Bilder von toten Hunden öffentlich teilen?

  • Ich finde, der Ausdruck von Toten (egal ob tierisch oder menschlich) ändert sich sofort. Ich kann es immer noch nicht richtig in Worte fassen, aber sobald der letzte Atemzug vorbei ist, ändert sich in der Sekunde einfach die Ausstrahlung, die Aura, der Geist, wie auch immer man das bezeichnen mag. Die ganze Präsenz ist ganz anders, weil einfach der Charakter nicht mehr da ist, nur noch die Hülle.

    Bin da total deiner Meinung.
    Als mein Pferd starb, hatte es die Augen offen und vom letzten Atemzug an war einfach merklich alles "leer". Was nochmals verstärkt so gewirkt haben mag wegen der geöffneten Augen die leer in die Luft starrten.

  • Ich habe von meinem Empfinden
    geschrieben, dass wir Menschen hier in unserem Kulturkreis unter Umständen dazu neigen, Gefühle wegzudrücken und lieber über soziale Netzwerke agieren, anstatt innezuhalten und Dinge ankommen und sacken zu lassen.


    Ich möchte niemanden verurteilen, es war einfach als Gedankenanstoß gedacht.

    Ist das Teilen von Gefühlen im sozialen Netzwerk weniger echt? Ist das im sozialen Netzwerk eingestellte Bild weniger emotional? Und selbst wenn: ist es nicht völlig normal, dass man Gefühle auch mal auslagern und wegschieben muss, weil man sie in diesem Moment (noch) nicht aushalten kann?


    Man kann das auch genau andersrum sehen: der Wunsch, die toten Tiere (bzw. Bilder von ihnen) NICHT zu sehen, ist der Versuch, die Auseinandersetzung mit dem Tod zu vermeiden. Denn beim Menschen ist "anschauen" ein sehr häufiger Ausgangspunkt für eine Auseinandersetzung und wenn man den Tod gesehen hat, kann man ihn nicht mehr ignorieren.


    Ich bin wahrlich kein Freund der (a)sozialen Netzwerke aber gerade in diesem Punkt sehe ich einen möglichen Vorteil: ein Mensch, der sonst allein und verzweifelt zu Hause hocken würde, kann in dieser Situation seine Trauer mitteilen und sich Zuspruch von virtuellen Freunden holen. Wenn es diesem Menschen hilft, ein Bild des verstorbenen Tieres zu zeigen, dann ist es richtig.

  • Wie gesagt das ist sehr individuell. Ja der Tod gehört zum Leben dazu, trotzdem muss ich es für mich nicht sehen. Für mich ist das nicht gut, nicht gesund. Es ist das was in meinem Kopf hängen bleibt und dieses Bild will ich nicht in meinem Kopf haben.


    Das heißt nicht, das ich Probleme habe zu verarbeiten, zu trauern oder zu akzeptieren. Aber ich weiß, das brennt sich fest und ich möchte nicht dieses Bild als erstes sehen, wenn ich an dieses Individuum denke.


    Mir ist auch bewusst, das sich das nicht immer vermeiden lässt, aber ich würde es nicht noch fotografisch festhalten.


    Vielleicht ist das bei anderen anders, bei mir ist das so.


    Mein Freund hat sich aktiv dazu entschieden seine tote Oma (lag friedlich im Bett) nochmal zu sehen und er bereute es.


    Ich habe auch schon einige Hamster begraben, sie sehen nicht schlafend aus, auch wenn sie friedlich im Nest liegen. Sie wirken anders, woran das liegt keine Ahnung und wenn es nur das Bewusstsein um den Tod ist. Ich habe aber zu einem Hamster keine so emotionale Bindung wie zu einem Hund oder Menschen, da unterscheidet meine Psyche offensichtlich.


    Berufsbedingt habe ich schon hunderte Skelette geborgen. Teilweise 7 Individuuen täglich, monatelang. Ich finde es interessant, gerade anthroplogisch, keine Abscheu, kein Ekel,... Aber es gibt viele Kollegen die können das nicht, obwohl es "nur" entpersonalisierte Knochen sind. Und ich würde niemals sagen das ist unprofessionell oder absurd.


    Jeder hat seine individuelle Grenze und seinen individuellen Umgang.

  • Wenn ich Dienst im Krankenhaus habe und ein Zimmer betrete, merke ich persönlich recht zuverlässig, ob derjenige noch lebt oder gegangen ist (zumindest wenn es vorhersehbar war), dafür muss ich ihn nicht mal gesehen haben. Es ist sehr schwer greifbar, aber es ändert sich was.

    Das kann ich bestätigen. Ich arbeite selbst im Pflegeberuf und habe täglich mit Leben/Tod zu tun.

    Ist das Teilen von Gefühlen im sozialen Netzwerk weniger echt? Ist das im sozialen Netzwerk eingestellte Bild weniger emotional?

    Darüber schreiben; seine Gefühle beschreiben und um Verständnis/Hilfe/Mitgefühl zu bekommen, ist für mich völlig in Ordnung. Bilder zu veröffentlich dagegen ist ein ganz anderes Thema!

  • Ich wäre nie auf die Idee gekommen mein totes Tier zu fotografieren.


    Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn jemand das anders sieht.


    Veröffentlichen? Wäre auch nicht meins. Wenn es jemandem hilft, ist es für mich auch OK.


    Über den Tod schreiben tue ich auch und es gibt bestimmt Tierhalter die das nicht verstehen.


    Mir hilft es, den Tod meines Hundes zu verarbeiten.


    Ich wurde unterstützt, als ich mich mit meinem Mäkler hier angemeldet habe, als wir gegen das Verhungern kämpften, als uns immer mehr Probleme einholten, als er seine letzte Reise antrat und seit einem viertel Jahr, seit er nicht mehr lebt.


    Ob es jemanden gestört hätte, wenn ich ein Foto vom toten Monk eingestellt hätte, weiss ich nicht. Ein Foto hätte an meiner Trauer ja nichts geändert.


    Ich finde man sollte auch damit tolerant umgehen.

  • Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, meine verstorbenen Hunde zu knipsen.
    Und wenn ich an sie zurückdenke, sehe ich eher ihre Lebenszeit vor meinem inneren Auge.
    Denke gerne an ihre Schrullen und ihren Charme zurück.


    Das hat nichts mit Verdrängung zu tun. Ich hatte und habe den Verfallsprozess immer bewusst wahrgenommen und akzeptiert.


    Ich finde unsere "Butterkuchen-Feten" hier nach Menschenbeerdigungen genial.
    Am Grab wird geheult, und beim Kaffee reden erst alle drüber, wie traurig das ist.
    Und plötzlich kippt das. Dann werden alte Dönekes erzählt, die Enkel des/der Verstrobenen toben durch den Saal, und es wird viel gelacht.
    Das Leben geht weiter!

  • Ich kann sowohl den Wunsch verstehen, Fotos zu machen, als auch, diese Fotos zu teilen.


    Fotos habe ich von meiner Seniorin selbst gemacht. Ich kam mir dabei komisch vor. Aber ich hab's gemacht. Geteilt habe ich sie mit niemandem. Nichts davon kann ich wirklich begründen.
    Vielleicht, weil sie es immer so mochte, fotografiert zu werden. Vielleicht, weil ich einen Beweis für mich brauchte. Oder weil ich trotz aller Vorbereitung einfach nicht loslassen wollte, nicht loslassen konnte.


    Dennoch kann ich verstehen, wenn jemand Fotos teilen möchte. Gerade bei Tieren.
    Bei Menschen hat man Beerdigungen. Man stößt auf viel Verständnis, wenn man trauert. Man schaltet Anzeigen, um es anderen mitzuteilen. Häufig trauert man mit anderen Menschen zusammen.
    Bei Tieren kommt oft: War doch nur ein Tier.
    Vielleicht ist das öffentliche Einstellen der Fotos für einige so eine Art Beerdigung.

  • Viele verstehen auch nicht, warum ich bei Einschläferungen immer dabei bin. Sie wenn möglich nach Hause verlegen lasse. Das ist doch so ein schrecklicher Moment. Warum tu ich mir das an? Warum mach ich das sogar im eigenen Zuhause, das erinnert doch dann noch viel mehr an diesen schrecklichen Moment. Das kann ich wiederum sehr gut begründen.

  • Viele verstehen auch nicht, warum ich bei Einschläferungen immer dabei bin.

    Ich verstehe nicht, dass sie es nicht verstehen. Der Hund ist doch ein Teil des Lebens, warum also sollte man ihn auf seinem letzten Weg nicht begleiten wollen? Gerade dann möchte man doch bei seinem Hund (oder auch anderem Tier) sein.


    Ich bin mir zB auch sicher, dass mein Kater damals extra auf mich gewartet hat, um in meinen Armen zu sterben. Warum sollte ich ihm das verweigern wollen?

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