Verhalten von Hunden bei Wildbegegnung

  • Finya hat gelernt zu fressen, wenn sie wegen Wildsichtungen aufgeregt ist, weil Kauen beruhigt.
    Die guckt mich nicht an, weil sie eine Belohnung fürs brave Sitzen will, sondern weil sie ihr Popcorn zum Thriller gucken will :D

    Da hätte ich bei meinen Vollblutjägern nichts mit erreicht.
    Das klappt nur mit Gehorsam nicht mit Ab- oder Umlenkung.

  • Was ich nur Interesse halber wissen wollte, ist wie viele Hunde de facto Flüchtendem Wild hinterher gehen. Quasi ob das Gro der Leute es schaffen ihre Hunde tatsächlich bei einem so starken Reiz zu kontrollieren. Wobei mir auch bewusst ist, dass diejenigen die im dogforum schreiben sich schon deutlich mehr mit ihren Hunden auseinander setzen als ein Großteil der anderen HH

    "Großteil der Hundehalter" ist sooo schwierig zu fassen.


    Es gibt jeweils einen großen Prozentsatz an:
    - älteren Frauen mit Kleinhund, fast immer an der Flexi
    - Hof- und Wachhunde, die kaum jeweils ausgeführt werden (aber z.B. Katzen auf dem Grundstück killen)
    - Stadthunde, die nicht so häufig/nie auf Wild treffen
    - Hunde ohne wirklichen Jagdtrieb
    - Rassen wie French Bullies/Mops, die kaum 30min Wild im Wald verfolgen würden...da fehlen Trieb und auch physische Gesundheit
    - alte Hunde, die nur noch gemütlich nebenher trotten...


    Wenn ich hier in der Kleinstadt schaue, treffen diese Kategorien schon auf die meisten Hunde zu. Ich denke, würde man die meisten hier fragen, dann hatten die Hunde wohl noch nie eine Begegnung mit einem Reh oder müssen sich um Jagdverhalten nicht so den Kopf zerbrechen :ka:
    Du hast nun mal einen richtig ernst jagenden Hund, da hast du andere Voraussetzungen als der Großteil der anderen Hundehalter.


    Hier wo ich wohne gibt's einige Hunde, die sehr regelmässig ein halbes Stündchen fehlen. Je nach Klang der Hundepfeife weiss ich laaaaaange vorher, wem wir noch begegnen werden
    Es stört die Halter auch nicht weiter, Hund kommt ja irgendwann wieder.


    Ich kenne auch einen Dackel (Besitzer ist Jäger) sehr gut, der ist auch jeden Tag 30min bis 2h weg, was dann auch immer stolz erzählt wird. Über welche Dörfer er da wieder gerannt und welche Flüsse er überquert hat... Wundert mich sehr, dass er überhaupt noch lebt. Mir rollen sich da jedesmal die Fußnägel hoch.

  • Da hätte ich bei meinen Vollblutjägern nichts mit erreicht.Das klappt nur mit Gehorsam nicht mit Ab- oder Umlenkung.

    Du hast das falsch verstanden.
    Es ist keine Umlenkung und auch keine Ablenkung!


    Sie sitzt und starrt das Wild an und damit sie die Nerven nicht wegschmeißt, kaut sie halt Trockenfutter (wahrscheinlich könnte ich ihr da auch Steine füttern).
    Der Vergleich mit dem Popcorn ist schon mit Absicht gewählt - andere kauen Fingernägel um sich zu beruhigen und Finya eben Trockenfutter.


    Das ist kein Training, sondern Management, das sich bei ihr absolut bewährt hat.


    Dass sie sitzen zu bleiben hat und nicht Lenkdrache spielen soll, hat sie über aversiven Abbruch gelernt, nach dem wir da auf die nette Tour nicht weiter gekommen sind.





    Frodo ist da viel einfacher. Der wird einfach umgelenkt und fertig, aber der ist ja auch normal erziehbar. Finya ist halt einfach ein bisschen anders :D

  • Ich hatte sie mit meinem Zweithund abgesetzt, und bin ihren Dummy verstecken gegangen. Als ich ca. 6m vor ihr war (und sie hatte leider bloß eine 5m Schlepp dran :ugly: ) ist direkt hinter ihnen ein Rehbock über den Weg gesprungen (ca. 5m Abstand). Beide Hunde sind hinterher, wobei mein Zweithund eher nur mitgelaufen, als selbstständig jagend war. Mein Zweithund war auch nach rund 5 min wieder da, meine Große erst nach gut 30 min. :mute: .
    Wie würden eure Hunde bei so einer Begegnung reagieren?

    Mein Hund hätte sich in der Situation Teufel wie erschrocken und dann maximal empört geguckt :ugly:
    Ich hätte die Dummy-Suche an diesem Ort abgebrochen, wär eiiiiiiiinige Meter weiter gegangen und hätte das Teil nochmal versteckt.


    Wirkliches Jagdverhalten (typische Kette) habe ich bei meinem Hund noch nicht gesehen und wir haben schon viel Wild gesehen. Gesteigertes Interesse hat der an Eichhörnchen, gegenüber Füchsen ist er aggressiv und alles ab Wildschweingröße + Hasen ist komplett uninteressant.


  • Wie würdet ihr ein schnelles und sauberes Down aufbauen? Gibt's da irgendwelche guten Tipps / Tricks, oder muss man einfach den Bleiben?

    Dein Hund hat bereits Jagderfolg gehabt.
    Wenn das Down funktionieren soll wirst du das nach alter Väter Sitte einüben müssen, also mit viel Druck..... und in irgendeiner Form aversiv absichern.
    Sonst wird die Hündin das nicht mehr generalisieren.
    Wenn du das nicht möchtest, was ich auch verstehen könnte, muss zeitlebens die Leine dranbleiben.


    Das ist vor dem ersten Jagderfolg natürlich einfacher.
    Und ja, da jagen selbstbelohnend ist, hatte deine Hündin Erfolg, auch wenn es wahrscheinlich nicht zum Riss kam.

  • Herr Hund hat einen eher schwach ausgeprägten Jagdtrieb. Freilaufende Kleintiere wie Kaninchen/Hasen werden gänzlich ignoriert. Ebenso Enten, Hühner und Gänse. Auch auf Bewegungsreize reagiert er bei den genannten Tieren nicht.


    Aber ab Schaf Größe reagiert er auf Bewegungsreize. Schafe, Rehe, etc. könnten 1m von ihm verharren/liegen und er würde sie ignorieren. Sobald sie aber flüchten oder in der Bewegung sind, würde er hinterher wenn ich nicht reagiere.


    Wir hatten schon mehrere Rehsichtungen und kreuzende Rehe. Zuletzt vergangenen Samstag sind zwei Rehe ca. 15m vor uns durch Gebüsch gekracht und aufs gegenüber liegende Feld gerannt. Er war hochgradig angespannt und wollte sehr sehr sehr gerne hinterher. Ein scharfer Abruf und er steht, ein zweiter und er kommt widerwillig und winselnd vor Aufregung zu mir. Trotzdem wird er dann sofort angeleint, da er ab dann „durch den Wind“ ist und auch gerne der Fährte folgen würde.


    In eurer Situation würde er aufspringen und hinterher setzen bis zum Abruf, der praktisch sofort folgen würde. Dass er auf Abruf sofort stoppt und zurück kommt ist ziemlich sicher (90%). Das er nach ca. 10-30sek. OHNE mein Zutun abbricht und zurück kommt schätze ich als sicher (>95%) ein. 100% gibts meiner Meinung nach nicht. Er ist kein Jäger und nach ca. 50m würde er keine Lust mehr haben weiter hinterher zu sprinten. Das hetzen ist für den faulen Sack eher nicht selbstbelohnend. Das ist jetzt aber auch nur meine Vermutung. Wir hatten diese Situation noch nicht.


    Allerdings wüsste ich nicht was passiert wenn er das Jagdobjekt erwischt. Er hat noch niemals ein anderes Tier beschädigt.

  • Dein Hund hat bereits Jagderfolg gehabt.Wenn das Down funktionieren soll wirst du das nach alter Väter Sitte einüben müssen, also mit viel Druck..... und in irgendeiner Form aversiv absichern.
    Sonst wird die Hündin das nicht mehr generalisieren.
    Wenn du das nicht möchtest, was ich auch verstehen könnte, muss zeitlebens die Leine dranbleiben.


    Das ist vor dem ersten Jagderfolg natürlich einfacher.
    Und ja, da jagen selbstbelohnend ist, hatte deine Hündin Erfolg, auch wenn es wahrscheinlich nicht zum Riss kam.

    Das sie mit Hetzen schon Jagderfolg hatte ist mir schon klar.


    Sie ist generell sehr unsicher und ich hab die Befürchtung, dass wenn sie durch ein blödes Timing meinerseits das Aversive mit mir verknüpft ich mir eher ins eigene Bein schieße, und mir eher mehr kaputt mache was unser alltägliches miteinander betrifft. Wenn ich derzeit ihr gegenüber laut werde, oder z. B. "bedrohlich" auf sie zugehen würde, würde sie mir gegenüber stark ins Meideverhalten gehen. Oder was meinst du mit Aversiv in diesem Fall?

  • Ja schon so.... der Hund muss im Zweifel wissen, wenn ich nicht Down gehe, fällt mir der Himmel auf den Kopf.
    Einüben kann man auch gut als Trick aufbauen, das geht toll mit dem Klicker zum Beispiel.
    Aber irgendwann kommt der Tag, an dem der Hund das Down überhört, weil der Reiz größer ist.... und dann solltest du eine Chance haben, den Hund zu maßregeln. Nicht weil er Jagd oder so, sondern weil er ein Kommando überhört hat.

  • Ich stell mir dieses Prozedere mit dem Down üben gerade bei meinen beiden Windhunden vor, die ich regelmäßig mitnehme. Ich glaube, damit würde ich es mir für alle Zeiten mit denen verderben. Und bei Wild würden die weiterhin bei jeder sich bietenden Gelegenheit abgehen. Und die machen dann halt auch tot.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!