Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Können HSH, die derart an die Aussenhaltung gewöhnt sind, unter bestimmten Unständen auch wieder zum Haus- und Gartenhund werden?

    Theoretisch ja - praktisch ist es die Frage, ob sie damit glücklich sind. Ihre Aufgabe ist es, Lebewesen zu schützen, nicht das Gelände.


    Der kreative Tierhalter sucht für seine Familien-Mitarbeiter im Altersfall Aufgaben, die dem HSH noch möglich sind. Z. B. auf die Flaschenlämmer am Betrieb aufzupassen oder eine Umschulung auf Geflügel, das nachts aufgestallt ist, so dass auch der Hund es im Stall behaglicher hat und keine Dauerbeanspruchung stattfindet.


    Ein gesunder, fitter HSH, dessen Halter die Nutztierhaltung aufgibt, wird sich in einer anderen Herde wohler fühlen, als auf der Couch.


    Man muss da wirklich etwas umdenken - ist mir anfangs auch schwer gefallen, aber ich sehe die Mc`s tagtäglich mit ihren Rindern und obwohl wir eng zusammenarbeiten, wären sie kreuzunglücklich, wenn ich ihnen das nehmen würde.


    LG, Chris

  • Ich hab' gerade letzte Woche mit einem Bekannten gesprochen, der Ouessantschafe hält und der meinte, er dürfte gar keinen HSH an den Schafen haben, weil seine Schafe hinter Stromzaun stehen und die Hundeverordnung (?) verbietet, dass Hunde hinter stromführendem Zaun leben (grob vereinfacht ausgedrückt).


    Ist sowas je nach Bundesland unterschiedlich erlaubt oder bekommt man da, wenn man nachweisen kann, dass man einen HSH 'braucht' eine Ausnahmegenehmigung?

    Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forst hat sich ganz klar dazu geäussert:
    Die Haltung von HSH hinter Stromzäunen ist erlaubt.


    Vom BMEL finde ich dazu nichts - aber hier ist eine PM vom Umweltministerium Baden-Württemberg, wo das als Zitat vom BMEL drinsteht:
    Nach Wolfsrissen in Widdern – Anpassung der Tierschutz-Hundeverordnung nötig: Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg


    LG, Chris

  • Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forst hat sich ganz klar dazu geäussert:Die Haltung von HSH hinter Stromzäunen ist erlaubt.

    Cool, danke für den Link!


    (Wäre ja auch Blödsinn, wenn das nicht ginge :hust: – mal eben hektarweise Weideland mit Flachstabgitterzaun oder Holzlatten einzufassen ist mit'm Baurecht bestimmt auch nicht erlaubt und noch dazu ja unbezahlbar...)

  • Danke für deine Antworten!


    D.h. deine Hunde leben immer bei den Rindern? Wenn die Rinder im Winter im Offenstall sind, sind die Hunde entweder mit im Stall oder im Auslauf.


    Du bist die Bezugsperson der Hunde. Wenn jemand mit dir auf die Weide kommt ist der automatisch ok und wird gedulded?

  • aus eigener Erfahrung: die Hunde checken dich sehr genau ab. Man wird intensivst beschnüffelt (auch im Gesicht).
    Ich darf mich - solange Chris dabei ist - relativ frei bewegen solange ich den Rindern nicht zu nahe komme. Kontakt zwischen mir (Fremdmensch) und den Rindern zuzulassen fällt den Mc's deutlich schwerer, da muss Chris relativ bestimmt sagen, dass das ok ist. Mit rein spielt da sicher, dass auch ich im Umgang mit Rindern etwas unsicher bin (immerhin sind die Tierchen ziemlich beeindruckend, wenn man direkt daneben steht).

  • ich hätte auch gefühlt 400000 Fragen :tropf:


    Wir haben ja einen Schäfer hier, der seine Schafe und Ziegen auf mehreren kleinen koppeln in der Gegend verteilt hat. Eine Gruppe hat zwischen 10-15 Tiere (geschätzt, sind mal weniger, mal mehr), die koppeln sind recht klein (Ich bin sehr schlecht im schätzen... vielleicht 20x30 oder 40x50 m??), zwei dieser koppeln "wandern", sprich, alle paar Tage werden sie versetzt, damit die Tiere das nächste Stück Wiese abfressen können.
    Es handelt sich bisher um 2 HSH, die immer zusammen sind und zwischen den koppeln wechseln, mal sind sie eine Woche auf der einen, mal 3 Tage auf der anderen,...
    Im Winter sind die Tiere im Stall (alle, soweit ich weiß).
    Die Zäune (mobile Schafsnetze, seit die HSH da sind geht noch eine extra Litze ca 20 cm drüber) grenzen direkt an den Weg, es gibt keine extra Zäune, kein Abstand.
    Ich traue mich ehrlich gesagt überhaupt nicht daran vorbei, wenn die beiden da sind, obwohl meine Hunde immer angeleint sind wenn wir an koppeln vorbei gehen. ich traue weder den Hunden, noch den Zäunen und hätte, selbst wenn meine Hunde nicht pöbeln würden, Riesen Angst das die Hunde drüber setzen und zupacken. Nun lese ich ja immer wieder das die Angst unbegründet wäre und sowas nie passieren wird.... ist das wirklich so? Sowohl bei vollkommen ruhigen Hunden als auch Leinenpöblern wie meinen?
    Wie sieht es denn rechtlich aus, wenn doch mal was passiert?
    Sind HSH mit derart kleinen Herden und so wenig Platz überhaupt "ausgelastet"?
    Wie ist das denn mit der Herdenbindung wenn sie so oft die Herde wechseln?
    Wird ein Spaziergänger, der täglich an der Weide vorbei läuft anders behandelt wie ganz fremde?


    Ich schwanke immer zwischen "Ach komm das sind Hunde die ihren Job machen, hab mal vertrauen!" Und "sie werden meine Hunde auffressen".
    Ich Versuch mich schon immer an deine Texte, Videos und Ratschläge zu erinnern und finde HSH die ihren Job machen dürfen EIGENTLICH total geil.... Aber so in der direkten Nähe dann doch wieder nicht ganz so cool :tropf:

  • ist das wirklich so?

    Niemand kann und wird Dir auf diese Frage sagen, dass das nie passieren kann.
    Ich auch nicht.
    Meine bisherigen Erfahrungen gehen dahin, dass Zaunprobleme in den allermeisten Fällen tatsächlich Bindungsprobleme sind.
    Die einzigen Hunde im mittlerweile recht grossen Bekanntenkreis von HSH-Leuten, die den Zaun nicht als Grenze akzeptiert haben, waren Hunde, die noch neu in der Herde waren. Nach einiger Zeit (in der die Hunde intensiv beobachtet wurden) war das Thema durch. Da ist aber nie wem was passiert - weder Passanten, noch HH mit Hund.


    Gründe, dass auch ansonsten zauntreue Hunde "draussen" sind, kann es aber einige geben.
    Wenn Wild die Zäune plättet, z. B. oder hier bei mir sinds gern Schneeschuhwanderer, die durch den Zaun klettern, hängen bleiben und den Zaun niederreissen oder ein Baum fällt im Sturm drauf - da ist man nicht vor gefeit als Tierhalter und selbst, wenn man mehrmals täglich nach dem Zaun sieht, kanns in der Sekunde passieren, in der man nach der Zaunkontrolle erst mal wieder heimgeht.



    Sowohl bei vollkommen ruhigen Hunden als auch Leinenpöblern wie meinen?

    Mit 5 Pöblern an HSH vorbei? Doch, ja, das ist schon eine Nummer.
    Ich kann Dir da nicht wirklich einen Rat geben - ich kenne die Hunde dort nicht.
    Im Idealfall sprichst Du einfach mal den Schäfer an und gehst mal dort vorbei, wenn er anwesend ist. Meist steht auf einem Warnschild auch die Handy-Nr des Schäfers.


    Wie sieht es denn rechtlich aus, wenn doch mal was passiert?

    Die Hunde sind in der Betriebshaftpflicht mitversichert.


    Sind HSH mit derart kleinen Herden und so wenig Platz überhaupt "ausgelastet"?

    Die Flächen finde ich sehr klein.
    Hier gibts auch nur 5 Rinder für 2 Hunde. Das macht denen nichts.

    Wie ist das denn mit der Herdenbindung wenn sie so oft die Herde wechseln?

    Ich stells mir schwierig vor - ich wüßte für diese "Rotation" auch keinen vernünftigen Grund ausser evtl. dass die Hunde immer dorthinkommen, wo grad Geburten anstehen oder durchrotieren, damit alle Weidetiere sich an sie gewöhnen, wenn da alles noch neu ist.


    Wird ein Spaziergänger, der täglich an der Weide vorbei läuft anders behandelt wie ganz fremde?

    Meist ja - die Hunde gewöhnen sich recht schnell an regelmäßig wiederkehrende Leute. Auch Hund-Halter-Gespanne, wenn die sich immer gleich berechenbar benehmen.

    Ich schwanke immer zwischen "Ach komm das sind Hunde die ihren Job machen, hab mal vertrauen!" Und "sie werden meine Hunde auffressen".

    Grad mit Deiner Vorgeschichte wäre mein Rat an Dich - sprich mit dem Schäfer, geh mal allein ohne Deine Hunde dort vorbei, stell Dich mal irgendwann, wenn das Wetter passt in die Nähe und beobachte, wie andere HH dort vorbeigehen und wie die HSH da reagieren. Vllt. kannst Du sogar ein Video davon drehen und ich schau es mir mal an. Lass Dich nicht abschrecken, wenn der Schäfer vllt. etwas miesepetrig erscheint - HH und Weidetierhalter sind oft nicht die besten Freunde. Die Ängste, die Du jetzt wegen Deiner Hunde hast, haben sie im Normalfall seit Jahren in Bezug auf Tut-Nixe und Co und ihre Weidetiere.


    Aber so in der direkten Nähe dann doch wieder nicht ganz so cool

    :lol:


    Ja, das geht vielen so.
    Ich bin mir sicher, dass viele, viele Wanderer hier an den Info-Schildern der Wolfsgrube, wo auch steht, dass Landwirte ja HSH einsetzen können, um ihre Tiere zu schützen, weise mit dem Kopf nicken und dann gehen sie 500 Meter weiter und denken: Aber doch nicht HIER! :shocked:


    LG, Chris

  • vielen dank das du so auf meine Fragen eingehst!
    Dann werde ich das im Frühling mal angehen!

  • vielen dank das du so auf meine Fragen eingehst!
    Dann werde ich das im Frühling mal angehen!

    Ja, natürlich - darum soll es hier ja auch gehen.


    Mir hilft es auch, dahingehend, bei der Aufklärungsarbeit vllt. noch Probleme oder Sorgen mitzubekommen, die mir nicht bewusst sind bisher. Ist also win-win.


    LG, Chris

  • ich kann Lisa sehr gut verstehen: das Problem ist da halt, dass man nicht ausweichen kann, weil auf der anderen Seite vom Weg Feld ist - sonst könnte man ja einfach im Bogen drum rum laufen und so nach und nach testen, wie weit man tatsächlich vom Zaun entfernt sein muss.


    Der Weg selber ist eben auch direkt am Zaun - da gibt es keine Pufferzone wie bei dir. Wobei mir beim ersten Mal bei dir auch etwas mulmig war :tropf: Ohne mein Vertrauen in dich, wär ich net so ruhig an der Fläche vorbei.
    Ich erinner mich noch gut, ich lief auf die Fläche zu, die Rinder und Hunde bei dir oben. Als ich dann parallel zur Fläche war (ihr damit seitlich, leicht hinter mir), hörte ich donnerndes Galoppieren aus eurer Richtung und dachte überrascht, die Rinder kommen mit den Hunden runter gesaust - es waren aber tatsächlich nur die beiden Mc's :shocked:

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