Ruhe halten - wie habt ihr es bei euren Hunden aufgebaut?

  • @ThorstenD, hast du denn bei den aufregenden Plätzen Leckerlies gegeben, bist du hin und her gelaufen oder hast du dich einfach hingesetzt? Ich habe gerade einen Welpen dem ich das beibringen muss und der ist schnell drüber über den Punkt.

    An nem konkreten Beispiel: Sind sonntags zum Bolzplatz. Viele Menschen, Hunde, Radfahrer, Bewegung, Gerüche... sind dort an den Leuten vorbei, Hund war nervös, haben den Abstand vergrößert und uns dann in der entsprechenden Entfernung einen Platz gesucht wo ich mich hinsetzen konnte. Dort habe ich tatsächlich nichts gemacht. Kein zureden, kein schönfüttern. Irgendwann hat sich der Hund dann wirklich entspannt und abgelegt. Das habe ich dann auch bestätigt mit Leckerchen und bin direkt aus der Situation raus ohne an den Aufregern erneut vorbei zu gehen.
    Ich stand auch schon einmal 30 Minuten auf nem Bahnsteig bis Luna sich beruhigt habt.
    Ich selbst mache dabei wirklich nichts (was mir durchaus schwer fällt) außer evtl. bisl am Handy fummeln, aber nichts was mit Bewegung zu tun hat. Die Idee sich zu entspannen soll der Hund selbst haben.


    Edit: Bestätigt wird nicht das durchhalten, sondern wirklich das sich beruhigen und das Entfernen aus der Situation ist KEINE Belohnung sondern total neutral.

  • Ok, weil lang, kommt es in einen Spoiler, dann brauchen es nur Interessierte lesen ;)
    Kleine Vorgeschichte:


    Jetzt zum Training:


    Alles in allem, er ist ein wundervoller Begleiter, hätte ich ihn von Welpe an gehabt, könnte er ÜBERALL dabei sein, da bin ich mir 100% sicher, denn er ist einfach toll mit allen Menschen, solange die nett zu Frauchen sind. xD und ist verträglich mit Rüden und Hündinnen, auch wenn das auch viel Arbeit war.


    Die "Arbeit" hat sich sehr gelohnt, auch wenn es über die vielen Monate wirklich anstrengend war und ich denke, dass viele andere lange aufgegeben hätten.
    Ich würde ihn immer wieder nehmen!!


    Ach ja, diese Art des Trainings hat zu Speedy gepasst, es muss nicht zu anderen Hunden passen, dass muss man immer individuell auf den Hund abstimmen. =)

  • Drinnen bekommen meine Welpen anfangs fast nur Aufmerksamkeit wenn ich sie füttere oder "Körperpflege" übe. Dadurch merken sie sehr schnell, dass nichts Aufregendes passiert und sie beginnen von selbst Ruhe zu halten weil es halt langweilig ist.


    Rumgeballere im Freilauf gibt es hier nicht, da meine Hunde auf dem Feldweg bleiben müssen, das lernen sie von klein auf und sind es daher nicht gewohnt, dass beim Gassi im Freilauf unkontrolliert "umhergeschossen" wird.
    Im z.B. Cafe Ruhe halten lerne ich so, dass der Hund unter dem Tisch sitzt, ich steh auf der sehr kurzen Leine, sodass der Hund nur sitzen oder liegen kann, "wehrt" er sich nicht und er verhält sich ruhig, gibt es kommentarlos ein Leckerlie, versucht er wegzukommen, ignoriere ich das kommentarlos bis der Hund "aufgibt" und sich setzt oder ablegt, dann gibt es wieder ein Leckerlie. Reden tue ich nichts dabei, das würde m.E. den Hund eher durcheinander bringen. So lernt er, Leine locker, alles super, Leine gespannt, bringt nichts.

  • Uns hat außerdem geholfen langsam zu laufen. Sehr langsam. Und keine Rundwege sondern Hinweg = Rückweg. Zwischendurch: Pause. Also sitzen oder stehen und nix tun. Lola braucht nach wie vor "Platz!" und dann "Pause". Also: passiert nix.
    Wenn's reizarm genug ist, legt sie sich alleine lang.

  • Außerdem haben wir auch das Problem, dass U komplett aufdreht, wenn wir auf dem Spaziergang kurz stehen bleiben :skeptisch2:


    Dann fährt sie das volle Programm auf (anspringen, versuchen aus dem Geschirr/Halsband zu schlüpfen und wenn nichts hilft, beginnt sie nach Dingen auf dem Boden zu schnappen).
    Sie dreht dann immer weiter hoch und kommt absolut nicht runter.


    Momentan versuche ich immer kurze Einheiten mit stehen bleiben und sobald sie sich beruhigt, loben, aber irgendwie treten wir auf der Stelle.... :wallbash:


    Generell dreht sie, wenn ihr etwas zuviel wird, sehr schnell hoch und wird dann sofort kopflos, bzw. zeigt dann das oben genannte Verhalten.

  • Meine Hunde lernen, dass der Abbruch sie runterfährt ("Lass das und fahr dich runter") - so gibts die Radiuskontrolle und auch die Kontrolle über sich entwickelndes Jagdverhalten (und Malis jagen auch - auch wenn das viele nicht wissen oder glauben :D ).


    Sie sind tatsächlich nicht mit im Biergarten - sehe ich keinen Mehrwert für keinen drin und ich gehe auch da spazieren, wo es möglichst einsam ist (mit viel Wild) - aber ja, auf Spaziergängen passiert quasi nie etwas, außer Abbrüche für Sch... fressen oder Ansätze von "Ohhh da ist ein Reh/Kaninchen/Feldhase/Wildschwein"...


    Klar, darf der Jungspund und die 1000 Volt Tante am Anfang mal gut die Gräten strecken - innerhalb eines so etwa 50 Meter Radius - aber das ist nach 15 Minuten oder so rum und dann wird rumgegondelt.


    An völlig verrückten Tagen gibts mal zum Spaß einen Rückruf. Aber das war es dann auch schon.


    Gaga-Time und Hochfahren und Powern gibts beim Training gemeinsam. Seele baumeln lassen und einfach n normaler, geführter Hund sein, ist das Gassi.


    Im Büro ist auch Chill Modus angesagt und es ist auch schlicht und ergreifend verboten, sich da andere Hobbies zu suchen. Ohne Wenn und Aber und das ging bisher auch mit jedem Hund.

  • Meine Hunde lernen, dass der Abbruch sie runterfährt ("Lass das und fahr dich runter") - so gibts die Radiuskontrolle und auch die Kontrolle über sich entwickelndes Jagdverhalten (und Malis jagen auch - auch wenn das viele nicht wissen oder glauben ).

    Wie hast du das aufgebaut? (also das runterfahren) :sweet:
    Ich habe momentan einfach gar keinen Plan, wie ich das draußen angehen soll, wenn sie so austickt, in der Wohnung hält sie ohne Probleme ruhe.
    Sie ist einfach generell ein Hund der Frust sehr schlecht aushalten kann und kippt dann schnell in besagtes Verhalten. :skeptisch2:


    U ist 11 Monate alt, momentan gibt es hier leider sehr viele Hasen, daher bleibt sie an der 10m Schlepp, der Rückruf klappt eigentlich sehr gut und sie orientiert sich auch schön an mir, aber ohne Schleppe wäre ihr Radius wahrscheinlich einfach sehr viel größer.


    Ich möchte eben auch von Anfang an, dass der Hund lernt Spaziergang = Seele baumeln lassen // zu Hause im Garten = Aktion mit Frauchen

  • Das ist von Hund zu Hund unterschiedlich - wichtig ist, dass du das in einer reizarmen Umgebung startest. Natürlich kannst du den Hund nicht mehr erreichen, wenn er schon im Nirvana schwebt. Bzw man müsste einfach massiv werden, das will ich ja gar nicht. Mir ist es wichtig, dass ich nicht ausschließlich auf die Kooperationsbereitschaft des Hundes angewiesen bin, sondern dass ich sie mir auch schaffen kann.


    Man kann Ruhe nicht reinkorrigieren, aber man kann den Fehler anzeigen und dann warten, dass der Hund sich runterfährt. So bekommt die Korrektur die Bedeutung. Wenn man das richtig macht - idealerweise mit Anleitung, das ist nicht via Internet ins Blaue hinein mit Anleitung seriös leistbar - dann hat man da sehr sehr fix (und ich rede da nicht von den Wiederholungen die Tricks wie Sitz, Platz, Fuß brauchen) Grund drin.

  • Wir haben das bei Dako so ähnlich gemacht wie @ThorstenD, auf längeren Spaziergängen einfach an Punkt X Hingesetzt, z.B. auf eine Bank oder auf die Picknickdecke und gewartet. Die ersten Male ist Dako dann noch an der Leine rumgesaußt, soweit ihm das möglich war, aber nach dem 3-4 Halt wurde das weniger. Wenn er sich dann zu uns gelegt hat gab es ein Leckerli, bevorzugt etwas was nicht in 10 Sekunden weggeatmet ist.
    Mittlerweile dauert es noch 2-3 Minuten und er liegt bei uns und es ist Ruhe, auch dann wenn keine Pause angedacht ist. Stein im Schuh meiner Tochter, auf die Bank zum rausholen, und Dako liegt/sitzt.

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