Umgang mit angstaggressiver Hündin

  • Und hier kommt Teil 2 ;)

    Diese hier beschriebene Trainingsart kann dir vielleicht helfen https://www.dogood.de/b-a-t


    Mit meinem Hüterich habe ich "gebattet" - er hat dadurch kurz gesagt gelernt, daß ich 1. seine Ängste und Unsicherheiten erkenne und auch ernst nehme und 2. hat er feststellen dürfen, daß andere Strategien als haltlos pöbelnd und um sich beißend in der Leine zu hängen durchaus einfacher, stressfreier und belohnender sind.


    Man braucht aber jemanden, der genau anleitet und anfangs hilft und unterstützt und auch weiß, was er da macht...... ;)

    Das klingt sehr interessant. Leider von mir aus auch viel zu weit weg...eine Übersicht, wer diese Methode anwendet, gibt es nicht, oder?

    @asterix99 Ich denke, dass es schon einige Hundeschulen gibt, die auch über die BAT-Methode arbeiten. In meiner HuSchu zB auch, daa ist aber nicht eigens auf der Homepage aufgeführt, weil es ja je nach Hund andere Lösungswege gibt. Da sollte sich also hoffentlich ein Trainer finden lassen in Nähe der TE =)

    Klingt als müsste ich mir Trainer in meiner Nähe raussuchen und fragen, ob sie "batten"?



    @asterix99: Danke für die vielen Links, da sind einige spannende Sachen bei - muss ich mir mal in Ruhe durchlesen


    Eine so kurze Zeit und schon gefühlt jeden Trainingsweg ausprobiert. Puh. Das muss man als Hund erst Mal schlucken können. Ich glaube, daran würde sogar ein in sich stabiler Hund zerbrechen.

    Genau mein Gedanke. Wie kann man alles ausprobiert haben?


    Den erfolgreichen Umgang mit Angstauslösern kann man nicht "ausprobieren". Den muss man sich sehr geduldig erarbeiten, über eine lange Zeit, und konsequent und verlässlich beibehalten. Wenn geschludert wird, kommt sowas auch gerne mal wieder.


    Euer "mal so mal so" ist eine Katastrophe. Und viele der Trainingsansätze auch.

    Was soll man denn machen, wenn die ersten Trainer keine Ahnung haben? Trotzdem dabei bleiben? Fände ich noch schlimmer als "wechseln."

    Danke Ixabel!
    Das ist ja mein Problem. Ich würde mir unglaubliche gerne kompetente Unterstützung holen! Leider waren meine bisherigen Versuche erfolglos. Und so reich bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alle Trainer in meiner Nähe ausprobieren kann, damit ich vielleicht den einen finde, der tatsächlich kompetent ist und uns helfen kann! Ich hätte da durchaus noch einen Kontakt zu einer Trainerin, die sich sogar auf unsichere Hunde spezialisiert hat. Sie ist eine Hundepsychologin - ob ich es mit so jemandem nochmal versuchen sollte?
    Es ist halt auch mega frustrierend, wenn man sich Hilfe holt und dann maßlos enttäuscht wird und keinen Schritt weiter gekommen ist (und man Geld zum Fenster rausgeschmissen hat...).



    Wenn wir dann drinnen sind und sitzen und sich alles beruhigt hat, dann setze ich sie neben mir auf den Boden und dann kann Sina selbst entscheiden ob sie sich zum Besuch traut oder nicht. Das wurde von Mal zu Mal besser.

    Ich wünschte, ich hätte es von Anfang an so gehandhabt, wie du es beschrieben hast...mir wurde immer von allen gesagt "bloß nicht hochnehmen!" - hätte mir jemand gesagt, dass sie anfängt alles selbst zu managen, weil sie durch mich keinen ausreichenden Schutz erfährt, hätte ich von Beginn an ganz anders gehandelt...
    Das Problem ist inzwischen auch, dass ich natürlich Angst habe, Luna bei Besuch (bei dem ich weiß, dass sie diesen überhaupt nicht "leiden" kann) frei laufen zu lassen. Ob ich es einfach vorsichtig ausprobiere? Zunächst mit der Anweisung, dass sich der Besuch nicht bewegen darf? Klingt vielleicht etwas verrückt...aber sobald sich Luna dann dem Besuch nähern würde, würde ich vermutlich auch wieder unruhig werden, was Luna ja nur bestätigen würde...dieser Teufelskreis :( :

  • "Stören" tut mich das Verhalten eher draußen. Ich muss ja ständig auf der Hut sein, dass meinem Hund niemand zu nahe kommt. Ich kann sie nicht mal eben mit in ein Restaurant oder einen Laden nehmen. Ich kann sie nicht spontan mitnehmen, wenn ich jemanden besuchen möchte. Das heißt ich muss auf diese Dinge entweder verzichten oder Luna allein lassen. Und zu oft möchte ich sie dann auch nicht alleine lassen...

    Warte doch erst einmal ab ... eines nach dem anderen. M.E. denkst Du heute schon viel zu weit. Wie ich in meiner ersten Antwort schon schrieb, erst einmal zu Hause ein Refugium der Ruhe einrichten. Sie das für einige Zeit einfach nur geniessen lassen .. Aktion draussen zunächst - soweit möglich - nur mit Dir und dem Hund.


    Wenn sie dadurch Ruhe, Sicherheit und Vertrauen aufgebaut hat, ist sie möglicherweise auch resilenter, wenn Du sie später mal in ein Restaurant mitnehmen möchtest. Nur das wäre halt für mich noch ein wenig in der Ferne und dann müsste man mal schauen, ob sich hier eine Tasche anbieten würde, in der sie sich verkrümeln könnte ... wie auch immer ...


    Erst mal die Ruhe in der Wohnung, dann Ruhe beim Training, dann vll. Gelassenheit gegenüber entfernten Begegnungen und wenn sie auf Dich konzentriert andere passieren lassen könnte, dann könntest Du ja mal vorsichtig versuchen ... mitnehmen, zu einer Freundin, vll. auch mit einer Tasche, in der sie sich zurückziehen kann ... Aber Stand heute, finde ich das eben noch zu weit ...


    Was hast Du denn zu verlieren? Was denkst Du soweit voraus? Stand heute ist doch, funktioniert nicht. Also, kann nur besser werden ;)

  • Das ist ja mein Problem. Ich würde mir unglaubliche gerne kompetente Unterstützung holen! Leider waren meine bisherigen Versuche erfolglos. Und so reich bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alle Trainer in meiner Nähe ausprobieren kann, damit ich vielleicht den einen finde, der tatsächlich kompetent ist und uns helfen kann! Ich hätte da durchaus noch einen Kontakt zu einer Trainerin, die sich sogar auf unsichere Hunde spezialisiert hat. Sie ist eine Hundepsychologin - ob ich es mit so jemandem nochmal versuchen sollte?

    Ich kann dich schon verstehen. Allerdings hilft es oft auch schon, erst mal wirklich drüber nachzudenken, mit anderen sprechen (wie jetzt hier), und bei solchen Hunden würde ich IMMER vorher mal mit dem Trainer reden, und mir seinen Weg erklären lassen, erst mal drüber nachdenken.


    Und dann in aller Ruhe gründlich drauf rumdenken, sich in den Hund hineinversetzen, mit Empathie drangehen, nicht nur Symptome sehen.


    Und DANN überlegen, wie ich an das Problem ran gehen möchte, und den Weg dann geduldig verfolgen. Über eine lange Zeit - vieles muss eine Verhaltensänderung beim Menschen sein, die das ganze Hundeleben lang so bleibt. Die art, wie ihr gemeinsam an Probleme rangeht - das musst du für dich klar kriegen und dann dem Hund nahebringen. Man löst nicht ein für alle mal Probleme. Man ändert dauerhaft seinen Umgang mit dem Hund, damit der keine Probleme mehr hat.


    Es ist doch völlig egal, ob es dein Fehler ist, oder ob es verständlich ist. Aktionismus, Hin und Her, Ausprobieren - das ist halt einfach Mist. Auch wenn es gut gemeint ist.

  • Ich würde den Hund mal komplett runterfahren, also alles meiden was sie stresst. Da wurden hier ja auch schon Tipps genannt.
    Draußen kannst du sie ja in unruhigen Ecken auf den Arm nehmen oder an eine Tasche gewöhnen.
    Das würde ich erst mal ein paar Monate durchziehen bis dein Hund ein normales Stresslevel hat und wieder mehr Vertrauen zu dir. Parallel könnt ihr ja ganz viel zusammen in ruhigen Gegenden oder zu Hause trainieren. Zum Beispiel Tricks, Schnüffelspiele, Apportieren oder einfaches bei Fuß laufen. Habt einfach Spaß zusammen dort wo es möglich ist und alles was gerade nicht möglich ist erst mal ausfallen lassen.
    Wenn ihr dann etwas mehr "zusammen" seid, könnt ihr auch besser zusammen arbeiten und auch erst dann wird das Training fruchten.
    Du hast jetzt leider so viel ausprobiert, dein Hund weiß ja gar nicht mehr wo oben und unten ist. Ich kann das verstehen, weil man verlässt sich ja auf den Fachmann, aber das musst du jetzt leider erst mal eine Weile ausbaden.
    Ich würde auch jegliche Hundekurse erst mal streichen. Falls ihr nette Gassikontakte habt, geht ruhig 1-2x die Woche kontrolliert spazieren und sonst beschäftige du dich mit deinem Hund.


    Und erst in ein paar Monaten würde ich ein Alternativverhalten verfestigen ("schau und bei Fuß" für draußen und für drinnen ein "ins Körbchen") und womöglich ein Abbruchsignal aufbauen. Aber das kann man aus der Ferne nicht einschätzen ob das für deinen Hund geeignet wäre.



    Alles was du dir von deinem Hund wünschst, kann möglich sein (überall mit hinnehmen), allerdings ist das zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht drin. Übe dich in Geduld, nimm unsere Tipps an. Das wird irgendwann klappen, aber du musst jetzt einfach mal eine Zeit lang darauf verzichten und akzeptieren, dass dein Hund das jetzt gerade NOCH nicht kann.
    Und solange du dich dagegen sträubst, dass dein Hund nicht alltagstauglich ist, solange werdet ihr kein Team sein. Versuch dich mal auf die tollen Seiten deines Hundes zu fokussieren und das zu fördern. :smile:

  • Ich werde wohl einiges von euren Ratschlägen mitnehmen :smile:
    Genau darum habe ich mich ja auch an euch gewandt und ich freue mich so viele hilfreiche Rückmeldungen zu bekommen :smile:


    Was ich noch nicht ganz verstehe ist das mit dem Stresspegel komplett runterfahren über Wochen/Monate. Wenn ich so wie jetzt, abends mit Luna auf der Couch liege, habe ich eigentlich das Gefühl, der Stresspegel könnte niedriger nicht sein ;)


    Mit der Geduld ist das natürlich auch so eine Sache, grade wenn es sich irgendwie nur verschlechtert (bellen - schnappen - beißen) und das obwohl doch schon professioneller Rat eingeholt wurde...

  • Stresspegel komplett runterfahren bedeutet, alles auf NULL!


    Wenn Sie mein Hund wäre, dann wäre Besuch erstmal tabu, bis Du sie mit einem Entspannungssignal in ihre Box schicken kannst, die Box ist geschlossen und eine Person kann zu Besuch kommen, ohne das sie in Stress gerät.
    Verstärkend dazu würde ich eben auch den Geruchsartikel nehmen, da man diesen auch in die Box packen kann oder ihr ein Halstuch ummachen kann.
    Das Entspannungssignal kannst Du wunderbar während Eurer Couchzeiten konditionieren ;)


    Gassi gehen zu Zeiten, wo eigentlich niemand unterwegs ist.
    Ich bin damals mit meinem Dicken morgens zwischen 4-5 Uhr spazieren gegangen, da kam uns höchstens mal der Zeitungsjunge entgegen.
    Dies habe ich 3 Monate gemacht, weil ihn alles andere immer wieder extrem gestresst hat, da er es nie richtig kennen gelernt hatte, er war 9 Monate, als er eingezogen ist.
    Ich könnte jetzt einen riesigen Roman schreiben, aber man muss Deinen Hund auch einfach vorher kennen lernen, um zu sehen, in welche Richtung das Training gehen kann. Das lässt sich übers Forum einfach schlecht machen!
    Hilfreich ist es immer, wenn man sie dabei filmt, wenn sie in Stress gerät, so kann man sich immer wieder reflektieren, was schief gelaufen ist, wann der Pegel erreicht war, wo es umschlägt.
    Es gibt gaaaanz viele Möglichkeiten, um mit ihr zu arbeiten, aber eines sollte Dir klar sein, es kann viele Jahre dauern, bis sie den Alltag entstresster wahrnehmen wird.
    Bei Speedy hat es 2 Jahre gedauert, bis er nicht mehr total gestresst war und wir einigermaßen normal durch die Welt laufen konnten.
    Es gibt noch immer Trigger, wo er erstmal frei dreht, aber die sind händelbar und er kommt danach auch schneller runter wie früher, aber es war wirklich ein langer und sehr harter Weg, der sehr viel Geduld erfordert!!
    Wo kommst Du denn her, vielleicht kann Dir jemand einen Trainer empfehlen?
    Oder wurde das schon gefragt? :ops:

  • Was ich noch nicht ganz verstehe ist das mit dem Stresspegel komplett runterfahren über Wochen/Monate. Wenn ich so wie jetzt, abends mit Luna auf der Couch liege, habe ich eigentlich das Gefühl, der Stresspegel könnte niedriger nicht sein

    Stressabbau ist kein Schalter, den man einfach an und aus macht (oder 1 Tag Urlaub und schon isse der ganze Alltagsstress abgebaut ... das wäre prima ;)). Legt man sich mal auf die Couch und schon passt das wieder mit dem Nervenkostüm ... xD


    Längere Zeiträume mit Dauerstress lassen mit Sicherheit auch bei Dir ihre Spuren, oder nicht? (Man wird allgemein "dünnhäutiger", verliert schneller die Fassung ... ein Teufelskreis)


    Lunas Bereitschaft sich gestresst zu fühlen ist doch hoch und, so wie ich Deine Ausführungen interpretiert habe, leidet sie eigentlich - mehr oder weniger - täglich unter Stress (z.B. draussen beim Spaziergang). Das dürfte ihre Alarmbereitschaft erhöht haben (die Stresshormone werden schneller ausgeschüttet und brauchen immer länger, um abgebaut zu werden) und das geht zu Lasten der allgemeinen Resilenz (d.h., selbst kleinere Auslöser machen ihr schneller zu schaffen, münden somit in den nächsten Stress, eine ungünstige Spirale).


    Wäre sie grundsätzlich eher dauercool, hättest Du diesen Thread nicht eröffnet. Davon abgesehen, dass sie ja auch erst wieder lernen muss, dass dies und das eben kein Grund ist, in Alarmbereitschaft zu gehen, Unangenehmes, Bedrohliches zu erwarten.

  • Nach dem Vorfall habe ich dann einen Trainer für Einzeltraining kommen lassen. Er wollte sich zwei, drei Mal mit mir treffen, ein paar Tips geben, sonst könne er nichts machen Fand ich alles etwas seltsam und habe deswegen einen anderen kommen lassen.

    Dieser erste Trainer wäre vermutlich der richtige gewesen.



    Freundin von mir hat vor 1,5 Jahren eine 5 Monate alte Dackelmix-Hündin bekommen. Klingt wie deine... hat alles verbellt, hingeschossen wie eine Irre, Fahrräder, Jogger, andere Hunde sowieso... Wie nennen sie die Bodenlenkrakete.


    Ist inzwischen ein toller toller kleiner Hund geworden. Würde ich SOFORT einpacken. Braucht schon noch Führung, und man muss einfach drauf achten, ob was entgegenkommt. Fremde Hunde werden an der Leine noch manchmal verbellt, aber ohne hinzuzerren.


    Dein Fehler: du guckst offensichtlich immer erst mal was der Hund wohl macht.
    Besser: Es kommt was, egal was, und noch bevor der Hund reagiert!!!!! Leine aufnehmen (besser noch: Hund anleinen - also zusätzlich zu der Schleppleine die kurze Führleine dranmachen - so wie du es auch tätest, wenn der Hund freiliefe. JEDES JEDES Mal das kommen und das anleinen belohnen. Hund aufmerksam machen, zu dir holen, soll dich anschauen, ganz ruhig und ohne jede hektik anleinen, tolles Leckerlie rein. Was TOLLES. Wurst, Käse)


    Gemeinsam ruhig weitergehen. "Gefahr" nicht beachten. Dein Hund läuft an der möglichst lockeren, und nicht zu kurzen Leine, aussen. Deine Aufgabe ist, sie nicht an dir vorbeidrängeln zu lassen. Ohne dabei an der Leine zu zerren. Block sie mit dem Bein. DAS ist der knifflige Teil bei so einem kleinen Hund. Bitte NIE mit der Leine "angeln". Die Versuchung ist groß, den kleinen Hund an der Leine anzulupfen, und das ist ganz ganz ganz schlecht. Deine Hand bleibt unten. Die Leine ist eine Sicherung, kein Kran.


    Bellen wird sie, ignorieren. Einfach weiter. KEIN Kontakt! Niemand spricht sie an, niemand fasst sie an, niemand schnuppert etc. Das ist dein Job, dafür zu sorgen. Wenn sie es schafft, zu dir zu schauen, belohne sie. Wenn nicht, wenn sie ruhig bleibt, verbal loben. Wenn sie kläfft, weitergehen, ignorieren.
    Nicht stehenbleiben. Wenn du quatschen willst, dann mach das erst mal ohne Hund.


    Rückruf üben üben üben und ganz doll belohnen.


    Zieh das ein paar Monate durch, eisern. Und für den Rest des Hundelebens wirst du mehr Führung zeigen müssen, als jetzt.


    Ich würde sie nicht unbedingt ganz krass isolieren, aber weniger Begegnungen sind besser. Die schafft es vielleicht 1,2 mal ruhig vorbei, dann sind die "Löffel" alle.


    Jedes Mal, wenn du versagst - laut wirst, sie doch hinlaufen lässt, sie angetatscht wird usw, wird es wieder schlechter werden.


    Sie muss zuhause viel schlafen. Tut sie das?
    Besuch darf kommen, aber du machst es auch so wie draussen: an die Leine, außen halten, der Besuch soll sie weder anschauen noch anfassen. Parallel trainieren, dass sie im Korb entspannt - oft dort füttern hilft.


    Wenn es Hundekumnpels gibt, dann wäre das gut für sie, gemeinsam spazierenzugehen, spielen können.


    Das ist so das Standard-Programm für "Angriff ist die beste Verteidigung". Es dauert, und nicht der Hund muss üben, sondern du. Du musst zuverlässig für den Hund werden, es wird dauern, bis sie dir glaubt.

  • Ich habe das Gefühl, der Hund braucht dringend eine Pause. Und zwar eine ziemlich lange. Auf keinen Fall würde ich jetzt die nächsten Sachen ausprobieren. Da muss eine richtig lange Erholungsphase hin. Daher mein Ratschlag wie er ist. Das arme Tier muss erst Mal von dem ganzen Stress wegkommen. Über einen wirklich langen Zeitraum.

  • Was ich noch nicht ganz verstehe ist das mit dem Stresspegel komplett runterfahren über Wochen/Monate. Wenn ich so wie jetzt, abends mit Luna auf der Couch liege, habe ich eigentlich das Gefühl, der Stresspegel könnte niedriger nicht sein


    Mit der Geduld ist das natürlich auch so eine Sache, grade wenn es sich irgendwie nur verschlechtert (bellen - schnappen - beißen) und das obwohl doch schon professioneller Rat eingeholt wurde...

    Erst mal vorweg, ich bin den gleichen Weg gegangen. Mein Hund war irgendwann der totale Angstbeißer, mit allem überfordert und ist auch zwischendurch aus dem Nichts plötzlich Passanten angegangen. Alles was sich schnell bewegt hat, aber eben auch Leute die einfach nur da waren, waren irgendwann zu viel.Von Besuch und Leuten die ihn bedrängen rede ich erst gar nicht mal.
    Heute liegt mein Hund entspannt rum wenn ein Handwerker da ist. In den allermeisten Fällen weicht er einfach zurück wenn Leute ihn anfassen wollen. Bei sich schnell bewegenden Menschen/Kindern die aus dem Nichts auftauchen ist es 50:50 ob er es verkraftet, aber er beruhigt sich super schnell wenn man ihn anspricht. Mit ein bisschen vorausschauendem Verhalten kann ich ihn überall mit hinnehmen. Er ist am liebsten überall dabei. Ich hätte das im ersten Jahr niemals für möglich gehalten :ka:
    Ich habe ihn grob gesagt einfach ein paar Monate immer hoch genommen wenn Hunde frei auf uns zu kamen. Wenn die Situation zu eng war, habe ich ihn auch auf den Arm genommen wenn wir auf dem Fußweg angeleinte Hunde getroffen haben. Für mich war es einfach wichtig, dass er sich auf keinen Fall aufregen muss, weil er einfach nicht anders konnte zu der Zeit. Ich wollte auch nicht, dass die Kläfftiraden sich als Verhalten verfestigen. Er konnte ja in der Zeit auch gar nicht lernen, weil er einfach zu gestresst war. Hundekontakte gab es zu Hunden die ich kannte und von denen ich wusste, dass sie meinen Hund nicht bedrängen. Als er dann entspannter war (bei uns waren die Hunde der Auslöser), war er auch Menschen gegenüber ausgeglichener.



    Stell dir vor dein Hund hat sowas wie Burnout. Dein Hund ist nervlich zur Zeit einfach durch und kann sich so schnell gar nicht erholen, das dauert einfach Wochen, besser Monate. Abends auf der Couch- das sind die Momente die du momentan fördern solltest. Bindungsarbeit ist momentan ganz ganz wichtig.
    Du kannst dir das auch wie mit einem Stresskonto vorstellen. Jede Situation kostet deinen Hund Stressmünzen. Das können Hundebegnungen sein (auch ohne direkten Kontakt), Autos die vorbei fahren, Kinder die laut sind oder rennen, generell die Stadt, Gerüche, Geräusche etc. aber auch Dinge die du ihm abverlangst wie Kommandos, Leinenführigkeit, Aufmerksamkeit etc.
    Dein Hund zahlt also den ganzen Tag ganz viele Stressmünzen. Vielleicht auch mal einen ganzen Batzen wenn es eine große schlimme Situation gab wie z.B. eine Person hat dich nach dem Weg gefragt und unbewusst damit den Hund erschreckt/bedrängt. Das muss dir gar nicht so auffallen, aber ehe du dich versiehst, landet dein Hund im Stressdispo, weil alle Münzen aufgebraucht sind. Und so schnell bekommt er keine neuen Münzen, weil der Alltag ihn zuviel kostet und er sich viel zu langsam erholt. So machen Menschen übrigens auch Schulden, mehr ausgeben als sie verdienen. Ich denke das Prinzip ist klar.
    Egal was du jetzt mit deinem Hund machst, es wird ihn etwas kosten, auch wenn du das erst mal nicht siehst. Sehen wirst du das erst wenn dein Hund vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben ausgeglichen und entspannt ist und zwar nicht nur abends auf der Couch.
    Darum raten dir hier alle, einfach mal komplett gar nichts zu machen. Und das ist das einzig sinnvolle was du tun kannst. Jegliches Training wird ihn momentan einfach zuviel Energie bzw. Münzen abverlangen die er braucht um normale Alltagsgeschehnisse auszuhalten und zu verarbeiten.

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