Hund fährt sehr schnell hoch, wie beschäftigen/auslasten?


  • Suchspiele werde ich definitiv ausbauen, der angepeilte Hundeverein ist ja eigentlich für Gebrauchshunde, mal sehen, ob da was für uns ist ( vielleicht wirklich ersmal als Lungenende Zaungäste

    Grundsätzlich könnte der Verein genau das Richtige sein, da vermutlich mehr Erfahrung mit triebstarken und temperamentvollen Hunden vorhanden ist, als in 0-8-15 Hundeschulen.
    Ich würde allerdings darauf achten, dass dort nach modernen Ausbildungsmethoden gearbeitet wird und nicht mit der Brechstange...

  • Auch wenn ich mich schon bedankt habe, möchte ich es doch nochmal machen: danke @Querida ! Mir geht es ein bisschen wie AkkiLeela, ich habe durch deinen Post gemerkt dass ich manche Dinge nicht überlegt gemacht habe sondern mich erst geärgert habe als der Hund im Frust schon herumflog. Und mein Hund reagiert auf meinen Ärger mit noch mehr Herumfliegen (schön und unabsichlich konditioniert von meiner Seite).
    Z.B die Belohnung mit Beute - ging ein paar Wochen in der Hundeschule gut und hat die Trainer jedesmal richtig überrascht wie sehr mein Nicht-Gebrauchshund auf Beute abging. Aber das häufige und v.a. sehr aktive Belohnen und Spielen in Pausen war zuviel für sie, UO wurde bald mit "jetzt kommt gleich die Beißwurst" verknüpft und der Hund flog nur so herum.


    Mir war vorher bewusst, dass ich es besser machen muss, aber durch den Post habe ich es nochmal deutlicher vor Augen. Darum danke!

    Das freut mich!
    Wir machen ja alle leider ab und an Fehler, überfordern den Hund oder sind mal zu ungeduldig. Ich versuche das dann immer als Chance zu sehen, daran zu wachsen und zu lernen.
    Ich für mich habe fest gestellt, dass man bei jedem neuen Hund dann zwar die erkannten Fehler nicht mehr macht, dafür aber neue...


    Das Gute ist ja: Die meisten Hunde verzeihen so einige Fehler und es ist nie zu spät, das Training umzustellen.

  • ich sehe es ähnlich wie @Querida du beschreibst einen typischen Gebruachshund- und ja ein Appi gehört tendenziell dazu.
    Tricksen, vorallem Freeshping würde ich momentan einfach vermeiden sondern einfach gezielte Arbeit direkt mit dir. kleinschrittig, logisch angeleitete Unterordnung, winzige Belohnungshappis (1/4 Frolics reicht aus) und zwischendurch nicht rumgeistern lassen sondern weitermachen. Übungen wie Futtertreiben, Bierdeckelunterordnung, Positionen aus der Bewegung an der Futterhand. Damit dürfest du lange Zeit gut beschäftigt sein und du baust damit einen genialen superlangen Trick auf. Nennt sich Fussarbeit und brilliert durch seine winzigen Details im ordentlichen Aufbau. Ganz nebenbei wird dein Hund lernen sich körperlich zurückzunehmen, mehr auf dich zu achten und somit auch ausserhalb des Trainings ansprechbarer werden.


    Ich hab hier einen Hund, der flog noch mit 18 Monaten noch für den Satz "Gruppe Danke" 5 Minuten auf Augenhöhe durch die Luft weil es einfach solche Begeisterung auslöste. Geholfen hat Geduld, Geduld und noch mehr Geduld, körperliche Begrenzung der Freude durch eine Leine (er empfand das wirklich als Hilfe) und wirklich punktgenaue Belohnung die dem Errgungslevel angepasst war. Erst mit 3 Jahren (also auch drei Jahre des Trainings) konnte ich bei ihm anfangen auch über Beute zu belohnen (einige Übungen in weit auseinanderliegenden Trainingseinheiten) Seit seinem 5. Lebensjahr kann ich den Clicker endlich auch bei ihm nutzen ohne sein Gehirn völlig Amok laufen zu lassen.


    Lass dich auf diesen Hund ein, er ist anders als deine anderen, erfüllt nicht deine Erwartungen aber er wird dir Dinge beibringen von denen du bisher nichts ahnst und die großartig sein werden. Aber du musst von deinem bisherigem Denken wegkommen. Du hast einen Arbeitshund und dem musst du einfach rechnung tragen. Lass dich auf dieses Abenteuer ein, es wird Spaß machen!

  • Dem schliesse ich mich vollumfänglich an. :bindafür:


    Ergänzend, oder anders formuliert: Kleinschrittig die Aufgaben (woraus sie immer auch bestehen sollen) aufbauen, dabei auf die Aufnahmefähigkeit achten (Hund muss noch begreifen können), immer wieder eine Pause machen, damit kann man Konzentrationsfähigkeit (und den Willen dazu) langsam aufbauen. Das kann zu Beginn sehr kurz sein, bis Hund aufdreht, wie @Querida schon anführte, dauert es eine Weile bis sich das ausbaut. Gerne aber auch eine UO-Einheit (und sei es nur ein Sitz) einschieben, das macht den Kopf wieder frei oder etwas kurzes für Impulskontrolle ... Das mögen nur Sekunden sein, aber man spürt irgendwie, ab wann man so etwas ausdehnen kann, sich das Interesse und das Vermögen am Begreifen selbst steigert.


    Nach einiger Zeit hat man schnell raus, wie viel geht oder was zu viel wäre. Zu viel zeigt sich bei Hunden mit mehr Triebigkeit eben mit dem berühmt-berüchtigten Hochfahren über einen gewissen Punkt hinaus, was den Kopf abschaltet, persönlich nenne ich es "übereifriges Gekaspere". Hund will ja, begreift noch nicht ganz und alles geht ihm nicht schnell genug, ... für sich selbst nicht, und Du scheinst ihm auch zu langsam ;)


    Jetzt kann ich nicht genau abschätzen, wie Du Deinen Hund am besten Lesen kannst, ich sehe es an den Augen (noch bevor gekaspert werden würde), den Augenbewegungen, ob noch genug Hirn mit im Spiel ist oder nicht. Sobald Hirn ausgeht, unterbreche ich. Morgen ist auch noch ein Tag. Und die Auflösung aus solch einer Situation kann auch mal ein Ball sein (ja, das geht), Spannung rauslassen (wenn man den Zeitpunkt verpatzt hat). Dann aber wieder (z.B. beim Ball) zu einer kurzen Impulskontrollen-Einheit zurück (was z.B. heissen könnte, werfen, na eher rollen, nicht weit, aber Hund darf nicht direkt hinterher) und dann das ganze locker ausklingen lassen, also Hundefreizeit (oder so ähnlich ..)

  • Das Fußlaufen könntest du konkret auch bei seinen Baustellen als Alternativverhalten für bestimmte Routinen einbauen, z.B. Begegnungen mit Fremden und mit dem Z&B verknüpfen. Das stärkt das Zusammenarbeitsgefühl und er überträgt dann leichter, daß er sich nicht alleine um alles kümmern muss. :smile:

  • [...]Ich hab hier einen Hund, der flog noch mit 18 Monaten noch für den Satz "Gruppe Danke" 5 Minuten auf Augenhöhe durch die Luft weil es einfach solche Begeisterung auslöste. [...]

    Bei dem Stadium sind wir irgendwie stehen geblieben. Aber auch mit dem Thread hier im Hinterkopf nähere ich mich dem Thema wieder und jetzt schaffen wir schon wieder 3 Schritte Fuß ohne dass der Hund als Übersprungshandlung rumspringt. Ein Erfolg für uns :smile: ! Sitz, Platz, Voran, Hier usw. sind weniger "problembehaftet", das habe ich nicht versaut.


    Noch zum Hundeplatz: bei meinem ersten Hundeplatz waren v.a. Begleithunde, Terrier- und Jagdhunde (bzw. Mischlinge). Es gab 2 Schäferhunde, beides "Problemhunde". Und so wurden auch wir angesehen: ein Hund, der nicht mit anderen Hunden spielen möchte in der Arbeitseinheit und auf Beute RICHTIG triebig wird - das kann ja nur schlecht enden. War eine komische Mischung aus "der Hund ist schon toll" und "die ist aber schon zu triebig".


    Auf dem 2. Hundeplatz wurde mehr gearbeitet, da fand man meine Appihündin eher toll weil sie sich so 100% anbietet und arbeiten möchte. Da hatten wir dann nur das Problem mit dem Hochdrehen in der Gruppe, weil die anderen Hunde eher ein Problem mit der Motivation hatten und ich eben zu spät kapiert habe, dass ich anders herangehen müsste.


    Es ist wirklich nicht immer leicht ein für sich passendes Training zu finden.

  • Gruppentraining wo alle das Gleiche machen sollen, womöglich noch im Gleichschritt sollte man eigentlich immer meiden, besonders aber wenn man so einen Hund hat der will. Einzeltraining, gerne auch mit mehreren die auf dem Platz veteilt auch irgendwas üben, wenn du Hunde das schon schaffen aber kein" Quadrillereiten"

  • So, jetzt bin ich endlich mal am Pc und kann vernünftig tippen...
    ich greife noch mal ein paar Anregungen aus dem Thread auf:


    Unsicherheit
    ich merke definitiv, dass Paul in einigen Situationen etwas unsicher ist und wir beide auch (noch) nicht perfekt harmonieren. Er selbst ist kein unsicherer Hund, für seine Zukunft sehe ich keine Probleme.


    Lernen
    Ja, ich denke, dass mit ihm bis jetzt nicht viel trainiert wurde. Dumm ist er nicht, ob er viel will to please hat, weiß ich noch nicht zu beurteilen - für Leckerchen macht er aber fast alles.
    ich sollte aufpassen, dass er nicht zu viel Frust entwickelt, weil er nicht weiß, was ich will oder etwas nicht umsetzen kann. da wäre eine Trainerstunde wahrscheinlich hilfreich.


    Training
    Ich werde es ab jetzt so angehen, als ob ich mit meinem eigenen Hund trainiere und kleinschrittig vorgehen. Bis jetzt war es eher Brandherde bekämpfen und den Rest den neuen Leuten überlassen. Da dieses auch für mich neu ist, werden wir bestimmt den ein oder anderen Stolperstein vorfinden aber es hilft ja nix |)


    (Kleiner Exkurs: heute bekam ich von der Orga einen netten Anruf, warum Paul denn noch nicht vermittelt sei und alle Interessenten abspringen würden, es liegt ja vielleicht an mir...)


    Hochfahren
    zu Hause tobt er dann wild durchs Zimmer, springt hoch oder will an mir rumnagen, das geht aber nicht und meistens bekomme ich ihn mit einem Leckerchen ins sitz oder kann ihn beruhigen (erst ein NEIN und LASS DAS) und dann ein Lob, wenn er wieder normal ist.
    Draußen kommt es drauf an, wie groß die Aufregung ist.
    Bei Hunden gibt es vier Stufen:
    1. schaut hin und gut ist
    2. schaut hin und möchte hin (mit Leckerchen ablenkbar, oder auch mit weiterlaufen)
    3. schaut hin, will hin und windet sich in der Leine, gerne mit jodelndem Gebell (festhalten, weiterziehen, dann irgendwann absitzen lassen/ oder einfach weitergehen)
    4. schaut hin, findet den anderen Hund scheiße und will ihn fressen (vorgehen wie in 3)


    Generell gehen wir weiträumig an anderen Hunden vorbei, ohne Panik und mit clickern


    Gerade dieses jodelnde Gebell kann ich nicht richtig einschätzen und in den Momenten habe ich leider auch keine Hand frei zum filmen. Optisch sieht das nicht so prickelnd aus, aber ich habe nie das Gefühl, dass mir die Situation entgleiten könnte, was bei diesem Hund glaube ich, wichtig ist.

  • Eigentlich ist der beste Vergleich der Flugdrache: sobald Pfoten den Boden verlassen geht es ab...
    Ich saß kichernd auf der Arbeit, weil ich das Bild im Kopf nicht loswurde :lachtot:

  • Vielleicht setzt sich bei dem schnellen hochdrehen wirklich der Appenzeller durch xD


    Da bringt Programm runterschrauben allein dann gar nichts. Da muß ein guter Mix aus körperlicher u. geistiger Auslastung sein. Dein Hund ist ja auch schon erwachsen. Nur zuviel Programm (z.B. ein Tag mit mehr von allem) ist bei meinem Appenzeller auch pures Gift. Die dreht dann die nächsten 1-2 Tagen noch viel öfter u. länger hoch.


    Querida u. Flintstone haben toll beschrieben wie Sie es machen würden. Genau das hilft bei meiner auch!


    Was bei meiner Appenzeller-Hündin geholfen hat:


    - Alles ganz bewußt langsam zu machen. Und Suchspiele (kann man gut mit Leckerchen aufbauen u. später dann Spielzeug oder ähnliches suchen lassen) haben Sie immer schön gefordert, ohne das sie gleich überdreht. Meine bekommt beim normalen üben fast nur noch normales Trockenfutter. Bei tollen Leckerchen wird sie meist hektisch u. hibbelig. Das Trockenfutter ist gerade gut genug um sie zu motivieren, ohne das sie übermotiviert rumhüpft.


    - Einfache Unterordnungsübungen haben sie auch immer ausgeglichener gemacht. Dabei hat sich bei mir ein ganz ruhiger Ton positiv ausgewirkt. Du kannst ja mal probieren ein paar Kommandos zu flüstern. Meine wird dann sofort ruhiger u. konzentrierter. Das klappt anfangs natürlich nur in der ruhigen Wohnung in Momenten wo sie relativ ausgeglichen ist


    Bei Appenzellern allgemein (meine Erfahrung u. von anderen Besitzern): Die sind morgens nach dem aufstehen ein paar Minuten recht aufgedreht u. nach dem fressen ebenfalls. Mit ein Grund ist vielleicht die sind dann einfach glücklich :D .
    Wenn ein junger Appenzeller sich freut wird gerne mal 1-2 Minuten rumgehüpft. Daran gewöhnt man sich u. mittlerweile kann ich sie auch da nahezu immer rausholen. Nur kommt mir das kontraproduktiv vor. Ich lass ihr lieber mal die paar Momente wo sie leicht überdreht und habe den Rest der Zeit einen relativ entspannten Hund.


    Ideal wäre wirklich wenn Du ein ruhigen Ort (z. B. weitab in den Feldern) finden würdest wo Du den Hund auch mal ableinen könntest. Wo er die Möglichkeit hat ein wenig rumzutoben, ohne das zu viele andere Reize ihn noch hochpushen. Dann wird aus wildem rumspringen bei meiner schnell entspanntes rumlaufen.
    Insgesamt bin ich auch extrem positiv überrascht wie ruhig und ausgeglichen man ein Appenzeller bekommen kann. Von toll durchgeknallt :verzweifelt: zu einem mittlerweile (fast) immer gut anprechbaren Hund der einfach jeden Tag Freude macht :dafuer:


    FG Micha

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