Knurren bei Ressource / Erwachsenwerden?

  • Hallo zusammen,


    ich bin gerade so durch den Wind, dass es mir wahrscheinlich schon sehr hilft, das Geschehene kurz runter zu schreiben.


    Wer keine Zeit zu lesen hat, sollte dann besser an dieser Stelle aufhören :p .


    Kurz zu meinem Hund: 15 Monate alter Mix aus der Slowakei (bei mir seit 10 Monaten), super freundlich und sanft, bisher eher der Typ Hund, der von anderen untergebuttert wird (nehme an, weil Tierschutz ihn zu früh kastriert hat) und keinen Streit vom Zaun bricht.


    Heute waren wir dann mit drei seiner Hundefreunde Gassi, er kennt alle schon seit ich ihn habe. Es wurde getobt wie immer, alle hatten Spaß. Dann bemerkten wir, dass die Hunde wohl etwas im Feld gefunden hatten, mein Hund kam dann damit an und wir dachten alle erst einmal, dass es ein Stock sei. Als sich diesem dann aber kein anderer Hund nähern sollte) -machte er durch Knurren deutlich (auch ein neues Verhalten)- habe ich es mir genauer angesehen und festgestellt gestellt, dass es sich um einen schönen stinkigen Knochen handelte. Den wollte er natürlich für sich, verständlich. Da er aber erst kürzlich Magen-Darm Probleme hatte, war ich damit nicht glücklich. Dass er ihn nicht abgibt, solange die anderen Hunde drum herum stehen, war mir klar. Die anderen haben dann angeleint, der freche Terrier in unserer Gruppe büchste aber mal wieder aus und blieb im Abstand von 2m neben mir und meinem Hund. Ich wollte es dann trotzdem mit einem Tausch versuchen, natürlich erfolglos, da ich nichts dabei hatte, was von der Wertigkeit an den Knochen heran gekommen wäre und er ihn auch wegen des Terriers nicht los lassen wollte. Auch verständlich.
    Aus oben genannten Grund dachte ich mir dann aber "naja gut,machst da jetzt kein Drama draus und nimmst ihm das Ding einfach weg". Ich fasse den Knochen an und er knurrt. Das habe ich noch nie erlebt und es hat mich ehrlich erschreckt. Die anderen Hundebesitzer sagten dann, ich solle ihm den Knochen unbedingt trotzdem wegnehmen, damit er damit "nicht durch kommt", was ich aber natürlich nicht gemacht habe. Soviel Hundekenntnis habe ich dann auch noch, diese Kommunikation meines Hundes zu übergehen und damit evtl schlimmeres herauf zu beschwören.
    Letztlich hat es sich dann auch von selbst erledigt, da ihm der Knochen aus dem Maul fiel und ich ihn in dem Moment an der Leine wegführte (dann hatte ihn kurz der Terrier, was mit ziemlichem Gestänker bemerkt wurde).
    Später spielten die Hunde dann noch mal und alles war gut.


    Jetzt bin ich mit ihm zu Hause und irgendwie hat der Vorfall in mir etwas erschüttert. Ich weiss rational betrachtet, dass es auch eine echte Ausnahmesituation war, ein Knochen ist natürlich eine ganz besondere Ressource. Der Schreck muss sich erst mal legen, denn jetzt in diesem Moment ist mein ursprüngliches Vertrauen von 100 Prozent ziemlich erschüttert. Mit Ressourcenverteidigung hatten wir hier noch nie ein Problem. Bzw wir hatten überhaupt noch nie ein Problem :???: .


    Hinzu kommt, dass er mich gerade regelrecht meidet. Normalerweise hängt er an mir wie eine Klette, jetzt liegt er an der Haustür und als ich ihm vorhin aufgemacht habe, weil mich das so gewundert hat, ging er einfach raus, um sich dort auf die Terrasse zu legen- möglichst weit weg von mir. Das ist wirklich gänzlich unnormal und es fällt mir schwer dieses Verhalten zu deuten. Ich habe ihn jedoch zu keinem Zeitpunkt geschimpft und mich versucht so freundlich wie immer zu verhalten.


    Kann eine Situation, wie oben beschrieben, nachhaltig etwas ändern? Muss ich nun mehr aufpassen, vorsichtiger sein oder sonst etwas? Oder ist es als besonderer Vorfall zu sehen, der aber mit dem Rest nichts zu tun hat? Wäre er nicht gerade so komisch, würde ich das nämlich denken. Oder ist er gerade so, weil ich mich eben so fühle, wie ich mich fühle?


    Über ein paar warme Worte, würde ich mich gerade super dolle freuen :muede:

  • Ich würde den Vorfall abhaken. Du kannst es im Endeffekt nicht ändern.


    Dein Hund sollte lernen, dass jegliche Ressourcen prinzipiell dir gehören (egal ob zuhause oder auf dem freien Feld) von dir verwaltet werden. Und zwar egal ob da andere Hunde anwesend sind oder nicht.


    Wie klappt es denn sonst mit der Erziehung? Akzeptiert er Regeln, Grenzen und Verbote? Wie trittst du deinem Hund gegenüber? Freundlich aber bestimmt? Oder bist du selbst unsicher?


    Tauschgeschäfte halte ich für eine schlechte Taktik, aber das hast du ja bereits selbst erkannt. :)


    (Ich habe wahrlich zwei verfressene Hunde, die wirklich alles Essbare nehmen würden und der Kleine neigt gegenüber dem Großen auch zur Ressourcenverteidigung... Aber wenn ich da deutlich mache (auch non-verbal), dass ich ihnen jetzt das Ding da wegnehmen werde, lassen sie es teilweise schon von sich aus fallen.)

  • Ja, dann werde ich es wohl abhaken. Es irritiert mich nur so schwer, dass er mich gerade so meidet :( : .


    Sonstige Erziehung läuft gut. Er ist zwar jung und frech, aber akzeptiert Grenzen und lernt sehr schnell. Wie bereits gesagt, hatten wir nie Probleme und an sein Futter durften wir bisher immer (wenn man z.B. Sabberknochen aufs Handtuch legt oder ihm zusätzlich noch was in den Napf wirft). Das war nie ein Thema. Sogar an seinen im Garten herum liegenden Kaukochen durfte der Hund meiner Schwester immer ran. Auch mit Leckerchen und anderen Hunden.. alles nie ein Thema.


    Wie man so was nun üben soll, ist mir nur echt ein Rätsel. Denn dann müsste ich solche Situationen mit anderen Hunden ja bewusst provozieren.. und das ist für mich keine Option.


    Ich habe zudem das Gefühl, dass er nun erwachsen wird, bis vor 2 Monaten hat er nie geknurrt oder sonstiges, jetzt zeigt er auch beim Spiel mal, wenn ihm etwas nicht passt oder knurrte letztens das erste mal leise den Hund meiner Schwester an,damit dieser sein Stück Pappe in Ruhe lässt. Das alles irritiert mich einfach, weil es sich so befremdlich anfühlt :fear: .

  • Hinzu kommt, dass er mich gerade regelrecht meidet. Normalerweise hängt er an mir wie eine Klette, jetzt liegt er an der Haustür und als ich ihm vorhin aufgemacht habe, weil mich das so gewundert hat, ging er einfach raus, um sich dort auf die Terrasse zu legen- möglichst weit weg von mir.

    Vermutlich hast Du Dich zum ersten Mal richtig durchgesetzt und der Hund hat gemerkt, dass er nicht grundsätzlich das machen kann, was er will....nur so ein Gedanke


    Was heißt, er hängt an Dir wie eine Klette?

  • Dein Hund macht was er will.... wenn er sich an deiner Führung orientieren würde, könntest du ihm sowohl einen Knochen unterwegs abnehmen können ( hätte ja auch was giftiges sein können), als auch in der Nähe einer läufigen Hündin an der Leine laufen.

  • Hallo,


    ich finde das Verhalten des Hundes nicht besorgniserregend, sondern eigentlich zeigt er normales Hundeverhalten.
    Auch wenn wir uns das nicht wünschen, handelt es sich bei unseren Hunden immer noch um domestizierte "Raubtiere", die noch immer dazu neigen können, "normales", tierisches Verhalten zu zeigen.


    Für mich stellt es keinen Grund dar, das als Führungslosigkeit seitens der Themenstarterin zu sehen.
    Der Hund ist noch jung, kommt aus dem Tierschutz (musste möglicherweise früh Futter vor anderen Hunden sichern) und ist sicher noch lernfähig.


    Der Hund hat die Ressource gefunden, wie soll ich ihm klar machen, dass das meine sein soll und ich diese verwalte?
    Erschwerend kam hinzu, dass andere Hunde anwesend waren.
    Der Vierbeiner hat sauber kommuniziert, im Grunde ist nichts passiert und eigentlich ist die TE mit ihrem Hund schon auf einem guten Weg.


    Es gibt Hunde, die in dieser Hinsicht "leichtführig" sind, ein strenger Blick, ein Wort genügt, aber es gibt auch andere Kandidaten, eben die, die etwas hartnäckiger sind und eine niedrigere Reizschwelle haben.


    Die Ausgabe von gefundener Beute würde ich weiterhin üben, indem du ein Wort konditionierst. Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht, konditioniert habe ich tatsächlich über tauschen.


    Meidet er dich immer noch?
    Das würde ich auch nicht überbewerten.
    Lass ihn einfach, er kommt schon wieder an.


    LG Themis

  • Dein Hund sollte lernen, dass jegliche Ressourcen prinzipiell dir gehören (egal ob zuhause oder auf dem freien Feld) von dir verwaltet werden. Und zwar egal ob da andere Hunde anwesend sind oder nicht.

    Das würde ich auch sagen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das kein freundliches Knurren war (Anton macht das oft, wenn er sich freut, Aufmerksamkeit will, oder aus sonstigen NICHT bedrohlichen Gründen - er schwetzt einfach gerne :lol: ).
    Ich würde das Verhalten deines Hundes in dem Moment als eine Zurechtweisung (gerichtet an Dich) interpretieren.
    DAS geht in meinen Augen auf gar keinen Fall.
    Klar, im nachhinein kannst Du es nicht mehr korrigieren, aber für die Zukunft.


    Nicht falsch verstehen, ich rede nicht davon, Deinen Hund anzuraunzen, das geht auch anders. Z.B. ihm in die Augen schauen und ihm konzequent mit einem ruhigen aber bestimmten "NEIN" die Beute doch zu entnehmen.

  • Ich würde das Verhalten deines Hundes in dem Moment als eine Zurechtweisung (gerichtet an Dich) interpretieren.
    DAS geht in meinen Augen auf gar keinen Fall.
    Klar, im nachhinein kannst Du es nicht mehr korrigieren, aber für die Zukunft.

    Ich glaube, du solltest da mal "an den richtigen Hund" geraten, der eine "Korrektur" hündisch beantworten würde.


    Apropos Korrektur: Wie sieht die denn aus?


    Es sind nicht alle Hund so nett wie Labradore, es gibt auch andere, mit ganz anderem Potenzial oder was hast du für einen Hund?


    Ich sehe das ganz anders und sehe den Rat "Korrektur" kritisch.
    Das ist das Thema, was gerne diskutiert wird.
    Darf ein Hund nicht mehr knurren?
    Wie habe ich zu reagieren, wenn er es doch macht?

  • Der Hund meidet dich mit Sicherheit nicht, weil du ihm fast einen Knochen weggenommen hättest, sondern, weil dir in der ganzen Situation so unbehaglich ist, dass du dich in seinen Augen komisch benommen hast/benimmst. Hunde haben superfeine Antennen, und da er sich gerade überhaupt nicht erklären kann, was da mit dir los ist, hält er vorsichtshalber mal Abstand.


    Ansonsten kann ich mich den anderen nur anschließen: Hak's ab und übe mit dem Hund so lange Hergeben in allen Lebenslagen, bis er das völlig normal findet. Du hast ja jetzt gesehen ,dass Tauschgeschäfte nicht immer der Weisheit letzter Schluß sind, und das nächste Mal ist es vielleicht ein spitzer Knochen, den er abschlucken könnte, und den du ihm wirklich schnell und ohne Debatte abnehmen mußt.

  • @ Themis


    Die TE schrieb, dass ihr Hund 15 Monate alt ist. Ich schätze mal, dass er dann mitten in der Pupertät ist. Klar, dass er sich ausprobiert. Aber doch bitte nicht das eigene Herrchen "bedrohen".


    Einen Hund zu korrigieren (oder meinetwegen erzogen) heisst in meinen Augen, ihm beizubringen was er darf und was nicht. Das geht durchaus und ist in meinen Augen auch wichtig.
    Was machst Du denn mit einem Hund, wie Du selbst sagst: die Korrektur hündisch zu beantworten? Lässt Du ihm dann alles durchgehen?


    Ich betreue 2 sogenannte "Kampfhunde" (schrecklicher Ausdruck) aus der Nachbarschaft. Wenn die nicht erzogen wären, was meinst Du wohl was die mit mir machen würden, wenn ich sie zurechtweise?

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