Meinem Hund Sicherheit geben

  • Zitat

    In der Hundeschule wurde es uns als schützend erklärt, nach dem Motto “ich bin da”. Wenn das Schwachsinn ist, ok. Aber ich habe es mir ja nicht allein ausgedacht.

    Ich habe auch nicht behauptet, dass Du Dir das als gedacht hast :???:


    Mit Beschäftigungen, wie Suchspiele, Nasenarbeit jeglicher Art , wobei der Hund immer Erfolge erzielt, von Dir doll gelobt und belohnt wird, baut er Selbstvertrauen auf

  • Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass er schlecht sieht. Wenn da jemand in 20-30 Meter Entfernung in der Nacht angelaufen kommt bellt er erstmal.

    Eine Wahrnehmung in 20-30 Meter Entfernung ist kein Indikator für gutes Sehen beim Hund. Wahrscheinlich eher eines für gutes Hören. Dafür spricht m.E. Deine eigene Aussage:


    m Dunkeln hat er auch Probleme mich und meinen Partner zu erkennen, dass haben wir mittlerweile aber gut im Griff. Wenn wir fragen “wo ist xxx?” dann weiß er wer kommt und alles ist gut.

    D.h. für mich, dass er Euch im Dunklen nicht sofort erkennt, aber Eure Stimmen identifiziert, wenn ihr ihn ansprecht. Es könnte also gut sein, dass er vll. nicht so gut sieht (das zeigt sich oft zuerst im Dunklen, kann ich Dir aus Erfahrung mit Oldies sagen, die langsam ihre Sehkraft verlieren).


    Aber ich denke eher, dass das den Umständen geschultet ist und nicht seinen Augen, er erkennt uns auch, aber in dem Augenblick wo er “etwas” wahrnimmt ist erstmal Theater.

    Den Umständen ... hhhm ... die Frage ist welchen? ;)


    Es ist nicht ungewöhnlich, dass kleine Hunde vor grösseren Hunden, Kindern und fremden Menschen Ängste entwickeln. Oft merkt man vll. gar nicht, die vielen kleinen Unguten Erfahrungen, die in der Summe erst zum Tragen kommen. Mal hier eine Pfote drauf, mal dort umgeschubst oder schnell und ungefragt auf den Arm genommen, betatscht und bedrängt, denn sie sind ja sooohooo süss, die Kleinen. Die Welt ist halt ziemlich gross und grob. Käme hier noch der Verlust eines Sinnes hinzu, wer weiss das schon.


    Also an Deiner Stelle würde ich ihn aus allen Situationen erst einmal herausnehmen, die ihn verunsichern. Damit er überhaupt erst mal wieder zu Ruhe kommt. Denn Stress baut sich nicht nur auf, sondern er kumuliert sich. So wie Du schreibst, denke ich, ist er generell schon auf einem ziemlich hohen Level. Und das dauert, bis sich das abbaut, u.U. Wochen.


    Wenn er bei Besuch lieber im Wohnzimmer sein möchte, dann vll. in einer Box, die man vorher positiv belegt? Wobei ich persönlich eher dazu neige, ein Ruhezimmer einzurichten (auch für so einen Kleinen). So dass er lernt, dass er sich dort aus allem herausnehmen kann, was ihn stresst. Das wird er zu Beginn sicherlich nicht freiwillig aufnehmen, denn wer lässt den gerne den Stressor aus dem Auge? So als Hund ;) . Aber ich kann mir gut vorstellen, mit etwas zu Kauen, nach einiger Zeit könnte er lernen, es zu schätzen. Aber dazu gehört zuerst, dass er die Erfahrung machen kann, dass es von Vorteil ist, in diesem Raum zu sein, die Gefahr aus dem Auge zu lassen, denn sie kommt unter keinen Umständen in diesem Zimmer auf ihn zu (so etwas kann ein Hund nicht wissen. Das wird der Grund sein, warum er dann doch noch, im Moment zumindest, lieber inmitten des Trubels bleibt ... alles im Auge behalten eben und gleichzeitig damit völlig überfordert sein).


    Draussen würde ich ihn mehr hochnehmen, sprich unter den Arm klemmen, allen fremden Hundebegegnungen aus dem Weg gehen, nur noch seine Lieblingskontakte zulassen. Gleiches bei den Kindern. Der Hund ist winzig, man könnte ich auch gut in eine Tragetasche tun, das dürfte sein Schutzbedürfnis wohl am Meisten befriedigen.


    Und erst wenn Du das Gefühl hast, er konnte wieder zu einer gewissen Grundruhe zurückkehren, dann kannst Du z.B. beginnen, spezielle Kinder aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis positiv zu belegen. Was ich so von Dir las, dabei sehe ich das jetzt noch nicht, schätze ihn so ein, dass er dafür gar nicht aufnahmefähig ist, das müsst ihr erst wieder erreichen. Das kann dauern, u.U. Monate, aber ist nicht aussichtslos.


    Und, wie @Joco und Co schon ausführte, dabei kannst Du gleichzeitig versuchen, ein wenig mit Erfolgserlebnissen (am besten zu Hause in Ruhe) kleine Erfolgserlebnisse zu produzieren. Beides zusammen genommen könnte sein Selbstvertrauen wieder erstarken lassen.

  • Ich würde hier auch erst mal alles meiden und den Hund runterfahren. Wenn er dann wieder besser ansprechbar ist, kannst du gezielt Situationen trainieren. Vorher macht das wirklich keinen Sinn und du wirst nur gefrustet sein.
    Ich würde parallel mehr in Bindungsarbeit investieren. Hast du dich schon mal ins Thema Clicker eingelesen? Den meisten Hunden hilft das enorm wenn sie solche Ängste entwickelt haben.

  • Danke für eure Antworten :smile: Jetzt versuche ich mal der Reihe nach alles zu beantworten.


    @Joco und Co
    Tut mir leid, ich wollte gar nicht so forsch klingen. Mich ärgert wohl die Hundeschule, weil uns soviel Mist beigebracht wurde, der nicht stimmt bzw. sogar noch schädlich ist (wie den Hund mit lauten Gegenständen bei ungewünschtem Verhalten zu erschrecken oder stark an der Leine rucken). Wir sind mittlerweile nicht mehr da und haben auch jemand anderen im Auge.
    Ok, dann meinst du Erfolgserlebnisse außerhalb einer solchen Situation, dass hatte ich falsch verstanden. Wir arbeiten zusammen an kleinen Tricks (bei denen ich sehe, dass sie ihm Freude machen). Zum Beispiel gerade durch meine Arme springen. Wir arbeiten auch gern mit Intelligenzspielzeugen, bei denen er Dinge aufschieben oder hochklappen muss, Schnüffelteppiche mag er sehr gern. Und auch nach dem Abruftraining ist die Nase ganz oben :D Um mal ein paar Beispiele zu nennen.


    @Das Rosilein ich muss ehrlich gestehen, ich hatte immer etwas Angst ihn so häufig hochzunehmen. Von Hundeschule Nummer 1 wurde ich gleich am Anfang ganz übel angemault als ich so versuchte ihn aus der Situation zu nehmen vor Beginn des Trainings, warum ich den Hund hochnehme, er hätte doch 4 gesunde Füße :fluchen:
    Aber dann werde ich das in Zukunft für die nächste Zeit erstmal immer so handhaben.


    Hm so genau habe ich ehrlich gesagt nie drüber nachgedacht unser Ersthund fängt da nie an zu bellen. Ich hatte das immer darauf geschoben, weil sie eh denkt jeder Mensch möchte sie kuscheln :ugly:
    Aber vielleicht werde ich das mal beim nächsten Tierarzt Besuch ansprechen.


    Ich werde mal gucken, ob ich ihn daran gewöhnt bekomme in ein anderes Zimmer zu gehen, wenn es ihm zu stressig wird.
    Wobei ich kaum glaube, dass ich ihn von unserem Ersthund getrennt bekomme. Wo sie ist ist er auch. Sie liebt Besuch und der Besuch liebt sie. Aber das mit der Box ist auch erstmal einen Versuch wert.


    @pawtastic oh fang nicht mit dem Clicker Training an :dead: Das war heute ein voller Reinfall. Wir hatten einen Clicker, mit dem wir angefangen hatte zu trainieren und ich Dussel hab ihn verschlammt. Nun gab es am Wochenende einen Neuen und auf den wollte ich ihn heute wieder konditionieren. Anscheinend muss der ganz anders als der Alte klingen. Nachdem er sich hinter dem Vorhang vor dem Ding versteckt hat und keinerlei Leckerlie mehr angenommen hat, war die Sache dann für heute gelaufen. Ich werde morgen einen neuen Versuch starten und das Ding mal in eine Decke einwickeln :headbash:


    Ich hoffe, dass ich jetzt keine Frage übersehen habe.


  • Eskalieren ist wohl ein wenig übertrieben. Aber er sieht die Kinder (ganz egal ob sie gerade laut oder leise sind) und fängt an zu bellen.

    Wir waren mit Takeo beim Knderspielplatz. Zuerst weit entfernt und wir haben ihn an die Umgebung und Geräusche gewöhnen lassen.


    Danach immer wieder die Entfernung verringert. Natürlich in kleinen Schritten und Leckerlie als positive Bestätigung.

  • Es gibt auch Soft-Clicker die sind leiser oder man steckt sie in die Jackentasche oder so.
    Zum Hochnehmen kann ich nur sagen, dass das ausschließlich von Leuten kommt die keinen Kleinhund besitzen. Lass dir da nichts einreden. Wenn es sich für dich im Moment richtig anfühlt, dann nimm ihn einfach auf den Arm.
    Ich hatte anfangs mit meinem zweiten Chihuahua ganz starke Probleme im Bezug auf andere Hunde. Er hatte ein schlimmes Erlebnis und dann bei Hundesichtung war er nicht mehr ansprechbar, wenn sie näher dran waren, fing er an zu schreien. Von direktem Hundekontakt ganz zu schweigen. Ich habe es dann fast ein Jahr lang so gemacht, dass ich ihn einfach hoch genommen habe. Anfangs auch wenn wir an anderen Hunden auf dem Fußweg nur vorbei mussten. Die Phase hat ein paar Wochen bis Monate gedauert. Später habe ich das dann "ausgeschlichen" und er kam auf den Arm wenn ein fremder Hund im Freilauf zu ihm kam. Das mache ich auch heute (ein paar Jahre danach) auch noch wenn ich mir sicher bin, dass dieser Kontakt für ihn nicht positiv verläuft. Er ist aber fast immer auf dem Boden jetzt.
    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Hund sich durch das Hochnehmen endlich wieder entspannen konnte, weil er nicht permanent schlechte Erfahrungen gemacht hat, sondern einfach eine zeitlang gar keine, zumindest nicht im direkten Kontakt. Auch konnte ich ihm so Sicherheit vermitteln.
    Wir haben uns dann langsam wieder ran getastet und ich habe mit dem Clicker Aufmerksamkeit und Blicke zu mir bestätigt, sodass er dann irgendwann auch solche Situation wieder meistern konnte. Ich bin aber sicher, dass wir da niemals hingekommen wäre, wenn er diese "Auszeit" nicht gehabt hätte. Ein Hund der permanent Stress hat, kann nicht trainiert werden und ist nicht ansprechbar. Da kann man ihn nur aus der Situation rausnehmen und die Schwierigkeit langsam steigern.
    Du musst dir das wie ein Stresskonto vorstellen. Dein Hund läuft durch den Tag und jede schwierige Situation (und die müssen für dich nicht mal sichtbar sein) kostet ihn Stresspunkte, sodass er bald im Dispo ist wenn er sich nicht wieder aufladen kann.

  • @zweizylinder Danke das ist eine super Idee. Werde ich mal im Hinterkopf behalten, wenn sich sein Stresslevel gesenkt hat :bindafür:


    @dagmarjung ach sowas gibt es?! Ist ja interessant. Bei unserem Fressnapf hatten sie genau ein Model (im lauten Laden klang es auch noch ganz gut, hier zu Hause leider nicht mehr :muede: )
    Dann werde ich mich mal weiter umsehen, danke für den Tipp.

  • @Das Rosilein ich muss ehrlich gestehen, ich hatte immer etwas Angst ihn so häufig hochzunehmen. Von Hundeschule Nummer 1 wurde ich gleich am Anfang ganz übel angemault als ich so versuchte ihn aus der Situation zu nehmen vor Beginn des Trainings, warum ich den Hund hochnehme, er hätte doch 4 gesunde Füße

    Nun ja, das ist auch nicht ganz sohoo falsch, aber man sollte differenzieren. Klar, gibt Halter, die reissen ihren Hund bei jeder Gelegenheit hoch, auch wenn es gar nicht nötig wäre (das würde dann auch Ängste produzieren ... ganz schlimm, am Halsband und so hochreissen und selbst Angst/Aufregung/Unsicherheit dabei haben/zeigen). Aber es gibt halt auch Hunde, die können nicht so viel verarbeiten und wenn es eben kleine, handliche Hunde sind, bietet sich das an (darum wird Dich jeder mit einem grösseren Hund mit labilem Nervenkostüm beneiden). Und man sollte bedenken, diese Kleinen leben in einer ziemlich lauten Welt voller bedrohlicher Riesen, die wenig Rücksicht nehmen und nur selten ausweichen. Seien es Menschen oder andere Hunde. D.h., sie müssen eigentlich viel mehr weg stecken, die Kleinen.


    Man kann ja mal für 10 Minuten in der Stadt selbst in die Hocke gehen, um einen ungefähren Eindruck zu erhalten ... nur wird einem kaum einer dabei zu nahe kommen (man ist doch immer noch gross, aber so den Hauch einer Ahnung, vll.).


    Vieles, was so kleine Hunde erleben, passiert z.B. bei meinen Grossen nicht; Zwangsknuddeln, Zwangsaufdenschossverfrachten etc. pp, über den Haufen laufen, umrempeln oder Heerscharen von Kindern, die alle mal anfassen wollen, das passiert einfach nicht ;)

    Ich werde mal gucken, ob ich ihn daran gewöhnt bekomme in ein anderes Zimmer zu gehen, wenn es ihm zu stressig wird.
    Wobei ich kaum glaube, dass ich ihn von unserem Ersthund getrennt bekomme. Wo sie ist ist er auch. Sie liebt Besuch und der Besuch liebt sie. Aber das mit der Box ist auch erstmal einen Versuch wert.

    Zu Beginn wird er bei Besuch nicht freiwillig in ein Zimmer gehen. Deswegen würde ich sie dort einsperren, mit Kumpel (auch wenn es grob und nach Sippenhaft klingt ... ist es auch irgendwie, Sippenhaft). Vorher würde ich allerdings ohne Besuchssituationen schon dieses Zimmer positiv belegen. Mich dort mit den Hunden zur Ruhe rein setzen, Nickerchen machen, Leckerli geben. Vll. auch eine Deiner Denkaufgaben dort drinne und danach bisserl Ruhe (ähnlich, wie ein Kinderzimmer). So ein Zimmer muss man erst schmackhaft machen.


    Das mit Besuch und Hund liebt Besuch, ist immer so eine Sache. In erster Linie ist es wahrscheinlich mehr Abwechslung, Aufregung. Ob es den Hunden wirklich gut tut, ob es was mit Lieben zu tun hat, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen. Natürlich freuen sich meine auch über Besuch, den sie kennen, der also auch positiv empfunden wird. Aber man würde sich auch im Geschehen tummeln, wenn dem nicht so wäre. Alleine schon, um den Besuch im Auge zu behalten.


    Wenn ich an Deiner Stelle wäre und einen Hund hätte, den z.B. Besuch puscht (so viel wäre ist das hier gar nicht, mein Mädchen muss ich auch schon mal rausnehmen ... mache ich dann auch in Sippenhaft, der Rüde geht dann mit, weil es noch mehr Aufregung bringen kann, wenn man die Hunde trennt), dann würde ich erst gar kein Begrüssungsgedöns zwischen den Hunden und den Besuchermenschen zulassen, sondern die Hunde schon vorher in dieses "Kinder"-Zimmer tun.


    Wenn sich alle Aufregung der Menschen, die es zumeist zu Beginn recht stark hat, legt, dann würde ich die Hunde den Besuch auch begrüssen lassen, jeder gibt ein Guddie und darf mal streicheln, ein paar Minuten dabei lassen und dann wieder ab ins Kinderzimmer. Erst wenn beide Hunde es schaffen, trotz Besuch zur Ruhe zu kommen, sich also ablegen und sogar ein Nickerchen machen könnten, dann kann man es auch wieder sein lassen (wenn es soweit kommt). Doch meistens fummelt der Besuch derart oft an den Hunden herum, dass sie nicht zur Ruhe kommen könn(t)en (selbst wenn sie wollten). Und das ist nicht wirklich Besuch lieben, sondern doch eher zu viel der Aufregung (über längere Zeit hinweg ... wie bei Kindern, die den ganzen Tag spielen, sich aufregen und selbst gar nicht mehr aufhören können, wie ein Rausch).


    Man muss schauen, nach einiger Zeit des "Zwangs" (also ins Zimmer tun und Türe zu), lernen manche Hunde ganz automatisch, dass man sich dort hin zurückziehen kann. Es gibt aber auch Hunde, die können sich einfach nicht selbst aus dem Stress nehmen, sie sind wie gebannt und es sieht nur so aus, als würde es ihnen Spass machen. Für solche Hunde muss man dann handeln und sie herausnehmen. Dein zweiter Hund könnte so einer sein ...

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