Ungeklärtes Verhalten anderen Menschen gegenüber.

  • Wie auch immer dieses "unbequem gemacht" ausgesehen hat, im Prinzip hat der Hund nur gelernt, nicht zu warnen, bevor man beißt.Mir ist ein Hund, der vorwarnt wesentlich lieber, als ein Hund, der direkt drauf geht. Mein Hund darf knurren. Denn spätestens dann kann ich reagieren.

    Das stimmt. Den Fehler haben wir aber schon viel früher gemacht. Als er noch klein war. Da dachte ich, er darf doch nicht knurren. Dann gab es immer ein NEIN. Endergebnis: Er knurrt nicht mehr, sondern geht direkt nach vorn. Das würde ich so gern rückgängig machen, wenn ich könnte. Damals waren mir die Folgen nicht klar.

  • Ich versuchs mal anders.


    Du bist in einer Runde Menschen, die du nicht kennst oder nur flüchtig. Du fängst ein belangloses Gespräch an, woraufhin dir über den Kopf getätschelt wird. Damit du das auch gut findest, bekommst du jedes mal einen Schokokeks. Das passiert immer und immer wieder.
    Was meinst du? Wiegt der Schokokeks diese Art des Bedrängens auf? Oder bringt er dich vielleicht sogar eher in eine Zwickmühle, weil du den Keks schon gern hättest, dich aber gleichzeitig völlig übergangen fühlst? Findest du das Tätscheln deshalb jetzt gut?

  • Ich frage jetzt einfach mal ganz direkt. Uns wurde von einer Verhaltenstherapeutin geraten, den Hund vorsichtig daran zu gewöhnen, dass er von anderen Menschen gestreichelt wird. Wir sollten die Übung beginnen, damit er das Prinzip schon einmal verstanden hat und dann mit ausgewählten Menschen üben. Also streicheln, Leckerchen... Damit der Hund die Berührung mit etwas Positivem verbindet. Wenn ich Dich richtig verstanden habe, sollten wir das auf gar keinen Fall machen?? Oder vielleicht einfach zu einem viel späteren Zeitpunkt, wenn man bei ihm etabliert hat, dass ich auf ihn aufpasse und er nichts zu regeln hat?

    Vermutlich stehe ich mit dieser Meinung ganz alleine - aber: Ich finde, dieser Grundgedanke macht Sinn.


    Betonung liegt auf "vorsichtig daran gewöhnen".
    Was mir hier fehlt, ist die konkrete Zielsetzung - und eine Alternative für den Hund STATT zu beißen.


    "Berührung mit etwas Positivem verbinden" ist mir zu platt und auch irreführend: Natürlich erzieht man einen Hund, der nicht von Fremden berührt werden mag, NICHT zu einem "ich-liebe-fremdknuddeln"-Fetischisten um, das versteht sich von selbst.
    Aber das kurze!!!! Berührt-Werden als vielleicht lästig, aber nicht bedrohlich lernen zu lassen, und dem Hund eine Alternative zu geben, dass er das nicht beenden muss mit Beißen, macht für das Alltagsleben durchaus Sinn.


    Das ist aber nur EIN Baustein; ein weiterer, sehr wichtiger Aspekt ist eben auch die Gewissheit für deinen Hund, DU sorgst dafür dass er diese Situation nicht länger aushalten muss. Auch das ist Übungssache.



    Ich glaube, der Knackpunkt ist schon an der Stelle, dass das Draufzugehen als freundlich interpretiert wird.

    Das vermute ich auch ...


    @DeniseG: Kann es sein, dass du dich bei deinem Hund darüber gefreut hast, als er - noch jung - vermeintlich freudig auf Fremde zugegangen ist? Ich halte es für möglich, dass du hier unbewusst den Grundstein für dieses "auf Fremde zugehen" gelegt hast - und jetzt, als junger Erwachsener, entscheidet dein Hund selber, wie er die Situation für sich beendet.


    Wie stark waren denn die Bissverletzungen bisher?


    Mir kam noch der Gedanke an das rassetypisch doch stark ausgeprägte Merkmal des "to pinch", welches eher in Zusammenhang mit "einer Forderung Nachdruck verleihen" und weniger im Zusammenhang mit Aggressivität zu sehen wäre.
    Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass dieses Verhalten gegenüber Fremden, wie es dein Hund zeigt, ein No-Go ist.

  • Ich frage jetzt einfach mal ganz direkt. Uns wurde von einer Verhaltenstherapeutin geraten, den Hund vorsichtig daran zu gewöhnen, dass er von anderen Menschen gestreichelt wird. Wir sollten die Übung beginnen, damit er das Prinzip schon einmal verstanden hat und dann mit ausgewählten Menschen üben. Also streicheln, Leckerchen... Damit der Hund die Berührung mit etwas Positivem verbindet.

    Ganz ehrlich? Ich würde das meinem Hund nicht abverlangen. Meine Hündin kann auch nicht gut mit Fremdkontakten umgehen, weil sie die Situation einfach überfordert (ohne jegliche Sozialisierung aufgewachsen, sie kam erst mit 5 Jahren zu mir). Auch sie geht als sehr quirliger Hund erstmal auf alles und jeden zu und fiddelt irgendwie rum und wirkt, wenn man nicht genau hin schaut, bestimmt so, als wäre sie einfach sehr aufgeschlossen, interessiert und lustig. Sobald sich das Gegenüber aber "ernsthaft" mit ihr befasst (d.h. direkter Blickkontakt oder Ansprechen), kippt sie sofort und verbellt den Menschen sehr vehement.


    Ich bin mittlerweile dazu übergegangen, dass Fremde an meinem Hund nichts verloren haben und mein Hund an Fremden schon gleich dreimal nicht. Und mit "Fremde" meine ich eben auch flüchtige Bekannte, Arbeitskollegen, selbst Freunde, die den Hund nicht gut kennen.


    Seitdem ich sie vor solchen "Konflikten" konsequent schütze, ist sie viel entspannter im Umgang mit Fremden geworden. Sie läuft z.B. problemlos ohne Leine in Wandergruppen mit und bewegt sich völlig unbefangen zwischen den Menschen, weil sie weiß, dass sie zuverlässig ignoriert und nicht bedrängt wird. Wenn sie jemanden öfter gesehen hat und nett findet, lässt sie sich mittlerweile auch relativ schnell anfassen - aber ich entscheide, wann das passiert, weil ich sie da mittlerweile gut einschätzen kann.


    Das gleiche gilt bei uns übrigens für Artgenossenkontakt.

  • Dein Hund hat nun also gelernt nicht mehr zu knurren. Ungeschehen kannst du das nicht machen, aber eigentlich ist es nicht sooo schlimm, wenn man die Signale/Körpersprache des Hundes richtig und rechtzeitig lesen kann. Es gibt so viele Vorstufen vor dem Knurren. Schau dir mal Videos zum Thema Körpersprache an, oder lies Bücher darüber. Dein Hund wird irgendwann lernen, dass du ihn rechtzeitig aus so einer Situation raus holst.

  • Woraus wird denn jetzt geschlossen, dass es FAKT ist: Der Hund hat Knurren verlernt!


    Ich halte das für EINE Möglichkeit (von etlichen) - aber eine Möglichkeit, und mehr nicht!


    Momentan wirkt die TE für mich eher sehr verunsichert, und macht die hier (durchaus sinnvollen!) Hinweise passend zu den eigenen Beobachtungen.


    Das finde ich ehrlich gesagt fatal, weil hier der Eindruck einer Diagnose entsteht... die für mehr Unsicherheit als Klarheit sorgt.


    @DeniseG Du bist doch schon bei einer Verhaltenstherapeutin?
    Vielleicht schaust du da noch mal nach, worauf ihre Qualifikation "Verhaltenstherapeutin" beruht (ich selber empfehle z. B. gerne den GTVMT in Fällen, wo ich den fundierten verhaltenstherapeutischen Ansatz für sinnvoll halte), und fragst dann diese noch mal, warum sie diese "Gewöhnung" empfohlen hat und wohin sie damit will.

  • @DeniseG Du bist doch schon bei einer Verhaltenstherapeutin?


    Vielleicht schaust du da noch mal nach, worauf ihre Qualifikation "Verhaltenstherapeutin" beruht (ich selber empfehle z. B. gerne den GTVMT in Fällen, wo ich den fundierten verhaltenstherapeutischen Ansatz für sinnvoll halte), und fragst dann diese noch mal, warum sie diese "Gewöhnung" empfohlen hat und wohin sie damit will.

    Ja, das sind wir. Diese Therapeutin gehört auch zum GTVMT. Dort wurde mir empfohlen, den Hund vorsichtig daran zu gewöhnen, dass er sich von Fremden anfassen läßt. Ich soll Impulskontrolle mit ihm üben. Und ihn gesundheitlich überprüfen lassen. Das ist ihre Hauptvermutung.

  • Als er klein war, habe ich mir da nicht viel zu gedacht. Auch, wenn ich jetzt verurteilt werde, aber ich habe das immer für normal gehalten. Kenne persönlich auch nur wenige Hunde, die sich nicht anfassen lassen. Aber so wie ich das hier lese, ist das keine Ausnahme.


    Es waren beide Male Verletzungen an der Hand.


    So hatte ich es auch verstanden, dass er das für den Fall, dass man einmal nicht schnell genug reagiert, für den Moment erträgt und eben nicht direkt nach vorne geht. Dies sollte dann die Ausnahme sein. Der absolte Regelfall sollte dann sein, dass er lernt, ich regele alles für ihn.

  • Das muss man als Mensch aber auch erst einmal wissen und begreifen, dass der Hund möglicherweise freudig zu einem Menschen hingeht, aber nicht angefaßt werden will.
    Wenn es denn bei unserem Hund wirklich freudig ist. Mittlerweile würde ich auch nicht mehr ausschließen, dass der den Besuch checken will.

    Freudig ist Henry dabei nicht sondern freundlich, d.h. er nimmt höflich Kontakt auf. Macht er auch nur bei Menschen, die uns ansprechen. Er sagt also quasi Hallo zurück.
    Bei Besuch ist es übrigens so, dass Henry weiß ich kenn die Besucher und sie dürfen rein. Die Besucher dürfen ihn anfassen, aber auch hier sage ich lieber zu neuen, bitte erst mal nicht anfassen.
    Auf der Straße bin ich unfreundlich/direkt was nicht anfassen angeht. Denn viele Menschen meinen meinen Hund nach 5 Minuten besser zu kennen als ich nach 5 Jahren.

  • Das stimmt. Den Fehler haben wir aber schon viel früher gemacht. Als er noch klein war. Da dachte ich, er darf doch nicht knurren. Dann gab es immer ein NEIN. Endergebnis: Er knurrt nicht mehr, sondern geht direkt nach vorn. Das würde ich so gern rückgängig machen, wenn ich könnte. Damals waren mir die Folgen nicht klar.

    Das geht prinzipiell, wenn er es nicht völlig verlernt hat. Dann wird jedes Knurren hochwertig belohnt und ganz wichtig: es muss Erfolg haben. Also Abstand schaffen.
    Der große Haken an "ich regele alles für ihn" ist, dass das nicht verläßlich geht. Dazu haben Hunde eine viel bessere Sinneswahrnehmung als Menschen. Besser ist, wenn er lernt: Wir kümmern uns gemeinsam um die Sache- ich bin da nicht allein- ich sage Bescheid.
    Gezielt alles Anzeigen belohnen- lies' dich mal im Zeigen und Benennen ein.

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