Bilder von toten Hunden öffentlich teilen?

  • Noch als Nachtrag: Meine Oma kann es selbst nicht, aber dadurch, dass sie mir das überträgt, sind ihre Tiere dennoch nie allein gewesen. Sie kennen mich sehr gut, ich kenne sie sehr gut. Meiner Oma ist wichtig, dass ihre Vierbeiner nicht alleine sind. Aber sie kann es nicht - und das ist in Ordnung, denn sie stellt auf andere Weise sicher, dass sie begleitet werden.

  • Wenn ich das hier richtig mitverfolgt habe, haben nur die allerwenigsten User ihre toten Tiere geknipst.Und selbst diese wenigen halten die Bilder dann privat.


    Von daher die Frage:
    Warum gibt es hier eine Grenze des Zeigbaren und bei FB nicht?

    Diese Grenze verläuft nicht zwischen hier und FB sondern zwischen Menschen. Es geht nicht um eine Grenze des Zeigbaren sondern um die Grenze des Zeigen-Wollens.


    Keiner der hier Schreibenden wollte Bilder seines toten Tieres zeigen. Aber es gibt offensichtlich Menschen, die das zeigen wollen. Es ist die Entscheidung des betreffenden Menschen, denn jeder hat das Recht auf seine individuelle Art zu trauern.

  • Es geht nicht um eine Grenze des Zeigbaren sondern um die Grenze des Zeigen-Wollens.

    Okay, dann frage ich anders.
    Hier sind Hunderte HH aktiv, und alle paar Tage gibt es eine traurige Nachricht ... ohne entsprechende Fotos.
    Die DF-User scheinen ein anderes Trauerverhalten zu haben, oder?


    Es ist die Entscheidung des betreffenden Menschen, denn jeder hat das Recht auf seine individuelle Art zu trauern.

    Klar darf jeder "Zeigen-Wollen" ... seinen toten Hund, seinen nackten Arsch, was auch immer.
    Ob man den Verlust von Pietät/Scham/Privatheit gut findet, muss halt jeder für sich selbst entscheiden.

  • Wer wie und ob Fotos von seinen verstorbenen Tieren macht und wem er die zeigen mag, dazu hab' ich keine Meinung. Trauerarbeit ist nun mal von Mensch zu Mensch verschieden - da mag ich mir nicht anmaßen, darüber zu urteilen, wie andere Leute das halten (sollen). Ich selbst würde von meinem toten Hund kein Bild haben wollen, weil ich Fotos ganz bewusst dazu nutze, gute, lustige, schöne Momente in Erinnerung zu rufen - aber wenn jemand Bilder als 'allumfassendes Tagebuch' knipst und ihm das Foto des toten Tieres dabei hilft, mit der Trauer umzugehen - warum nicht?


    Was ich allerdings erschreckend finde, ist der Facebook-Aspekt der Eingangsfrage und wie (sorry) unbedacht viele Leute damit umgehen. Liest man ja auch hier im Thread mehrfach - die Vorstellung, dass man nur ein bisschen an den Privatsphäre-Einstellungen schrauben müsste und dann landet das Bild des toten Tieres wirklich nur dort, wo man es haben will und wird nur von den Leuten gesehen, für die man es gedacht hat, ist einfach naiv. Facebook ist kein Wohlfahrtsverein, der die Serverkapazitäten für diese Datenmengen aus der Güte seines Herzen parat hält, sondern ein milliardenschwerer Konzern mit Gewinnerzielungsabsicht. Jedes Fitzelchen Information, jedes Bild, alles, was da hochgeladen wird, wird in irgendeiner Weise vermarktet, verarbeitet und versucht, zu Geld zu machen. Ich finde das schon bemerkenswert schräg, was Leute da alles über ihren Alltag preisgeben. Bei so privaten Bildern und etwas so individuellem wie Trauer finde ich's doppelt schräg. Was sich, glaub ich, nicht genügend Leute klarmachen: der Account da wird umsonst zur Verfügung gestellt - d.h., man nutzt kein Produkt, die eigenen Daten und Informationen sind das Produkt, an dem verdient wird.


    Wenn man sich das bewusst macht und sagt "doch, kann ich mit leben, dass das Bild meines toten Tieres zu Marktforschungszwecken verwendet wird und bei einem Datenleak eventuell sonstwo landet", dann ist's ja gut. Aber ich schätze, der deutlich überwiegende Teil der Nutzer macht sich das überhaupt nicht klar.

  • Und was haben die Leute früher dann ohne Internet und FB gemacht? Konnten die all ihre Trauer nicht bewältigen, weil sie niemanden das Bild ihres verstorbenen Tieres zeigen konnten?


    Die Frage soll nicht so provokativ sein, wie sie vielleicht klingen mag.

  • Und was haben die Leute früher dann ohne Internet und FB gemacht? Konnten die all ihre Trauer nicht bewältigen, weil sie niemanden das Bild ihres verstorbenen Tieres zeigen konnten?


    Die Frage soll nicht so provokativ sein, wie sie vielleicht klingen mag.

    Ich glaub schon, dass sich - ganz wertfrei - die Art des Trauerns im Laufe des (sagen wir mal) letzten Jahrhunderts stark verändert hat, aber einige Aspekte erkennt man da m.M.n. durchaus heute noch wieder. Ich kenne das z.B. von meinen Großeltern aus Erzählungen noch so, dass Todesfälle beim sonntäglichen Gottesdienst vor der ganzen Gemeinde verlesen wurden und danach das halbe Dorf zum "Leichenschmaus" und Beileidsbekundungen anrückte (wo dann u.U. auch Fotos des Verstorbenen gezeigt oder sogar aufgestellt wurden).


    Ist jetzt natürlich nicht auf Haustiere gemünzt, aber das ist schon auch eine sehr "öffentliche" Art des Trauerns, wo man seinem sozialen Umfeld halt mitteilt, dass man einen Verlust zu beklagen hat. Zu Facebook-Meldungen nimmt sich das vom Grundgedanken nicht viel - die Reichweite und die technsichen Möglichkeiten sind heute halt andere, aber das Bedürfnis nach so einer Ankündigung scheint damals wie heute bei (manchen) Leuten da zu sein.

  • @Bonadea
    Ich frage mich schon lange, wie ich jemals ohne Internet überleben konnte. ;)
    Aber diese Frage an einem Ort zu stellen, den es ohne Internet gar nicht geben würde, provoziert sofort mehrere Gegenfragen ... die Überlegung wo das hinführen könnte, macht mir grad einen Knoten ins Hirn. :ugly:


    Es war vieles nicht möglich ohne Internet. Ja: wir haben überlebt und das gar nicht mal schlecht. Aber warum soll man das Internet nicht nutzen, wo es doch nun mal da ist? Und wenn man es nutzt, warum auch dann nicht auch für das Trauern?

  • Und was haben die Leute früher dann ohne Internet und FB gemacht?

    Was die Fotos angeht: Früher war Rollfilm. Da musste man warten, bis die 24/36 Bilder abgeknipst waren. Und da das Entwickeln und Abziehen teuer war, wurde auch nur sehr selektiv geknipst, und die Fotos konnten dann eh nur im privaten Umfeld gezeigt werden.


    wo dann u.U. auch Fotos des Verstorbenen gezeigt oder sogar aufgestellt wurden

    Echt von der Leiche?
    Dass man sich an die guten Zeiten anhand von Fotos erinnert, das kenne ich auch.

  • Ich glaube der Unterschied, @frolleinvomamt zwischen einem Forum und FB, dass es sich in einem Forum für manche vielleicht "öffentlicher" anfühlt. Bei FB sind es halt eher Freunde und Familie, die in der Kontaktliste stehen.


    Keine Ahnung, ob das stimmt - aber mir fällt sonst kein Grund ein.

  • Ich habe nicht alles gelesen. Das werde ich sicher noch tun. Aber trotzdem möchte ich meine Gedanken kurz aufschreiben.


    Ganz persönlich brauche ich von diesem Moment kein Foto. Denn das Bild ist in meinem Kopf. Und ich mag es nicht. Ich fand dem Moment brutal. Die Leere die danach herrscht furchtbar. Und die erste Zeit danach war kaum auszuhalten.
    Heute, fast 6 Jahre später, erinnere ich mich gerne an tolle Dinge die wir gemeinsam erlebt haben. Und wir schauen auch immer mal wieder Bilder an. Aber an den Tag seines Todes denke ich ungern zurück. Weil er wirklich schrecklich war. Davon brauche ich wirklich kein Foto.
    Außerdem ist dieser Moment sehr intim. Für mein Tier und auch für alle anderen Anwesenden. Und für mich sollen solche Momente auch intim bleiben.

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