Stress in der Stadt

  • Hallo liebe Community,
    ich habe mit meinem Border Collie Rüden, im Moment 16 Monate alt, folgendes Problem:
    In der Stadt ist er extrem angespannt und nervös. Er ist nicht interessiert an Leckerlies oder Spielzeug und lässt sich nur sehr schwer ansprechen. Setze ich mich dann auf eine Bank oder bleibe ich einfach stehen wird bleibe ich stehen, dann wird geschaut, er kann sich dann auch langsam wieder beruhigen und wird ansprechbar. Gehen wir ein paar Schritte weiter fällt er wieder in sein altes Muster zurück. Er zieht wie ein Irrer an der Leine und wechselt kreuz und quer die Straßenseiten. Wenn wir allerdings in ein ruhiges Geschäft z. B. eine Buchhandlung gehen, ist die Aufregung wie weggeblasen und er kann sich auch gut für UO – Übungen begeistern. Im Moment gehen wir einmal die Woche in die Stadt, damit er gelassener wird. Setzen uns irgendwo hin und lassen ihn einfach schauen. Allerdings bemerke ich noch keine großen Fortschritte.
    Zum Alltag:
    Er ist ein sehr leicht erregbarer junger Hund, der allerdings viel Ruhe kennen gelernt hat. Wir arbeiten mit ihm an Schafen (bzw. wenn man das so nennen kann, also noch ganz am Anfang) und seit dem ersten Jahr machen wir Obedience. Eben sehr ruhig und gelassen. Er war als Welpe und Junghund sehr angenehm in der Stadt, hat sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und hat meist im Restaurant unterm Tisch geschlafen. Wir hatten allerdings das Training stark schleifen lassen, da wir sehr weit von irgendeiner Zivilisation wohnen. Wir gehen aber auch ca. alle 8 Wochen in einen stadtnahen Park, wo überhaupt keine Probleme zu sehen sind. Sonst bin ich echt zufrieden mit ihm und das ganze wird ja nur veranstaltet, damit wir unsere BH im Herbst (bis dahin haben wir doch alles im Griff, hoffe ich) ablegen können.
    Ich hoffe auf Tipps zur Trainingsgestaltung,
    lg Devon

    • Neu

    Hi


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    • Hallo Devon,


      erst mal herzlich Wilkommen im Forum ;)
      Kenne das "Problem", habe selber einen geräuschempfindlichen Hund, der an bestimmten Stellen in der Stadt gestresst ist. Schau mal hier in dem Thread gibt es einige gute Tipps für dich https://www.dogforum.de/verhal…ne-bei-angst-t127969.html


      Zitat

      Er war als Welpe und Junghund sehr angenehm in der Stadt, hat sich durch nichts aus der Ruhe bringen lassen und hat meist im Restaurant unterm Tisch geschlafen. Wir hatten allerdings das Training stark schleifen lassen, da wir sehr weit von irgendeiner Zivilisation wohnen.


      Gab es irgendeinen Auslöser durch den du dir das Verhalten erklären kannst (außer der längeren Pause) ? Gibt es andere Situationen die ihn stressen (bei meinem z.B. ganz schlimm das Müllauto) ? Denkst du es liegt in der Stadt eher an den Menschen oder an den Motorengeräuschen? Vermute mal bei dir auch an den Motorengeräuschen, wenn er in der Buchhandlung ruhig ist. Jukon liebt zum Beispiel das Einkaufszentrum, da innen gibt es ja auch keine Straße weit und breit :D


      Wenn Jukon schlimme Angstphasen hatte habe ich mich immer Stückchenweise vorgearbeitet, also den radius vergrößert oder mit dem normalen Spaziergang noch ne mini-Stadtrunde verbunden. Sehr hilfreich können gelassene Hundefreunde sein und probier auf jeden Fall mal das Clickern aus. Ideal wäre vielleicht auch so 2-3 mal die Woche, aber dafür kleinere Stadtrunden.
      Ansonsten würde ich das Platz mega-positiv machen, also ruhig erst mal 5 min in ruhiger Umgebung üben und danach dann ne superleckere Belohnung, was ganz feines. Vorm Füttern etc. Hatte mit Jukon das Problem vor der BH auch, weil an unsere Hundeschule viele Traktoren vorbeifahren, er hat am Anfang immer nur auf die Straße gelauscht und konnte mein Kommando gar nicht ausführen. Daheim, am Radweg, im Wald, vorm Supermarkt... überall kein Thema nur in der Hundeschule "konnte" er nicht. Hab es dann ihm halt sehr schmackhaft gemacht - Platz ist jetzt sein liebstes Lieblings-Kommando :D Auch in der BH sind dann Traktoren vorbei bei einem ist er ganz kurz in Sitz, aber sofort wieder von selbst ins Platz geplumst.
      Was du aber vor allem brauchst ist Zeit und Geduld - weil mit Druck wirst du da nichts erreichen (also lass dir von niemandem sagen du musst dich durchsetzen oder bla). Gib ihm wirklich da auch Zeit und übe erst mal mit langsamer Steigerung (er hat ja auch bestimmt entspannte und weniger entspanntere Stellen, oder?). Platz ist für den Hund wenn er angst hat auch äußerst schwierig, weil er da auch nicht so schnell flüchten kann.


      Ach ja, hätt ich fast vergessen - tritt es phasenweise auf? Jukon hat nämlich ohne erkennbaren Grund alle paar monate angstphasen, werde ihn mal auf Schilddrüsenunterfunktion (SDU) untersuchen lassen, weil er noch einige weitere Symptome zeigt, die dafür sprechen. Findest du im Forum auch einiges dazu, gibs einfach mal in die Suchfunktion ein ;)


      Lg Caro & der kleine Schwarze

    • Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
      Ich denke nicht, dass es an Autos und Co. liegt. Ich dachte eher Richtung Reizüberflutung. Ich lasse ihm alle Zeit der Welt und versuche es einfach mal mit Clickern. Aber er findet Futter nicht sonderlich interssant und nimmt auch nur schlecht etwas in der Stadt an, aber Futtertube mit Streichwurst kann ich mir da schon vorstellen :roll: .
      Auslöser konnte ich keinen feststellen, wir waren einfach lange nicht mehr in der Stadt. Vor Supermarkt, Vorstadtsiedlung, Hundeschule, Stadtpark usw. habe ich dieses Verhalten noch nie beobachten können, aber wenn es in die Innenstadt (Fußgängerzone, Einkaufszentrum, etc.) geht, passiert das, was oben beschrieben wurde. Es wird ihm dann zu eng, er will am liebsten nach 20 min aus dem Center raus.
      Vielleicht ist es sinnvoll mit ihm und der Hundeschulmannschaft in die Stadt zu gehen?
      LG
      Devon

    • Hallo,


      es kann durchaus helfen wenn andere, souveräne Hunde mit in die Stadt gehen.
      Diese vermitteln Deinem Hund Sicherheit und Du bist wahrscheinlich auch ruhiger wenn noch andere Menschen und Hunde dabei sind.


      Wichtig ist, dass ihr es nicht übertreibt und nicht zu lange in der Stadt bleibt, sondern vielleicht noch einen schönen Spaziergang hinten dran hängt. Dabei kann er dann wieder runterkommen.


      Liebe Grüße


      Steffi

    • Dann probiers doch mal mit Leberwurst ;) hab natürlich den Vorteil, das meiner von der Verfressenheit her eher Labrador ist als Schäferhund :D aber das ist auch ein guter Indikator an dem ich sehr gut seinen Erregungszustand ablesen kann. Es ist immer ein gutes Zeichen wenn du es schaffst, dass dein Hund so entspannt ist, dass er noch Leckerli nehmen kann.


      Zitat

      Vielleicht ist es sinnvoll mit ihm und der Hundeschulmannschaft in die Stadt zu gehen?


      Hmm, wenn er dir eh schon "reizüberflutet" vorkommt würd ich mir lieber einzelne Trainingspartner rauspicken oder zu dritt. Weil zu viele Hunde können ja wiederum dann auch uU zusätzlich stressen. Wechsel doch mal durch, frag doch jede Woche ein anderes Herrchen/Frauchen mit dem du dich gut verstehst mit einem Hund den er gerne mag. Kann ja auch öfters der gleiche sein wenn der andere Besitzer einverstanden ist.
      Wichtig ist halt das du es schaffst entspannte stellen rauszuarbeiten z.B. Fußgängerzone ist schwierig aber an der Ecke ist es dann wieder okay, und dann eben zum Beispiel nicht von der Fußgängerzone direkt ins Einkaufszentrum gehst. Gut ist vielleicht auch mit dem Auto an entspannte Stadtstellen zu fahren, kleine Runde gehen und eben langsam steigern.


      lg Caro & der kleine Schwarze

    • Ach ja - hab nen gaaaanz wichtigen Tipp vergessen, den ich dir noch geben kann. :D
      Geh doch einfach mal z.B. Sonntag früh um 8.00 Uhr in die Stadt (weiß ja nicht wie groß deine Stadt ist). Da ist fast keiner unterwegs, da kannst du dann z.B. mal mit ihm in die Fußgängerzone laufen und er kann sich dran gewöhnen. Das kann euch dann auch sehr helfen wenn mehr los ist.
      Also könntet ihr jetzt die nächsten Wochen z.B. immer Sonntag früh in die Stadt und dann noch 2 mal , z.B. mit Hundebegleitung und euch entspannte Stellen erarbeiten.
      Schreibt mal wies läuft ;) Bei Jukon hat es sehr viel gebracht in seinen Angstphasen, wenn ich mal Sonntag mit ihm in die Stadt gegangen bin und wenn du dann merkst, dass ihn des völlig kalt lässt, kannst du es ja auch langsam ausschleichen lassen.


      Lg Caro & der kleine Schwarze

    • Border Collies sind dafür gemacht, schnell auf visuelle Reize zu reagieren. Da finde ich es also nicht sehr verwunderlich, dass er vom Stadttrubel reizüberflutet ist.


      Schau mal, was Du über die Suchfunktion zu "Zeigen und benennen" findest. Im Gegensatz zu dem da meist beschriebenen Aufbau, früh in das "Angucken" reinzuclicken, damit man das Umorientieren zum Menschen stark betont, würde ich glaube ich bei Deinem länger ruhig gucken lassen.


      Ausserdem würde ich ein konditioniertes Entspannungssignal aufbauen. Und gegen das hin und her gezerre den angekündigten Geschirrgriff (beides über die Suchfunktion mehrfach zu finden ;) )

    • Vielen lieben Dank für die Tipps.
      Sonntag ist schon fester Stadttag. Unsere Stadt hat gerade mal 50'000 Einwohner und am Sonntag ist nicht wirklich was los. Vereinzelt ein paar Menschen, aber nicht so "schlimm" für ihn als an einem Freitag Nachmittag.
      Ich bewaffne mich also mit Geschirr (ich werde das einfach mal umsetzen) und Leberwurst - Kong und versuche es einfach wieder für kurze Zeit. Gestern war er schon so weit, dass er in einer Nebengasse zu FuZo sogar konzentriert einige leichte Übungen machen konnte. Es waren allerdings nur seehr wenig Menschen dort und fast kein anderer Hund. Mir ist aufgefallen, dass es eher die vielen Menschen sind, die ihn nervös machen. Weniger Geräusche oder andere Hunde.
      LG Devon
      PS: Ich berichte vom Sonntag wieder ;)

    • So wieder zurück von der Stadt. Mein Hund war seehr anständig :roll: . Wir sind nur kurz zum Bahnhof, um dort seine Abendration an Trockenfutter zu verfüttern und dann wieder gegangen. Der Weg dorthin war wieder extrem. An allem wurde geschnüffelt, hin - her, etc. Entspannung sieht anders aus. Aber am Bahngleis war es sehr ruhig, nur eine große Traube an Menschen, die auf ihren (verspäteten) Zug warteten. Da haben wir uns einfach dazugestellt und die Ration einzeln aus der Hand verfüttert. Anschließend auf eine große Bank gesetzt und den Hund einfach mal schauen lassen. Er hatte sich dann sogar hingelegt und konnte sich am Bahnhof insgesamt sogar schon manchmal auf mich konzentieren. Der Heimweg zum Auto war allerdings katastrophal. Am Geschirr darf er ziehen, am Halsband nicht. Aber so extrem war es selten. Ich hab dann den Geschirrgriff angewandt und einfach wieder gewartet bis er wieder runtergefahen ist. Sobald ich im das Kommando zum Auflösen gab, ging das ganze wieder von Vorne los.
      Er lässt sich auch nie wirklich von mir führen, er orientiert sich in der Stadt nicht richtig an mir. Sonst aber auch, wenn ich ihn an der Leine habe ist er immer 2 Schritte vor mir, wenn er trotzdem nicht zieht. Wie kann ich ihm erklären, dass ich wirklich die Orientierungsperson bin, wenn ich ihn anleine? Ohne Leine funktioniert das hervorragend, aber sobald ich sie einhänge funktioniert es nicht mehr.
      LG

    • Na, das hört sich doch schon mal ganz gut an, fürs "erste Mal" ;)


      Zitat

      Der Heimweg zum Auto war allerdings katastrophal. Am Geschirr darf er ziehen, am Halsband nicht. Aber so extrem war es selten. Ich hab dann den Geschirrgriff angewandt und einfach wieder gewartet bis er wieder runtergefahen ist. Sobald ich im das Kommando zum Auflösen gab, ging das ganze wieder von Vorne los.


      Wenn er so wirklich im Fluchtmodus ist, würd ich es echt mal mit der Balanceleine versuchen, also Leine vorne quer über die Brust (nicht Hals!!) legen. Dadurch kann er sein Gewicht nicht so sehr auf die Vorhand verlagern und somit auch nicht mehr so stark ziehen, außerdem bekommst du die Spannung von der Leine. Ist aber wirklich nur für Notfallsituationen gedacht wo er leicht panikt und du ihn dann aus der Situation rausbringen willst/musst...
      Allerdings würde ich es managementtechnisch versuchen so zu gestalten, dass er durch das Ziehen nicht immer zum Ziel kommt, also dann ruhig nochmal umkehren oder die Runde anders gestalten - so dass er auf dem Rückweg einigermaßen entspannt ist und es ruhig leicht für ihn ist am Anfang. Hilfreich ist wenn man ein Stück hat, das ihm vertraut ist und von da aus dann verschiedene Wege kombinieren kann.


      Zitat

      Er lässt sich auch nie wirklich von mir führen, er orientiert sich in der Stadt nicht richtig an mir. Sonst aber auch, wenn ich ihn an der Leine habe ist er immer 2 Schritte vor mir, wenn er trotzdem nicht zieht. Wie kann ich ihm erklären, dass ich wirklich die Orientierungsperson bin, wenn ich ihn anleine? Ohne Leine funktioniert das hervorragend, aber sobald ich sie einhänge funktioniert es nicht mehr.


      Hmm, hört sich aber fast auch an wie wenn es mit der Leinenführigkeit auch nicht immer 100%ig klappt, oder? ;)
      Also in der Stadt ist es ganz normal, dass es ein bisschen dauert - wenn er von den vielen Eindrücken anfangs überannt wird ist es ganz normal, dass er sich nicht auf dich konzentrieren kann. Wenn Jukon aufgeregt ist hält er zum Beispiel auch nicht die ganze Zeit Blickkontakt zu mir, aber er stupst mich an und guckt auch wo ich hinlaufe, auch wenn er mich nicht direkt anschaut, sonst würde er ja zug auf die Leine bringen.
      Wenn er das Problem grundsätzlich hat an der Leine, dass er dich ausblendet würde ich bewusst mal Sachen wie Schau machen, mal ein Leckerchen werfen, wenn er dich von selbst anschaut, und ein paar Tricks auch an der Leine machen - Jukon z.B. macht es Spaß wenn ich mit ihm Jogge und er dann Platz oder Sitz aus der Bewegung machen darf, Nasentouch (mit Nase deine Finger berühren - Click - dann "Touch" einführen), da kann man ihn auch prima mal durch die Beine gehen lassen, es einfach bisschen interessant für ihn machen...
      Aus welcher Kleinstadt kommst du eigentlich?? Komm nämlich auch aus einer, vielleicht ist es ja dieselbe :D


      Lg Caro & der kleine Schwarze

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