Haltung von "Arbeitshund" ohne "Arbeit"?

  • Hmm, Shelties bringen ja durchaus Arbeitspotential mit....


    Also krass genetisch gewollt oder auch nicht....

    Sie sind aber keine "Spezialisten" und eben auch nicht in diese Richtung selektiert. Daher für viele hier ja auch keine "echten Arbeitshunde/Gebrauchshunde".

  • Bei Pino schlägt arbeitstechnisch der Beauceron ziemlich durch und wir haben schnell festgestellt, dass er doch was braucht, wo er seine Veranlagung einbringen kann.
    Er hat einen „Minijob im Bewachungsgewerbe“ und ist seitdem viel ausgeglichener und ruhiger.
    Er hat bestimmte Zeiten in denen er seine Runden um‘s Haus dreht und ansonsten darf/soll er Besucher melden.
    Er geht quasi automatisch in den Arbeitsmodus, wenn ich ihn alleine raus schicke und schaltet in den Familienhundmodus wenn ich mit draußen bin oder der Besuch von uns „abgesegnet“ wurde.
    Einforden tut er eigentlich nichts davon, aber er arbeitet ja recht regelmäßig.

  • Ich glaube @hasilein75 hat es irgendwo weiter vorne schon geschrieben. Der Vorteil, wenn man bei einem Arbeitshund mit dem Beginn Ausbildung wartet bis er das erste Lebensjahr rum vollendet hat ist, dass man vieles plötzlich geschenkt bekommt. Das gilt vor allem für all die Hunde, die mit einem genetisch verankertem Verhaltensrepertoire arbeiten und nicht irgendwelche Tricks ausführen. Also Wächter und Jäger. Ich stelle z.B. immer wieder fest, dass man vieles auf dem Silbertablett serviert bekommt, wenn man sich einfach Zeit lässt bei der Ausbildung am Vieh. Bei meiner eineinhalbjährigen Hündin ist das gerade der Fall. Angefangen habe ich mit ihr, da war sie schon über ein Jahr alt. Vorher habe ich mal getestet, aber es wäre ein Kampf geworden. Klar, hätte ich auch da schon was trainieren können. Aber ich habe beschlossen zu warten, weil ich mittlerweile so viele Hunde erlebt habe, die so früh richtig ins Training genommen wurden und so viele bei denen man sich Zeit ließ. Und bei letzterem überwiegen die Vorteile.
    (Nebenbei auch ganz konkret die für den Bewegungsapparat. Ich möchte nie wieder einen Hund, der aufgrund meiner Doofheit so früh unter Arthrose leiden muss.)


    Ansonsten möchte ich noch mal anmerken, dass ich @Lucy_Lous Unterstellungen, dass meine Hunde keine Zivilisation kennenlernen und halbtot in der Einöde hinter mir herschleichen irgendwie so ... mir fällt kein Begriff ein?... fand, dass es mir erst Mal die Sprache verschlagen hat.

  • Lernen denn HSH ihren 'Arbeitsplatz' grundsaetzlich erst mit 1 Jahr kennen?


    Um mal wegzukommen von den Sporthunden:
    Ich wuesste keinen Grund wieso der Hund nicht schon als Welpe z.B. den Flughafen kennenlernen sollte..sofern er spaeter dort als Diensthund arbeiten soll. Wieso sollte er den Trubel dort nicht in Ruhe kennenlernen? Wieso nicht lernen, dass die Menschen, Koffer etc. dort ihn nichts angehen, ausser man sagt es ihm? Wieso nicht das Laufband mit den Koffern zeigen und positiv belegen, wenn sein spaeterer Job auch die Arbeit auf dem Ding bedeutet?
    Was ist falsch daran, wenn der Hund - der spaeter Stoff A suchen soll - bereits als Welpe spielerisch die Anzeige lernt und auf diesen Stoff konditioniert wird?

  • Nun meine Frage: Was meint ihr? Müssen Gebrauchshunde IMMER gearbeitet werden? Sind Verhaltensprobleme wirklich auf das Fehlen einer sinnvollen Beschäftigung zurückzuführen oder sind sie schlicht "Eigenheiten" der Hunde oder das Ergebnis mangelnder Erziehung?

    das kommt auch aufs Individuum an. Ich hatte einen Alaskan Husky, also einen Hund, der nur für den Schlittenhundesport gezüchtet wird, hätte ich den nicht alle 2 Tage vor das Fahrrad gespannt, hätte er begonnen, die Hunde in seiner Sichtweite zu zerpflücken, ja er brauchte das Rennen und Ziehen.
    Mein erster Hund war ein DSH-Schnauzermix, und er brauchte auch Arbeit, wir waren Rettungshundestaffel und haben privat recht viel mit anspruchsvoller Freisuche gemacht.
    Beide brauchten weitaus mehr als der klassische Familienhund, um ihr Seelenheil zu finden :)

  • Nichts ist falsch daran.
    Der spätere Hütehund ist auch von Anfang an bei den Tieren, dann kann der Spürhund auch am Flughafen sein, usw.
    Sozialisation brauchen sie alle.
    Ich war mit meinem Welpen auch am Bahnhof, am Flughafen, in größeren Menschenansammlungen.-Wohl dosiert versteht sich.
    Auf Haus und Hof aufpassen, muss man mit Hovawarten nicht trainieren.
    Das machen sie spätestens mit 5 Jahren von selbst.
    Da kommen dann die Geschenke, von denen Corinna spricht.


    LG, Friederike

  • Ich sehe daran auch nix falsches - Arbeitsumfeld kennen lernen wird überall gemacht, sonst würden Welpen/Junghunde ja isoliert von der Umwelt aufwachsen.

  • Auch hier sollte man vllt. wieder zwischen den Arbeitshunden unterscheiden und nicht alle Arbeitshunde in einen Topf schmeißen.


    Bei Koppelgebrauchshunden ist es in der Tat so, dass man erst "spät" mit dem Training am Vieh startet und diesen neumodischen Trend, die Hunde schon ziemlich früh ans Vieh zu bringen, sehe ich kritisch und in vielen Situationen auch als gefährlich an.


    Ich führe Phelan an Rindern und man sagt, dass die Hunde frühestens mit 1 1/2 an die Rinder sollten, besser erst mit 1 3/4 Jahren.
    Die Basics werden vorher an Schafen trainiert aber auch hier sollte der Hund genügend Zeit haben vorher zu reifen.
    Und es ist wirklich Wahnsinn, was diese Hunde teilweise auspacken, oft nach längeren Trainingspausen und jeder gute Trainer gibt auch mal den Rat, einfach mal eine Pause einzulegen beim jungen Hund, wenn er mit sich selbst und seiner Entwicklung gerade genug zu tun hat.


    Von Jagdhunden kenne ich es in der Tat aber auch, dass oft schon beim Züchter einfach mal ein Stück aufgetautes Wild zu den Welpen gelegt wird.
    Aber auch hier sagen die guten Trainer, dass in der Junghundezeit eine gute Grunderziehung im Vordergrund stehen sollte.
    Ich kenne es aber auch, dass teilweise schon mal spielerisch eine kleine Fährte mit Schweiß gelegt wird etc.

  • Spielerisch schonmal ein bisschen was machen kann man durchaus auch mit jungen Hunden.
    Allerdings neigen immer mehr Leute dazu einen Junghund zu verheizen. Hier sehr für mich sehr "schockierender" Fall: Junge Schweizer Schäferhündin. Mit 4-5 Monaten schon 2 Stunden mit in der Innenstadt (Fußgängerzone) 2mal die Woche Hundeplatz (Unterordnung), Suchspiele und und UND. Aussage: Die ist total arbeitsgeil..die braucht das. Das änderte sich mit knapp einem Jahr schlagartig. Die Hündin stellte jedwede Arbeitsbereitschaft ein. Nun könnte man meinen JA KLAR Pubertät, aber in diesem Fall war es mMn noch etwas ganz anderes. Der Hund war einfach verheizt. Man versuchte das mit Spielchen auf dem Platz wieder zu richten, mit eher sehr mäßigem Erfolg. Der Hund wurde dann mit 15 Monaten durch die BH "geprügelt" weil sie die auf Biegen und Brechen haben sollte...danach galt sie lange als "schwerer Fall" der nicht kooperieren wollte. Nun ist der Hund 3 und so langsam hört man dass es besser wird.
    Hätte man ihr vielleicht mehr Zeit gegeben und sie sich in Ruhe entwickeln lassen hatte man sich wohl viel Theater erspart.
    Alle das schließt alle Hunderassen ein..nicht nur Arbeitshunde. Als klar war: Mein Hund soll Besuchshund in Kindergärten/Altenheimen etc werden, habe ich selbstverständlich schon bei dem Welpen drauf geachtet, dass sie Menschen jeder Art als möglichst positiv kennenlernt und Angst-und Agressionsfrei auf Menschen zu gehen kann, ohne dabei aufdringlich oder ruppig zu werden. Ansonsten hat doch so ein Hund in den ersten 10-12 Monaten seines Lebens genug um die Ohren. Neue Familie, Hausregeln (Ruhe im Haus, manche Welpen können noch nicht mal vernünftig schlafen weil sie so reizüberflutet werden), Grundgehorsam fängt natürlich bei einem jungen Hund an) aber kein Hund mit 6 Monaten muss einen Trail laufen oder noch eine lange Strecke perfektes Fuß laufen (da reicht vielleicht mal eine schöne Grundstellung zb und selbst das manchmal erst später). Bis das alles perfekt klappt vergehen sicherlich nicht nur 3-4 Monate..und dann kommt vielen immernoch die Pubertät in die Quere.
    Klar kann man gewisse Grundsteine legen...aber nicht übertreiben. Manche scheinen zu glauben was sie bis zum einem Jahr nicht in den Hund "reingeprügelt" haben lernt er danach nicht mehr. Das halte ich für Quatsch. Wenn ich heute entscheide mit meinem Hund (6 Jahre) was neues anzufangen kann sie, sofern es ihr ansatzweise liegt, immernoch vieles komplett neu lernen. Man hat doch Zeit....

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