultiert. Ich bin also beim normalen Gassi gehen aus Angst nie wirklich beim Hund und zeige beim Kontakt zu Fremden Angst und Unsicherheit, welche sich auf den Hund überträgt. Ganz nach dem Motto: "Wir sind beim Gassi gehen, nicht auf der Flucht!" liefen wir dieses mal ganz entspannt und waren zu 100% beim Hund. Was ihr außerdem auffiel: Wenn Menschen kommen halte ich automatisch die Leine straff. Das wiederum überträgt Unsicherheit auf den Hund.


    Wenn also dieses mal Menschen kamen, ließ ich die Leine zwar kurz, aber nicht so kurz, dass sie gestrafft war. Außerdem haben wir viel über Clicker gearbeitet. Beim ersten Mal hat sie noch gebellt, aber beim zweiten Mal lenkte ich Kira's ganze Aufmerksamkeit auf mich, sagte in entspannter Tonlage "ruhig" und ging nicht weiter, wenn die Leine gestrafft war. Bei der zweiten Person hat sie gar nicht mehr gebellt, was mit Click, Leckerlie (selbst an sowas einfaches wie Leckerlie habe ich nie gedacht, hatte also auch nie welche mit zum Gassi gehen) und überschwängliches Lob belohnt wurde. Während dem Spaziergang kamen uns viele Leute entgegen, und sie hat kein einziges mal mehr gebellt. Einmal kamen sogar 3 Leute aus verschiedenen Richtungen an, wobei sie nur mit schnellen Umschauen reagiert hat. Nebenbei haben wir auch Leinenführigkeit geübt, jedes Mal stehen geblieben, wenn die Leine straff war. Auch das ging dieses mal sehr gut. Wir sind auch an einen Hund, der in einen eingezäunten Gelände war, vorbei gegangen. Normalerweise zieht Kira dort extrem an der Leine und will schnell vorbei. Dieses Mal jedoch blieb sie stehen und beobachtete den fremden Hund.


    Ich war so stolz und erkannte den Hund nicht mehr wieder. Natürlich habe ich jetzt Angst, dass das heute nur eine Ausnahmen war. Meint ihr echt, es liegt an meiner Person und nicht primär am Hund? Wie gesagt, heute war sie ein Traumhund.

  • Also, wenn du nie Leckerlis dabei hast, trainierst du draußen auch nix und gehst davon aus, dass Kira das von selbst lernen wird?
    Falls ja: dann bist du vermutlich ein großer Bestandteil des Problems. Dann würde ich erst recht zu einem guten Trainer raten, damit du die Basics in der Hundeerziehung lernst.

  • Ich lege dir ebenfalls nahe dir einen wirklich guten Trainer zu suchen. Ihr habt da so einige Baustellen, die, wie es scheint, mindestens von dir verstärkt, wenn nicht sogar teilweise verursacht werden.


    Im Grunde erinnert mich deine Erzählung an meinen eigenen Hund. Bauernhof, vor allem Angst haben, bellen und nach vorne gehen, Besuch wird grundsätzlich verbellt, nach 1-2 Tagen kann man dann aber auch mit dem "Fremden" kuscheln, solange bis er geht und beim nächsten mal gehts von vorne los. Bis er ihn dann wirklich kennt und vertraut dauert es lange, dann ist dann aber gut.


    Shezza ist jetzt 4 Jahre alt, vertraut gerade mal fünf Menschen wirklich und ist bis heute seine Unsicherheit nicht ganz losgeworden. Es braucht also noch mehr Zeit, Training und Geduld. Er hat aber schon riesige Fortschritte gemacht in den vergangen Jahren.


    Halt dir also bitte vor Augen, dass das sehr lange dauern wird, bis ein wirklich entspannter Spatziergang überhaupt ansatzweise möglich sein wird.


    Wenn du sagst wo du ungefähr wohnst kriegst du sicher gute Trainertipps.

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