Der 300.ste Versuch: Wie habt ihr das Alleinebleiben erfolgreich (!) aufgebaut?

  • Ich will (mal wieder) einen Versuch starten, Lillys Trennungsangst doch noch zu besiegen, diesmal mit medikamentöser Unterstützung.


    Kurz zur Vorgeschichte: Habe sie 2,5jährig als Laborhund übernommen. Wir üben nun ca. 2,5 Jahre, jedes Mal wenn wir ca. 30 Minuten überschreiten fallen wir zurück. Zur schlimmsten Zeit ist sie total durchgedreht wenn sie alleine war, mit reinmachen, jaulen, fiepen, gegen-die-Wand laufen, hecheln usw.
    Inzwischen fiept sie nur noch, ich lasse sie jedoch außerhalb des Trainings auch gar nciht mehr allein.
    Wir üben mit Kennel, weil sie sich so nicht so durch rumrennen pushen kann, und einem ritualisierten Aufbau (also spazieren, dann Futter, was zu kauen, dann Entspannungsmusik an, 30 Minuten warten und dann gehe ich raus (bleibe aber noch in der WOhnung). Nach derzeit 10-15 Minuten komme ich zurück in den Raum und ignoriere sie bzw bleibt sie dann noch ca 30 Minuten im Kennel. Manchmal verpennt sie die Zeit, manchmal sitzt sie da und wartet und wird ein bißchen unruhig (obwohl sie eigentlich müde sein müsste). In letzter Zeit legt sie sich fast minütlich um, horcht zwischendurch, sitzt dann mal ne Weile, legt sich wieder usw. Also nix schlimmes, aber dafür dass ich noch in der Wohnung bin und sie ne Weile immer geschlafen hat natürlich auch nicht optimal.
    Nun bekommt sie etwas gegen Stress und Ängste und ich will nochmal neu aufbauen. Nur bin ich bei diesem Thema inzwischen so gaga, dass ich mal gerne hören würde, wie ihr euren Hunden das erfolgreich beigebracht habt.
    Und ob ich zb weiter steigern sollte, solange sie nicht mega unruhig wird, oder immer erst weitergehen, wenn die vorherige Zeit wirklich schlafend absolviert wird (so hab ich es bisher gemacht, aber so kommen wir halt nicht weiter).
    Würde mich sehr über Ratschläge freuen! :bindafür:

  • Ich weiss nicht, ob mein Hund da anders ist, aber dieses Minutenweise steigern etc, hätte meinen Hund mehr kirre gemacht, als dass es geholfen hätte..
    Ich habe in 10- 15 Minuten gesteigert. Und ich habe das Fiepen am Anfang auch mal ignoriert.
    Sie kann jetzt 1 Stunde alleine blieben ohne mich überhaupt zu registrieren wenn ich wieder komme und 2-3 Stunden ohne Fiepen, Hecheln, rum laufen etc.


    Und ich glaube, dass man die Zeiten variabel halten sollte. Bist du immer genau 30 Minuten weg?

  • Kann es sein, dass du zuviel Tamtam machst um das Alleinebleiben? Immer das gleiche Ritual, Entspannungsmusik etc. ? Dein Hund weiß ja schon ne halbe Stunde bevor du gehst, dass er gleich alleine bleiben muss. Kein Wunder, dass er dabei Spannung aufbaut.
    Ich würde nochmal ganz von vorne anfangen und zwar beim Rausgehen. Man hat ja so seinen Ablauf, wenn man raus geht. Man packt seine Tasche, Schlüssel, Jacke etc. und geht dann. Diese Szene würde ich immer und immer wieder durchspielen. 50 Mal am Tag. Den Hund dabei nicht beachten. Keine Rituale oder ähnliches. Immer wieder raus gehen. Und auch wirklich die Treppe runter oder zur Haustür raus gehen. Nicht hinter der Wohnungstür bleiben. Nach ein- zwei Minuten wieder rein. Erst wenn dein Hund dein Gehen völlig gelassen nimmt und dir nicht mehr zur Tür hinter her dackelt, dann anfangen die Zeiten zu verlängern und zu varieren. Dann geht das normalerweise auch relativ zackig in größeren Schritten. Aber der Anfang ist halt langwierig.

  • Ich hätte auch gesagt, dass dein Hund ja schon sehr früh weiß, dass er allein bleiben muss, wie meine Vorschreiberin auch und da schon ordentlich Stress aufbaut.
    Ich würde auch immer wieder Jacke, Schuhe an, Schlüssel nehmen, durch die Wohnung (!) gehen, Türen hinter dir zu machen, warten, wieder hinein kommen etc. Zig mal am Tag, solange, bis sie dir nicht hinterher läuft und sich eher denkt, oh wie anstregend, die Olle läuft wieder durch die Wohnung, ich bleibe liegen. Dann würde ich das mit raus gehen in Verbindung bringen.
    Ich finds zB total iO, Musik anzulassen, in dem Moment, wenn man geht.


    Wir habens so aufgebaut, dass ich zB Müll raus gebracht habe, also erstmal paar Minuten weg bin, dann mal rüber zu meiner Oma für ne halbe Stunde, dann musste ich an nem Vormittag zum Arzt, da musste sie 45 min alleine bleiben und von da an haben wir das stundenweise gesteigert, da sie absolut keine Probleme damit hatte. Ich hab da auch nie nen Tamtam drum gemacht. Da hat sie echt vom Züchter ein Grundvertrauen mit bekommen, dass immer jemand wieder kommt. Die Welpen waren auch nachts mit der Mutter allein (so ab der 4./5. Woche), und die Züchter eben in ihrem Schlafzimmer.

  • Wir bauen das eigentlich immer gleich auf, egal welcher Hund, wobei ich dazu sagen muss, dass unsere Hunde nie Angst oder Stress davor hatten. Obs an dem Charakter des Hundes, an ihren Vorerfahrungen oder oder lag ... keine Ahnung.


    Zunächst ist es für uns völlig normal und unsere Einstellung, dass der Hund auch mal alleine bleiben muss. Wir haben gar nicht erst das Bestreben, ihn überall mit hinnehmen zu müssen. Ich denke, dass ist das erste worauf es zunächst ankommt. Sehe ich als Mensch die Notwendigkeit ein oder bin ich mir selbst unsicher.


    Dann fangen wir einfach an. Mal alleine ins Bad rein, drin bleiben für das Übliche, raus. Hund wird dabei weder bewußt ignoriert oder auf ihn eingegangen. Steht er im Weg, wird er weg geschickt. Liegt er irgendwo okay. Hat er gefiept, egal. Macht er zuviel Theater vor der Tür, gibts ne Ansage (bin auch schon aus dem Bad rausgestürmt, um das Theater zu beenden).


    Dann wird Post aus dem Briefkasten ohne Hund geholt. Wieder rein, mein Verhalten bleibt erst einmal neutral. Kommt der Hund ruhig ran, wird er gelobt, er kann mich ja ruhig ruhig begrüßen. Steht er an der Tür, okay. Stürmt er ran oder bedrängt mich, wird er geblockt.


    In der ersten Zeit nutze ich einfach die kurzfristigen Gelegenheiten (er ist im Auto während man an der Tanke bezahlen geht, er ist im Auto während man kurz beim Bäcker reinspringt etc.).


    Dann wird der Hund mit zum Einkaufen mitgenommen, bleibt aber im Auto. Er weiß aus Erfahrung, dass wir wieder kommen. Beim zurückkommen wird er kurz und ruhig begrüßt, kriegt einen Streichler u. fertig.


    Und dann fangen wir an zu steigern, unregelmäßig, ohne minutengenaues Warten. Wir bleiben nicht vor der Tür stehen u. warten - das merkt der Hund meiner Meinung nach - sondern gehen/fahren weg.


    Ich würde an deiner Stelle, deine Einstellung in der Situation hinterfragen und gegebenenfalls daran arbeiten und dann über den ganz normalen Alltag gehen. Ein Zimmer das ein oder andere Mal tabuisieren, ihn im Auto alleine lassen - diese Gelegenheiten bewußt suchen und ausbauen. Und womit ich prinzipiell gut fahre: sagen/zeigen was gut war aber auch was ich blöd/scheiße finde.

  • Danke für eure Rückmeldungen!
    Ich weiß, dass ich viel Tamtam und (zu) viele Gedanken zu dem Thema mache.
    Das war jedoch nicht immer so, am Anfang habe ich das genauso gemacht wie von euch beschrieben, weil ich so Probleme von unserer vorherigen Hündin überhaupt nicht kannte.
    Angefangen mir Gedanken zu machen habe ich erst, als ich Lilly mal gefilmt habe und gesehen habe, was für massiven Stress sie hatte.


    Seitdem hatte ich verschiedene Trainer da, hab verschiedenes ausprobiert.
    Einfach rausgehen haben wir mind. 6 Monate betrieben, aber das hat so gut wie keinen Fortschritt gebracht.


    Unsere derzeitige Trainerin sagte, dass man mit Lilly nciht wie mit einem normalen Hund trainieren sollte, da sie zum einen sehr schlechte Erfahrungen mit dem alleine bleiben gemacht hat und dies mit starkem Stress verbindet, und zum anderen, weil sie ein von Grunde auf ein Hund ist, der nicht wirklich mit Stress umgehen kann.
    Schlechte Aufzucht und das Leben im Labor haben ihre Spuren hinterlassen...


    Darum der immer gleich bleibende Aufbau, damit dieser ihr Sicherheit gibt. Und sie soll erstmal 2Stunden Trennung innerhalb der Wohnung aushalten können, bevor ich aus der Wohnung gehe.
    Ich kann inzwischen auch mal ne halbe Stunde im Bad sein, ohne dass sie das juckt. Und 15 Minuten im Auto klappen auch.


    Aber ich denke ich werde, wie von euch beschrieben, zusätzlich mal mehr Situationen suchen und zb auch mal kurz ohne sie in den Keller gehen, Post holen...


    Die Notwendigkeit sehe ich durchaus, ihr glaubt gar nicht wie anstrengend das Leben so mit ihr ist...


    Aus euren Beiträgen ziehe ich vor allem, dass ICH noch selbstverständlicher mit der Situation umgehen muss.
    Und das es vllt doch ok ist, dem Hund ne Rückmeldung zu geben. Das verteufeln viele Trainer ja, ich finds aber eigentlich logisch...


    Ich danke euch!

  • Huhu,
    da ich zur Zeit das gleiche Problem mit meinem Junghund habe, würde mich mal interessieren ob du inzwischen Fortschritte gemacht hast - und wenn ja, mit welcher Methode? :)

  • Hallöchen :)


    wir haben auch Probleme mit dem alleine bleiben.


    Vor 3 Monaten konnte ich ohne lautes Gebell noch keine Zimmertüre hinter mir schließen. Heute gehe ich 20 Min aus dem Haus (Bleibe aber mit Skype-Verbindung in der Nähe damit ich alles mitbekomme) Er liegt im Körbchen oder auf der Couch, pienst nur etwas..


    Ich weiss, dass das Piensen zeigt, dass er noch nicht völlig entspannt ist. Aber es ist ein Fortschritt. Ich habe nun schon oft den Tipp bekommen, noch mehr auf das HInterherlaufen zu achten. Er tapst mir in der Wohnung so gut wie jeden Schritt nach, was natürlich schlechte Voraussetzungen sind...


    Sein lautes gebell, welches sofort anfing wenn ich die Türe hinter mir zu ziehe, habe ich auch mal bestraft. Ich bin wieder rein und es gab ärger. Zunächst immer nur verbal. Nachdem ich gemerkt habe, dass er vor lauter freude scheinbar nicht unterscheidet ob ich nun böse oder lieb bin...


    Ich habe mich dann entschieden, ihm anders zu zeigen, was ich nicht akzeptiere und dass ein bestimmtes Verhalten falsch ist" Irgendwann, auch etwas aus ausgereizter Geduld heraus, hab ich ihm beim zurück kommen den Schlüssel vor die Nase geschmissen. Das hat ihn deutlich verschreckt, er war sofort still und hat mich verdattern angeschaut. Gefolgt von einem lauten "NEIN" war das alles, was ich getan habe.
    Gleich beim nächsten mal hat es länger gedauert bis er gebellt hat, ich bin rein bevor es soweit kam. Ich habe ihn dann gelobt, dass er ruhig war.


    Ich lege ihn mitlerweile nurnoch im Körbchen ab, bevor ich gehe. Leider sitzt das mit dem erst aufstehen, wenn ich auflöse noch nicht so ganz... Aber ich habe auch versucht ihn in einer Box zu lassen, darin wurde es nachdem wir sichere 15 Min erreicht hatten aber schlagartig schlechter, er hat Panik bekommen.


    Nun liegt er 15-20 min in seinem Körbchen, wir haben Minutenweise gesteigert... Aber zwischendurch auch mal wieder kürzer, wenn ich nur Post hole oder zum Briefkasten gehe.. Dies muss ich aber noch mehr machen. Damit er nicht irgendwann denkt "es wird jedesmal länger"


    Bei uns ist es zb auch so, dass ich ihn STundenlang im Wohnzimmer lassen kann, ohne Probleme solange ich in der WOhnung bin. Den unterschied, dass ich die WOhnung verlasse, merkt er SOFORT.


    Da musst du selbst heraus finden, ob es wirklich hilft, wenn dein Wuffi 2 STD in einem Zimmer bleibt ohne zu meckern...


    Versuch es mit viel Abwechslung - nicht immer das gleiche bevor du gehst. Wir schicken Balu ja nicht nur zum alleine bleiben ins Körbchen, das gleich passiert auch wenn er nicht alleine gelassen wird - man schickt den HUnd ja öfter mal auf seinen Platz ;-)


    Laut einem Tierverhaltenstherapöeuten, der 2x bei uns war soll man für den Hund unvorhersehbar sein so gut es geht. Wenn er schon ewig vorher weiss, dass der Stressfaktor im ANmarsch ist, wird das viel schlimmer.


    Da geht es uns doch nicht anders - Wenn man weiss, dass etwas bevor steht, was uns unter stress setzt, baut sich das auch immer merh auf. Wenn wir ins kalte Wasser geschubst werden, gehts meistens besser.


    Viele Grüße!

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