Hund hat Angst vor anderen Hunden

  • Meine Hündin war früher mal extrem ängstlich und das haben wir super ganz langsam in den griff bekommen. heute rennt sie schwanzwedelnd durch menschenaufläufe :) hören tut sie mitlerweile auch super. wir haben nur ein ganz großes problem mit anderen hunden. so lange sie anderen hunde ruhig und alleine sind ist es kein problem, da will sie auch spielen usw. aber sobald mehr als ein hund oder ein etwas stürmischer hund auf sie zu rennt bekommt sie richtige panik und nimmt reiss aus. da hilft nichts mehr, sie nimmt gar nicht mehr um sich rum wahr und hört nicht mehr auf kommandos, weil sie wie im wahn ist. das selbe passiert wenn sie tiefes bellen hört und nicht erkennen kann woher es kommt. sonst läuft sie perfekt ohne leine, aber nach ein paar vorsichtigen gescheiterten versuchen muss ich sie leider sofort anleinen wenn andere hunde kommen, da sie blind los rennt wenn die anderen zu stürmisch sind....habe mir jetzt auch extra für das problem einzelstunden in der hundeschule geholt (die hunde der trainerin sind dann dabei) um es in den griff zu bekommen, aber leider startet das erst mitte januar. dachte vielleicht habt ihr schon mal eine idee was ich tun kann?


    zur ursache: nehme an, dass kommt aus ihrer welpenzeit, da sie auf einem bauernhof aufgewachsen ist, es einen napf für alle gab, sie war die schwächste und wurde zum teil blutig gebiessen von den anderen. seit sie bei uns ist hat sie nie schlechte erfahrungen mit anderen hunden gemacht. eher das gegenteil. da spielt sie immer motiviert und freundlich.

  • achja, wurde gerade in einem anderen thema zum schwanzwedeln angesprochen: mir ist durchaus bewusst, dass es da unterschiedliche varianten gibt.


    hier gemeint: fröhliches lockeres schwanzwedeln, bevor es da noch unstimmigkeiten hier gibt...

  • Meine Idee dazu:
    Deine Hündin mit Schleppleine sichern und so ihr Weglaufen unterbinden.


    Hintergrund:
    Bisher ist ihre Lösung, dass sie sich der Situation durch Weglaufen entzieht. Soll sie eine andere Lösung (Verhaltensweise) entwickeln, muss sie an der Ausübung ihrer Lösung gehindert werden - sonst "braucht" sie für sich keine andere Verhaltensweise zeigen.


    Mittels der Schleppleine muss sie in der Situation bleiben und kann so die Erfahrung machen, dass sie die Situation auch ohne Weglaufen überlebt. Vermutlich bedarf es vieler Wiederholungen, bis sie sich in diese Verhaltensweise eingeübt hat. Sie muss lernen bzw sich darin einüben, andere Hunde zu lesen (zB besser einzuschätzen, wann ein Hund gefährlich ist und wann eben nicht) und sich entsprechend auszudrücken (zB "Bleib mir vom Leib") - Kommunikation, der sie sich bisher durch ihr Weglaufen entzogen hat.


    Zudem sichert die Schleppleine deinen Hund ab, damit er nicht kopflos zB einen Unfall erfährt!!

  • erstmal vielen dank für die antwort!


    noch eine frage dazu:


    bis jetzt hab ich sie ja auch mit "normaler" 2m leine zu den hunden gelassen und vorsichtig ran geführt. bei vorsichtigen hunden hat sie echt großes interesse und spielt (dann kann ich sie meist wieder von der leine nehmen) und bei stürmischen hunden will sie halt weg rennen und zieht fürchterlich an der leine. jetzt verstehe ich nicht was mit den schleppleine anders ist außer ein größerer radius zur bewegung?? oder hab ich da jetzt was völlig falsch verstanden??

  • och eine frage dazu:


    bis jetzt hab ich sie ja auch mit "normaler" 2m leine zu den hunden gelassen und vorsichtig ran geführt. bei vorsichtigen hunden hat sie echt großes interesse und spielt (dann kann ich sie meist wieder von der leine nehmen) und bei stürmischen hunden will sie halt weg rennen und zieht fürchterlich an der leine. jetzt verstehe ich nicht was mit den schleppleine anders ist außer ein größerer radius zur bewegung?? oder hab ich da jetzt was völlig falsch verstanden??[/quote]


    Hallo,


    ich habe eine kleine Jacky Hündin, die das gleiche Verhaltensmuster zeigt. Mindestens fünf Hundetrainer haben sich an ihr versucht, bisher weitestgehend ohne Erfolg, da sie dieses Verhalten idR beim Erstkontakt mit unbekannten Hunden zeigt, niemals auf dem Hundeplantz und nie bei Hunden, die erkannbar von ihr, nicht auf uns zulaufen. ich habe den Hunde erlebt, wie er von anderen kilometerweit gehetzt wurde, ohne Einflußmöglichkeit zu haben.


    Ich lasse sie konsequent mit 5 m Schleppleine laufen ( die ich nicht in der Hand halte) das gibt ihr offensichtlich Sicherheit, der Radius, den sie hat, ist kleiner, sie bleibt eher in meiner Nähe.


    Beim Anblick anderer unbekannter Hunde hole ich sowieso alle drei immer zu mir. Sollte sich abzeichnen, dass einer der Tutnixe, der auch so lieben Hunde, die ja nur spielen wollen, auf uns zurast, habe ich eine große Chnace, die kleine mit der Schleppleine zusichern, damit sie nicht kopflos davonstürzt und damit noch zusätzliches Triebverhalten der anderen Hunde auslöst.


    Nach nunmehr zwei Jahren harter Arbeit lernt sie doch, dass nicht jeder Hund gleichzeitig höchste Gefahr bedeutet. Was uns bleibt, ist sicher Carlottas Einstellung zu anderen Hunden, ich denke, sie könnte gut nur mit ihrem Rudel und ihren befreundeten Hunden leben, nur die Welt ist nun mal ein andere.


    Liebe Grüsse

  • Ich hab das Problem mit Sari auch. Leider ist es bei ihr so, dass sie bei einer 5 m Leine dann losrast und schreiend und springend am anderen Ende der Leine hängt, wo ich ihr nicht mal helfen könnte, wenn der Hund wirklich was macht...


    Gegen die allgemeine Meinung mache ich es im Moment so, dass ich sie an der kurzen Leine halte, wenn uns Hunde passieren. Wenn sie Angst bekommt, stelle ich mich zwischen sie und den Hund, damit sie merkt, dass in meiner Nähe und hinter mir mit Schutz zu rechnen ist.
    Ich hoffe, dass sie so lernt, die Möglichkeit wegzurennen durch die Möglichkeit, dicht bei mir zu bleiben, zu ersetzen.
    Zumindest hat sie bisher immer die Erfahrung gemacht, dass die Situation harmlos ist.


    Vielleicht kommen hier noch ein paar gute Tipps? Denn genau das, was sie lernen soll, lernt sie ja absolut nicht, wenn sie immer an der Leine ist, sobald ein fremder Hund auftaucht: in dieser Situation mit fremden Hunden zu kommunizieren....

  • Ich finde es schwierig, aus der Ferne Tipps zu geben, denn es hängt unheimlich viel am Timing, damit man den Hund aufbaut und nicht die Angst und das Meideverhalten verstärkt...


    Meine ist anfangs auch panisch weggelaufen, wenn ein Hund auf sie zu gerannt kam. Wildes Gehetze, mein Hund stundenlang verschwunden, es war schrecklich!
    Heute "weiß" mein Hund: Stehenbleiben! Sie hat dieses Stehenbleiben als Lösung für Angst-/Hetzsituationen total verinnerlicht!
    Sie zieht ggf bewusst einen Kreis, um den anderen Hund "geordnet" hinter sich zu bringen, schaut dabei wo ich stehe, läuft zu mir und stellt sich neben mich. Der andere Hund bleibt dann auch stehen, wahlweise wird sich beschnuppert oder wir gehen weiter.
    Dass mein Hund begriffen hat, dass SIE die Situation durch Stehenbleiben wenden kann, war bei uns der Durchbruch!
    Ich habe diese Erfahrung herausbeschworen, indem ich sie in ihrem Weglaufen zu mir gerufen habe. Dazu hab ich mich etwas abseits hingestellt, einen Arm nach oben gereckt und sie gerufen - wie ein Leuchtturm. Unterstützt mit anfänglichem Schleppleinenzug kam sie - und merkte, die anderen Hunde hören auf sie zu jagen, wenn/weil sie stehen bleibt! (Neben mir - war ein angenehm bindungsfördernder Aspekt dabei :D )


    Wir haben verschiedene Phasen durchgemacht. Dazu zählte auch, sie trotz Panikquietschen an einem anderen Hund vorbei zu führen. Dass fand ich persönlich die zweitschlimmste Phase (nach dem Weglaufen, wenn sie richtig verschwunden war). Bei mir ist auch immer das Notfallprogramm hochgefahren, wenn mein Hund so schrie in Todespanik. ABER: In aller Regel schreien sie VORHER so, DAMIT ihnen NICHTS passiert! Sie schreien, damit der andere Hund sie gar nicht erst beißt, nach dem Motto: "Ich bin schon verletzt, lass gut sein". Dieses Motto hab ich mir ins Hirn gemeißelt, hat irgendwann gefruchtet. - Entspannt HH und Hund ungemein!


    Ich habe viele Hundebegegnungen gesucht und darauf geachtet, die Situation erst dann zu beenden/aufzulösen, wenn mein Hund auch nur ansatzweise ruhiger/entspannter war. Das sind bisweilen kleine Momente/Anzeichen, aber die sind fürs Timing sehr wichtig! Der Hund braucht viele, viele neue Erfahrungen, damit irgendwann die Paniknervenschiene nicht mehr die dickste Verbindung im Hirn ist... Und: Ist er in Totalpanik, "zählt" die neue Erfahrung nicht. Dann lernt er nichts bzw die Negativbahn hat eine Spurvertiefung erfahren.
    Ich habe deshalb erst mal nur drauf geachtet, den Hund RUHIG zu bekommen, wenn er auf andere Hunde trifft. Damit sie sehenden Auges durch die Situation durchgeht und neue Erfahrungen machen kann. "Augen auf und durch" war meine Diverse (die meines Hundes ursprünglich "Augen zu und weg!").


    Mein Hund hatte Nachholbedarf in Selbstvertrauen und Kommunikationsverhalten, das war eine Kombi aus beiden.
    Deshalb haben ihr auch Situationen geholfen, die nicht direkt etwas mit den Angstsituationen zu tun haben!
    Es bringt auch was, mit anderen Hunden zu laufen, auch wenn sie vor denen keine Angst hatte! Denn sie war dann ruhiger und begegnete anderen Hunden anders. Sie schaute sich von anderen Hunden ab, wie die mit ihr unheimlichen Hunden umgingen. Sie verfeinerte ihr Kommunikationsverhalten! Und DAS half ihr auch in den kritischen Situationen mit Hunden, vor denen sie "eigentlich"/früher weglaufen wollte.


    Eine Zeit lang hab ich mich auch schützend vor andere Hunde gestellt. Aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob das was gebracht hat. Ich hab mich jedenfalls jedes Mal tierisch aufgeregt, wurde zur meinen Hund verteidigenden Löwin. War eine sehr anstrengende Phase...
    Was ich aber für unabdingbar halte, ist, dass der weglaufende Hund lernt, mit dem HH in Kontakt zu sein und zu bleiben, auch/gerade in kritischen Situationen. Denn dieses Weglaufen entspringt ja dem Ansatz, dass der Hund meint, die Situation alleine lösen zu müssen! Wenn der Hund nicht weiter weiß, soll er sich am HH orientieren. Heißt, ich habe straight entschieden, wie wir die Situation händeln, ob wir zB stehen bleiben oder weiter gehen (je nachdem, bei welchem Verlauf mein Hund unter der Panikschwelle zu bleiben schien). Dieses straighte Auftreten hat meinen Hund glaube ich beeindruckt - nicht das sich vor den Hundstellen als solches. Wenn man das uncool macht, kann das, glaube ich, auch nach hinten losgehen und die Situation verschlimmern. Deshalb ich glaube ich, ist total wichtig, sich einen Vorgehensplan zu machen, mit dem man sich selbst wohlfühlt!! Weil man nur so sicher auftritt und dem Hund damit Sicherheit vermittelt! Und dieser EUER Plan ist dann auch der richtige - auch wenn es in Hundebüchern anders stehen mag ;)


    Noch mal was zum Zeitfenster: Bei uns hat es 6 Monate SL-Training gebraucht. Hieß: In JEDER Situation SL - weil in jeder plötzlich ein Hund auftauchen konnte! (Und JEDES Weglaufen die Panik festigt, ein Rückschritt ist, der mit entsprechendem Trainingsaufwand ausgeglichen werden muss).

  • Vielen Dank für Euere Antworten! Werde das mal ausprobieren.


    Noch eine Frage dazu: Was haltet ihr denn allgemein davon wie oben erwähnt sich zwischen meinen Hund und den anderen Hund zu stellen, damit er sich sicher fühlt. Weiß noch nicht was ich davon halten soll....

  • Ich denke mal, es ist so, wie Big Joy ja auch schreibt. Das Dazwischenstellen ist okay, solange man wirklich "Herr der Situation" ist, und dem Hund damit Ruhe und Sicherheit vermittelt.


    Das mit dem Dazwischenstellen hab ich bei Snoop auch gemacht. Aus anderen Gründen. Der mochte nämlich keine anderen Hunde, die ihn genervt haben und hat das gern mal selbst geregelt, indem er eine Rauferei angefangen hat.
    Bei ihm hab ich damit z.B. erreicht, dass er mir jetzt zutraut, ihm die Nervensägen vom Leib zu halten und keine Raufereien mehr startet. Im Notfall kommt er sogar zu mir, und sucht dort seine Rückzugsmöglichkeit.


    Das Dazwischenstellen find ich also auf jeden Fall okay, solange man wirklich Sicherheit bieten kann.


    Ich mach mir eher Gedanken darum, dass Hundebegegnungen, die überwiegend an der kurzen Leine stattfinden, ja nicht besonders sinnvoll sind. Ich gehe zwar in Saris Fall davon aus, dass es dadurch nicht zu Leinenaggression kommt, aber richtig Kommunizieren lernt sie damit ja auch nicht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!