Meine Tierschutzhündin macht mich wahnsinnig, ich mag einfach nicht mehr :(

  • Hallo zusammen!


    Kurz zur Vorgeschichte: Ich habe vor 1,5 Jahren zusammen mit meinem Partner eine 3-jährige Hündin aus dem Tierschutz adoptiert. Sie ist ein Multimix, etwa kniehoch, Schäferhund wird wohl mit drin sein, eventuell auch ein Boxer. Über ihre Herkunft weiß man nicht viel, da sie zusammen mit anderen Hunden in einem verwahrlosten Grundstück ohne Futter gefunden wurde.


    Ich hatte bis 2013 eine Bordercolliehündin, die leider mit 13 verstorben ist und ein absolut toller und unkomplizierter Hund war. Natürlich ging ich nicht davon aus, dass Molly so sein wird wie sie, das wäre auch utopisch gewesen. Aber ich muss ehrlich gestehen, seit ich Molly habe, ist mir die Lust am Hundehalterdasein dermaßen vergangen, aus mehreren Gründen, die ich gleich mal umreissen werde.


    ihr Verhalten gegenüber Menschen: Sie ist extrem unsicher und ängstlich, darf sie ja auch sein, aber jedesmal, wenn wir Besuch bekommen, knurrt und bellt sie wie bekloppt. Ich stelle mich immer vor ihr Körbchen, um sie abzuschirmen, das juckt sie aber nicht und es wird munter weitergeknurrt und gebellt. Verbote interessieren sie nicht. Egal ob ich den Besuch bitte, sie einfach zu ignorieren, sich auf den Boden zu hocken oder sonstiges, es wird grundsätzlich Theater gemacht.


    Beim Spazierengehen zieht sie immer voraus, wir haben bereits Leinenführigkeitstrainings hinter uns, ich übe konsequent jeden Tag mit ihr seit nunmehr einem Jahr, alles für die Katz. Sobald ein anderer Hund am Horizont erscheint oder generell irgendwas, das sie unheimlich findet (Leute mit Schirm, Wanderstock, Kinder, Fahrräder, Skateboards) friert ihre Körperhaltung ein, sie beginnt zu fixieren und drängelt nach vorne. Wenn ich sie zurückdränge, ihr doch egal, dann versucht man eben
    links oder rechts vorbeizukommen. So geht es IMMER, egal wie lang dieses "Spielchen" gespielt wird, ich gebe nicht nach und sie versucht es trotzdem ohne Unterlass. Ich kann leider auch nicht jedesmal einfach umdrehen und weggehen, denn hierfür fehlt mir auch einfach mal die Zeit.


    Sie kann nicht im Auto mitfahren. Im TH sagte man mir, Autofahren wäre gar kein Problem, sie findet es auch ganz toll, einsteigen zu dürfen, aber keine 10 min Fahrt vergehen und die Kotzerei geht los. Wir haben extra eine 250 Euro teure Box gekauft, weil mir jemand sagte, wenn der Hund nix sieht, verträgt er es besser. Mitnichten. Sie sabbert erst wie blöde und kübelt dann los. Reisetabletten (Ceresia) vom Tierarzt bringen weder Besserung noch Hilfe. Nux Vomica, Bachblüten, alles schon versucht, es hilft null.


    Natürlich kann ich sie auch nicht mal bei Freunden oder meinen Eltern lassen (die sie gut kennt), um wenigstens mal ein Wochenende wegfahren zu können. Sie seht dann ohne Unterlass an der Tür und wartet auf uns. Nimmt kein Futter an, obwohl sie eigentlich der verfressenste Hund überhaupt ist. Geht nicht mit Gassi und blockiert komplett.


    Dann das leidige Thema Restaurant. Da sie immer mitmöchte, wenn man die Wohnung verlässt (nicht aufdringlich, sie hockt sich einfach nur wedelnd an die Garderobe), habe ich das Essen gehen mit ihr geübt. Extra einen Tisch ausgewählt, an dem wenig los ist, der in einer Ecke steht und sie quasi die Wand hinter sich hat und keine anderen Gäste, war natürlich wieder nix. Über Monate bin ich mindestens einmal wöchentlich mit ihr ins Restaurant. Gejammer, Gewimmer, Gefiepe, weil sie weg wollte und jedesmal, wenn der Kellner kam, wurde er angeknurrt. Es war mir irgendwann so peinlich, dass ich das Ganze abgebrochen habe.


    Dasselbe beim Gassigehen. Ich treffe jemand Bekanntes, bleibe kurz stehen, um mich zu unterhalten, da geht nach wenigen Minuten das Gejammer los, kürzlich ist sie mir sogar in den Rücken gesprungen, weil sie weitergehen wollte.


    Ich habe einfach keine Nerven und keine Lust mehr. Dieser Hund besitzt so viele Eigenschaften, die mich einfach nur stören und unheimlich viel Kraft kosten. Ich habe schon zwei Trainer konsultiert, mit diesen gearbeitet, alles so umgesetzt, wie sie es vorgeschlagen haben, habe mich dabei teilweise sogar filmen lassen und ihnen das Material anschließend vorgespielt, aber es bessert sich einfach nur wenig bis kaum und das frustriert und demotiviert mich ungemein. Ich fühle mich wie der unfähigste Hundehalter überhaupt, und das, obwohl ich mit meiner vorherigen Hündin ungelogen NULL Probleme hatte, vom Welpenalter bis zum "Rentner" war sie einfach nur toll.


    Und Molly ist einfach vielen Alltagssituationen total inkompatibel, gut man könnte jetzt sagen, was hast du erwartet, es ist ein Tierschutzhund, aber entweder bin ich komplett unfähig in puncto Erziehung (was ich nicht unbedingt glaube), oder, ach ich weiß es wirklich nicht. Jeden Tag gibt es mindestens eine Situation, in der ich sie wirklich an die Wand klatschen könnte.


    Erst heute Morgen, ich habe mich fertiggemacht für die Arbeit, da klingelt es an der Haustür und sie macht einen RIESEN Aufstand. Hechtet wie eine Irre von der Couch, um dann extrem laut winselnd und jaulend zur Tür zu sprinten. Mich macht das Ganze so unsagbar sauer und auch hilflos, da ich wie gesagt jede der aufgeführten Situationen mehrfach geübt habe, bzw. Alternativverhalten beibringen wollte, es interessiert sie einfach nicht, bzw. sie kann oder will es nicht umsetzen, oder beides.


    Meinen Partner übrigens stört das Ganze null. Er nimmt sie so wie sie ist (würde ich auch gern, kann ich aber nicht) und findet, sie ist ein richtig toller Hund. Sie ist allerdings auch sein erster eigener Hund, ich denke mir dann gehässigerweise immer, dass er es einfach nicht besser weiß (meine vorherige Hündin kannte er nicht mehr).


    Und selbst wenn mal ein Tag vergeht, ohne dass ich innerlich wieder wegen ihr fast am Platzen bin, spätestens, wenn ich dann mal wieder unverhofft in einen anderen Hundehalter reinlaufe, der ums Eck geschossen kommt und sie an der Leine hochgeht wie ein Atompilz, kriege ich einfach nur das - pardon - kalte K*tzen. Ich kenne so einige Leute aus der Huschu, die gerade dieses Verhalten mit Clickertraining / Alternativverhalten in den Griff bekommen haben, aber es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das bei Molly ebenso funktionieren würde - tut es nämlich nicht.


    Ich bin mit meinem Latein einfach nur am Ende. Mir war von Anfang an klar, sie ist nicht dieser Will-to-please-Hund wie mein vorheriger, der absolut gelehrig und leichtführig gewesen ist, und ich möchte auch keinen tadellos funktionierenden Roboter, aber so wie es jetzt ist, ist es für mich einfach nur ein einziger Alptraum. :( Das musste ich jetzt mal loswerden, ich hoffe ihr steinigt mich nicht für meine (ehrliche) Meinung. :lepra:

  • Gib sie halt ab - das ist doch auch für den Hund nicht das, was man will.


    Stell Dir mal vor, Deine Hündin würde so einen Text über Dich schreiben - was da wohl drinstünde?
    Manchmal passt es nicht zusammen. Dann ist die Abgabe für alle Beteiligten die bessere Variante.


    LG, Chris

  • Gib sie halt ab - das ist doch auch für den Hund nicht das, was man will.


    Stell Dir mal vor, Deine Hündin würde so einen Text über Dich schreiben - was da wohl drinstünde?
    Manchmal passt es nicht zusammen. Dann ist die Abgabe für alle Beteiligten die bessere Variante.


    LG, Chris

    Nunja, "gib sie halt ab" klingt für mich so, als würde ich mal eben einen alten Pulli in die Altkleidersammlung bringen. Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht mag oder gar hasse. Ich denke mir halt auch, mit einem Hund holt man sich ein Familienmitglied ins Haus, und ich möchte es auch so gern so hinbekommen, dass wir alle gemeinsam friedlich leben können, nur habe ich wie gesagt schon einiges an Trainern und unzählige Übungsstunden hinter mir, dass ich die Hoffnung eigentlich aufgegeben habe,dass sich da noch was tut.


    Ich kann nicht sagen, was in einem Text von Molly über mich stünde, wenn sie schreiben könnte. Ich denke sie nimmt mich als inzwischen recht aufbrausende Person wahr, die schnell mal die Nerven verliert (war früher nicht so). Aber im Großen und Ganzen bin ich ja nie unfair zu ihr. Ich weiß mir nur einfach nicht mehr zu helfen.

  • Mein Rat ist auch: gib sie ab. du verdirbst dir und ihr seit 1.5 Jahren die Lebenszeit.
    Such ihr einen guten Platz/ Vermittlungsort, ansonsten gibt sie in ein gut geführtes Tierheim. Damit hat wenigstens einer von 2 en die Lebenssituation verbessert und der zweite die Chance auf eine bessere Situation.


    Ängstliche und nervöse Hunde können einen wahnsinnig machen. wenn du den Schalter bei dir nicht findest, um damit in innerer Ruhe umzugehen.


    Und das macht auch den Hund wahnsinnig.

  • Niemand wird gesteinigt wenn es mit dem eigenen Hund nicht harmoniert. Manchmal passt es einfach nicht. :ka:



    Jetzt ist die Frage, was du du möchtest? Trainingstipps? Die Bestätigung, dass eine Abgabe vertretbar wäre?



    Eure Probleme erscheinen mir zu komplex um über ein Forum hilfreiche Tipps zu erhalten, außerdem glaube ich du brauchst jemanden der dich in den problematischen Situationen direkt anleitet.
    Wo kommst du den her? Vielleicht kann dir jemand einen passenden Trainer empfehlen. Wenn nicht, schau mal bei 'Trainieren statt dominieren' vorbei, dort gibt es eine Trainerliste.



    Dazu braucht es natürlich Motivation deinerseits, denn bei der Vielzahl eurer Probleme wird das nicht von heute auf morgen gehen und wenn du nur halbherzig dabei bist, wird es nicht funktionieren.


    Kann dein Partner dich unterstützen? Da er die Hündin so mag wie sie ist fällt es ihm vielleicht leichter unter Anleitung geduldig mit ihr zu trainieren als dir. Du könntest dann wieder einsteigen wenn die beiden eine gute Basis gelegt haben.




    Wenn du überhaupt nicht mehr kannst und willst, dann ist es keine Schande ein verantwortungsvolles Zuhause für sie zu suchen.
    Stört dich alles an ihr oder hat sie auch Eigenschaften die du toll findest? Gibt es Dinge an denen ihr gemeinsam richtig viel Spaß habt? Was fühlst du, wenn du daran denkst sie in ein tolles Zuhause abzugeben?


    Du musst diese Fragen nicht hier beantworten, aber stelle sie dir selbst und beantworte sie ehrlich.


    Du allein musst für dich entscheiden womit es allen Beteiligten am Besten geht. Hier kannst du Anregungen und Input bekommen (vor allem wenn du dich für einen weiteren Versuch entscheidest, es gibt hier viele fähige Leute dir direkt helfen oder gute Trainer empfehlen können), aber eine Entscheidung treffen musst du alleine und ggf das Training durchziehen und dabei positiv denken auch.

  • Was mir auffällt: du machst, du bist frustriert.
    Dein Partner ist entspannt. Macht er auch was mit dem Hund?


    Vlt wäre mein erster Weg, da die Rollen zu wechseln. Vlt kann der Hund sich besser auf ihn einstellen?

  • Ich finde deinen Text auch sehr, wie sag ich es am besten, abwertend.


    Es gibt immer mal wieder Hundehalter mit ähnlichen Problemen hier, aber da ist die Wortwahl eher "mir tut sie leid, weil sie so gestresst ist, ich würde ihr gern helfen"...


    Ich verstehe auch, dass man mal Dampf ablassen muss, aber puuh, das ist schon hart. Was mir auch aufgefallen ist: Du schreibst, dass du öfter die Nerven verlierst. Das scheint mir in dem Fall derart kontraproduktiv zu sein, dass ich nicht weiß, ob das auf Dauer bei euch funktionieren kann.


    Gibt es auch Positives, was du mit deiner Hündin verbindest?

  • Ich kenne so einige Leute aus der Huschu, die gerade dieses Verhalten mit Clickertraining / Alternativverhalten in den Griff bekommen haben, aber es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das bei Molly ebenso funktionieren würde - tut es nämlich nicht.

    Deine Trainer haben mit Blocken und Clickertraining gearbeitet? Welche waren das denn? Es ist ja nicht so, dass Umdrehen z.B. mit ihr nicht funktionieren würde. Nur dass du es nicht machen möchtest, weil du keine Zeit hast. Deshalb denke ich auch, dass sie woanders glücklicher wäre.


  • Was mir auffällt: du machst, du bist frustriert.
    Dein Partner ist entspannt. Macht er auch was mit dem Hund?


    Vlt wäre mein erster Weg, da die Rollen zu wechseln. Vlt kann der Hund sich besser auf ihn einstellen?

    Hm, mein Partner arbeitet mehr als ich, d.h. ich gehe in der Regel zweimal am Tag mit ihr raus und er einmal. Oft gehen wir aber auch gemeinsam, er findet das Ganze nur nicht so tragisch wie ich. Wenn wir jemandem mit Leinenpöbler entgegenkommen und Molly dann auch austickt, joggt er einfach zügig mit ihr vorbei und sagt "War halt so!"
    Während ich mich noch den Rest des Spaziergangs aufrege und Mühe habe, freundlich zu ihr zu sein.


    Und ja sie hat definitiv gute Seiten. Sie bleibt ohne zu murren oder was kaputt zu machen alleine, auch mal 8 Stunden wenn es sein muss (war bisher nur zweimal der Fall), sie toleriert unsere Katzen und zeigt null Aggression gegenüber diesen. Sie ist uns gegenüber eigentlich sehr unterwürfig und hat noch nie auch nur ansatzweise geknurrt oder geschnappt. Diese Unterwürfigkeit ist halt vorbei, sobald ein anderer Leinenrambo in Sicht ist. ;)
    Sie ist ohne Leine und auf große Entfernung 100% abrufbar, auch bei Ablenkung (Fuchs, Hase, Menschen, Hunde, war alles schon dabei). Sie fordert nicht viel. Sie ist zwar extrem sportlich und hat Energie für drei, aber auch an Tagen, an denen sie mal nicht 2 Stunden ausgelastet wird, sondern hauptsächlich daheim auf dem Sofa bleiben "muss", wird sie nicht irgendwie jähzornig oder sonstiges, sondern akzeptiert es, dass heute mal nix gemacht wird.


    Das sind so spontan die Dinge, die mir einfallen.

  • Die Idee, mal alles dem Partner zu überlassen, finde ich gut. Wäre das für euch eine Option oder ist die Arbeitsteilung bei euch eindeutig: dein Hund, deine Aufgabe?


    Nunja, "gib sie halt ab" klingt für mich so, als würde ich mal eben einen alten Pulli in die Altkleidersammlung bringen. Es ist ja nicht so, dass ich sie nicht mag oder gar hasse. Ich denke mir halt auch, mit einem Hund holt man sich ein Familienmitglied ins Haus, ...

    Umdenken: was würdest du machen, wenn du ähnliche Probleme mit deinem Partner hättest? Wenn nichts, aber gar nichts so laufen würde, wie du dir das wünschst? Wenn der Kerl immer und immer wieder Sachen täte, die dich einfach nur wahnsinnig machen?


    Ja, der Hund soll ein Familienmitglied sein. Aber wenn es so gar nicht passt, dann ist dieser Hund vielleicht besser das Familienmitglied für jemand anderen?


    edit:
    nach deinem letzten Beitrag tendieren ich noch mehr zum Abgeben. Es regt dich ewig lange auf, wenn dein Hund mal getöbert hat? Ja, es ist blöd, es ist nervig und es ist ganz sicher peinlich, aber wenn du selbst länger zum beruhigen brauchst als der Hund, dann wird das nichts. ;)


    Du brauchst eindeutig ein dickeres Fell.

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