Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Wer soll das bezahlen?

    Und gerade das finde ich traurig. Überall wird hoch getönt man solle bessere Zäune bauen, HSH integrieren. Aber von was? So viele Fördermittel wird es nicht geben und so schnell wie die Wolfspopulation wächst können doch gar keine HSH ausgebildet werden.


    Danke für die Antwort!

  • aber mir fällt negativ auf, dass gleich wieder andere HSH-Rassen als gefährlich hingestellt werden, evtl. um die eigene Rasse besser dastehen zu lassen. Die bösen, menschenfressenden Kangals mal wieder.

    Ja, das ist ziemlich kurz gedacht und nicht sehr kollegen-freundlich.


    Aber Butter bei die Fische:


    Drückjagd, aufgescheuchtes Wild, das durch die Zäune geht, dass HSH darauf reagieren, ist normal und gewollt. Grad Wildschweine sind nun mal Allesfresser, die sowohl Aas fressen, als auch z. B. Jungtiere. Wenn das Wild Löcher in die Zäune reisst oder die Zäune umreisst, gehen die Hunde situativ mit, wenn sie grad an dem Eindringling dran sind. Und dass HSH im Fall x nun mal keine Wattebäuschchen schmeissen, sollte klar sein.



    Die Arbeit mit Herdenschutzhunden erfordert viel Gespür für diese Hunde und es zeichnet sich immer mehr ab, dass die Nicht-Hundler unter den Weidetierhaltern mit grösseren HSH-Gruppen an ihre Grenzen stossen. Der "softe" Einstieg mit 2 Hunden, die im Idealfall schon erwachsen sind, ist eine völlig andere Liga, als die Dynamik in größeren Hunde-Verbänden mit Junghunden und es ist eben kein "Selbstläufer", wie es so gern von Wolfsschutzvereinen postuliert wird. Man muss sich dabei allerdings darüber im Klaren sein, dass Herdenschutz mit 2 Hunden lediglich ein Minimalschutz ist, der nur solange genügt, bis der Wolfsdruck derart zunimmt, dass die Wölfe auch an Herden mit HSH gehen, wie ja z. B. in S-A schon passiert. Dann haben 2 Hunde keine Chance gegen ein Rudel und werden genauso zum Opfer wie die Weidetiere. Das ist kein System, das ich unterstützen kann, weil ich die Hunde nicht als Verbrauchsmaterial betrachte, wie viele andere es zu tun scheinen.


    Ich habe keine Lösung für dieses Dilemma - ich arbeite allerdings völlig anders mit meinen Hunden als die meisten Weidetierhalter es tun. Ich betrachte sie in erster Linie als Hirtenhunde, also für die intensive Zusammenarbeit mit dem Hirten geschaffen und werde dafür von vielen belächelt.


    Die Tierhalter sollen in Deutschland ihre Tiere schützen mit Methoden, die hier im Grunde gar nicht durchzusetzen sind, bzw. nur in der Light-Variante - das wird so dauerhaft nicht funktionieren.

  • Zumal noch dazu kommt, das nicht jeder Schäfer so hundeaffin ist wie zB Chris. Selbst wenn sie Koppelgebrauchshunde haben, sagt das noch nix über ihre HSH-Führungskompetenz.

    LG

  • Es gibt auch traditionell kein Gespür für diesen Hundetyp ... muss man einfach so sagen. Der Umgang mit den hiesigen deutschen Hütehundtypen ist laut, grob und wenig ausgefeilt ... und geht oft schief. Es gibt massenhaft Hütehunde, die in Ställen und Zwingern vor sich hin rotten, weil keiner im Betrieb in der Lage ist sie auszubilden und sich auch keiner die paar Minuten Zeit am Tag nehmen möchte. Und das sind die Hunde, mit denen solche Leute an sich noch am besten können! Und nun kommen in so einen Betrieb HSH ... wie soll das gehen?


    Und, wie gesagt, die Hobbyhalter, die tagsüber ihre Brötchen verdienen, können das schon gar nicht leisten. Wie sollte ich persönlich eine Gruppe HSH in meine Herde integrieren? Im Herbst bräuchte ich dann zudem noch so viele Hunde, dass drei Herden abgedeckt wären. Ja, es sind kleine Herden, aber es sind einzeln stehende Herden. Mal davon abgesehen, dass meine Weideflächen viel zu klein und von der Lage völlig ungeeignet sind für den Einsatz von HSH.

  • Mal davon abgesehen, dass meine Weideflächen viel zu klein und von der Lage völlig ungeeignet sind für den Einsatz von HSH.

    Wie groß müssten die Weideflächen sein, damit 2 HSH sich wohlfühlen?

    Bis jetzt habe ich einen einzigen Anhaltspunkt bei einem Züchter gelesen.


    Das ist im Moment nämlich auch mein einziger Knackpunkt.

    Zäune ich zu viel für meine paar Schafe ein, trampeln die mehr nieder, als das sie wirklich fressen, deswegen stecke ich lieber mehr um, habe dafür aber schier gefressene Flächen.

    Für 2 HSH aber deutlich zu wenig Platz....



    Alles andere habe ich mir im Kopf schon überlegt, gerade wie ich Welpen und Junghunde integrieren könnte, wobei ich sagen muss, dass mir zwei erwachsene Hunde lieber wären.


    Es ist einfach ein mega doofes Gefühl, wenn man noch so viel Gras stehen hat, wo wir zum Schluss aufgrund von Nässe nicht mehr mähen konnten aber man sich nicht traut, seine Schafe da hin zu stellen, weil die Flächen 500 Meter vom Hof weg sind...

  • Wir waren ja gerade in Australien und haben dort eine Doku gesehen, wie dort mit den Dingos umgegangen wird, speziell mit denen, die sich auf Vieh spezialisiert haben|)

    So eine Doku dürfte man hier in Deutschland gar nicht zeigen aber es wird einem immer so schön erzählt, dass das zusammen leben in anderen Ländern doch auch funktioniert...so mit hauptberuflichen Dingojägern, die sogar vom Staat mit finanziert werden, Gift und Fallen...

  • So eine Doku dürfte man hier in Deutschland gar nicht zeigen

    Ich hab sowas auf YT mal gesehen - die waren da nicht zimperlich, allerdings für mich auch schon wieder auf eine abstoßende Art.

    Ich hab nichts gegen einen sauberen Abschuss, aber ich habe was dagegen, Tiere zu quälen oder diese als Abschreckung irgendwo hinzuhängen.


    Wie groß müssten die Weideflächen sein, damit 2 HSH sich wohlfühlen?

    Ich glaub nicht, dass man da irgendwelche offiziellen Zahlen zu finden kann - es ist in Kombination HSH mit dem E-Zaun von einer Mindestgröße der Fläche die Rede, um aus dem Zwinger-Bereich rauszukommen, die aber nicht näher beziffert wird und somit im Ermessungsspielraum des zuständigen Amtsvet liegt.


    Meine Winterfläche ist etwa 1 ha gross - in Handtuchform, also recht lang, da haben die Hunde auf jeden Fall Platz genug, um sich auch mal austoben zu können, ohne dabei die Rinder in Unruhe zu versetzen. Meine Hunde nehme ich, wenn der Wind so steht, dass sie ihre Rinder in der Nase haben können, auch zur Zaunkontrolle auf den anschliessenden Flächen mit - ich bilde mir ein, dass sie das ganz gern tun und dass ich damit ihrem Drang, auch das dazugehörige Umfeld zu kontrollieren, ein wenig entgegenkomme. Dabei lasse ich den Treibweg, der an der Gesamtfläche parallel läuft, aber immer offen, so dass sie im Fall X rasch wieder bei den Rindern sind.

  • McChris


    Ich stimme dir da 100% zu.

    Meins war das auch absolut nicht, gerade das mit den Fallen, furchtbar!

    Aber wenn man sowas sieht, versteht man das Argument der fanatischen Wolfsanhänger "in anderen Ländern ist das Zusammenleben doch auch möglich" noch weniger :ka:


    Das ist ja interessant, dass du deine auch mal mit nimmst.

    Ich hatte mir sowas nämlich auch schon überlegt, ob ich die Morgens und Nachmittags mit auf dem Hof rum laufen lassen kann.

    Da bin ich ja die ganze Zeit mit draußen und die Hunde laufen ja eh nie unbeaufsichtigt auf dem Hof rum.

    Zu den Schafen könnten sie die ganze Zeit zurück und sie wären im Kuhstall ja trotzdem die ganze Zeit zwischen den Kühen.

    Wenn es Welpen werden sollten, hatte ich mir das eh schon so überlegt, dass die zwei erstmal auf der Deele bleiben, wo sie Zugang zu den größeren Kälbern hätten und dann eben erstmal nur unter meiner Aufsicht mit zu den Schafen und dem restlichen Hofgelände und den Kühen kommen.


    Da sie ja irgendwann bei den Schafen bleiben sollen, hatte ich mir das so überlegt, dass ich das ganze Stück für Stück weiter ausbaue, bis ich sie mit ca. einem Jahr dann ganz da lassen wollte.

    Ich glaube die Zeit bräuchten auch meine Schafe, die differenzieren nicht ganz so stark zwischen den Hunden und sind auch bei Susi und Lexi immer etwas misstrauisch.

    Die Kühe wissen das ganz genau, vor wem sie Respekt haben müssen und vor wem nicht.

    Die sind das ja aber auch gewohnt, dass auch Lexi oder Susi einfach mal so zwischen den rum laufen, ebenso wie unser Kater, der gerade von den Kälbern heiß und innig geliebt wird :tropf:


    Meinst du das könnte so klappen?


    Muss ja doch alles gut durchdacht und geplant werden.

    Aber wenn ich heute Morgen schon wieder mit kriege, dass seit letzter Woche in Dithmarschen 33 Schafe aus einer Herde gerissen wurden (jede Nacht zwischen 6 und 7 Stück) stellen sich mir echt die Nackenhaare auf :muede:

  • Wie groß müssten die Weideflächen sein, damit 2 HSH sich wohlfühlen?

    Das hat wohl eher was mit Lage und so zu tun. Meine Schafe stehen immer an viel frequentierten Wegen. Gassi-Meilen, Radweg etc ... Da ich ja nur eine kleine Herde habe, beweide ich für die Landschaftspflege recht kleine Flächen. Nun sollen die ja auch ordentlich abgeweidet werden. Heißt: Ich muss die kleine Herde eng stecken, damit der Effekt überhaupt eintritt. Es gibt also kaum Platz, dass die Tiere ausweichen können. Ich hatte schon mal Bilder von dem Angelteich gepostet, wo die Schafe auf einem zehn Meter breitem Streifen direkt am Rad- und Gassiweg stehen ...

  • Meinst du das könnte so klappen?

    Das klingt doch super.

    Mach nicht zuuu fixe Vorauspläne, sondern bleib einfach offen dafür, zu sehen, was für beide Tierarten grad situativ am besten ist - ich glaub, so kommt man am besten voran. Ein wirkliches Schema F gibt es da nicht, weil einfach die Bedingungen, die man hat, oft sehr unterschiedlich sind. Wenn man erkennt und annimmt, was die Tiere von sich aus anbieten, ist das immer die beste Lösung, um Überforderung auf beiden Seiten zu vermeiden.

    Jemand wie Du kann da wirklich ganz gelassen rangehen. Die HSH sind deutlich anders in ihrer Art der Zusammenarbeit mit dem "Hirten", aber sobald man diese Art erkannt hat, ist es einfach nur noch faszinierend und unglaublich toll.


    Sind die Kangals noch da?

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