Grenzen setzten oder: wie greift Ihr durch

  • Wir sind aktuell oft in der Tierklinik, hier ist er immer sehr gestresst und bellt andere Hunde an. Es ist so schlimm das ich mit ihm immer draußen warte. Werden wir reingerufen oder müssen am Empfang kurz warten, ist er nicht mehr zu beruhigen.

    Man muss nicht alles mitmachen, nur weil andere das so machen. Sag denen, dass sie dafür sorgen sollen, dass Du ohne Theater da rein kommst (Hintereingang?) und den Hund nicht mit an den Tresen nimmst.


    Ich hole meine Hunde grundsätzlich erst aus dem Auto, wenn wir dran sind und gehe zügig da durch. Ich würde meine Hunde auch ohne mit der Wimper zu zucken auf dem Arm da durch tragen, wenn es denen hilft. (Habe ich mit meinem Border Collie Rüden vor zwei Monaten gemacht, weil mir da zu viele Leute mit Hunden standen.) Mir scheißegal was andere darüber denken. Mein Hund, mein Weg, meine Entscheidung. Wenn ich fertig bin und rausgehe, bringe ich immer erst meine Hunde ins Auto und gehe dann zahlen. In Kliniken stehen einfach zu viele Idioten herum, die ihre Hunde nicht bei sich halten. Zum einen ist das ein Umschlagplatz für Krankheiten - Danke, möchte ich nicht - und zum anderen ist es auch für verträgliche Hunde der absolute Stress dort Kontakte zu pflegen.

  • Hallo,


    Heute komm ich dazu, dir auch mal ein paar Zeilen zu schreiben...


    Die Sachen, die mir aufgefallen sind, hab ich oben im Zitat dringelassen ;)


    Ich hatte das Gefühl, du beschreibst unseren Kleinen hier, er ist (offiziell) ein Westieterrier-Rauhhaardackel-Mix, und als solches hat er den Dackelsturkopf und auch den Terrier in einer Hundeperson vereint :roll:


    Dein Hund ist einerseits sehr mutig, er hatte keine Angst, als die Frau die Rassel geworfen hat, er hat nicht aggressiv reagiert, er setzt seine Interessen mit Charme und freundlich durch (Couch), das ist doch schon mal positiv :bindafür: .


    Er neigt dazu, sein eigenes Ding zu machen, das muss nicht unbedingt Respektlosigkeitsein, es gibt Hunde, die sind so erzogen, autark Entscheidungen zu treffen. Ich meine, irgendwo gelesen zu haben, dass bei deinem Hübschen ein Dackel mit drin ist? :???: Voilà... im Dachsbau kann der Dackel auch nicht erst sein Jägerherrchen fragen, was gemacht wird, der muss da auf eigene Faust durch.


    Das mit dem Bolonkaweibchen, das ist hier auch so, meine Große rennt ab und an (man höre und staune, sie ist sonst echt schwer und gemütlich, aber manchmal überkommt es sie, wenn ich schon zu weit vorausgelaufen bin, und sie aufschließen will, um mich nicht zu verlieren :gut: ), sie rennt halt ein paar Meter. Das kann der Kleine nicht so stehen lassen, der muss da immer hinterher bzw ihr den Weg abschneiden. Das wird dann oft eine spielerische Balgerei, und oft kommt dann der Terrier durch und er versucht sich knurrend an ihr festzubeißen und rupft Fell aus.


    Die Große nimmt das nicht ernst, weicht aus etc., aber ich unterbinde das sofort. Irgendwann wird es ihr nämlich zu viel und sie könnte auf die Idee kommen, sich zu wehren, das möchte ich dann doch nicht. Deshalb hab ich das immer im Auge und regele ihn wieder runter, zur Not muss er an die Leine, anfangs bin ich auch mal auf die Leine draufgestiegen, damit der Herr Gummiball wieder runterkommt (klappt inzwischen ganz gut). Was geblieben ist, ist, dass er bellt, wenn er an der Leine bleiben muss und nicht einverstanden ist, während die anderen Hunde oder meine Große rennen. Das findet er halt doof, isso.


    Zu deiner letzten Frage, ich weise meine Hunde durchaus zurecht, ich hatte immer große Hunde, ich schreie selten, außer im Notfall, ich zu meiner Großen nicht durchdringe, weil sie abgelenkt ist oder wenn mir echt der Gaul durchgeht, was selten passiert.


    Meine Große bekommt auch mal einen Schubser in die Seite, mea culpa, wenn sie an der Leine einen Leinenpöbler androhen will und ich mit Stimme ihre Aufmerksamkeit nicht bekomme, oder ich blocke sie mit meinem ganzen Körper. Sie ist halt auch dickfellig und hat eine lange Leitung. Und sie halt viel Kraft. Ich kann aber andererseits nicht riskieren, dass sie eskaliert und mich über die Strasse zieht, drum "Wehret den Anfängen". Meistens krieg ich es aber so geregelt, dass wir ausweichen, oder ich sie schon vorher mit dem Blick und Leckerli bei mir hab.


    Der Kleine ist irgendwie erziehungsrestistent, er macht im Großen und Ganzen, was er soll, manchmal zeigt er so tolles Verhalten, das ich auch sofort positiv bestärke und bestätige, manchmal ist er aber auch so erregt und drüber und bellt und springt nur noch rum, da kommt nichts mehr so richtig an bei ihm. Da hilft bei uns im Haus nur noch seine kuschelige Schlaf-Box und kurz runterkommen lassen (wird es hier zu stressig für ihn, zb wenn Besuch kommt, geht er schon selbst in die Box, dann bellt er halt von da drin raus :ugly: ). Leckerchen mit rein, kurz Wohnzimmertür zum Gang zu machen und Hund fährt dort etwas runter.


    Es gibt kein Patentrezept, und bestimmt wird dir keiner hier schreiben, ja, ich bestrafe meinen Hund, oder ja, ich mach diese und jene Korrektur so und so, mach das auch so.


    Es ist immer individuell, oft kommt es aus der Situation heraus, jeder Hund ist anders, und was dem einen Hund nützt, schadet dem anderen. Deshalb wird es dir auch nicht helfen, dass du weisst, dass ich meinem 50 Kilo Hund auch mal einen leichten Schubs oder ein leichtes Pieksen mit dem Finger in die Rippen gebe, was sie kaum registriert bei ihrer Masse an Fell, wenn du eine ganz andere Art von Hund zu Hause sitzen hast.


    Ein Hund wie mein Kleiner ist schwer zu beeindrucken, vertraut aber wenn er sich eingelassen hat, grenzenlos. Deshalb muss ich mir sein Vertrauen unbedingt erhalten, sonst bräche eine Welt für ihn zusammen. Strafen oder Schmerz würde sein komplettes Weltbild ins Wanken bringen. Dafür macht er manchmal Sachen für mich, einfach so, das schönste Bei Fuß zum Beispiel, einfach für mich :herzen1: ohne dass ich es ihm gesagt habe.


    Du musst bei deinem Hund auch versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen, dass er alles für dich machen würde, deine Führung respektiert, dir vertraut, dir folgt. Sowas geht nur über Training, Kurse, wo er was gut gemacht hat (Agility?), und einfach viel Zeit verbringen miteinander.


    Ich hoffe, du kannst was anfangen mit meinem Geschreibsel... alles Gute für dich :winken:

  • Ich lese in Deinen Zeilen ein generelles Problem vieler Hundehalter:


    Es wurde versäumt, dem Hund von Anfang an beizubringen, dass Zusammenarbeit und Gehorsam sich lohnen und Spaß bringen können, der Hundeführer "Fels in der Brandung" und absolute Sicherheit bedeutet.


    Somit besteht für den Hund die Welt aus Dingen im Außen, die spannend und spaßig sind oder ihn verunsichern - der Hundehalter hängt als hinderlicher Klotz (überspitzt gesagt) am anderen Ende der Leine, deckelt, gängelt, wird als störend empfunden.


    Die Zauberwörter wären hier: Alternativverhalten aufbauen/anbieten, Arbeitsfreude und Selbstbewusstsein stärken und dem Hund beibringen: Gehorsam ist das, bei dem er über Umwege ans Triebziel/den Spaß oder die Entspannung kommt. Hat der Hund diese Dinge verinnerlicht, lösen sich viele Probleme von ganz allein.
    Wie man das aufbaut, muss man sich aber von einem kompetenten Trainer zeigen lassen (Feeling und Timing kann man nicht über ein Forum vermitteln).


    Meine Signalwörter sind übrigens "Na!" als Verwarnung/Abbruch und "Pfui!" als Strafkommando. Mir fällt aber gerade auf, dass ich die extrem selten brauche, dafür wirken sie dann aber auch.

  • Ich lese in Deinen Zeilen ein generelles Problem vieler Hundehalter:


    Es wurde versäumt, dem Hund von Anfang an beizubringen, dass Zusammenarbeit und Gehorsam sich lohnen und Spaß bringen können, der Hundeführer "Fels in der Brandung" und absolute Sicherheit bedeutet.


    Somit besteht für den Hund die Welt aus Dingen im Außen, die spannend und spaßig sind oder ihn verunsichern - der Hundehalter hängt als hinderlicher Klotz (überspitzt gesagt) am anderen Ende der Leine, deckelt, gängelt, wird als störend empfunden.

    Ich stimme mit deinem Beitrag überein :bindafür: , meine aber gelesen zu haben, dass es sich hier um einen Hund handelt, der aus dem Tierheim stammt... oder? :???:


    Tierheimhunde haben oft besondere Schwierigkeiten sich einzulassen auf ihren neuen Halter, besonders, wenn dieser Unsicherheit zeigt.
    Vielleicht kommt hier beides zusammen... und noch ein unabhängiges Naturell des Hundes... ?

  • Ich stimme mit deinem Beitrag überein :bindafür: , meine aber gelesen zu haben, dass es sich hier um einen Hund handelt, der aus dem Tierheim stammt... oder? :???:
    Tierheimhunde haben oft besondere Schwierigkeiten sich einzulassen auf ihren neuen Halter, besonders, wenn dieser Unsicherheit zeigt.
    Vielleicht kommt hier beides zusammen... und noch ein unabhängiges Naturell des Hundes... ?

    Da stimme ich Dir zu - mit meinen Tierheimhunden war es immer ein längerer Weg, als mit den Hunden, die als Welpe domseriösen Züchter einzogen. Sie entwickelten sich aber letztendlich alle sehr gut.

  • Hallo,


    Vielen vielen lieben Dank für eure Anmerkungen, Komentaren und Tipps.


    Tatsächlich haben wir Romeo mit 5 Monaten aus einem Tierheim bekommen.
    Bis zu dem Zeitpunkt war er noch nie an der Leine oder hat Halsband/Geschirr getragen.


    Bisher wurde er von 3 verschiedenen Trainern als sehr selbstständig aber unsicher eingestuft (Rottweiler und Dackel). Mit Leckerchen suchen und bisschen Dummy spielen haben wir aber ein sehr tollen Hund draußen bekommen, er kommt sehr zuverlässig und ist auch auf Distanz in den Sitz oder Platz zu schicken.
    Wir clickern auch häufig, es macht ihm Spaß und soll die Bindung ja auch festigen.


    Also prinzipiell denke ich nicht das es sich um ein Problemhund per se handelt.
    Wird er unsicher, komm ich nicht mehr zu ihm durch, das ist aber in der Regel im Alltag eher Abends wenn da, wie gestern zbs, auf einmal ein Schneemann da steht. Erst Bellt und Knurrt er, Stubst es an und dann ist es ok. Ich kann ihn aber, bis er beschlossen hat das es ok ist, nicht abrufen.


    Wenn ich ihn anleine, weil er wieder so ruppig zu der Bolonka Hündin war, kühlt er sofort ab und macht auch kein Randale an der Leine.


    Vorhin hatte ich mal wieder so ein typisches Beispiel: ich komme vom Einkaufen heim, will kurz nach meinem Kranken Freund auf der Couch gucken, Romeo rennt hinter her (Er freut sich, bin ja für immer weg gewesen ((20min beim Rewe xD )) weil ich ihn ignoriere springt er auf die Couch und nimmt meine Hand in den Mund. Ich sage nur "Nein" er schaut mich an, springt plötzlich hoch und knabbert und Leckt an meinem Kinn.
    In so einer Situation weiß ich nicht ob er mich "beschwichtigen" will oder ob es ihm einfach nicht gefällt dass ich das jetzt unterbinden wollte.


    Für einen Tipp zu einem guten Trainer im PLZ Bereich 65*** würde ich mich ernsthaft riesig freuen


    Die letzten 2 Einzelstunden haben nämlich meine Fragen und Unsicherheit nicht richtig geklärt

  • Vorhin hatte ich mal wieder so ein typisches Beispiel: ich komme vom Einkaufen heim, will kurz nach meinem Kranken Freund auf der Couch gucken, Romeo rennt hinter her (Er freut sich, bin ja für immer weg gewesen ((20min beim Rewe )) weil ich ihn ignoriere springt er auf die Couch und nimmt meine Hand in den Mund. Ich sage nur "Nein" er schaut mich an, springt plötzlich hoch und knabbert und Leckt an meinem Kinn.
    In so einer Situation weiß ich nicht ob er mich "beschwichtigen" will oder ob es ihm einfach nicht gefällt dass ich das jetzt unterbinden wollte.

    Wieso sagst du ihm nicht kurz "Hallo" ohne eine Party daraus zu machen? Natürlich ist so etwas verunsichernd. Stell' dir vor dein Freund kommt nach Hause und ignoriert dich erstmal- tippst du den nicht auch an?
    Irgendwie lese ich echt wenig Verständnis für den Hund in den Beschreibungen heraus.

  • Rhea nimmt immer meine Hand ins Maul wenn ich weg war. Sie beißt nicht zu, aber sie muss zumindest drauf rum kauen.
    Auch im Salon sehe ich immer mal Hunde die das tun, wenn ihre Besitzer heim kommen.

  • Also prinzipiell denke ich nicht das es sich um ein Problemhund per se handelt.
    Wird er unsicher, komm ich nicht mehr zu ihm durch, das ist aber in der Regel im Alltag eher Abends wenn da, wie gestern zbs, auf einmal ein Schneemann da steht. Erst Bellt und Knurrt er, Stubst es an und dann ist es ok. Ich kann ihn aber, bis er beschlossen hat das es ok ist, nicht abrufen.

    Wir haben auch einen Tierheimhund bei uns allerdings aus dem Ausland. Er ist mit 4 1/2 Monaten bei uns eingezogen und ich kenne diese Problematik mit Unsicherheiten nur zu gut. Inzwischen sind 6 Monate vergangen und aus ihm ist ein selbstbewusster Rüde geworden. Klar gibt es so wie du es hier beschreibst Unsicherheiten. Was hier bei uns hilft, Verständnis. Er bellt und knurrt den Schneemann an weil er nicht einzuordnen weiß um was es sich hier handelt. Wir hatten das Thema schon bei Luftballons, einem Blumenstrauß der an einer Trauerstelle abgelegt war und dort sonst nie liegt und vergangenes Wochenende war es Holz in einem Tümpel, das mit Schnee bedeckt rausgeragt hat. Ruhig hin gehen mit ihm zusammen das unheimliche Ding begutachten und wenn er begriffen hat, dass es gar nicht schlimm ist loben.
    Rückrufen würde ich in so einer Situation nie weil er in dem Moment einfach in seiner Unsicherheit fest hängt.
    Marley merkt man danach immer richtig an wie stolz er auf UNS ist, dass wir dieses unheimliche Etwas erkundet haben :D


    Und wie du selbst schreibst glaube ich auch nicht, dass das große Defizite sind. Bis zu einem gewissen Grad sind Unsicherheiten ja ganz normal. Ich weis jetzt leider nicht wie alt eurer ist aber bei uns zumindest befindet er sich gerade einfach in der Phase wo auch schonmal Jacken auf der Couch angebellt wurden weil er im ersten Moment nicht erkannt hat, dass es eine Jacke war :lachtot: Auch die sind wir zusammen erkunden gegangen

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