Der Angsthund-Thread....

  • Hallo,


    aus all den einzelnen Beiträgen wird deutlich, dass so vielfältig die Ursachen und die Auswirkungen der Angst auch sind, die Hunde eine Chance auf ein erfülltes Hundeleben haben, wenn sie an Menschen geraten, die ihnen mit viel Geduld, Ausdauer und Einfühlsamkeit begegnen. Und am allerbesten ist es, wenn es auch noch einen oder mehrere souveräne Hundegefährten gibt, wie z.B. Sammy.


    Es macht mich allerdings auch immer ohnmächtig wütend, wenn ich höre, welches Leid diese Hunde erfahren mußten. Besonders im Fall von Snuup kann ich nicht im geringsten nachvollziehen, warum sich Leute ein Tier nehmen, wenn sie so mit ihm umgehen wie sandelo beschrieben hat.


    Ich würde hier gerne die Geschichte unseres Lieschens einreihen, auch, wenn sie in diesem Sommer gestorben ist:
    Lisa kam als schon etwas ältere Hündin aus der Tötung in Bukarest. Nur ihre Zähigkeit hat sie wohl am Leben gehalten, denn die tiefe Wunde, die die Drahtschlinge der Hundefänger hinterlassen hatte, hatte auch die HWS verletzt. Außerdem hatte sie viele Kopf- und Bißverletzungen.
    Als sie kam blieb sie die ersten Tag nur auf ihrer Decke liegen, pinkelte 3 Tage lang nicht und gab nicht einen Mucks von sich. Ich mußte ihr richtig beibringen, dass sie sich in den verschiedenen Zimmern frei bewegen darf. Draußen war es rel. einfach, wenn wir alleine waren und nicht gerade eine Plastiktüte o.ä. in der Nähe war. Sie entfernte sich nicht mehr als 2m von mir, so dass ich schon in der 1. Woche keine Leine mehr brauchte (ich war da noch ziemlich naiv).
    Lisa war nur bemüht sich uns anzupassen. Sie lernte total schnell veschiedene Kommandos und versuchte immer vorauseilend gehorsam zu sein. Aber das Mißtrauen gegenüber Menschen konnte sie nie ganz überwinden. Nicht einmal die Hundetrainerin vermochte sich ihr mehr als auf 1 m zu nähern. Es dauerte 2 Jahre bis sie jemand außer uns streicheln durfte.
    Woran sie jedoch "tierische" Freude hatte waren alle möglichen Übungen: Egal ob Agility (allerdings in sehr softer Version), oder Übungen wie Tür auf/zu, Licht an/aus, Clickertraing oder Leckerlisuchspiele - all das waren Dinge, mit denen man Lisa glücklich machen konnte.
    Einen großen Schritt machte Lisa dann auch, als unsere Bernhardinermix-Hündin zu uns kam. Erst war sie gar nicht begeistert, doch dann lernte sie, dass man ohne Angst doch viele Vorteile haben kann (indem man sich z. B. von Besuchern streicheln lassen kann). Leider brachte sie der Großen aber auch bei, ihr die Hunde, die sie nicht leiden konnte, vom Hals zu halten. (Daran habe ich heute noch zu knabbern, s. mein Thread "mit dem Angsthunden draußen".)


    Alles in allem wurde Lisa nie so der super freudige Hund: Es tat mir oft weh, dass andere Menschen ihr gegenüber oft sehr reserviert waren. Aber wir möchten nicht eine Minute der so intensiven Zeit mit ihr missen. Für uns war sie ein ganz besonderer Hund und insbesondere mir stand sie so nah, wie mir vermutlich nie ein anderer Hund stehen wird.


    LG


    Judith

  • Hallo Judith,
    ne verstehen werde ich sowas auch nie wie Menschen so sein können.
    Viele Sachen habe ich aus einer direkten Quelle erfahren und da ich die Leute kenne,traue ich es ihnen durchaus zu.
    Schön das dein Hund eine schöne Zeit bei euch hatte.
    Auch finde ich es ganz toll wie viel Mühe sich zb Chris gibt mit seinem Hund.


    Schön das es solche Menschen gibt,das rührt mich.Und die Geschichten von unseren Hunde rührt mich zu Tränen und macht mich stcksauer.

  • Hallo,
    natürlich ist es nur allzu menschlich, dass man Mitleid mit solchen Hunden hat, die für uns fast unvorstellbar grausame Erfahrungen machen mussten...
    Als mir das Ausmaß der - vorher ja schon vermuteten - Angstprobleme unserer Doba nach einigen Tagen bei uns so richtig klar wurde, war ich auch fassungslos, entsetzt und unglaublich wütend... Ich bin rausgegangen, weg von den Hundis und hab erstmal um Doba geweint...


    Wegen der Misshandlungen und Grausamkeiten, die diesem Hund zugefügt worden sein müssen. Über die (schon verheilten) gebrochenen Rippen, über merkwürdige Narben, die ihre eigene Sprache sprechen, über die Panik bei einfach den normalsten Dingen von der Welt, über die verzweifelten Versuche Dobas, endlich Vertrauen zu fassen, über ihre panische Bemühungen, bloss alles richtig zu machen, über ihr „In-Sich-Zusammen-Fallen“, sobald sie nur glaubte, etwas falsch gemacht zu haben, über ihre Handscheu…


    Und nachdem ich mein Entsetzen auf diese Art ein wenig losgeworden bin, habe ich beschlossen: Das ist absolute Vergangenheit.


    Bei all den Dingen, die wir jetzt mit unserer Doba üben, um ihr ein möglichst angstfreies Leben zu ermöglichen, arbeiten wir mit Hundeverstand, mit Liebe, mit Fürsorge, auch mit klaren Grenzen und Regeln, die gerade solchen Hunden soviel Sicherheit geben, wir beobachten sie sehr genau, entscheiden von Situation zu Situation, ob sie grad unsicher ist, weil sie etwas einfach gar nicht kennt, oder ob sie Panik hat, weil sie schon schlimme Erfahrungen mit etwas gemacht hat - wir beobachten und registrieren das und helfen ihr situationsbedingt auf verschiedene Arten da durch - aber eines lassen wir völlig außen vor:
    das Mitleid.


    Das nützt ihr nämlich nichts.


    Mitleid ist in meinen Augen etwas destruktives, weil es dazu verleitet, die bestehende Situation hinzunehmen, anstatt sie zu ändern. Mitleid blockiert notwendige Strategien zur Problembewältigung und Mitleid verführt zu Fehlern im Umgang mit dem Bemitleideten. Deshalb schieben wir das Mitleid mit Doba ganz weit weg.


    Und ersetzen es durch die Entschlossenheit, Doba da raus zu helfen. Ihr Strategien zu zeigen, wie sie mit ihren Ängsten umgehen kann, ihr Selbstvertrauen und Sicherheit zu geben, ihr Vertrauen in uns zu geben, indem wir absolut berechenbar in unserem Verhalten sind.


    Dobas Baustellen Teil 2....
    Eigentlich wollte ich jetzt was über den Umgang mit fremden Menschen draußen schreiben, aber nachdem sich gestern aktuell eine neue "Problembewältigungsstrategie" ergeben hat, schwenke ich mal darauf um...
    Nämlich Dobas Angst vor allen möglichen Gegenständen.
    Mittlerweile hat Doba gelernt, dass sie vor Rechen, Harken und Besen, die wir in unserer Pferdehaltung ja ständig in den Händen haben, keine Angst zu haben braucht. Das hat einige Zeit gedauert! In diesem Fall haben wir nicht mit der "Gegenkonditionierung" (sozusagen das "Schön-Füttern" von Gegenständen...) gearbeitet, sondern haben einfach die Zeit arbeiten lassen... Anfangs ist Doba regelrecht geflohen, mit einem wimmernden Aufschrei, wenn wir Harke oder Rechen in die Hand genommen haben... Draußen in der Pferdeanlage ist ja recht viel Platz zum Fliehen... Anfangs haben wir ihr das durchgehen lassen. Da stand sie dann hinter einem Zaun und hat durch die Bretter geschaut, was wir da machen... Wir haben betont oft die Gartengeräte in die Hand genommen, weggestellt, wieder in die Hand genommen...dabei vor uns hingesummt oder gesungen, mit den anderen Hundis dabei rumgekaspert und mit den Geräten das gemacht, was wir damit immer machen, nämlich die Pferdeäppel aufsammeln, damit die Weiden nicht verdreckt werden...


    Nach einigen Tagen haben wir Doba die Möglichkeit, sich hinterm Zaun zu verstecken, "genommen", indem wir ein Tor geschlossen haben. Sie konnte aber immer noch einen riesengroßen Sicherheitsabstand einhalten.
    Da stand sie dann vor diesem Tor und konnte nicht raus... War aber locker 20 m von mir entfernt. Da MUSSTE sie einfach durch. Lernen, dass gar nichts passiert. Nach einigen weiteren Tagen "aus Entfernung zusehen", saß sie dann schon entspannter vor dem Tor. Und da wurde ich das erste Mal etwas "aktiver" und hab sie herangerufen. Das Gartengerät an die Schubkarre gelehnt, zwischen den beiden Griffen, damit es nicht kontraproduktiv im ungünstigsten Moment umfallen kann. Fürs Kommen gabs dann Käse (Dobas allerliebste Lieblingsspeise...) Dann wieder wegschicken und einfach weitermachen... Nach etwa 14 Tagen lief Doba entspannt und locker mit über die Pferdeweiden, wenn ich dort zum Abäppeln unterwegs war. Kam immer mal wieder zu mir, trotz Harke in der Hand, staubte Käse ab und wir dachten "Problem Geräte mit Stiel erledigt"....


    Hah! Denkste!


    Denn während Doba Weltmeisterin darin ist, Dinge, die ihr Angst machen, miteinander fehl zu verknüpfen und da oft schon eine einzige Situation ausreicht, klappt das Generalisieren von Bewältigungsstrategien andersrum nicht...


    Wetterbedingt sind die Pferde seit einigen Tagen nur noch tagsüber auf der Weide und nachts im Offenstall mit Auslauf. Der Offenstall wird dementsprechend mit Stroh eingestreut, muss also auch gemistet werden und dazu benutzt man eine


    Mistgabel...


    Vor der Doba dann wieder in Panik davon rannte....


    Also wieder von vorne, allerdings ein wenig "robuster" als mit den anderen Geräten am Anfang. Doba mit in den Stall gerufen, sich hinlegen lassen in einer ruhigen Ecke und dann fröhlich singend losgemistet... Mit ein wenig Abstand um Doba drum rum und etwas langsameren Bewegungen als sonst... Doba war anfangs sehr unsicher und wollte in ihre sonstige Meide-Strategie zurückfallen, ich aber war der Meinung, dass zwischen Mistgabel und Harke und der Tätigkeit an sich kein großer Unterschied besteht und habe von ihr erwartet, dass sie das jetzt aushalten muss... Also jedesmal, wenn sie sich aus dem Stall schleichen wollte, wurde sie zurückgerufen... woraufhin sie dann zwar kam, aber bei der nächstbesten Gelegenheit wieder rausschlich...


    Ich bin der Meinung, dass solche Probleme sich am besten bewältigen lassen, wenn der Hund von sich aus den ersten Schritt tut... Und wie gerufen kam mir dabei gestern der große Regen zur Hilfe!


    Nach drei Tagen Doba in den Stall rufen und ihr immer wieder auftretendes Weghuschen, auch wenn die Zeiten allmählich länger wurden, kam mit dem Regen eine großartige "Komfort-Komponente" ins Spiel - draußen "schüttet" es und im Stall ist es trocken und im Stroh auch ganz kuschelig.... Doba wieder raus.... Innerhalb von drei Minuten patschnaß... Die anderen Hunde liegen gemütlich im Stroh und sehen mir beim Arbeiten zu...


    Doba kommmt näher, sieht in den Stall rein, schüttelt sich, macht ein paar Schritte und legt sich zu den anderen Hunden... Und bleibt da liegen, auch als ich vom Misthaufen wieder reinkomme und die Mistgabel zur Hand nehme...ein Moment für ein fröhliches "Doba, fein"...


    Ich hätte sie wahrscheinlich noch tagelang immer wieder reinrufen können. Aber durch den Regen hat SIE den ersten Schritt gemacht und das war mal wieder der benötigte Quantensprung... Ich und die anderen Hundis können ihr nur vormachen, dass alles ok ist, den entscheidenden Schritt muss Doba selbst machen... Und dann wird das... Denn mit dem ganzen Drum-Rum, unseren Umgang mit ihr, wird sie in kleinen Mini-Schritten immer sicherer und die Überwindungszeit immer kürzer...


    Heute scheint die Sonne - mal sehen, was Doba draus macht...


    LG, Chris

  • Das ist ja genau das Thema was ich brauche ;)
    Und hoffe auf eure Erfahrungen und auf Tipps als frischgebackene Hundemami...


    So,wo fange ich an??
    Wir (Papa,Mama,2 Jungs) haben längere Zeit nach einem Hund gesucht und eine Anzeige war es dann:Hündin,lieb,verschmust,7 Monate....
    Ja,wir sind am nächsten Tag hin,angeschaut und ich war hin und weg-sie sollte es sein!! :gut: Dass sie ängstlich war merkte man gleich,aber nach einigen Minuten ließ sie sich streicheln und schmuste gleich.Die Vorbesitzerin sagte nur sie brauche noch Erziehung (klar in dem Alter)sie hat sie aus Zeitmangel weggegeben weil ihr Ex sie einfach bei ihr gelassen hat.Ja,von dem vorigen Leben weiß man wohl nicht viel-aber ich denke sie hat nichts Gutes erlebt.Natürlich muß sie sich nun erstmal an uns gewöhnen,was meiner Meinung nach gut läuft.Uns gegenüber ist sie nicht mehr ängstlich,ist aufgeschlossen,neugierig,will spielen.
    Das Schlimmste ist Gassi:anfangs hat sie sich nur hingelegt,ist keinen Meter gegangen.Jetzt am 3.Tag läuft sie schon sicher dort wo kein Verkehr ist,Autos und Straßenlärm ist sehr schwierig.Aber für 3 Tage machen wir schon gute Fortschritte,oder??Draußen verhält sie sich echt total verunsichert-alle Menschen sind erstmal angsteinflößend,wir legen uns gleich hin wenn uns jemand anspricht oder wollen zurück-Duckestellung.Andere Hunde betrachtet sie auch erst einmal langsam,aber hier taut sie schnell auf und will spielen...was natürlich mit Leine auch schwer ist,aber ich kann sie ja noch nicht loslassen.Abrufen klappt noch nicht so gut.Jedenfalls gehen wir sowieso ab Samstag zur Hundeschule,damit wir beide lernen und nicht alles von Anfang an versauen :ops:
    Sie tut mir einfach so leid,ich weiß ja nicht ob sie so ist weil sie einfach zu wenig kennt oder ob sie misshandelt worden ist-keine Ahnung.Jeder auf der Straße sagt gleich:"Oje,was ist denn mit der los...." nervig.....


    Was mir nur allerdings Sorgen bereitet und ich auf eure Hilfe hoffe: seit gestern abend knurrt und bellt sie plötzlich Besucher an (sonst bellt sie fast gar nicht)Vorher kein Problem,sie lag halt nur ängstlich neben mir,ist aber nach ner Zeit aufgetaut oder hat geschlafen.Aber wie aus heiterem Himmel hat sie geknurrt wie verrückt,sogar Zähne gefletscht als sie angesprochen wurde!Das Schlimme war,sie hat auf einmal auch meinen Sohn angeknurrt als der später heimkam (zuerst einmal,dann hat sie ihn freudig begrüßen wollen)
    Was soll ich denn da jetzt bloß machen?Sie soll ja nicht den Besuchern Angst machen und Familienmitgliedern schon gleich gar nicht!
    Was ich nicht verstehe ist,dass sie das als wir sie das erste Mal besucht haben auch nicht gemacht hat-gut,sie hat kurz mal geknurrt,sich dann aber gleich beruhigt und streicheln lassen.Ich weiß nicht,ob das Angst war gestern oder schon Revier verteidigen?Nur wie kann ich das sofort unterbinden?Mit "Nein" und "Aus" oder völlig ignorieren?
    Hoffe auf hilfe,denn ich möchte ja auch nicht dass sie irgendwann mal zuschnappt :shocked:


    Ach so,sie ist ein Mischling (denke es ist Beagle mit drin),kennt "Sitz" und "Komm".Auf ihren Platz geht sie auf Anweisung auch.


    LG,Melanie mit Nikita

  • Hallo Melanie,
    ich kann mir bei Eurer Nikita gut vorstellen, dass die Besitzer, die sie aus Zeitgründen abgegeben haben, einfach nicht allzu viel mit ihr gemacht haben. So dass vieles, das Du beschreibst, sich vermutlich unter "allgemeiner Umweltunsicherheit aufgrund mangelnder Erfahrung" einordnen läßt. Die großen Fortschritte, die Ihr in den 3 Tagen schon gemacht habt, deuten ja prima darauf hin, dass Nikita sich mit zunächst neuen Dingen etwas unsicher fühlt, aber sich auch recht schnell überzeugen läßt, dass das alles gar nix Schlimmes ist.


    Da es immer schwieriger ist, einem "nicht-mehr-Welpen" neue Dinge nahezubringen (in Sachen Umweltsicherheit), ist Eure Idee mit der Hundeschule prima.


    Was Du über Nikitas "Benehmen" bei Besuchern schilderst, liest sich für mich auch eher als unsicheres Verhalten. Ich kann mir gut vorstellen (das ist aber ohne dabei gewesen zu sein, schwierig!), dass in den Momenten, in denen Nikita Besucher angebellt oder angeknurrt hat, ihre "Wohlfühldistanz" unterschritten wurde, sie sich bedrängt gefühlt hat und sich mangels Fluchtmöglichkeiten nicht anders als mit Bellen und Knurren zu helfen wußte. Als Dein Sohn dazu kam, war sie ggf. einfach nur zu verunsichert, um ihn sofort zu erkennen, oder sie hat in dem Moment den Überblick über die Situation verloren (da Besucher, dort Sohn).


    Wenn Du im oberen Teil schon über Doba und ihre Angst vor Besuchern bei uns zu Hause gelesen hast, kannst Du Dir da vielleicht schon die ein oder andere Idee rausziehen. Ich bin mir sicher, dass auch Doba, wenn wir anfänglich ihre "Wohlfühldistanz" (die, wo sie Fremde gerade noch aushalten kann, ohne in Flucht- oder Meideverhalten abzudriften) unterschritten hätten, sich auch durch Bellen oder Knurren aus der (vermeintlichen) Bedrängnis "herauszubellen" und ich bin mir ebenso sicher, dass Doba, wenn sie gar nicht mehr weiter gewußt hätte, auch geschnappt hätte - als absolute Verzweiflungstat.


    Ich würde in dem Fall eines unsicheren Hundes immer zuerst versuchen, diese Wohlfühldistanz herauszufinden (bei Doba war das so viel, dass wir unsere Besucher draußen im Garten empfangen haben!), die Gegebenheiten anfangs daran anpassen und den unsicheren Hund sich alles erst einmal ohne jegliche Form des bedrängt Werdens durch die Besucher ansehen lassen. Wobei man sich vorher genau überlegen muss, was so ein Hund schon alles als "bedrängen" auffassen kann:


    Schon alleine das aus menschlicher Sicht freundliche, längere Betrachten eines Hundes durch einen Besucher, kann der Hund als bedrohlich empfinden. Ganz zu schweigen von aktivem auf den Hund zugehen und Streicheln wollen durch Besucher.


    Nikita sollte als allererstes lernen dürfen, dass z. B. ihr Liegeplatz für Besucher absolut tabu ist. Dann sollte sie anfangs lernen dürfen, dass sich kein Besucher aktiv auf sie zu bewegt. Erst dann kann sie sich allmählich dort so sicher fühlen, dass sie auf die Idee kommen kann, sich diese Besucher mal selbst anzusehen. (Wie, kannst Du in Doba Teil 1 nachlesen, aber das ist kein Schema F, sondern kreativ wandelbar...)


    Du hast vollkommen Recht, Melanie, wenn Du schreibst, dass Nikita den Besuchern keine Angst machen soll, aber dazu muss sie einfach erst mal lernen, dass es andere Methoden gibt, mit Besuchern umzugehen. Dass sie, als Ihr sie besucht habt, ein wenig "offener" reagiert hat (wenn auch schon mit der erkennbaren Tendenz zum angst-aggressiven Verhalten) , kann gut daran gelegen haben, dass sie sich in der dortigen Umgebung einfach sicherer gefühlt hat.


    Nikita braucht noch Zeit, um sich bei Euch einzugewöhnen - obwohl Ihr ja in den paar Tagen schon große Fortschritte gemacht habt! Und Euer Job ist es, Nikita nach Möglichkeit erst einmal gar nicht in Situationen kommen zu lassen, in denen sie sich nicht mehr anders, als durch Bellen, Knurren, Schnappen zu wehren weiß. Dann braucht Ihr dafür auch kein Nein oder Aus, sondern könnt diese Kommandos zunächst mal in leichteren Situationen üben und festigen.


    Viel Erfolg weiterhin und nur Mut, je eher Ihr das angeht, desto leichter ist es!


    LG, Chris

  • Danke schonmal für deine Tipps,Chris !Ich bin auch überzeugt davon dass es absolute Unsicherheit ist bei ihr.Vielleicht war ihr irgendwas zuviel gestern dass sie so überzogen reagiert hat.Gerade eben kam nämlich mein Sohn von der Schule.Jetzt hat sie das klingeln überhaupt nicht im geringsten interessiert...?!Als er dann reinkam ist sie erstmal im Rückwärtsgang hintern Tisch (aber ohne Knurren) Ich habe ihm gesagt er soll sie mal lassen,einfach nicht begrüßen,nicht beachten.Siehe da-sie ist noch leicht unsicher aber schwanzwedelnd auf ihn zugekommen und hat sich gefreut.Daraufhin durfte er sie natürlich auch begrüßen.
    Ich weiß nicht warum sie gestern so reagiert hat-müssen wir einfach beobachten...

  • Hallo,
    j das kenne ich ,ich mußte auch das Mitleid Snuup gegenüber abstellen,es war garnicht so einfach.Die Vergangenheit it vorbei.wor leben im jetzt und heute.
    Aber dann gings und je mehr feste Regeln er kannte desto mehr Sicherheit hat er.

  • Darko haben wir von einem Bauernhof bekommen mit 16 Wochen. Sie war Hunden gegenüber ängstlich, fast panisch. Fremden Leuten traut sie auch heute nicht wirklich und sie bellt aus Unsicherheit heraus oft, wenn insbesondere fremde Menschen ihr zu nahe kommen und sie an der Leine ist oder irgendwo z.b. auf dem Hundeplatz mal angebunden ist.


    Das mit den Hunden und fremden Dingen hatten wir schnell im Griff. Wir steckten Darko in die Welpengruppe und nach paar Minuten war das Thema Vergangenheit und ist es immer noch. Ähnlich haben wir es mit Gegenständen gemacht, die Darko ängstigten, z.B. ein Regenschirm (böses, böses Ding so ein Schirm "g") Wir stellten ihn einfach in der Wohnung auf, über Wochen. Darko musste daran vorbei wenn sie fressen wollte. Irgendwann hatte sie begriffen, dass so ein Schirm nichts tut...Oder eine Statue im Park, gefährlich so am Wegesrand...Da ging ich ganz mutig voran, legte der Statue Leckerli zu Füßen und schon war die Statue allerliebst...Inzwischen ist Darko in den allermeisten Situationen gefestigt.


    Das einzige Problem, das sie hat, sind Menschen. Sie lässt sich nicht gern anfassen von fremden, mag es nicht, wenn jemand frontal auf sie, bzw. uns zukommt. Sie bellt,. wenn sie allein irgendwo angebunden ist und Menschen um sie herum sind. Andererseits kann ich ohne Probleme durch die Stadt gehen, durch Menschenmassen und es ist nichts.


    Aber wie arbeiten daran, denn es ist ihr einziges Problem.


    Ich habe mir heute das Buch "Trau nie einem Fremden gekauft" und lese zur Zeit auch "Das andere Ende der Leine". Letzteres ist ein sehr empfehlenswertes Buch allgemein zum Verständnis Hund und Mensch.


    Darkosworld

  • Lenny war und ist auch ein Angsthase in vielen Dingen. Wir haben ihn vor zwei Jahren aus dem Tierheim geholt, ursprünglich kommt er aber aus Spanien. Über seine Vergangenheit wissen wir absolut gar nichts. Am Anfang war auch die Angst vor Menschen, insbesondere Männer am deutlichsten. Das hat sich aber von alleine erledigt, wir haben im Grunde gar nichts gemacht, außer dem Besuch gesagt, sie sollten nicht so frontal losgehen und über den Kopf streicheln, sondern ihn lieber ignorieren. Das hat auch ganz gut funktioniert. Nur bei Menschen mit Hüten fängt er manchmal mit seinem Angstgewuffe an, aber damit kann man leben.


    Mir fällt gerad noch ein, dass er außerdem Angst vorm Staubsauger, Wischmopp und Zollstock hatte. Das hat sich aber völlig gelegt (jetzt liegt er immer im Weg beim Saugen ;) )


    Ansonsten hat er noch panische Angst vorm Autofahren. Sobald er merkt, dass ein Autofahr-Tag sein könnte (und er merkt das meistens schon Stunden vorher), verkrümelt er sich, sobald wir mit ihm raus wollen und zieht dann auch wie ein Irrer an der Leine vom Auto weg.


    Die schlimmste Angst aber ist seine Angst vor schrillen Pfiffen. Wir können kein Fußball-Spiel im Fernsehen angucken, ohne dass er sich in die hinterste Ecke verkriecht. Wir haben uns eine Zeitlang gewundert, warum er plötzlich bestimmte Hunde bzw. deren Halter mied, die er vorher eigentlich gemocht hat bis wir feststellten, dass es immer diejenigen waren, die mal eine Hundepfeife in seiner Gegenwart benutzt haben. Letztens hab ich mir so Haus-Pantoffeln gekauft, die auf dem Laminat laut quietschten. Da ist er auch mit eingekniffenem Schwanz geflüchtet. Achja, vorm Fieberthermometer hat er auch panische Angst, sobald er diesen Pieps-Ton hört. Würd mich mal interessieren, ob es noch mehr Hunde gibt, die eine Pfiff-Phobie haben und ob jemand eine Idee hat, woher das kommt?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich lese hier gerade ein bissel mit, da es hier um den Angsthund geht.


    Ich habe auch ein solchen Fall zuhause. Nala ist seit ihrer 7. Lebenswoche bei mir, ein Schäferhund-Border-Collie- Aussi Mix (es könnte noch mehr drin sein). In ihrem ersten Lebensjahr war sie auch eher der Typ der ängstlich auf andere zugeht, versteckte sich immer hinter mir und traute sich gar nicht auf andere Hunde zu zu gehen.
    Doch seit einem Jahr verändert sich die Situation immer mehr, statt sich hinter mir zu verstecken, geht sie bellend auf andere Hunde zu. Menschen die sie nicht kennt, werden auch angebellt vorallem wenn sie auch noch in unser Haus wollen, sie geht richtig gegen die Besucher. Ich sag ihnen dann immer sie sollens ignorieren und einfach weiter laufen bis sie sich beruhigt hat, wenn Nala dann aufhört zu bellen und von alleine hin geht können sie sie auch streicheln. Doch in der ersten Begegnungsphase trau ich ihr da nicht so!
    Nala ist jetzt 2 1/2 Jahre alt. Sie hat schreckliche Angst vor Geräuschen die sie im haus hört z.b. wenn die Heizung anspringt und es Geräusche macht oder Gewitter. Sie jault und pienst und bellt auch in der Nacht, ich bin mit meinen Nerven am Ende, ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll. Wenn ich dann z.b. den Fernseher anmache beruhigt sie sich wieder da sie die Geräusche nicht mehr so intensitv hört. Aber ich kann doch nicht rund um die Uhr den Fernseher anlassen!!


    Könnt ihr mir Tipps geben und eventuelle Trainingsmethoden?
    Wenn ich hier falsch gepostet habe, bitte ich um entschuldigung, doch ich bin neu hier und wusste nicht wo ichs posten soll!


    Liebe Grüße und hoffe auf Antwort

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