Was es heißt, einen Hund zu haben

  • Kathrin, diese Erinnerungen werden kommen. Es ist einfach noch zu frisch. Lass dir Zeit!


    Ich habe auch lange gebraucht, um mich nicht mehr an die schwache und kranke Bessie zu erinnern. Erst jetzt überwiegen die Erinnerungen an die Zeit, wo sie noch fit war und allen Blödsinn mit machte.. An die Geschichten mit den Jauchegruben (jaaaa, sie dachte immer, Jauchegruben wären prima Hundeschwimmbäder), wie sie innerhalb eines Nachmittages 15 Mal die Fetthenne im Garten ausgebuddelt hat und voller Stolz ran brachte.. Oder sich mit Wonne im frisch gemähten Rasen wälzte... Das alles ist erst in den letzten Jahren wieder im Kopf, die ganze Zeit davor habe ich an Bessie nur als meine arme, schwache, blinde Maus gedacht..

  • Wichtig finde ich auch die eigene Belastungsgrenze zu hinterfragen. Auch hier denke ich an bestimmte Threads und Menschen.


    Es hilft gar nichts, wenn andere das alles easy packen, man selbst aber eben nicht. Was der eine mit Kreativität, Durchhaltevermögen und Einsatz, evtl. auch Verzicht fast nebenbei durchzieht, muss noch lange nicht für jeden zu schaffen sein.


    Das "man wächst mit den Aufgaben" funktioniert beim Einen (auch hier denke ich an Kathrin, die so meine ich, sogar über sich selbst rausgewachsen ist), kann aber genauso zum Scheitern beim Anderen verurteilt sein, weil jemand an Problemen verzweifelt über die ein anderer vielleicht nur müde lächeln würde (anderer Thread)


    Wenn man also generell der Typ ist, der sich bei Schwierigkeiten am Liebsten in nem Loch verkriechen würde oder die Bettdecke über den Kopf zieht - dann sollte man sich das mit der Hundeanschaffung auch nochmal überlegen.


    Hundeprobleme lassen sich nicht aussitzen, darüber sollte man sich im Klaren sein.

  • Ein Kind zu bekommen entsteht nicht aus der Laune heraus.
    Beim Hund ist das oft anders.Da heißt es:"Oh,ich will einen...!"Bumms,kaufen...
    Aber auch Hunde sind lebende Wesen.Der Hund fühlt sich sicherlich nicht wohl wenn Herrchen / Frauchen von morgens bis abends weg sind und nach dem Abendessen eine Runde gedreht wird und fertig.
    Wenn ich für Kinder in meiner Lebensplanung keine Zeit habe,sollte ich mir erst recht keinen Hund anschaffen.
    Dann ist ein Aquarium oder terrarium besser.
    Zudem muss ich mir überlegen ob ich den Hund halbwegs artgerecht halten kann.Ein Hund,der im 10.Stock in der 3-Zimmer-Wohnung von morgens bis abends alleine ist,dürfte nicht wirklich glücklich sein.
    Ist zumindest meine Meinung.

  • Zitat

    Wir hatten ja nicht annaehernd 16 Jahre lang Zeit. Ich glaube, die Zeit davor, ist egal. Ob 1 Jahr, 7 Jahre oder 16 Jahre, es ist schlimm!
    Ich glaube aber, dass z.B. 16 Jahre auf lange Sicht hin 'besser' sind. Bitte versteht mich nicht falsch! Es ist niemals leicht! Aber nach 16 Jahren ueberwiegen irgendwann die schoenen Erinnerungen, einfach weil es viele schoene Jahre gab.
    Bei uns waren es keine 5 Jahre und ueber 50% dieser Zeit war sie schwerkrank. Und zumindest mir faellt es schwer, mich an ihre ersten 2 Jahre, in denen es ihr einfach nur gut ging, zu erinnern.


    Hi Kathrin,
    ich kann gut verstehen, dass Du so denkst. Ich war heute auf Deiner FB-Seite :roll:
    Es ist schade, dass man nicht einfach mal zwei Schritte zur Seite gehen kann und wie ein Außenstehender betrachten kann: es gibt die Fotos - es gibt Deine Kommentare dazu.
    Alles, was man da sieht und liest - Ihr beide hattet etwas ganz Besonderes.
    Klingt vielleicht blöd, ist noch blöder zu beschreiben oder auszudrücken, was ich meine.
    Vielleicht gibt es hier noch jemanden, der meinen Eindruck teilt.

  • Zitat


    Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Menschen die einen Hund besitzen allen anderen Menschen nicht zutrauen einem Hund gerecht zu werden. Ich mache mir schon lange Gedanken über genau diese Dinge und werde, je mehr ich hier so herum lese, immer unsicherer. Es scheint offenbar nur möglich einem Hund gerecht zu werden, wenn man 15 Jahre Lebensplanung im voraus machen kann, man nicht zu alt ist (wehe man stirbt vor dem Hund), keine Arbeit hat (immer jemand zu Hause, der sich kümmert) und viel Geld für den Lebensunterhalt des Hundes ausgeben kann. Äh, soll ich ehrlich sein? Dann werde ich sicher nie einen Hund haben dürfen und sicherlich gibt es auch genug Menschen die einen besitzen und diese Kriterien nicht alle erfüllen.


    Na ja, ich sehe es ja bei meinen Arbeitskollegen.. Die eine will unbedingt einen Hund, erzählt von Katzentoilette, dass das Hundekind dann den ganzen Tag bei der Mutter ihres Freundes sein kann und sie sicherlich Lust hat, selbst bei Frühdienst (Schichtbeginn um 7 Uhr) vorher noch lange mit dem Hund draußen zu sein. Ich habe sie auf der Arbeit erlebt, festgestellt, wie ihr vieles lästig wird, wie sie die Augen verdreht, wenn sie etwas nervt. Und sie will halt unbedingt einen Welpen.. Ich schätze sie nicht so ein, dass sie die Nerven dafür hat, dass es ihr nicht irgendwann auf den Geist geht und glaube eher, dass sie der Verantwortung nicht gewachsen ist. Vor allem das Alleinebleiben für den Hund, mit Arbeitsweg und Pause ist die Kollegin immer 10 Stunden aus dem Haus. Ich habe ihr von einem Hund abgeraten. Die andere Kollegin hat kein Problem damit, wenn ihr Hund mal 10 Stunden alleine ist und wenn sie dann nach Hause kommt, noch warten muss, bis es raus geht, weil sie erst einmal die Bude putzen will und sagt dann, dass das jeder Hund lernt und kein Problem darstellt...


    Da traue ich es noch am Ehesten der Kollegin zu, die einen kleinen Hund anschaffen will, weil die Kinder gern einen haben würden. Die macht sich nämlich Gedanken, sowas erst einmal für eine Woche mit dem Hund ihrer Schwester zu testen etc. Und die macht sich Gedanken, was ist, wenn die Kinder doch nicht so mitziehen.. Etc..


    Ich glaube, es ist die Einstellung, die manche Menschen an den Tag legen. Wenn mir jemand gegenüber sitzt und sagt, er möchte einen Hund, dann ist das erst einmal ein toller Gedanke. Wenn ich dann anfange, die "Nachteile" und die Verantwortung aufzubröseln, die worst-case-Situationen durchzuspielen und ich kriege nur zu hören "ja, da hab ich mir schon Gedanken gemacht, aber das schaffe ich bestimmt und außerdem wird es bei mir ja ganz anders kommen", dann bekomme ich meine Zweifel. Mag sein, dass der Mensch sich die Gedanken gemacht hat, aber ich wage zu bezweifeln, ob er da dann auch wirklich ehrlich zu sich selbst war.


    Hmm, kann es schwer beschreiben, aber bei mir persönlich ist es so, wenn jemand selbst über diese Gedanken spricht und auch sehr deutlich zeigt, dass er zweifelt, dann traue ich ihm einen Hund eher zu, als jemand, der solche Gedanken weit von sich weist.

  • LuckyLotta, hast Du mal in die Altersangaben der User geschaut?


    Keiner hier von uns ist zudem Millionär oder lebt auf einer eintönigen einsamen Insel.


    Der Punkt ist: Schaffe ich mir einen Hund an, dann übernehme ich für die nächsten Jahre ( und hoffentlich sind das eine Menge) Verantwortung und Pflichten, muss darauf gefasst sein, dass da nicht nur die watteweichen schönen Seiten sind sondern auch die betonharten.


    Ein Hund ist nichts, was man sich mal eben so anschafft und bei Nichtgefallen und/oder dessen Überdrüssigkeit wieder abgibt.


    Und so mancher hat sich schon über die Intensität seiner Gefühle und Reaktionen gewundert, wenn mit dem Hund iwas ist, er was angestellt hat oder es im schlimmsten Fall mit dem Hund auf der Kippe steht.


    Ganz zu schweigen von den Gefühlen, die da kommen, wenn man von seinem Tier Abschied nehmen muss.


    Und genau dies soll dieser Fred aufzeigen und tut er auch, an so manchen Stellen sehr gefühlvoll.


    Markus das erste Mal weinen sah ich beim Tod von Hermann, dem Dackel seiner Eltern. Er verstarb mit 16 Jahren nach einem Spielunfall mit unserem Hund im Gartenteich der Eltern.


    Liebe Grüsse und Danke für so viel Offenheit,


    Birgit

  • Zitat

    Der Punkt ist: Schaffe ich mir einen Hund an, dann übernehme ich für die nächsten Jahre ( und hoffentlich sind das eine Menge) Verantwortung und Pflichten, muss darauf gefasst sein, dass da nicht nur die watteweichen schönen Seiten sind sondern auch die betonharten.


    Ein Hund ist nichts, was man sich mal eben so anschafft und bei Nichtgefallen und/oder dessen Überdrüssigkeit wieder abgibt.


    Und so mancher hat sich schon über die Intensität seiner Gefühle und Reaktionen gewundert, wenn mit dem Hund iwas ist, er was angestellt hat oder es im schlimmsten Fall mit dem Hund auf der Kippe steht.


    Eben, DAS meine ich! Klar kann ich, ohne so eine schlimme Krankheit wie bei Pepper mitgemacht zu haben, vorher behaupten "ja, ich pack das. Ich bin stark. Ich kenn mich. Sowas halte ich aus." Aber, mitnichten kann ich vorher sagen, was meine Emotionen mit mir da machen, was die gesamte Situation mit mir macht, weil ich es einfach nicht beurteilen kann!


    Es gib doch immer diese tollen "was wäre wenn..."Fragen. "Was wäre wenn du auf einer einsamen Insel strandest..." joa, da kommt man im Kopf noch klar mit, malt sich aus, wie man die Situation meistert etc.. Aber real? Ich habe sowas noch nie erlebt, ich bin nie auf einer einsamen Insel gestrandet und so kann ich nur vermuten, ob ich das packen würde. Aber sicher sein, neee.. Ich kann nicht sagen, dass ich keine Panik kriege...

  • Zitat

    LuckyLotta hat geschrieben:Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass viele Menschen die einen Hund besitzen allen anderen Menschen nicht zutrauen einem Hund gerecht zu werden. Ich mache mir schon lange Gedanken über genau diese Dinge und werde, je mehr ich hier so herum lese, immer unsicherer. Es scheint offenbar nur möglich einem Hund gerecht zu werden, wenn man 15 Jahre Lebensplanung im voraus machen kann, man nicht zu alt ist (wehe man stirbt vor dem Hund), keine Arbeit hat (immer jemand zu Hause, der sich kümmert) und viel Geld für den Lebensunterhalt des Hundes ausgeben kann. Äh, soll ich ehrlich sein? Dann werde ich sicher nie einen Hund haben dürfen und sicherlich gibt es auch genug Menschen die einen besitzen und diese Kriterien nicht alle erfüllen.


    lotta:
    Nein, so ist es nicht gemeint. Es geht um die Einstellung:
    Sobald irgendwas knapp wird, sei es Geld oder Zeit, haben beide Einschränkungen: Hund und Mensch.
    Das muss man haben wollen.
    Das Problem fängt dann an, wenn der Mensch meint, es geht nur nach ihm und seiner Linie und der Hund muss zurückstecken oder fällt gar in die Kategorie des unnützen Fressers.


    Wenns bei Dir am Ende des Monats Nudeln mit Tomatensoße und für den Hund Nudeln mit ner Dose Aldifutter gibt..... dann geht die Welt nicht unter - ist halt so. Wenn Du aber drüber nachdenkst, dass es für Dich für ein Schnitzel gereicht hätte, wenn dieser Hund nicht da wäre - dann läuft was falsch.
    Das ist auf viele Bereiche übertragbar.

  • lotuselise: :gut:



    Ja, und dann sind da noch die Momente, wo Du das Gefühl hast, Dein Hund ist nicht Dein Hund sondern Dein Feind.


    Mein Terrier in der Pubertät war die Neuauflage von mein Kampf.


    Von einen Tag auf den anderen war da nämlich nicht mehr der süsse Junghund sondern der prollige Jungrocker, der prollte, andere Rüden in den Boden stampfen wollte, nicht hörte, zog wie ein Berserker oder bremste wie ein Panzer, jedes Mädel plötzlich hochinteressant fand und auch sonst ein laufender Quell der peinlichen, nervenaufreibenden und frustierenden Augenblicke war.


    Dazu meiner pubertierende Tochter, mein vorpubertärer Sohn und ein Superherrchen, der meine Erziehungsversuche schlichtweg igniorierte oder boykottierte.


    Das war bisher meine härteste Nagelprobe mit dem Herrn Russell und meiner Familie.

  • So, liebe Brigit ich frage dich: was wäre wenn... ;)


    Du betrachtest es jetzt im Nachhinein reflektiert, stehst dazu und gestehst auch die zusätzlichen Nervfalten ein..
    Hätte man dir vorher dieses Szenario geschildert, was hättest du geantwortet? Wie hättest du reagiert?


    Und ja, ich glaube, um solche Konstellationen zu überleben, bedarf es schon einer gewissen Neigung, sich selbst aufzureiben.. Und die hat halt nicht jeder ;)

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