Zweithund: Sorgen, Probleme und Zweifel

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin neu hier und suche um Rat, weil ich aktuell doch ziemlich verzweifelt bin.
    Kurz zu uns: meine Ersthündin wird jetzt 9 Jahre alt, auf einem Auge blind (ich habe Sie bei mir seit Sie 13 Monate alt ist, aus schlechter Haltung bekommen), hat bis vor ca. 2 Jahren bereits mit einem zweiten Hund bei mir gelebt. Die Zweithündin ist aufgrund einer kurzen und heftigen Krankheit schnell verstorben mit leider erst 8 Jahren. Danach gab es nur noch meine Ersthündin.


    Es folgte eine krasse Zeit mit ziemlich vielen Problemen für uns: Jobverlust, kleinere Wohnung/Umzug und leider hatten wir in der neuen Wohnung nach kurzer Zeit einen Brand (Brandstiftung) sodass wir hier ziemlich heftige Zeiten zusammen erlebt haben und diese uns ziemlich stark zusammen geschweißt haben. Auf meine Hündin kann ich mich voll und ganz verlassen - wir vertrauen einander sehr und sie ist der Beste Hund für mich.


    Seit etwa einem Jahr sind die Verhältnisse wieder viel besser und stabiler - fester Job, gutes Einkommen, Umzug in eine größere Wohnung zusammen mit meinem Partner.


    Im August haben wir über soziale Medien eine Hündin entdeckt, die über einen Tierschutzverein in Rumänien ein neues Zuhause sucht. Laut Beschreibung eine liebe Hündin (jetzt 14 Monate alt), die sich nach einem sicheren Zuhause, gerne in Hundegesellschaft und Streicheleinheiten durch die Zweibeiner sehnt. Da die Hündin als kleiner Welpe auf der Straße aufgelesen wurde, hatte diese noch nichts schlechtes erlebt. Also haben wir uns beworben, um die kleine zu adoptieren.


    Es kam durch den Verein zu einer Vorkontrolle bei uns zu Hause, wo wir befragt wurden, der Umgang und das Verhalten der Ersthündin begutachtet wurde und allgemein Fragen zur Adoption geklärt wurden. Wir erhielten das GO für die Adoption - Mitte November soll es soweit sein.


    Vergangenen Samstag war es dann soweit und wir konnten die Hündin, die aus Rumänien in einem Transporter mit einigen weiteren Hunden hier in Deutschland ankamen, spät in der Nacht in einem abgelegenen Gewerbegebiet in den Arm schließen und mit ihr nach Hause fahren.


    Zuhause wartete mein Partner mit der Ersthündin auf uns und das kennenlernen fand draußen statt. Wir sind noch eine kleine Runde gegangen und schließlich in die Wohnung gegangen. Da wir alle ziemlich müde waren, sind wir ziemlich schnell zu Bett gegangen. Die restliche Nacht verlief ruhig, die neue Hündin hat in Ihrer Transportbox geschlafen.


    Nun kehrt hier langsam der Alltag ein und damit kommen die Probleme ...


    meine Ersthündin hat ca. 4,5kg und die Zweithündin locker 8kg, ungefähr doppelt so groß. Meine Ersthündin zieht sich seit dem Einzug der neuen Hündin immer mehr zurück. Sie spielt nicht mehr, trinkt seit 4 Tagen nicht mehr und hält sich nur noch im Hintergrund. Selbst wenn man Sie ruft kommt sie nur zögerlich.


    Die Zweithündin hätte hier am liebsten alles und jeden für sich und sieht meine Ersthündin als Konkurrenz an. Da wird gedrängelt, Zähne gezeigt oder sie trampelt einfach auf die kleine rauf. Ich gehe natürlich dazwischen und kläre die Fronten. Dann ist auch immer wieder für eine Weile Ruhe eingekehrt.


    Gestern morgen kam es dann zu einer Eskalation, den genauen Auslöser kann ich leider nicht genau erkennen. Meine Ersthündin lief durch die Wohnung in meine Richtung und die neue Hündin schoss von Ihrer Decke auf zu Ihr hin und wollte sie wohl davon abhalten zu mir zu gelangen. Meine Ersthündin knurrte und zeigte die Zähne und dann kam es zum Kampf zwischen den Beiden. Es war nur noch ein Gequiecke und teilweise Geschreie meiner Ersthündin, die natürlich keine Chance hatte. Die Zweithündin ließ nicht ab und schnappte immer wieder in Ihre Richtung. Zum Glück bekam ich die Zweithündin am Geschirr zu packen und konnte Sie von der Kleinen wegziehen und zu ihrer Decke zurückbringen.


    Meine Ersthündin nutzte die Chance und brachte sich auf dem Sofa in der hinterletzten Ecke in Sicherheit und zitterte und saß wie ein Häufchen Elend dort und war ganz erstarrt.


    Auf den Schock musste ich erstmal heulen :( :


    Ich nahm auch direkt Kontakt zum Verein auf und schilderte diesen Vorfall. Nach kurzer Zeit erhielt ich eine Nachricht, dass so etwas schon mal vorkommen kann - da meine Ersthündin ja quasi den Prinzessinnen Status verinnerlicht hat. Ich solle so eine Situation mal filmen, damit sie sich die Körperhaltungen der Hunde anschauen kann. (Sorry aber dazu wird nicht kommen - ich halte doch nicht ruhig mit der Handykamera drauf, wenn meine Ersthündin gerade in den Boden gestampft wird)
    Es folgten weitere Tipps wie, ich muss der neuen Hündin zeigen dass ich der Chef bin, keinesfalls auf Sofa Bett oder andere Privilegien einräumen. Getrennt füttern und mehrere Wassernäpfe aufstellen (hatten wir bereits, die Kleine trinkt trotzdem nichts).


    So hatte ich mir das mit dem Zweithund natürlich nicht vorgestellt - ich bin ziemlich traurig darüber und auch enttäuscht von mir selbst. Bin ich zu naiv an die Sache herangegangen? War es die richtige Entscheidung meiner Ersthündin noch einmal zu vergesellschaften?


    Ich habe seitdem keine Ruhe mehr und lasse die beiden nicht aus den Augen. Ich fühle mich leider mit dieser Situation ziemlich überfordert, auch wenn es mir schwer fällt, dies einzugestehen, aber ich zweifle daran, ob ich es alles schaffe.


    Vielen Dank fürs Lesen meiner doch etwas langen Zeilen, hier zum Einstand ... über eure Meinungen dazu würde ich mich freuen.

  • Au weia .... Erstmal fuehl Dich gedrueckt - das klingt ja wirklich nach einer sehr unschoenen Situation. Wirkliche Tips habe ich nicht, hoffentlich koennen die erfahrenen User hier Dir ein paar gute Ratschlaege geben. Aber was ich mir vorstellen kann, ist dass die "Neue" jetzt mit 14 Monaten mitten in der Pubertaet steckt und erwachsen wird, und daher viele der Verhaltensweisen ruehren?

  • ich bin ja ziemlich hart im nehmen aber das wäre der Punkt an dem ich für die Ersthündin entscheiden würde und den Neuankömmling wieder abgeben würde und zwar sehr sehr schnell.


    Wäre deine Ersthündin jünger hätte ich auch gesagt, dass man eben managen muss und dass die sich zusammenraufen aber nicht bei einem doch schon recht altem Hund, der sich nicht mehr durchsetzen kann.

  • Danke für eure verständnisvollen und schnellen Antworten.


    Es tut mir echt in der Seele weh, die Kleine wieder abgeben zu müssen. Trotz allem haben wir sie ja auch lieb gewonnen, nur es kommt einfach keine Ruhe rein und ich fühle mich aktuell so als hätte ich meine Ersthündin ziemlich hintergangen. Bin seit gestern ziemlich traurig und muss ständig weinen und fühle mich selbst so schlecht :(


    Die einzigen ruhigen Momente sind die, wenn beide schlafen.

  • Ich habe auch einen Zweithund, allerdings als Welpen, zum älteren Ersthund dazu geholt. Wenn ich den so hätte leiden sehen - nee, dann hätte ich den Zweiten wieder zurück gegeben, so hart es klingt.

  • Oje, das liest sich ja alles nicht so schön...


    Erstmal zum Verein: Ich finde das Prozedere des Vereins hochgradig unseriös, ohne Pflegestelle als Zwischenstation (wo die Hündinnen sich hätten im Vorfeld kennen lernen können) einen Hund direkt aus Rumänien nach Deutschland zu karren.... ohne vorher ausprobiert zu haben, ob die Hündinnen sich sympathisch sind und offenbar ohne Plan B.
    Für mich ist das kein Tierschutz.


    Bei zwei Hündinnen mit deutlichem Größenunterschied, bei denen es von Anfang an kriselt, ist Vorsicht geboten. Mit Pech kann da eine ernsthafte Feindschaft entstehen. Da euer Neuzugang vermutlich nicht mehr am Leben wäre, wenn er nicht in Rumänien gelernt hätte, sich im Shelter durchzusetzen, wird es kaum klappen, den Ersthund an erster Stelle zu halten. Ich sehe daher nur 2 Möglichkeiten:


    1) In Begleitung eines Trainers, der sich mit Mehrhundehaltung wirklich (!) auskennt, den Führungswechsel (Neue wird Chefin) nicht nur akzeptieren, sondern sogar fördern. Für uns Menschen sehr schwer übers Herz zu bringen...


    2) Hund zurück geben und eure alte Hündin entweder als Einzelhund alt werden lassen oder mit ihr gemeinsam (!) einen passenden Hundekumpel suchen - in Pflegestellen und deutschen Tierheimen.


    Absolut wichtig:


    1) Die beiden Hunde bis auf Weiteres auf keinen Fall unbeaufsichtigt zusammen lassen - das kann ganz böse (wenn nicht tödlich unter Hündinnen) enden.


    2) KEINE erzwungene Rangfolge (also die Stärkere demonstrativ benachteiligen)!!! Gerade, wenn man mit schwierigen Rudelkonstellationen unerfahren ist, kann das ganz böse nach hinten los gehen, weil die "Stärkere" Frust aufbaut und die Schwächere bei Gelegenheit maßregeln wird. Der Rat des Verein ist absoluter Müll und bestätigt nochmals dessen Inkompetenz!


    Ich halte ja selbst neben dem Rüden 2 Hündinnen, die Ältere wiegt 13 kg, die Jüngere 25 kg.
    Hier hat dann die Jüngere ab Pubertät gegenüber der Älteren gezeigt, dass sie nicht nur körperlich, sondern auch mental stärker ist und die Ältere musste ihren Status aufgeben. Kloppereien und Mobbing sind hier strengstens verboten und ich unterbinde bereits kleinste Vorzeichen - dennoch wurde der Führungswechsel gefördert und akzeptiert.
    Zwischen meinen Hündinnen gab es allerdings bisher keine Beißerei - ich habe Konflikte immer frühzeitig gemanaged - denn gerade unter Hündinnen kann 1 einzige Situation für eine lebenslange Todfeindschaft ausreichen. Sollte die Situation dennoch irgendwann eintreten, bin ich darauf eingerichtet, zu managen und die Hunde notfalls lebenslang zu trennen.


    Du liest Dich so, als wolltest Du entspannt 2 Hunde halten, ohne Management usw. Da hätte ich Dir zu gegengeschlechtlichen Hunden geraten und auf keinen Fall zu einer Konstellation, bei der dem Althund ohne vorherigen "Kompatibilitäts-Check" einfach ein gleichgeschlechtlicher Hund vor die Nase gesetzt wird.
    Falls Deine alte Hündin wirklich so verstört ist, wie beschrieben, würde ich den neuen Hund zugunsten der Lebensqualität aller an die Orga zurück geben. Die werden ja wohl Not-Pflegestellen als Plan B im Hintergrund haben? Wenn nicht, wäre das ein weiteres NoGo...

  • Kann schon sein, dass die Neue mitten in der Pubertät steckt. Aber eigentlich ist die ja noch gar nicht richtig angekommen und packt schon so aus.
    Lass die mal in einem halben Jahr angekommen sein... dann darf die Ersthündin nicht mal mehr atmen, wenn es dumm läuft.


    Wenn deine Ersthündin, die schon so viel mit dir durchgemacht hat, so unglücklich bzw. hilflos ist, solltest du dich für sie entscheiden.


    Es gibt bestimmt auch andere nette Zweithunde, die sich drüber freuen, dass schon ein Kumpel im Haus ist.

  • Noch ne ganz andere Frage...
    Diese Übergabe im Gewerbegebiet nach dem Transport. Werden die nach der Ankunft nicht erstmal irgendwo tierärztlich untersucht?


    Entschuldigt meine Unwissenheit, hatte immer nur Hunde vom Züchter, da gelten andere Regeln.

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