Ungeklärtes Verhalten anderen Menschen gegenüber.

  • Hallo,


    ich habe einen Deutschen Pinscher vom Welpenalter an. Er ging natürlich direkt in die Welpenschule. Es war alles gut. Jedoch fängt er nun im Alter von 2 bzw. mittelteile 2,5 Jahren an, Menschen zu beißen, wenn sie ihn streicheln. Das geschieht von jetzt auf gleich ohne Vorwarnung. Im ersten Monent läuft er freudig hin und im nächsten Moment beißt er zu. Bei dem ersten Vorfall könnte man es auf eine Ressourcenverteidigung schieben. Das war im Juni diesen Jahres. Daran haben wir dann trainiert.
    Plötzlich war die nächste Situation ganz ohne Ressource. Er lief freudig zu einer Person hin, die er auch kannte. Da er immer etwas ungestüm bei der Begegnung ist, schob ihn die Person weg und er biss erneut ohne Vorwanung zu. Er trägt natürlich mittlerweile einen Maulkorb. Gestern wurde er vorsichtig gestreichelt und hätte er den Maulkorb nicht getragen, wäre er wieder nach vorn gegangen. Das tut er aber auch nicht immer. Manchmal lässt er sich ganz normal streicheln. Bei uns ist er der artigste Hund. Was spielt sich bloß in dem Hund ab??


    Wir haben auch einiges untersuchen lassen, um auch körperliche Probleme auszuschließen. Es wurde nichts gefunden.


    So langsam bin ich mit meinem Latein am Ende und hoffe, dass hier vielleicht noch jemand Ideen oder Anregungen hat, was das Problem sein könnte??


    Vielen Dank

  • Rennt er wirklich freudig zu den fremden Menschen?
    Wie ist seine Körpersprache?
    Was passiert wenn Besuch kommt? Darf der Hund dann einfach zur Tür rennen und den Besuch "in Empfang" nehmen, ist mehr oder weniger alleine in der Situation (also steht direkt neben dem Besuch) und wird getätschelt?


    Passieren die Situationen auch, wenn der Besuch schon länger da ist?



    Du hast einen Pinscher (ich habe auch eine kleinere Version) - die sind als ursprüngliche Hofhunde gerne mal wenn sie richtig erwachsen sind (so wie dein Hund jetzt) gerne mal gar nicht mehr so begeistert von Besuch.
    Zudem regeln sie, wenn ihnen Situationen unangenehm sind Dinge gerne mal nach vorne.
    Ich denke Ziel wird hier sein, dass dein Hund die Situationen nicht mehr selbst klären darf - und auch nicht muss. Heißt - Besuch wird von ihm nicht begrüßt -> der Hund hat also auf seinem Platz zu liegen und der Hund wird vor fremden geschützt -> der Besuch hat den Hund nicht anzufassen/anzusprechen oder sonstiges.


    Dem Hund beizubringen, dass er auf seinem Platz zu bleiben hat (im Zweifel erst mal mit Hausleine / Box) ist dabei in der Regel leichter als erwachsene Menschen dazu zu bringen die eigenen Hunderegeln einzuhalten. Insbesondere wenn es "Experten" sind, weil sie auch mal einen Hund hatten "bei dem hat das auch so funktioniert".


    Auch schwieriger als dem Hund beizubringen, dass er nichts mehr regeln darf ist häufig: Sich selbst einzugestehen, das der ehemals zu freundliche Hund als erwachsener Hund eben kein Labrador ist, der Besuch toll findet und sich bereitwillig von jedem streicheln lässt. Er gehört einer Rasse an, wo es viele Exemplare gibt, die Fremde doof finden. Das doof finden kann häufig man auch nicht wegtrainieren - der Hund wurde dafür gezüchtet misstrauisch bei Fremden zu sein. Zu warnen, zu wachen und das auch nach vorne umzusetzen, wenn er nicht ernst genommen wird. Aber auch, Leute in Ruhe auf den Hof zu lassen, wenn sie bekannt sind oder der Besitzer das OK gibt.
    Du kann über Training halt erreichen, dass dein Hund sich darauf verlässt, dass du die Situation regelst, ihm Schutz bietest und ihm zeigst wie er sich verhalten soll.


    Die Wahrscheinlichkeit ist aber hoch, dass er jetzt wo er groß ist, eben nie wieder der Hund wird, der sich so freundlich von jedem Besuch begrabbeln lässt. Dem solltest du dir bewusst sein.


    Wenn man auf Pinscher in Not schaut, sind fälle wie deiner ein sehr häufiger warum diese Rasse abgegeben wird.

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten.


    Wenn Besuch kommt, wird er vorher in sein Körbchen geschickt. Da bleibt er auch die meiste Zeit, während der Besuch da ist. Aber zwischendurch packt ihn die Neugierde oder was auch immer und er will gucken gehen. Danach geht er wieder friedlich in sein Körbchen.


    Dass ich seine Warnung übersehen habe, will ich nicht ausschließen. Aber ich finde es nach wie vor sehr schwer da einen Unterschied auszumachen. Er ist aber mit Sicherheit aufgeregt, wenn er zu den Personen läuft. Das habe ich automatisch als Freude interpretiert.


    Dass ich ihm beibringen muss, dass ich die Situation für ihn regel, habe ich schon häufiger gehört. Aber wie ich das umsetzen kann im Alltag, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wie kann das aussehen?


    Wenn ich das weiß und wenn ich weiß, wie ich mit ihm trainiere und wie ich mit ihm im Alltag umgehen soll, kriege ich das hin. Aber dieses Unerwartete, mal lässt er sich streicheln, mal geht er direkt nach vorne, macht es für mich so schwer, das zu verstehen.

  • Es gibt Hunde, die wollen schon gern schnüffeln, aber bitte auf keinen Fall selbst angeschnüffelt (von Hunden) oder angefasst (von Menschen) werden.
    Und, es gibt Hunde, die nur sehr kurz warnen oder manche auch gar nicht.


    Ich würde Besuch bitten, den Hund komplett zu ignorieren (nicht anschauen, nicht ansprechen, nicht anfassen) und ihn von den Besuchern fernhalten.

  • Dass ich ihm beibringen muss, dass ich die Situation für ihn regel, habe ich schon häufiger gehört. Aber wie ich das umsetzen kann im Alltag, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wie kann das aussehen?

    Schön, dass du Tipps annimmst :-)


    Die Regel muss für den Hund ganz klar sein - am Besuch hat er nichts zu suchen.
    Das heißt auch sein neugieriges Schnüffeln (das kann auch Abchecken, einschränken des Besuches sein, statt reine Neugier ist aber ohne es zu sehen nicht zu sagen).


    Heißt wenn Besuch da ist, darf er seinen Plaz / Box / ein anderes Zimmer nicht verlassen, bzw erst wenn er soweit ist, dass er den Besuch komplett ignoriert (das wird dauern wenn es überhaupt klappt). Also kein rumlaufen, kein Schnüffeln am Besuch, kein Hinrennen - nix.


    Wie du das genau umsetzt kommt ein bisschen darauf an. Ich kenne einen Hund, der darf dann das (offene) Esszimmer nicht verlassen. Der hat gelernt, er darf die nur optische Schwelle bei Besuch nicht überschreiten. Die hängen auch eine Leine in die Tür als optisches Zeichen für Besuch, dass der Raum tabu ist. Mittlerweile geht der Hund beim Klingeln von alleine in den Raum.
    Leichter am Anfang ist es wenn du so einen Raum hast und einfach ein Türgitter rein machen kannst.


    Alternativ kann der Hund auch lernen in eine Box zu gehen oder auf seinem Platz liegen zu bleiben. Da kann man den Hund auch evtl. anbinden / Tür / Welpengitter aufstellen zu machen.
    Da sollte der Platz aber in einer geschützeren Ecke / weiter weg vom Besuch stehen in der nächsten Zeit. Direkt mit am Tisch ist erst sinnvoll wenn der Hund wirklich entspannt bei Besuch, weil er gelernt hat, dass er nicht rumlaufen schnüffeln etc darf und NIE (!) angefasst, gelockt, angesprochen etc wird.



    Ich würde so vor gehen, dass zu Anfang der Platz für den Hund recht weit vom Geschehen weg ist und den Hund erst mal nur Besuch aussetzen, wo du wirklich gewährleisten kannst, dass der es wirklich schafft den Hund nicht zu beachten. Kommt die bucklige Verwandschaft, wo man weiß, dass das schief geht im Zweifel besser in einen Extraraum und Tür zu.


    Also Schritt eins wäre ohne Besuch zu Trainieren den Hund auf einen bestimmten Platz/ Raum zu schicken und dort bleibt er und entspannt. Er weiß wenn er dahin geschickt wird passiert nix und er muss ruhig liegen.
    Dann das ganze mit "Besuch light" trainieren -> Also irgendwen, den der Hund schon kennt UND der es penibel schafft den Hund komplett zu ignorieren und sich selbst ruhig zu verhalten (also jetzt nicht gleicht wild gestikulierend irgendwas vormacht oder ähnliches).


    Klappt das so gut, dass der Hund liegen bleibt, nicht aufspringt und am Besuch schnüffeln will/ nervös ist etc. steigert man das und es kommt jemand ganz fremdes. Dann vielleicht jemand der mal irgendwie hüpft oder was ungewöhliches macht, vielleicht mal ein ruhiges Kind...


    Der Hund sollte natürlich immer gesichert werden und es darf keine Übergriffe (=streicheln, wegschubsen, anfassen) von Besuch mehr geben.



    Auch draußen kannst du mit deinem Hund üben: wenn immer ein Mensch auf euch zu kommt, sei es weil er den Hund streicheln, locken, anschauen will oder irgendwas von dir, stell dich vor deinen Hund und biete ihm Schutz. Erlaube ihm nicht an dir vorbei zu gehen und irgendwas selbst zu regeln. Und sei es jemanden den er mag zu Begrüßen - darf er nicht, weil du alles mit Menschenb regelst.
    Hier könntest du ein "hinter mir" Kommando aufbauen.

  • Wie das im Haus mit Besuch ablaufen soll, kann ich mir gut vorstellen. Das werde ich wie beschrieben weiter ausbauen. Wenn ich unterwegs auf jemanden treffe, muss ich das auch noch konsequenter durchziehen. Aber wie mache ich das zum Beispiel, wenn man mit ihm irgendwo ist. Zum Beispiel in der Stadt oder auf einem Geburtstag, wo recht viele Leute sind? Auch, wenn er mit einem anderen Hund spielt, kann ich ja nicht ausschließen, dass er dann zu dem Herrchen oder Frauchen des anderen Hundes läuft.


    Ich grübel jetzt schon lange über das Thema und habe mich zwischendurch auch gefragt, ob es gut ist, ihn von allen Menschen fern zu halten. Dadurch steigert man sein Verhalten doch eigentlich noch. Deshalb habe ich überlegt, ob es nicht Sinn machen könnte, ihn vorsichtig mit Menschen zu konfrontieren??

  • Bia jetzt hat dein Hund gelernt "fremde kommen einfach ins Haus, frauchen macht da nicht viel, also renne ich hin, kontrolliere wie sie sich verhalten. Oh sie verhalten sich unangenehm, fassen mich einfach, schubsen mich sogar -war das vielleicht ein Angriff? Da sich keiner drum kümmert halte ich mir sie mit den Zähnen fern - funktioniert ja immer".


    Ziel muss sein "oh Besuch kommt, das regelt Frauchen, ich gehe brav auf meine Decke ich weiß ja Besuch lässt mich in Ruhe und ich darf ihn nicht kontrollieren".


    Keiner sagt du sollst deinen Hund nie wieder mit Menschen konfrontieren.
    Fakt ist aber dein Hund hat mehrfach Gebissen, wenn fremde ihn angefasst haben. Bis es soweit gekommen ist müssen davor schon Situationen gewesen sein in dem ihm das Anfassen durch Fremde unangenehm war und es wurde nicht erkannt. Wahrscheinlich hat er irgendwelche körpersprachlichen Zeichen gesendet die in seiner Sprache "bitte fass mich nicht an" gesagt haben. Das wurde nicht gesehen (kein Vorwurf mir auch passiert). Also hat er es mit beißen versucht - das hat geklappt. Damit war er erfolgreich, also wird er es in ähnlichen Situationen wieder machen. Mit weniger vorwarnungen, weil die haben nix gebracht.


    Mit falscher Konfrontationstherapie kannst du die Situation verschlimmern. Zwangsstreicheln etc kann das ganze komplett eskalieren lassen.
    Dein Hund muss erst mal lernen dass du ihn a) schützt und b) ihm zeigst wie er sich verhalten soll.


    Du sollst deinen Hund ja gezielt mit Menschen konfrontieren. Aber eben so dass er sich zu jeder Zeit sicher ist ,dass du das klärst. Diese Sicherheit braucht eben Aufbau. Das heißt erst mal die lighz version - hund ist weit weg vom Besuch, darf nicht hin und besuch schaut ihn nicht mals an. Und dann langsam langsam steigern. Am besten geziltes besuchstraining mit einem Trainer.



    Ich würde mir auch den Ernst der lange bewusst machen - dein hund beißt menschen nur weil sie ihn streicheln. Da wäre bei mir nichts mehr mit auf die Hundewiese stellen und hoffen kein Hundebesitzer tätschelt ihn zu viel. Wenn er so gern mit anderen Hunden spielt dann verabrede dich gezielt mit ein oder zwei und weise sie vorher an deinen Hund zu ignorieren. Ansonsten gilt auf Hundewiesen und co Maulkorb drauf - das hemmt viele Menschen auch einfach drauf los zu tätscheln.


    Einen Hund der Menschen beißt würde ich auch nicht mehr zu Geburtstagen und Co mitnehmen. Ich bin mir relativ sicher,dass dein Hund kein Spaß aktuell daran hat.
    Wenn ihr wirklich die Sicherheit habt irgendwann kann sowas dann irgendwann im kleineren Kreis wieder funktionieren. Dann halt gemanagt - Hund hat in der Box zu liegen und alle haben ihn in Ruhezu lassen.


    Ich würde nicht davon ausgehen dass du je wieder einen Hund haben wirst den du fröhlich auf einer Party durch die Menge laufen lassen kannst und jeder tätschelt i mal im vorbei gehen übers Köpfchen und die Kinder spielen dazwischen fangen. Das wird egal mit welcher Therapie höchstwahrscheinlich nicht funktionieren.

  • Er lief freudig zu einer Person hin, die er auch kannte. Da er immer etwas ungestüm bei der Begegnung ist, schob ihn die Person weg und er biss erneut ohne Vorwanung zu.

    Ich vermute, dass das mitnichten Freude ist. Das erinnert mich eher an Kontrolle.
    Ich hatte eine Hündin, die ähnlich drauf war, aber "nur" unfreundlich zu Menschen war, nicht biss.
    Sie hat die Leute kontrolliert wie ein Discotürsteher., wenn die sich dann über das niedliche Hundi beugten, gabs ne Ansage und nicht nur ein Mensch war dann richtig sauer...AUF MICH :ugly:


    Dein Hund könnte ähnlich sein, aber "leider" etwas deutlicher.



    Aber wie mache ich das zum Beispiel, wenn man mit ihm irgendwo ist. Zum Beispiel in der Stadt oder auf einem Geburtstag, wo recht viele Leute sind? Auch, wenn er mit einem anderen Hund spielt, kann ich ja nicht ausschließen, dass er dann zu dem Herrchen oder Frauchen des anderen Hundes läuft.

    Nicht jeder Hund ist ein unauffälliger Begleithund. Ich musste das auch lernen.


    Spielen mit andern Hunden.... |)
    Meine hat auch das gut genutzt. Sie hat dann die andern Hund von ihrem Haltern vertrieben...ein wahres Schätzchen, dieser Hund :D


    Aber im Ernst, du solltest jetzt sehr konsequente und nette Regeln aufstellen.

    Ich grübel jetzt schon lange über das Thema und habe mich zwischendurch auch gefragt, ob es gut ist, ihn von allen Menschen fern zu halten. Dadurch steigert man sein Verhalten doch eigentlich noch. Deshalb habe ich überlegt, ob es nicht Sinn machen könnte, ihn vorsichtig mit Menschen zu konfrontieren??

    Dein Hund muss meiner Meinung nach jetzt ganz klare Verhaltensregeln VON DIR vorgegeben bekommen!
    Kontaktaufnahme von deinem Hund zu Menschen wirst du unterbinden müssen. Der Hund wird bestätigt, wenn er sich neutral verhält....
    Man kann das an sich gut üben, indem man dem Hund eine Aufgabe gibt (und sei es nur ein SITZ) und dieses dann bestätigt.

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