ANTI-JAGD-TRAINING oder Dr. Jekyll und Mr. Hyde

  • Da kann schon was dran sein - aktuell ist ihre Umorientierung zu mir besser den je, wenn gleich auch noch nicht so wie ich das will aber step by step.


    Ich verstehe was du meinst, aber ich kann ja im Endeffekt nur "Jagdersatz" anbieten, sofern ich selbst nicht im Jagdbereich tätig bin, oder an was dachtest du? Aktuell dachte ich langfristig an Fährtenarbeit, was aber ja auch keine echte Jagd ist.

  • Mit meiner Sina fährte ich hin und wieder mal und ansonsten darf sie beim Feldergassi fast nach Herzenslust nach Mäusen buddeln, da steh ich dann schon mal länger dumm in der Gegend herum.
    Buddeln und Schnüffeln sind für sie das Wichtigste beim Gassi. Ich brauche sie anderweitig nicht auslasten und sie ist m.E. sehr zufrieden.

  • Wollte mal fragen, wie ihr das mit den Fährten so macht. Kennt ihr die Landwirte? Bei uns gibt’s einige, die nicht so begeistert sind, wenn jemand durch ihre Felder läuft (wohlgemerkt nicht beglänzte).

  • Mein Nachbar ist Bauer und der lässt mich auf seine Felder/Wiese, dafür bekommt er an Weihnachten immer Pralinen.

  • Wir haben Wiesen die der Gemeinde gehören und ganzjährig öffentlich zugänglich sind.
    Sowas wie ein "Park" und ja da darf man drauf rumlatschen wie man will. Da stehen sogar Bänke mitten drauf oder Grillplätze.
    Da führen auch Wanderwege quer drüber.


    Ich fährte nicht, also benötige ich sie nicht.
    Aber wenn, würde ich wohl die nutzen.

  • Ich verstehe was du meinst, aber ich kann ja im Endeffekt nur "Jagdersatz" anbieten, sofern ich selbst nicht im Jagdbereich tätig bin, oder an was dachtest du? Aktuell dachte ich langfristig an Fährtenarbeit, was aber ja auch keine echte Jagd ist.

    JagdERSATZ - weiß der Hund dass es Ersatz ist?
    Macht er sich Gedanken dazu, findet er es gar langweilig, weil es für ihn ein Ersatz ist?


    Ganz klar: Nein, er weiß es nicht.


    Dieser "Ersatzgedanke" existiert nur in den Köpfen der Menschen - und das ist manchmal ein Hemmschuh, wenn Beutefangverhalten beim Hund geformt werden soll.


    Genau dieses "Formen" ist aber immer ein Gesamtpaket, wo der Fokus eben nicht ausschließlich auf dem unerwünschten Verhalten liegen sollte.


    Wichtig ist, dass das, was wir dem Hund als scheinbaren "Ersatz" anbieten, dem Hund auch Spaß macht. Das ist die Portion Dopamin, die der Hund sich holt wenn er selbständig seine Jagdausflüge auf Umweltreize startet - und die er bekommt, wenn er dies kontrolliert mit uns gemeinsam ausübt.


    Es gibt keinen Knopf - bei KEINEM Hund! - mit dem sich dieses Beutefangverhalten ausschalten lässt.


    Aber Beutefangverhalten lässt sich formen.


    Dabei setzt sich dieses Formen aus unterschiedlichen Bauteilen zusammen, die sich wie ein Puzzle zu einem Gesamten zusammensetzen.


    Letztendlich ist das Beutefangverhalten ein Bedürfnis des Hundes.


    Es ist von der Geschicklichkeit des Menschen abhängig, inwieweit dieses Bedürfnis bei einem Hund in einem Rahmen befriedigt wird, welcher mit den Umweltbedingungen kompatibel ist.


    ... und von der Einsicht, dass Alles auch seine Grenzen hat, weil ein Hund ein Lebewesen und keine Maschine ist...


    Ein Hund, der überaus gerne seine Nase einsetzt um zum Ziel (einer Beute) zu gelangen, der weiß nicht dass wir die gemeinsame Fährtenarbeit als Ersatz anbieten - der bekommt sein Bedürfnis auf diesen speziellen Einsatz seiner Nase angeboten im Team mit uns.


    Möglicherweise lernt er dadurch, dass die "Jagd" gemeinsam mit seinem Menschen die erfolgreichere und damit beglückendere ist - das ist nicht grundsätzlich von der Beute abhängig, vielen Hunden ist das TUN (Spuren verfolgen) viel wichtiger als das Erlangen der Beute.
    Möglicherweise lernt er, bestimmte Reize, die zu Beginn seine Passion zum Spuren-Verfolgen auslösten, als uninteressant weil wenig erfolgversprechend einzuordnen (Stichwort: Desensibilisierung).
    Möglicherweise beeinflusst auch seine Fähigkeit zur Kooperation seine Entscheidung: "Jag ich - oder jag ich nicht?", wenn diese Fähigkeit vom Menschen so genutzt wird, dass der Hund GERNE kooperiert.


    .............


    Meinen Amigo könnte ich niemals in einem Hühnerfreigehege laufen lassen - der würde in einen Blutrausch fallen.


    Mir reicht es aber, ihn unmittelbar vor Bauernhöfen anzuleinen (dort können erfahrungsgemäß immer mal Hühner außerhalb ihres Geheges rumlaufen), und kurz danach wieder abzuleinen; dann kann er wieder "die große Freiheit" genießen, weil ich mir dort meiner (erarbeiteten) Kontrollfunktionen sicher bin.

  • Vielen Dank für deine super ausführliche Antwort jetzt verstehe ich was du meinst.


    Ich denke wie so oft ist der Weg das Ziel, bereits das gemeinsame Arbeiten auf das menschiche Ziel einen kontrollierbaren Jagdhund zu haben ist ja schon eine große gemeinsame Aufgabe. Aber ich merke auch immer je mehr ich mit ihr arbeite desto freudiger ist sie bei der Sache und ist Feuer und Flamme wenn sie merkt wir gehen auf die große Wiege und sie darf was auf Kommando suchen/hetzen.


    Ich habe ja schon mal erwähnt, dass ich mir das Fährten nicht durch selbstständigen Aufbau versauen will und Fehler einbauen will, daher begnügen wir uns aktuell mit Absitzen, bleiben und ich platziere ein Leckerlie und sie darf auf Kommando hinhetzen und das suchen, teilweise auch im Flug schon nachhetzen wie beim 10-Leckerlie-Spiel.


    Meine Hand dafür ins Feuer legen, dass meine Hündin kein Huhn reißt würde ich nicht, aber ich glaube sie ist eher ein Hetzer. Aber wie sicher kann man sich ohne es auszuprobieren tatsächlich sein? :ka:


    Da muss ich jedoch zu geben, dass sie schon mal eine Maus gefangen hat. Sie hat ein Loch ausgebuddelt und am Ende lag eine Maus. Unter welchen Umständen die Maus hierbei gestorben ist - unklar.



    Ein Hund, der überaus gerne seine Nase einsetzt um zum Ziel (einer Beute) zu gelangen, der weiß nicht dass wir die gemeinsame Fährtenarbeit als Ersatz anbieten - der bekommt sein Bedürfnis auf diesen speziellen Einsatz seiner Nase angeboten im Team mit uns.

    Darauf bau ich :)

  • Dieser Hund bringt mich eines Tages noch ins Grab... Haben heute früh eine Gruppe Rehe gesehen. Sie waren noch sehr weit weg, Charly hat sie prima angezeigt, ich habe ihn gelobt und das Kommando "Weiter" gegeben. Ich war total entspannt, weil ja eh die Schlepp dran war und Rehe auf die Entfernung noch im Bereich des Machbaren waren. Da schießt das blöde Mistvieh vor, die 10(!!!!)-Meter-Schleppleine reisst direkt an der Handschlaufe und der Hund ist weg. Die nervenaufreibenden Stunden danach könnt ihr euch sicher ausmalen... :verzweifelt: Zum Glück hat er sich nicht im Wald verheddert, sondern erst an der alten Wohnung, wo er sich selbst ans Auto meiner Schwiegereltern gefesselt hat. Der Spitz muss durch den Wald, über die Landstraße und durch den Ort mit zehn Meter Leine hinten dran zurückgelegt haben. Ich hab immer noch Kopfkino, was da alles hätte passieren können! :shocked:
    Die alte Leine kommt jetzt also definitiv auf den Müll und was Neues muss her. Habt ihr eine Idee? Ich würde gerne wieder Biothane nehmen, aber ohne Schlaufe kann ich die nur schlecht halten und mit gibts eben diese bescheuerte Sollbruchstelle unter den Nieten.

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