ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Und Hoppler sind äußerst attraktive Jagdobjekte.

    Musst Du bei Deinen Hunden ganz gezielt für einen (jagdlichen) Ausgleich sorgen, damit sie sich so zuverlässig führen lassen?


    Hintergrund meiner Frage ist der einzige BC, den ich einige Jahre in den Ferien betreut habe. Wir waren immer offline in wildreichen Gebieten unterwegs und bei ihm haben eine frühzeitige kurze Ermahnung, bei mir zu bleiben, oder ein sauber aufgebauter Rückruf und ein kurzer Pfiff ausgereicht, um ihn auf der eigenen Achse umdrehen zu lassen, wenn er schon losgeschossen ist.


    Bei meinen Terriern (besonders PRT) steckte da immer deutlich mehr hinter. Die waren sauber abrufbar, wenn sie die Chance hatten, ihren Jagdtrieb im gemeinsamen Training in kontrollierten Sequenzen auszuleben und wenn ich auf Spaziergängen konzentriert bei der Sache und bei ihnen war. Ohne Jagdersatztraining wären sie auch mit einem sauber aufgebauten Rückruf dauerhaft in wildreichen Gebieten nicht führbar gewesen.

  • Das variiert bei der Bande. In der Junghundezeit sind mir alle nicht mehr kontrollierbar hinterher. Deshalb liefen alle in dieser Zeit an der Schleppleine. Also auch Nian und Cooma, die auf diesem Video so tun, als wäre ihnen das total egal. Mittlerweile könnte ich die beiden und Sheila auch aus dem Loshetzen abbrechen. Aina nicht. Deshalb läuft sie derzeit an der Leine. Sie ist jetzt eineinhalb.


    Zum Thema jagdlicher Ausgleich: Ja, das spielt eine große Rolle. Das funktioniert aber nur, wenn wir uns dort in einem mittleren Maß bewegen. Heißt, wenn ich da zu wenig mache, dann werden sie immer reaktiver auf Jagdreize draußen. Das selbe gilt, wenn wir zu viel in dieser Hinsicht machen. (Passiert immer dann, wenn ich sie für Wettbewerbe gezielt hochtrainiere.) Ich kann sie zwar dann auch noch steuern, aber sie springen auf alles an - Sicht, gehen auf Spur - und ich muss sie dann mehr über Kommandos steuern. Sie bieten mir dann nicht mehr eigenständig das Abwenden an.

  • Sehr schön machen die das :bindafür:


    Das Mittelmaß ist bei meinem Amigo auch wichtig. Wobei ich da doch deutlich mehr Spielraum im Laufe der Jahre bei ihm habe.


    Mache ich gar nichts, sucht er sich selber jagdliche Beschäftigung. Bei ihm ist deutlich zu merken, dass er zufriedener ist und seine Reizschwelle zum Auslösen deutlich höher liegt, wenn er gemeinsam mit mir auf seine Kosten kommt. Er nimmt dann andere, nicht-jagdauslösende Umweltreize mehr wahr, wodurch seine jagdliche Passion deutlich gemindert wird.


    Einziges Problem: Mache ich selber zu viel mit ihm, wird er immer mehr zur "Klette", und fordert auch mehr ein. Dann leine ich ihn auch heute noch manchmal für ein paar Minuten an, bis in seinem Hirn angekommen ist, dass der Jagdspass mit mir beendet ist. Sobald er wieder anfängt "Hund" zu sein, kann ich ihn dann ableinen.

  • So ich melde mich auch mal wieder. Wir fangen jetzt Anfang 2019 einen Dummykurs an und bis dahin bleibt sie an der Leine und dann schauen wir mal weiter gemeinsam mit der Trainiern.



    Gestern hab ich eine Gassibekanntschaft getroffen die auch eine jagende Hündin hat. Sie hat mir erzählt, dass sie die Hündin am Rad laufen lässt, da sie so einfach mehr Strecke und quasi Auslastung zusammen bekommt. Ab und an lässt sie die Hünding auf übersichtlichen Flächen frei, da die Hündin dann in der Nähe bleibt da sie merkt, dass Fraule mit dem Rad schneller weg ist.
    Zudem füttert sie aus der Hand wenn sie merkt die Bindung lässt nach.. so hat sie das ganz gut im Griff.
    Laut ihr wurde ihr das von einer Trainerin so empfohlen und funktioniert..


    Also ich weiß ja nicht. Müde laufen ist doch was anderes als Jagdersatztraining, das wird doch fade oder?

  • Ab und an für eine körperliche Erschöpfung sorgen, tut jedem Hund (und Mensch) gut, finde ich. ABER es löst definitiv kein Jagdproblem UND für regelmäßig trainiert man den Hund auch einfach nur hoch - heißt, er braucht dann auch wirklich mehr. Und wenn ein Hund nur mit Handfütterung und mehr "müde sein" nicht mehr jagt, dann hat er auch vorher nicht richtig gejagt.

  • Also ich weiß ja nicht. Müde laufen ist doch was anderes als Jagdersatztraining, das wird doch fade oder?

    Chilly würde bei Wildsichtung oder auch nur frischer Fährte so einen Adrenalinschub bekommen, daß alle Müdigkeit vergessen wäre. Und der Gedanke an Futter ist bei ihm so sekundär, daß es eh nicht wirklich als Belohnung zählt.
    Das mit dem Futterbeutel hab ich Anfangs leider auch praktiziert, zum Glück nie wirklich konsequent und auch nicht lange, es gab dennoch abends aus dem Napf, im Nachhinein ist das denke ich der Rat verzweifelter Hundetrainer, die eigentlich keine Lösung haben

  • Ein Hund ist immer ein Gesamtpaket ...


    Ein Hund hat unterschiedliche Bedürfnisse, und genauso wie beim Menschen ist es (zumeist) die Summe der Bedürfniserfüllung, die die mentale Zufriedenheit ausmacht.


    Ich sage es mal ganz platt: Jeder von uns hat doch Bedürfnisse, die nicht oder auch gerne mehr bedient werden könnten? Trotzdem, so im Gesamten gesehen, sind wir doch zufrieden, oder?


    Hunde sind Lauftiere, sie haben einen Bewegungsbedarf.
    Besteht hier ein Mangel, dann kommt dieser Mangel noch zu dem Mangel an Jagderfüllung hinzu.
    Macht den Hund noch unzufriedener.


    Handfütterung und Bindung - mal ganz deutlich: Wer es nur über Handfütterung schafft, eine Bindung zu seinem Hund aufzubauen, der hat nicht begriffen was Bindung bedeutet.


    Einfach als Methode angewandt dient es der Schaffung einer Abhängigkeit - auch eine Art Bindung, aber sicher keine die ich anstrebe.


    Es ist die Intention, die dahintersteckt, und die Qualität dieser Maßnahme bestimmt:
    Vertrauensaufbau und das Hormon Oxytocin sollten bei der Handfütterung die Basis sein.
    Handfütterung also nur, wenn der Hund das auch als angenehm empfindet - sonst ist es für den Hund Zwang, und Zwang baut weder Vertrauen auf, noch schüttet es Glückshormone aus.

  • Das habe ich mir eben auch gedacht bzgl. der dauerhaften Mehrauslastung. Ich muss bei meiner Hündin sowieso immer aufpassen, dass sie mir nicht hochdreht und Dauerbespassung will da fürchte ich dass das eben auch in diese Richtung geht.


    Futter ist bei uns so ne Sache. Guzis nimmt sie z.B. aus der Hand, Trockenfutter nicht. Klar, wenn sie jetzt nichts ausser aus meiner Hand kriegen würde würde sie auch das irgendwann nehmen aber wie @Hundundmehr schon sagt, das wäre dann unter Zwang und auch nicht die richtige Intention.


    Das mit dem Gesamtbild der Bedürfnisse ist finde ich eine gute Beschreibung das man sich wirklich vor Augen halten sollte:)

  • Radfahren löst kein echtes Jagdproblem. Regelmäßig ans Rad nehmen trainiert die Kondition des Hundes hoch. Auf dem Fahrrad sitzen und den Hund dann freilaufen lassen - kann auch nach hinten losgehen, da der Hund sich weniger "beobachtet" fühlt, als wenn Frauchen zu Fuß unterwegs ist.


    Aber.


    Ich könnte mir nie vorstellen einen jungen, gesunden Hund über Monate nicht auszupowern. Jeder Hund muss mal die Möglichkeit haben schnell zu rennen. Das ist auch nicht gleichbedeutend mit "hochdrehen". Gerade am Rad ist es ja eher eine gleichförmige Bewegung, bei der ein Hund sich nach dem Tempo und der Richtung des Menschen richten muss.

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