Hallo,
aus all den einzelnen Beiträgen wird deutlich, dass so vielfältig die Ursachen und die Auswirkungen der Angst auch sind, die Hunde eine Chance auf ein erfülltes Hundeleben haben, wenn sie an Menschen geraten, die ihnen mit viel Geduld, Ausdauer und Einfühlsamkeit begegnen. Und am allerbesten ist es, wenn es auch noch einen oder mehrere souveräne Hundegefährten gibt, wie z.B. Sammy.
Es macht mich allerdings auch immer ohnmächtig wütend, wenn ich höre, welches Leid diese Hunde erfahren mußten. Besonders im Fall von Snuup kann ich nicht im geringsten nachvollziehen, warum sich Leute ein Tier nehmen, wenn sie so mit ihm umgehen wie sandelo beschrieben hat.
Ich würde hier gerne die Geschichte unseres Lieschens einreihen, auch, wenn sie in diesem Sommer gestorben ist:
Lisa kam als schon etwas ältere Hündin aus der Tötung in Bukarest. Nur ihre Zähigkeit hat sie wohl am Leben gehalten, denn die tiefe Wunde, die die Drahtschlinge der Hundefänger hinterlassen hatte, hatte auch die HWS verletzt. Außerdem hatte sie viele Kopf- und Bißverletzungen.
Als sie kam blieb sie die ersten Tag nur auf ihrer Decke liegen, pinkelte 3 Tage lang nicht und gab nicht einen Mucks von sich. Ich mußte ihr richtig beibringen, dass sie sich in den verschiedenen Zimmern frei bewegen darf. Draußen war es rel. einfach, wenn wir alleine waren und nicht gerade eine Plastiktüte o.ä. in der Nähe war. Sie entfernte sich nicht mehr als 2m von mir, so dass ich schon in der 1. Woche keine Leine mehr brauchte (ich war da noch ziemlich naiv).
Lisa war nur bemüht sich uns anzupassen. Sie lernte total schnell veschiedene Kommandos und versuchte immer vorauseilend gehorsam zu sein. Aber das Mißtrauen gegenüber Menschen konnte sie nie ganz überwinden. Nicht einmal die Hundetrainerin vermochte sich ihr mehr als auf 1 m zu nähern. Es dauerte 2 Jahre bis sie jemand außer uns streicheln durfte.
Woran sie jedoch "tierische" Freude hatte waren alle möglichen Übungen: Egal ob Agility (allerdings in sehr softer Version), oder Übungen wie Tür auf/zu, Licht an/aus, Clickertraing oder Leckerlisuchspiele - all das waren Dinge, mit denen man Lisa glücklich machen konnte.
Einen großen Schritt machte Lisa dann auch, als unsere Bernhardinermix-Hündin zu uns kam. Erst war sie gar nicht begeistert, doch dann lernte sie, dass man ohne Angst doch viele Vorteile haben kann (indem man sich z. B. von Besuchern streicheln lassen kann). Leider brachte sie der Großen aber auch bei, ihr die Hunde, die sie nicht leiden konnte, vom Hals zu halten. (Daran habe ich heute noch zu knabbern, s. mein Thread "mit dem Angsthunden draußen".)
Alles in allem wurde Lisa nie so der super freudige Hund: Es tat mir oft weh, dass andere Menschen ihr gegenüber oft sehr reserviert waren. Aber wir möchten nicht eine Minute der so intensiven Zeit mit ihr missen. Für uns war sie ein ganz besonderer Hund und insbesondere mir stand sie so nah, wie mir vermutlich nie ein anderer Hund stehen wird.
LG
Judith