Eingewöhnung von Tierschutzhund

  • Hallo erstmal ;-)
    Wie ich schon in meiner Vorstellung geschrieben habe, wird bei uns wohl in naher Zukunft ein neuer Hund einziehen:
    Nächste Woche kommen die Ergebnisse vom Mittelmeercheck, die Woche drauf am Wochenende kommt der Hübsche, wenn alles gut geht zu uns.
    Er ist 11 Monate alt, wurde mit fünf Monaten in Sardinien als Fundhund abgeben, wobei die Vermutung nahe liegt, dass er einfach nicht gewollt war und weg musste. Seit 4 Monaten ist er jetzt in Deutschland auf einer Pflegestelle zusammen mit anderen Hunden, Pferden, Vögeln, Kühen und Katzen. Mit denen kommt er auch wunderbar klar.
    Menschen gegenüber ist er seeeehr skeptisch, ich hab das Gefühl, er möchte den Kontakt, aber irgendwas hindert ihn. Seinem Pflegefrauchen gegenüber ist er sehr verschmust. Bei meinem zweiten Besuch ist er schon freiwillig (auch ohne Leckerli) zu mir gekommen zum kuscheln. Bei meinem Freund ists eher schwierig, war aber beim zweiten Besuch auch deutlich besser. Er geht zu ihm, wenn er in der Hocke ist, sich ganz still hält und ein Lerckerli da hat. Aber ach da ist er immer auf der Hut. Vor Autos, lauten oder ungewohnten Geräuschen hat er auch Angst. Sehr positiv finde ich, dass er total neugierig, lieb und absolut kein Angstbeißer ist.
    Soweit mal zur Beschreibung ;-)
    Wenn der Kurze da ist sieht die Planung so aus: Das Wochenende sind wir beide Zuhause, die erste Woche nimmt sich mein Freund Urlaub, ich bin in der Arbeit, die zweite Woche umgekehrt. Am Anfang dachten wir, dass nur meine Freund ihn aus einem Futterbeutel füttert und er ihn an der Leine hat, wenn wir spazieren gehen. Je nachdem wie es dem Kurzen geht, könnten wir auch den Hund von meiner Ma holen, damit er sich sicherer fühlt. Sobald andere Hunde da sind ist er deutlich sicherer und zutraulicher. Wir wollen die ersten Wochen möglichst vermeiden, dass er mit Menschen in Kontakt kommt, die ihn unbedingt anfassen wollen. Wenn überhaupt, sollten es Leute sein, die ihn in Ruhe lassen bzw. die ein Leckerchen in der Hand haben und warten bis er kommt. Sobald er sich dann eingelebt hat, wollen wir intensiver an seinen Ängsten arbeiten.
    Was haltet ihr von der groben Planung? Habt ihr Tipps für uns, was wir unbedingt machen oder lassen sollten?
    Hab bisher relativ wenig Erfahrung mit so ängstlichen, zurückhaltenden Hunden, eher mit der Angstbeißer, Leinenrowdy und der unkomplizierten Fraktion ;-)
    Danke schon mal fürs Lesen :-)
    Liebe Grüße

  • Hallo adurina,


    herzlichen Glückwunsch zum neuen Familienzuwachs. :smile:


    Bei uns ist vor einem halben Jahr auch eine unsichere Vierbeinerin eingezogen, wir waren zu Beginn ebenso unerfahren mit Tierschutzhunden..
    Nunja, jetzt haben wir die Anfangsphase hinter uns und sie sowie wir haben große Fortschritte gemacht.


    Zu Beginn würde ich sie noch nicht direkt aus der Hand füttern, sondern erst einmal in Ruhe ankommen lassen. Zumindest die Mahlzeiten sollte sie mMn in Ruhe genießen können ohne in "Angst" vor dem unheimlichen großen Mann (dein Freund... ;) ) zu sein. Natürlich kann man das immer mal wieder zwischendurch machen, aber nicht ausschließlich wie ich finde.
    Was am Anfang noch wichtig ist, ist einfach nur Ruhe, Ruhe und nochmal Ruhe. Unsere Zena hat Ewigkeiten gepennt und es wahrscheinlich genossen, in völliger Stille und Ungestörheit und im eigenen Bett schlafen zu können.
    Zwischendurch haben wir immer mal wieder ganz kurze und leichte Übungseinheiten mit "Sitz" und "Pfötchen" und "Such das Fleischwurststückchen" eingeschoben, sodass sie Erfolgserlebnisse hat, die sie in ihre Sicherheit bestärken.


    Dass ihr eine weitere Hündin dazuholen könnt, ist sicherlich hilfreich für sie. Ist diese Hündin sicher im Umgang mit Menschen, kann die neue Vierbeinerin ja nur davon lernen. :smile:


    Noch eine Sache zum Arbeiten an den Ängsten: ich habe die Erfahrung gemacht, dass uns keiner Trainer der Welt großartig helfen konnte bei der "Bekämpfung" der Unsicherheit. Mit der Zeit wurden fast alle Anfangsproblemchen gelöst, wahrscheinlich alleine dadurch, dass sie sicherer wurde und wir ihr die nötige Sicherheit vermitteln konnten. Wichtig ist, sie mit ihrer Angst nicht alleine zu lassen und einfach da zu sein, aber sie auch wiederum nicht darin zu bestärken, indem man sie ganz überschwenglich streichelt mit "ach du armer Hund, du braaaauuuuchst doch keine Angst du haben"... :D

  • Wichtig wäre, klar Strukturen und Rituale von Anfang an einzuführen und den Hund einfach ankommen lassen.


    Feste Futterzeiten und den Hund in Ruhe fressen lassen! Fressen sollte nicht mit Stress verbunden werden.


    Spaziergänge würde ich immer nach Möglichkeit (falls Garten vorhanden) die ersten zwei Wochen gar nicht machen und wenn es sein muss, dann nur immer von zuhause aus los (doppelt gesichert), die gleiche, kurze Strecke, lösen lassen und wieder zurück.


    Wichtig ist, wenn man einen ängstlichen Hund übernimmt, selbt nicht unsicher zu sein, sondern ganz klar Dinge wie selbstverständlich vorgeben, sich nicht verstellen und den Alltag so leben wie bisher. So hat der Hund die besten Möglichkeiten, sich anzupassen.


    An den Ängsten "arbeiten" muss man meistens gar nicht, ich würde die Hunde imme von selbst kommen lassen, der eine braucht länger, der andere weniger.


    Auf jeden Fall immer ausreichend sichern (auch im Garten) und darauf achten, dass nirgendwo eine Tür auf ist, durch die der Hund verschwinden kann.


    Immer davon ausgehen, dass der Hund sich draußen auch mal erschrecken könnte und da muss er ordentlich gesichert sein, mindestens Halsband und Geschirr und an jedem eine Leine.


    Eventuell den Hund räumlich auch erst mal beschränken und einen Liegeplatz zuweisen.


    Ich lese, dass ihr zwei Wochen Urlaub habt ab Übernahme. Diese Zeit würde ich nutzen, den Hund einfach in Ruhe ankommen zu lassen, bloß nicht überfordern. Und zwischendurch immer auch einfach in Ruhe lassen und nicht ständig Aufmerksamkeit geben.


    Wie geht es nach den zwei Wochen weiter? Muss der Hund da schon alleine bleiben können? Ich denke, dass das sehr utopisch wäre und von daher wäre es wichtig, einen Plan B zu haben.


    Für das Alleinebleiben eines jungen Hundes, der das nicht kennt (zumindest nicht ohne andere Hunde) würde ich immer mindestens ein halbes Jahr einplanen, bis das funktioniert.


    Ansonsten, selbst einfach locker bleiben, nicht zu viel Augenmerk auf den Hund, Rituale einführen, Regeln aufstellen - dann hat der Hund einen roten Faden, an den er sich halten kann. Das gibt Sicherheit.


    Ich habe schon einige Angsthunde aufgenommen, hab die in den Alltag integriert und der Rest kam von alleine.

  • Danke für die Antworten ihr beiden :) Ich freu mich schon wahnsinnig auf den Süßen (es übrigens ein Männchen Vereni ;) )


    Das Pflegefrauchen hat mit ihm alleine bleiben schon geübt, da ist er sehr brav. Als Plan B: Wir können uns den Hund von meiner Ma den Tag über holen, dann wäre er nicht allein. Plan C: Wir können unseren Urlaub noch verlängern, die Chefs wissen bescheid, dass wir einen Hund bekommen und sind da sehr nett ( sind beides selbst Hundebesitzer ) Plan D: Das Pflegefrauchen würde uns im Notfall auch unterstützen, aber nur als absolute Notlösung, weil es ihm da wohl eher schwer fällt, uns als seine Menschen zu sehen. Plan E: Eine "Gehege" auf einem ruhigen Grundstück, bei dem mein Freund jede Stunde für ein paar Minuten vorbeikommen könnte, weils nur ein paar Meter von seiner Arbeit weg ist. Evtl könnten wir sogar was direkt neben seiner Arbeit einzäunen, so dass Blickkontakt da wäre. Das sollte eigentlich kein Problem sein. Sollte es trotz all den Plänen noch irgendwas geben, lassen wir uns was anderes einfallen, der Kurze geht vor.


    Spaziergang muss sein, natürlich nur doppelt gesichert, dachte an eine normale und eine Schleppleine (10m) für den Notfall. Die Schleppleine würde ich direkt festbinden (an der Gürtelschlaufe von der Jeans oder so), dann kann er sich erst mal einen Sicherheitsabstand holen ohne dass es gefährlich wird.
    Wir waren ja mit ihm zwei Mal bei der Pflegestelle Gassi, da war er erstaunlich sicher und lässt sich auch abrufen (an der Schleppleine draußen und im gesicherten Garten versucht ohne das Pflegefrauchen in der Nähe). Nur bei Menschen, die direkt auf ihn zukommen, oder sehr lauten Geräuschen erschrickt er wahnsinnig. Wobei er eigentlich nicht wegläuft, sondern eher erstarrt. Menschen sind vor allem ein Problem, wenn es der "Ooooohhh ein Hündchen.." Typ ist, der ihn anfassen will. Wenn jemand nur an ihm vorbeigeht, beobachtet er, sonst nichts.


    Das mit dem Futterbeutel ist am Anfang ziemlich viel, da habt ihr recht. Was meint ihr dazu, dass anfangs nur mein Freund das Futter hergibt, also in den Napf schüttet und dann weggeht? Mein Gedanke war, dass er den großen komischen Mann ;) mit was Positivem (Futter) verknüpft und sich somit die Skepsis legt.

    Wenn er in eine Situation kommt, in der er Angst hat (beim Spazierengehen bei der Pflegestelle war es ein nah vorbeifahrendes Auto) gehe ich einfach normal weiter. Ausgenommen natürlich es wäre eine Situation in der er Schutz braucht (oben beschriebenen Menschentyp oder ähnliches), dann übernehme ich bzw. mein Freund das und klären die Situation, möglichst schon bevor er bedrängt wird und Angst bekommen kann. Wenn er was gut macht gibt's Leckerlis. So ist zumindest der Plan ;) Dass uns mal der eine oder andere Fehler passiert kann man wohl nicht verhindern
    Feste Futter- und Gassizeiten werden wir auf jeden Fall einführen, genauso wie andere Rituale, die sich im Alltag ergeben. Danke für den Tipp!


    Ich war gerade wieder bei ihm, leider ohne meinen Freund, weil der arbeiten muss. Er hat sich gefreut und ist schwanzwedelnd auf mich zugelaufen, also schon ein großer Fortschritt :smile:


    Das was ihr geschrieben habt, beruhigt mich schon mal. Ruhe, Zeit und Zuneigung bekommt er auf jeden Fall so viel wie er möchte und braucht.

  • Danke für die Antworten ihr beiden :) Ich freu mich schon wahnsinnig auf den Süßen (es übrigens ein Männchen Vereni ;) )


    Das Pflegefrauchen hat mit ihm alleine bleiben schon geübt, da ist er sehr brav. Als Plan B: Wir können uns den Hund von meiner Ma den Tag über holen, dann wäre er nicht allein. Plan C: Wir können unseren Urlaub noch verlängern, die Chefs wissen bescheid, dass wir einen Hund bekommen und sind da sehr nett ( sind beides selbst Hundebesitzer ) Plan D: Das Pflegefrauchen würde uns im Notfall auch unterstützen, aber nur als absolute Notlösung, weil es ihm da wohl eher schwer fällt, uns als seine Menschen zu sehen. Plan E: Eine "Gehege" auf einem ruhigen Grundstück, bei dem mein Freund jede Stunde für ein paar Minuten vorbeikommen könnte, weils nur ein paar Meter von seiner Arbeit weg ist. Evtl könnten wir sogar was direkt neben seiner Arbeit einzäunen, so dass Blickkontakt da wäre. Das sollte eigentlich kein Problem sein. Sollte es trotz all den Plänen noch irgendwas geben, lassen wir uns was anderes einfallen, der Kurze geht vor.


    Spaziergang muss sein, natürlich nur doppelt gesichert, dachte an eine normale und eine Schleppleine (10m) für den Notfall. Die Schleppleine würde ich direkt festbinden (an der Gürtelschlaufe von der Jeans oder so), dann kann er sich erst mal einen Sicherheitsabstand holen ohne dass es gefährlich wird.
    Wir waren ja mit ihm zwei Mal bei der Pflegestelle Gassi, da war er erstaunlich sicher und lässt sich auch abrufen (an der Schleppleine draußen und im gesicherten Garten versucht ohne das Pflegefrauchen in der Nähe). Nur bei Menschen, die direkt auf ihn zukommen, oder sehr lauten Geräuschen erschrickt er wahnsinnig. Wobei er eigentlich nicht wegläuft, sondern eher erstarrt. Menschen sind vor allem ein Problem, wenn es der "Ooooohhh ein Hündchen.." Typ ist, der ihn anfassen will. Wenn jemand nur an ihm vorbeigeht, beobachtet er, sonst nichts.


    Das mit dem Futterbeutel ist am Anfang ziemlich viel, da habt ihr recht. Was meint ihr dazu, dass anfangs nur mein Freund das Futter hergibt, also in den Napf schüttet und dann weggeht? Mein Gedanke war, dass er den großen komischen Mann ;) mit was Positivem (Futter) verknüpft und sich somit die Skepsis legt.

    Wenn er in eine Situation kommt, in der er Angst hat (beim Spazierengehen bei der Pflegestelle war es ein nah vorbeifahrendes Auto) gehe ich einfach normal weiter. Ausgenommen natürlich es wäre eine Situation in der er Schutz braucht (oben beschriebenen Menschentyp oder ähnliches), dann übernehme ich bzw. mein Freund das und klären die Situation, möglichst schon bevor er bedrängt wird und Angst bekommen kann. Wenn er was gut macht gibt's Leckerlis. So ist zumindest der Plan ;) Dass uns mal der eine oder andere Fehler passiert kann man wohl nicht verhindern
    Feste Futter- und Gassizeiten werden wir auf jeden Fall einführen, genauso wie andere Rituale, die sich im Alltag ergeben. Danke für den Tipp!


    Ich war gerade wieder bei ihm, leider ohne meinen Freund, weil der arbeiten muss. Er hat sich gefreut und ist schwanzwedelnd auf mich zugelaufen, also schon ein großer Fortschritt :smile:


    Das was ihr geschrieben habt, beruhigt mich schon mal. Ruhe, Zeit und Zuneigung bekommt er auf jeden Fall so viel wie er möchte und braucht.

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