Verhalten von Hunden bei Wildbegegnung

  • Die Betonung der 30 Minuten ist absolut nicht überflüssig, sondern sagt einiges über das Jagdverhalten des Hundes aus.
    Ein Hund, der 30 Minutenlang wegbleibt, ist beim nächstenmal eine Stunde oder einen ganzen Tag verschwunden.

    30 Minuten erhöhen die Chancen eines Hundes ganz allgemein, während die der Beute sinken (deswegen hetzen z.B. Wölfe, ermüden die Beute ... ist eigentlich recht oft so in der Natur). Das kann ernsthaft über Leben oder Tod bzw. über Misserfolg oder Erfolg entscheiden.


    Ich wage auch mal zu behaupten das viele Hunde einem flüchtendem Reh quer durch den Wald nicht folgen könnten.

    Aber die, die es können, bleiben länger weg (wenn man sie nicht abrufen kann). Die es nicht können, sind zumeist innerhalb weniger Minuten wieder da (auch wenn sie auf den Rückruf scheixxen).


    Meine Beaucis z.B. sind sehr ausdauernde Läufer und schneller im Spurt, als man das der Masse zutraut. Und sie gehören eben zu jenen "... Dobi, Beauci & Co. ... Reh totgebissen", die nicht einmal mit Schnelligkeit punkten, sondern mit Ausdauer. Sie fallen nicht einmal unter die Kategorie Jagdhunde oder verstärkter Jagdtrieb und/oder hätten es besonders gut drauf. Aber ganz sicher erwecken sieAufmerksamkeit des Wildhüters, wenn man im Revier neu ist , er das Gespann noch nicht zig x beobachtet hat(bombensicher tun sie das ).


    In 5 Minuten sehe ich bei meinen wenig Chancen auf Erfolg. 30 Minuten Zeit geben ... besser nich ...


    Es gibt nicht so viele Rassen, die das in 5 Minuten schaffen könnten. Das wären eher die Windigen (oder vll. auch die RR, kann ich mir zumindest gut vorstellen).


    Also davon abgesehen, dass nur in den wenigsten Wäldern sich nur ein einzige Wildtier aufhält. In 30 Minuten ... sich selbst überlassen ... da finden meine zwei ganz sicher so einiges, was sich zu jagen lohnen würde.



    Aus welchem Grund geht ihr eigentlich davon aus, dass mir dir Gefahr in der ein gejagt es Tier schwebt, nicht bewusst ist?

    Weil Du schon keinen Unterschied machst, ob kurz losgesprungen, 5 Minuten weg oder 30 Minuten? :ka:


    Mir persönlich erschliesst sich z.B. gar nicht erst, wieso es sich Dir nicht spontan erschliesst, dass mit der verstrichenen Zeit die Gefahr fürs Wild steigt. Unterhalte Dich mal mit einem Wildhüter. Die erfolgreichen Jäger sind immer die, die für einen langen Zeitraum verschwinden. Oder anders:


    Wildhüter sitzt versteckt auf seinem Posten.


    Tante Ernas Hund sieht ein Reh, pest los. Wildhüter setzt sein Glas an und seufzt. Tanta Ernas Hund dreht ab. Begeistert ist er nicht, den Kopf schütteln wird er auch, aber er klettert nicht von seinem Sitz.


    Hilde Hund sieht ein Reh, rennt los, Reh und Hund verschwinden im Unterholz. Wildhüter saugt die Luft durch die Zähne und versucht abzuschätzen, ob der Hund dem Reh nahe kommt. Innerhalb von 1 Minute hat der Hund das Reh verloren, das kann er durch sein Glas erkennen. Jetzt versucht er abzuschätzen, ob Hund recht zügig wieder den Rückweg antritt. Das macht der Hund. Wildhüter überlegt, ob er was sagen soll. Aus Erfahrung weiss er, ein Einsehen gibt es eher selten und er denkt sich: "Der Hund hat es nicht drauf" und belässt es diesmal dabei. Nimmt sich aber vor, bei der nächsten Begegnung mal was zu sagen ...


    Rosileins Hund sieht ein Reh, rennt los und wie zuvor verschwinden sie ins Unterholz. Der Wildhüter saugt wieder die Luft durch die Zähne und versucht mit dem Feldstecher der Aktion zu folgen. Nun sieht er, wie Hund auf der Fährte bleibt, bald ist das "Gespann" aus seinem Blick verschwunden. Jetzt steigt er runter und versucht die Fährte vom Hund aufzunehmen. Das funktioniert eher selten. Er wird kehren und Rosilein den Einlauf ihres Lebens verpassen. Und er täte Recht dran.

  • Rosileins Hund sieht ein Reh, rennt los und wie zuvor verschwinden sie ins Unterholz. Der Wildhüter saugt wieder die Luft durch die Zähne und versucht mit dem Feldstecher der Aktion zu folgen. Nun sieht er, wie Hund auf der Fährte bleibt, bald ist das "Gespann" aus seinem Blick verschwunden.

    Hattest du meinen Hund dabei? Ich kann dir auch sagen, wie so etwas ausging, bevor ich sie übernommen habe.


    Margarete

  • Flexi hat so ihre Tücken. Mein 26 kg Hund hat einmal den Gurt einer -50 kg original Flexi aus dem Griff gerissen.So ein Teil kommt mir nicht mehr an den Hund. Irgendwie hatte ich immer Angst dass mir der Griff aus der Hand geschlagen wird.


    Ich mag nur Führleine oder Schlepp in angepasster Länge.


    Margarete

    Kann dir aber überall passieren, dass du mal ein Teil mit Materialfehler erwischst.
    Schleppleinen können reißen, Karabiner brechen,...


    Ich hatte noch nie Probleme mit der Flexi, obwohl die bei uns sicher überdurchschnittlich beansprucht werden.

  • Hattest du meinen Hund dabei? Ich kann dir auch sagen, wie so etwas ausging, bevor ich sie übernommen habe.

    Näh .. aber ich kenne eine Menge Wildhüter und Jäger xD ... D.h., wenn hier ein Reh vom Hund gerissen wird, gibt es eine Dorftrommel. (Viele meinen, das passiert nicht ... doch, doch, immer wieder).


    Lebe hier in einem zersiedelten Naturschutzgebiet (eben durch Dörfer durchschnitten). D.h., ganz bei mir in der Nähe steht von Zeit zu Zeit immer mal wieder ein neuer Hunde-Besitzer auf, der keinen Unterschied macht und sich auf den Standpunkt stellt, Hundsche bekommt sie eh nicht, macht alles gaaaar keinen Unterschied (mit all den Überlegungen, die ich bis zu diesem Thread als reine Ausreden betrachtet habe, nicht wusste, dass man tatsächlich selbst daran glaubt ... jetzt muss ich ein wenig umdenken :???: ).


    Und ob das einen Unterschied macht! Das merken sie spätestens dann, wenn sie angezeigt werden. Hier wird auch mal 5 gerade sein gelassen, aber bei solchen Zeiten hört der Spass auf. Wenn das einer hier mitbekommt, man wird auf jeden Fall ermahnt, wenn man Pech hat, kein Einsehen zeigt (oder es nicht diesmal wirklich nur ausnahmsweise ein blöder Unfall war ... Leine gerissen oder so etwas), folgt gleich eine Anzeige.


    Aber dann gibt es immer noch solche, die sich dann juristisch dagegen wehren, sich immer noch keines Versäumnisses bewusst sind und mit Pauken und Trompeten die Flötentöne gerichtet bekommen. ;) Spätestens dann wissen sie, dass andere auf jeden Fall unterscheiden, auch Justitia (wirklich einsehen müssen sie es natürlich nicht).


    PS: Was hast Du denn für einen?

  • Lupo bleibt bei Wildsichtung stehen, guckt zum Wild, guckt mich an -und kommt sich ein Leckerli holen. Danach geht er ruhig weiter.
    War auch nicht immer so - nachdem ich ihn übernommen hatte, ist er zweimal einer Katze hinterher, einmal mit seinem Boxerkumpel einem Reh. Er war nicht außer Sicht, vom Reh konnte ich ihn abrufen (Boxer kam 5 Minuten später).
    Auf Spuren reagierte er auch häufiger mit Zick-Zack laufen, grunzen, flott werden und hektischem Gewedel.
    Ich habe daraufhin gezielt mit ihm auf Spuren und in Kaninchenkolonien am Gehorsam geübt, UO, Apportieren.

  • Kann dir aber überall passieren, dass du mal ein Teil mit Materialfehler erwischst.Schleppleinen können reißen, Karabiner brechen,...


    Ich hatte noch nie Probleme mit der Flexi, obwohl die bei uns sicher überdurchschnittlich beansprucht werden.

    Muss jeder selber ausprobieren, aber für uns hat sich auch die Flexi als mit Abstand entspannteste Lösung herausgestellt.


    Schleppleine hatte ich im ersten Jahr. Da hatte ich noch die Hoffnung, dass sich das "verwächst" und über trainieren lösen lässt.


    Ich fand das Thema Schlepp (außer für phasenweises Training) als Dauerlösung katastrophal. Auf dem Boden schleppen lassen würde ich so ein Teil bei einem so jagdgeilen und blitzschnellen Hund wie meinem nie. Der ist dann mit Schlepp weg ins Unterholz, verwickelt sich dort irgendwann und irgendwo und dann kann ich ihn beerdigen. Handschlaufe in der Hand und dann einfach lose lassen geht auch nicht. Dann hauts mich von den Füßen, wenn der mit vollem Anlauf abgeht. Und immer wickeln, da krieg ich die Krise.


    Ich habe allerdings eine Flexi für 50kg, obwohl mein Hund nur 23kg wiegt.


    Im Feld kann meiner frei laufen. Bei Vögeln klappt das Umorientieren super. Sieht er einen Vogel macht er auf dem Absatz kehrt und rast freudestrahlend zu mir.


    Pferde findet er von Welpe an zum freuen toll (er geht aber wedelnd ganz ruhig vorbei). Kühe werden geflissentlich ignoriert. Sowohl Pferde, als auch Kühe waren nie ein Thema.


    Wildschweine aber haben schon den 12 Wochen alten Welpen komplett austicken lassen. Ganz egal, ob hinter Zäunen oder frei. Er rastet aus.


    Flüchtenden Rehen würde er auch nach. Wenn die Rehe ruhig vorbeiziehen kann er das tolerieren.

  • Ein Hund kann ein Reh auch in zehn Minuten reissen, dazu braucht er keine 30 Minuten.
    Diese Zeitbegrenzung ist für mich eigentlich in dem Sinne wichtig, daß ein Hund, der nach wenigen Minuten wieder zurückkommt, noch nicht ganz abgeschaltet hat. Er weiß, daß er zurückkommen muß!
    Bleiben Hunde 30 Minuten oder Stunden weg, sagt mir das, daß dieser Hund alles andere ausgeblendet hat und sich nur noch für das Wild interessiert. Solche Hunde neigen eher dazu ein Reh zu reissen.


    Hunde sind Rehen immer im Vorteil, weil Rehe keine Langstreckenläufer sind. Sie sind schnell im Sprint, ermüden aber sehr schnell. Sie können also nicht längere Strecken im Vollspeed laufen. Hunde aber schon.

  • Ein Lebenlang an die Schlepp muß auch kein Hund mit Jagdtrieb, es gibt immer Gebiete, in denen man ableinen kann.

    Ganz so verallgemeinern kann man das so nicht.
    Wenn der Hund ein sehr unabhängiger Jäger ist und sich aktiv was zum jagen sucht, dann haut der auch im Wohngebiet ab.
    Ich kenne einen Afghanen, der hat sofort als die Leine ab war tschüss gesagt und kam halt nach 1-2 Tagen wieder, er kennt ja den Weg in den Wald und auch nach Hause :ka:
    Bei solchen Rassen, kann mit dem richtigen Exemplar wirklich nur noch eingezäuntes Gelände gehen.

  • Ein Hund, der 30 Minuten im Wald jagen geht, gehört an die Leine! Und zwar an die kurze! Keine Schleppleine, keine Flexi, nichts. An die kurze Leine und gut ist.


    Sowas hält man doch nicht, wenn der Hund volles Karacho mit 10-20m Anlauf ins Ende der Flexi/Schleppleine kracht...

  • Also ich hatte das Jagdproblem mit meiner 2 jährigen Akitahündin auch. Bis vor paar Monaten war nur mit Schleppleine zu arbeiten.


    Dann habe ich angefangen eine "Schütteldose" zu benutzten und seitdem ist Freilauf bei uns auch möglich.


    Sobald sie einen Fuchs sichtet oder Eichhörnchen kommt das Kommando des Unterlassens meist wandert ihre Aufmerksamkeit ab dann zu mir, sollte das nicht so sein gehen wir eine Eskalationsstufe weiter und ich schüttle die Dose. Ab da kommt sie in 99% der Fälle. Sollte das aber auch nicht reichen wird die Dose in ihre Richtung geworfen um die Konzentration auf das Wild zu unterbrechen.


    Spielt sich alles natürlich innerhalb von paar Sekunden ab sonst ist die Chance vertan wenn sie schon im rennen ist :) Deshalb immer absolute Aufmerksamkeit wenn ich durch ein Waldgebiet laufe.

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