Das letzte Kapitel

  • Mein Cooper. :herzen1:



    Wie heisst es so schön: "Der wichtigste Mann in meinem Leben ist blond und wiegt 3 kg".


    Ich habe das Gefühl, mein kleiner Freund schreibt sein letztes Kapitel.


    Früher dachte ich, eines Tages würde sein Herz schlapp machen, denn er hat seit fast 12 Jahren eine Herzinsuffizienz.


    Er ist jetzt im 16.Lebensjahr.


    Sein Herz sieht laut Herzultraschall nicht schlechter aus als vor 12 Monaten.


    Es sind die Knochen.


    Seine Atlasprobleme hatten wir gut im Griff, mir war aber nicht bewusst, dass auch seine ganze BWS schlimm aussieht und er Cauda Equina hat.


    Außerdem Probleme mit der Patella.


    Vorletztes WE dachte ich schon, ich muss ihn gehen lassen, so schlimm waren seine Schmerzen.


    2 Schmerzmittel in höchster Dosierung und trotzdem konnte er nicht laufen.


    Zum Glück haben wir es dank TA und Physiotherapeutin geschafft, dass es ihm wieder recht gut geht.



    Mein kleiner Freund hat sich schon seit einer Weile verändert.


    Unsere Schritte draußen werden kleiner und die Runden kürzer.


    Immer öfter bleibt er stehen und möchte nach Hause.


    Ich zwinge ihn nicht.


    Ich versuche, ihn zu motivieren und wenn es nicht gelingt, gehen wir eben die kleine Runde.



    Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf.


    Was kann ich noch tun, um diesem mir anvertrauten Wesen den letzten Lebensabschnitt so lebenswert wie möglich zu machen?



    Ich denke manchmal mit Wehmut an die unbeschwerte Zeit der Jugend und Kraft zurück.


    An die vielen Morgenstunden, in denen ich seinen warmen Körper in meinen Kniekehlen gespürt habe.


    Selten sind sie geworden.


    Vielleicht ist es ihm zu mühsam, ins Bett zu hüpfen, oder ich bin ihm zu unruhig.


    Sein Ruhebedürfnis ist deutlich gestiegen.


    Manchmal geht er aus dem Raum wenn ich hineinkomme.


    Ich ertappe mich hin und wieder dabei, dass es mir einen Stich gibt.


    Obwohl ich es doch besser weiß.


    Es ist ein ganz normales Verhalten vieler alter Hunde.



    Wie unendlich viel mir mein kleiner Freund doch gegeben hat in unserer gemeinsamen Zeit.


    Seit fast 12 Jahren gehen seine winzigen Pfötchen vertrauensvoll mit mir durchs Leben.


    Damals habe ich ihn adoptiert, nachdem er beschlagnahmt wurde nach 3,5 Jahren in Käfighaltung.


    Wunderschöne Jahre hatten wir zusammen, er hat mich begleitet am Tiefpunkt meines Lebens und die Kraft gegeben, weiterzumachen.



    Es ist an der Zeit, mich nach ihm zu richten.


    Ich bewege mich vorsichtiger, um ihn nicht zu stören.


    Er bringt mir bei, möglichst Ruhe und Gelassenheit zu leben.


    Meine Freizeit verbringe ich mit ihm, alles andere kann warten.



    Wenn ich so hinter ihm gehe, fällt mir der Abbau seiner Muskelmasse auf.


    Früher hatte er den Spitznamen "Arnie", so muskulös war sein Hinterteil.


    Seine Vorderbeine verformen sich leicht.


    Laut Augentierarzt "braucht er eine Lesebrille".


    Unsere Wohnung ist mit Läufern bestückt, damit er nicht ausrutscht.


    Um mein Bett habe ich eine Sicherheitszone eingerichtet:
    Einen Würfel, eine Hundetreppe und mehrere Körbchen.
    Nicht nur, damit mein kleiner Freund möglichst mühelos ins Bett hüpfen kann, sondern auch, weil er manchmal tüddelig ist und auf der falschen Seite runterspringen möchte.
    Er schläft wirklich viel.


    Ich liebe es, sein Schnarchen zu hören.


    Es ist so friedlich.


    Ich lausche seinen Atemzügen und frage mich manchmal, wie lange ich sie wohl noch hören darf.


    Ich mag es nicht, wenn mir gesagt wird "mach dir doch nicht solche Gedanken, lass es doch einfach auf dich zukommen".


    Ich halte es lieber wie Holger Schnitgerhans in seinem Buch `Lena schläft`:


    "Trauer beginnt vor dem Tod".


    Dadurch, dass ich mir die Endlichkeit unserer gemeinsamen Zeit bewusst mache, empfinde ich um so mehr jeden Augenblick mit meinem kleinen Freund als kostbares Geschenk.


    Ob dieses Weihnachten wohl unser letztes ist?


    Es sieht ganz danach aus.


    Ich bin traurig und glücklich zugleich.


    Traurig, mich mit dem Loslassen beschäftigen zu müssen.


    Glücklich, weil mir nichts Schöneres und Wertvolleres passieren konnte und kann, als mit diesem Hund einen großen Abschnitt meines Lebens teilen zu dürfen.


    Heute Morgen nach dem Wecker kam er nach langer Zeit mal wieder ins Bett gehüpft und hat wie ein Kobold mit mir herumgealbert.


    Was für ein Glücksgefühl.


    Niemand weiß, wieviel Zeit uns noch bleibt.


    „Wenn nur die Gegenwart zählt, dann lasst sie uns mit Liebe füllen“ ( Elli Radinger).

    • Neu

    Hi


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    • Hallo Ines, dass hast Du wunderschön geschrieben :bussi:


      Ich kann mich gut an die Zeit mit Bibo erinnern und das wird mir auch immer in Erinnerung bleiben.
      Bei ihr habe ich mich ja schon jahrelang vorher immer wieder verabschiedet, weil es ihr ja immer wieder so richtig schlecht ging.
      Das uns trotzdem tatsächlich 14,5 Jahre vergönnt waren, hätte niemals jemand gedacht, nicht die Tierärzte und ich schon dreimal nicht.
      Man kann wirklich nur von einem Tag zum Anderen schauen, denn was anderes bleibt uns nicht übrig.
      Durch die Arbeit in der Altenpflege habe ich gemerkt, dass meistens vorher noch mal ein "Hoch" kommt und dann der Abschied oftmals sehr schnell geht.
      Ich finde es sehr wichtig, dass man sich damit beschäftigt, wenn man denn die Zeit dafür hat.


      Ich wünsche Euch noch viele "Schnarch- und Koboldphasen" auf eurem gemeinsamen Weg :bussi:

    • Das hast Du so wunderbar ausgedrückt. Ich wünsche Euch noch viel gemeinsame Zeit, auch wenn 16 Jahre schon ein tolles Alter sind. Weisst Du, meine Sternenjungs haben auch gern im Bett geschlafen - und als sie zu alt wurden, um ins Bett zu springen, haben wir 2 Hunderampen gekauft, die eigentlich für den Einstieg ins Auto gedacht sind und haben je eine ans Bett und an die Couch gestellt. So konnten sie wieder problemlos auf ihre Lieblingsplätze. Die Rampen sind noch da........

    • :( :bussi: So schön zu wissen, dass da ein alter Hund so geliebt wird. :bindafür:
      Sehr rührend. Mir geht´s in vielen Dingen ganz ähnlich, finde mich wieder in deinem Text. Wünsche Dir, euch, noch ganz viel Zeit für schöne Momente!

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