Herdenschutzhunde an der Herde und technischer Herdenschutz

  • Nach ein wenig Rumlesen - doch ja, das gehört hierher. Es handelt sich um HSH im Einsatz und das Ganze ist ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen DARF.

    Sehr ärgerlich, so etwas ... fällt auf das Projekt HS mit Hunden sicherlich ungünstig auf alle anderen zurück ... :( :


    Das ist zwar rund um das Thema Hund so, aber beim Herdenschutz hat es noch mal eine andere Dimension (nur schon politisch).

  • Können HSH tatsächlich differenzieren lernen oder gäbe es da Krach?

    Sie können viel lernen, aber dafür muss auch jemand da sein, der es ihnen beibringt. Jeden Tag bis der Hund souverän und gefestigt ist. Heißt für gut vier Jahre 24 Stunden am Tag. Herdenschutzhunde sind vor allem für Hüten unter Aufsicht des Menschen geschaffen. Allein lässt man sie erst, wenn sie vollständig ausgebildet sind. Und dann auch am besten so wenig wie möglich.


    Die meisten Herden sind aber heutzutage Hobbyherden neben dem Hauptjob. Wie soll das also gehen? Selbst ein hauptberuflicher Schäfer hält sich wegen der veränderten Struktur heutzutage nicht mehr bei den Schafen auf. Er bringt sie hin und koppelt. Und dann muss er zur nächsten Herde oder andere Arbeiten verrichten. Ist also weg.

    Das wäre in dem Fall meiner Bekannten auch so. Sie macht das nur zum Spaß, nebenbei arbeitet sie Vollzeit.

    Aber interessant wie lange diese Ausbildung dauert! Gehören diese Rassen auch eher zu den Spätentwicklern?

  • Können HSH tatsächlich differenzieren lernen

    Ja - weit differenzierter, als es z. B. meine Rinder tun würden. Käme Waldi auf meine Flächen - ohne mitlaufende HSH - würden die Rinder Waldi platt machen. Und Waldi käme weit leichter auf meine Flächen, weil ein normaler Rinderzaun deutlich offener ist, als ein wolfsabweisender Zaun, hinter dem HSH stehen.

    Was meine Rinder mit Oma und Enkel machen würden, kann ich nicht sagen.

    Wird erstmal alles vertrieben was ins Revier kommt, sollen die Hunde ggf auch den Fein töten?

    Ja, da hast Du ganz gut die beiden Einsatzbereiche beschrieben, Du müsstest lediglich das Wort "Feind" durch "Angreifer" ersetzen.

    HSH sind Verteidiger, sie greifen nicht von sich aus an.

    Die unaufgeklärten Menschen verwechseln den am Zaun agierenden Hund gern mit einem angreifenden Hund.


    Wenn man sich mit Hunden relativ gut auskennt, kann man hier in diesem Video sehen, dass selbst dieser (die Herde nicht angreifende) Bär nicht angegriffen wird - er wird vehement daran gehindert, sich der Herde weiter zu nähern, mehr nicht:


    Würden sie Oma, Enkel und Waldi gnädig ziehen lassen?

    Auch Waldi könnte sich ja z. B. als Angreifer präsentieren.

    Rennt er wild kläffend auf die Herde zu - kann das für die HSH aussehen wie ein Angriff.

    Schlappt Waldi da träumend durch die Gegend ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass er mit einem reinen Schrecken davonkommt.


    Menschen sind für gute HSH eine völlig andere Liga als Vierbeiner. Da kämen als erstes Verhaltensweisen wie in den Weg stellen und Verbellen oder anrempeln - schwierig würde es dann werden, wenn Waldi kreischt, Enkel und Oma um sich schlagen, nach den HSH treten, brüllen, dann entstünde eine Situation, die ich nicht für anderer Leuts HSH beantworten kann und werde.


    Hier gab es mal einen menschlichen Eindringling - die Hunde haben ihn gestellt und verbellt, auf etwa 2,5 bis 3 Meter Abstand.


    Aber, wie flying-paws schon geschrieben hat, es ist viel Arbeit, viel Verantwortung und viel Zeit, die man in diese Hunde stecken muss, damit man sie in unserem deutschen Umfeld guten Gewissens einsetzen kann.


    Was mich am meisten verwunderte, dass scheinbar das Wildschwein nicht tödlich verletzt war, denn lt. Artikel wurde es ja nicht gefunden.....fehlt es da an (ich nenne es mal ) "Schärfe"oder würdest Du, Chris, vermuten, dass den HSH da der Eigenschutz bei einem so wehrhaftem Gegner Vorrang hatte ?

    Unschädlich machen würde aus Herdenschutzsicht ja völlig reichen. Und das würde in dem geschilderten Vorfall dafür sprechen, dass das eine Aktion aus dem Schutzverhalten heraus war und kein Jagdverhalten.

    Wenn man sich Videos aus anderen Ländern antut, in denen HSH einen Wolf angehen, sieht man, dass das kein schneller Vorgang ist. Selbst möglichst unverletzt zu bleiben ist da wesentlich.

  • Vielen lieben Dank für die sehr ausführliche Antwort! So kann ich die Sorge schon eher nachvollziehen.

    Schon sehr interessant wie die Hunde reagieren.


    Von Rindern kenne ich es selbst, dass sie gerne mal "eklig" werden wenn man die Koppel betritt und sie im großen und ganzen nur "ihren" Menschen kennen. Ordentlichen Respekt habe ich vor beiden, HSH (eher allgemein Wachhunden) und Rindern.

  • Wenn man sich mit Hunden relativ gut auskennt, kann man hier in diesem Video sehen, dass selbst dieser (die Herde nicht angreifende) Bär nicht angegriffen wird - er wird vehement daran gehindert, sich der Herde weiter zu nähern, mehr nicht:

    Jetzt weiß ich auch woher das "wedeln und klatschen" kommt.

  • Zum Großteil des Artikels kann ich mangels Fachwissen wenig sagen, aber mir fällt negativ auf, dass gleich wieder andere HSH-Rassen als gefährlich hingestellt werden, evtl. um die eigene Rasse besser dastehen zu lassen. Die bösen, menschenfressenden Kangals mal wieder.


    Auch denke ich, dass es durch die Umstellung der eigenen Rasse zu den Problemen gekommen ist, weil auf nur sechs erwachsene, geprüfte Hunde neun sehr junge kommen, die eben noch unerfahren sind und ggf. ohne Anleitung durch den Menschen und genügend erwachsene Vorbilder überreagieren.

  • Der Artikel zeigt, dass es eben schwierig ist Herdenschutzhunde auszubilden, wenn man gar nicht bei der Herde sein kann. Er zeigt gut, dass eben nicht das geht, was sich viele Leute so rosig vorstellen: Hunde in die Herde werfen und fertig.

  • Ist das realistisch, dass ein dreijähriger Hund bereits so sicher an der Herde ist um ohne Aufsicht agieren zu können/ dürfen und dabei noch Junghunde unter seine Fittiche zu haben?

  • Ist das realistisch, dass ein dreijähriger Hund bereits so sicher an der Herde ist um ohne Aufsicht agieren zu können/ dürfen und dabei noch Junghunde unter seine Fittiche zu haben?

    Schwierig. Dafür müsste man den Hund kennen. Aber ein einzelner "erwachsener" Hund mit einem mehreren Youngstern ... da müsste eben mehr Aufsicht her. Das können die Schäfer nicht leisten und dann kann es zu solchen Unfällen kommen. Dann noch der blöde Umstand, dass die von der Jagd nix wussten ... Ich sage es mal ganz platt: Das muss die Bevölkerung in Kauf nehmen, dass es zu Vorfällen kommen kann, wenn der Weg wie er gerade ist so weiter beschritten werden soll.


    Im Augenblick schießt der Bedarf nach HSH nach oben. Daher gibt es viele junge Hunde. Aber diese jungen Hunde müssen ja irgendwo aufwachsen. Wir haben in Deutschland nicht die Menge an erfahrenen, älteren HSH, die dann auch noch gute Lehrmeister sind. Also müsste man es über Menscheneinsatz machen. Da fehlt es aber auch, weil man solche Leute in den Betrieben anstellen müsste. Und die müssten erst Mal geschult werden wie das überhaupt geht mit der Ausbildung solcher Hunde. Wer soll das bezahlen?

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