Hund springt Besucher-Kindern ins Gesicht

  • Du sagst, daß deine Hündin das Verhalten erst seit kurzem zeigt. Mit 16 Monaten ist sie in einem Alter, in dem Hunde erwachsen werden und bestimmte Verhaltensbereiche ausreifen, das betrifft u. A. das Wachen und die Revierverteidigung. Es kommt häufig vor, daß vorher umgängliche Hunde in diesem Alter ihre freundliche Einstellung gegenüber fremden Menschen und/oder Hunden ändern und diese fortan als unerwünschte Eindringlinge betrachten.
    Sowohl Australian Shepherd als auch Schäferhund bringen diese Eigenschaft mit. Die Kinder der Familie werden dann zwar geliebt, aber für Besuchskinder gilt das nicht. Die Situation könnte eskalieren, wenn die Besuchskinder auf das befrohliche Anstarren und Bedrängen hin nicht weichen, sondern "frech" dableiben.


    Dagmar & Cara

  • Hi,


    der Tipp mit dem Trainer ist wichtig - aber bitte nicht so, dass da nochmal ein Kind dafür „zum Zeigen“ herangezogen wird.


    Für mich hört sich das schon sehr nach einer Maßregelung an. Das kann tatsächlich in Abschnappen umschlagen, und wenns dann blöd läuft, ist eine ernsthafte Verletzung da.


    Was machst Du so mit Deiner Hündin, gibts da schon spezielles Training? Hier würde ich ggf. erstmal ansetzen und mit ihr gemeinsam trainieren. Und sie in der Zeit von Besuchskindern ganz einfach fernhalten - und die von ihr.


    Gibt es bei Euch in der Wohnung Bereiche, die für Kind reserviert sind, und Bereiche, in denen der Hund sich häufiger aufhält? Oder ist ne räumliche Aufteilung bei Euch bisher nicht üblich?


    LG Nicole

  • Hört sich für mich auch nach Maßregelung an, das kann ganz schnell mit Schnappen enden.
    Ich würde den Hund entweder in einem anderen Raum unterbringen oder mittels Leine dicht bei mir behalten, sodass er erst gar nicht so dicht an die Kinder herankommt.

  • Ich würde mich fragen was langfristig mein Ziel für den Hund wäre.


    Wenn ihr sehr häufig Besuch habt, dann finde ich ein dauerhaftes Wegsperren eher suboptimal und es sollte meiner Meinung nach das Ziel sein, dass der Hund im gleichen Raum wie du bleiben kann ohne die Kinder groß zu beachten (also einfach in seinem Körbchen liegt).


    Würde den Hund also aktuell immer dann Wegsperren, wenn du nicht 100% auf den Hund achten kannst. Ansonsten würde ich mit dem Hund üben im Körbchen /Box zu bleiben (erstmal ohne Besuch) und wenn das problemlos klappt, dann würde ich bei Besuch eine Hausleine an den Hund machen und unter Kontrolle daran trainieren, dass er dort bleibt. Möglich wäre auch ein Kindergitter oder ein Welpenauslauf.. So könntest du das liegen bleiben trainieren und sollte der Hund doch mal aufstehen, wäre er dennoch nicht direkt beim Besuch.


    Direkten Kontakt mit Besuchskindern würde auch ich in Zukunft komplett untersagen (auch nicht zum "Hallo" sagen)

  • Mein Beagle hatte kurz nach der Übernahme (er war 5) nahezu null Benehmen und Erziehung im Gepäck. Er verlor absolut die Beherrschung wenn Fressbares in der Nähe war und schnappte es sich wenn möglich, ohne Rücksicht auf Verluste.
    Wir hatten zu dem Zeitpunkt 4 Kleinkinder in der Familie, bei Feiern kamen natürlich alle zusammen, nicht so praktisch.
    Nachdem er meine Nichte halb umgeschmissen hatte und ihr den Keks aus dem Mund klauen wollte, war damit ganz schnell Schluss.
    Ich hab ihn an mich gebunden, Leine um den Bauch, und hab geübt wie ich mir sein Verhalten vorstelle. Kind isst Keks, Lupo glotzt, geifert, fiept, heult, tanzt herum-
    das hab ich unterbunden (NA!) und die kurzzeitige Aufmerksamkeit zu mir belohnt. Das ging recht gut & schnell, wir konnten die Abstände verringern, seine Aufmerksamkeit blieb immer länger bei mir, er lernte sich zu beherrschen. Heut liegt er mit den mampfenden Kindern auf der Wiese und wartet einfach ab.


    Ich hätte ihn nun auch wegsperren können oder auf Abstand dauerhaft anleinen, wollt ich aber nicht. Ich wollte, dass er dabei ist, sich benimmt und ich ihm da vertrauen kann.

  • Eine ähnliche Erfahrung habe ich auch hinter mir.


    Vor wenigen Jahren hatte unsere Hündin einen Kindergartenfreund meiner Tochter angesprungen (aus dem Platz heraus), er fiel und sie wollte sich auf jeden Fall auf ihn stürzen. Was dann passiert wäre weiß ich nicht, denn ich konnte sie im
    Nacken packen und runterziehen.


    Kinder waren bis dahin auch immer schwierig, ähnlich wie bei dir, hat sie jede Bewegung beobachtet, ist bellend dazwischen gegangen, wenn es mal lauter wurde bei den Kindern oder es Streit gab.


    Naja und dadurch, dass ich solche Situationen nie als das gesehen hatte, was sie waren, nämlich gefährliche...kam es zu besagter Attacke, die Gott sei dank noch verhindert werden konnte.
    Danach war mir kotzübel. :( :



    Was ich dann tat war folgendes:


    Erst mal wurde mir klar, dass unsere Hündin nicht das süße Schäfchen ist, für das ich sie hielt.
    Das ist mit das wichtigste, dass man sich wirklich klar macht, was ein Hund eigentlich für ein Potential hat und, dass er eben auch eigenständig handelt (im Zweifel).
    Als Erst-HH ist das nicht immer klar. :/


    Danach gab es eben deshalb keine Kinder mehr zu Besuch.
    Ich hatte das Gefühl, der Hund und auch ich müssten uns erstmal akklimatisieren.
    Ich hatte ja nun auch kein Vertrauen mehr zu ihr, mit dieser Grundstimmung „übt man nicht“ mMn.


    Es folgte dann, dass ich mit ihr, manchmal Ewigkeiten, auf dem gegenüberliegenden Kirchplatz saß auf einer Bank und den (kleinen) Jungs beim Fußball spielen zusahen. Oh anfangs hat sie IMMER Theater gemacht bei Kindersichtungen draußen (wie ist das bei euch?)
    Auch Kleinkinder, die gerade laufen lernten wurden immer fixiert - das fiel mir alles erst nach dieser Attacke auf -.


    Dann ging es zu Spielplätzen. Und zwar so, dass sie gucken konnte, uns aber niemand zu nahe kam, weil wir natürlich zum eigentlichen Spielplatz Abstand hielten.


    Wann immer sie ruhig blieb bekam sie natürlich ihre Anerkennung. Ich redete viel mit ihr, erklärte ihr was Kinder sind und, dass ich mir immer ein offenes Haus mit Kindern gewünscht hatte... :lol: Das verstand sie natürlich nicht, aber diese „ruhige Unterhaltung / Monolog sollte ihr einfach klar machen, dass es ok ist, ganz entspannt zu sein in Anwesenheit von Kindern.


    Um abzukürzen: ich hatte eine ältere, sehr im Umgang mit Hunden erfahrene Bekannte und ihr Enkel war seinerzeit auch mit meiner Tochter befreundet.
    Nach einer gewissen Zeit willigte ich ein, dass sie mit ihm zu uns dürfte.


    Sie tat genau das, was ich draußen machte. „Zeigen und benennen“. Mit diesem Jungen gab es tatsächlich irgendwann ein entspanntes Verhältnis. Er gab ihr Leckerlie, Chili döste, wenn er zu Besuch war (war vorher NIE der Fall war.


    Aber was das wichtigste war, ICH hatte zu jeder Zeit den Hund im Blick, sie durfte anfangs nur bei mir bleiben, nie alleine in den Flur, oder geschweige denn zu den Kindern. Wann immer sie Anstalten machte, zu wachen (sei es nur den Kopf heben, wenn die Kinder oben lauter wurden) habe ich Ihre Aufmerksamkeit gefordert.
    Und natürlich gab es viele Leckerlie aber auch mal saftige Ansagen, denn versuche den eigenen Willen durchzusetzen, die gab es auch immer wieder.


    Es war ein anstrengender und langer Weg, der sich gelohnt hat.
    Heute gehen die Kinder hier ein und aus (Durchschnittsalter 7 Jahre) und Chili ist darüber sehr erfreut, denn die Kinder bedeuten Leckerlis :smile:


    Die Kinder wissen, dass sie den Hund nur dann anfassen dürfen, wenn sie von alleine kommt, aber sie niemals beim Kauen, dösen oder aus heiterem Himmel stören dürfen.


    Mit dieser „Kontrolle“ funktioniert das hier tatsächlich vorbildlich. Ich vertraue unserem Hund mittlerweile blind (bin auch mal oben Wäsche machen und die Kinder sind unten wo auch der Hund liegt) bevor sie etwas machen würde, kommt der Hund zu mir.


    Nimm es in jedem Fall sehr ernst was da bei euch zu Hause los ist.


    Vielleicht ist das langsame zeigen und heranführen an Kinder auch der Weg, vielleicht ist es ein anderer.


    Ich wollte jedenfalls keinen Trainer, aber das hat (absurde) andere Gründe.



    Viel Erfolg und bleib wachsam! Allen Beteiligten zu liebe.

  • Ich finde etwas mehr Infos wären gut.


    Allgemein:
    Wie ist der Hund aufgewachsen?
    Seit wann habt ihr ihn?
    Warum diese Mischung?
    Was erwartet ihr von einem Familienhunde?
    Was macht ihr sonst mit dem Hund
    ?


    Und zur Situation:
    Begrüßt der Hund die Kinder wenn sie kommen?
    Wie alt sind die Kinder und wie spielen sie vor so einer Situation (Rennen, Balgen oder ganz ruhig mit Spielzeug)?


    Wie verhält sich der Hund vorher:
    (ist er mitten im Geschehen und wuselt zwischen den Kindern rum oder liegt er im Körbchen? Stellt er sich den Kindern in den Weg?)


    Welche Regeln gibt es für die Kinder ?(dürfen die Kinder in jederzeit anfassen?hat er Zonen die für die Kinder tabu sind? Bekommen die Kinder vorher eine Einweisung zb nicht umarmen, erst schnuppern lassen, nicht anstarren, nicht drauf zu rennen).


    Regeln für den Hund?
    Dart der Hund frei walten oder soll er ins Körbchen?


    Habt ihr euch mit den Eigenschaften eurer Mischung beschäftigt (Hütetrieb, Wachtrieb, Schutztrieb, Distanzlosigkeit..?)

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