Halti bei ängstlichem Hund

  • Hallo ihr lieben,
    ich weis Ferndiagnose ist immer schwierig und nicht wirklich machbar trotzdem würde ich mir gerne nochmal andere Meinungen einholen.


    Unser Problem ist die Ängstlichkeit unseres fast 9 Monate alten Rüden gegenüber fremden Menschen. Er ist mit 4 1/2 Monaten aus Rumänien zu uns gekommen ohne Zwischenstopp. Mit Hunden ist er super, nähert sich wenn erlaubt langsam und schaut in der andere Interesse hat falls nicht geht er weiter.
    Bei Menschen schaut’s anders aus. Anfangs war es schon ein Problem wenn und im Wald eine Person allein entgegen gekommen ist. Er wollte einfach nicht weiter laufen. Funktioniert mittlerweile alles sehr gut. Ich rufe ihn zu mir und wir laufen gemeinsam vorbei, habe ich über schönfüttern soweit hinbekommen. Auch mit anderen Hunden (wenn ich nicht möchte dass er hin geht) habe ich es inzwischen mit Leckerlies sehr gut hin bekommen. Heute sogar das erste mal, dass ich es riskiert habe ihn ohne Leine an einem anderen Hund vorbei zuführen aber auch nur weil er ebenfalls nicht angeleint war.
    Wenn wir irgendwo stehen und eine Person kommt zu uns und spricht uns an fängt er allerdings an zu bellen und zu Knurren und versucht die Person auf Distanz zu bringen. Im Freilauf kann er einfach ausweichen an der Leine eben nicht. Jetzt haben wir angefangen in der Hundeschule deswegen Einzelstunden zu nehmen um gezielt daran arbeiten zu können. Die Trainerin meinte jetzt es könnte hilfreich sein ihn mit einem Halti vorbei zu führen, damit er nicht ausweichen kann und lernt, dass ihm nichts schlimmes passiert. Wenn wir angeleint laufen und uns kommt jemand alleine entgegen wechselt er von alleine auf die abgewandte Seite von mir und läuft da dann einfach weiter. Das möchte sie damit unterbinden. Natürlich fände ich es schön wenn wir es irgendwann hinbekommen würden, dass er fremde nicht immer verbellen möchte allerdings bin ich im Moment noch so ein bisschen im Zwispalt wegen des Haltis. Ich habe irgendwie bedenken, dass ich es noch schlimmer mache wenn ich ihm die fluchtmöglichkeit in dem Moment komplett nehme. Vielleicht hat jemand von euch schon einmal Erfahrungen mit Halti bei ängstlichem Hund gemacht und mag seine Erfahrung mit mir teilen? Oder Alternative Trainingsmethoden? Mit Leckerlies von fremden ist es auch nicht so ganz einfach weil er oft dann so in seinem Bellwahn ist, dass es fast unmöglich ist ihn dann nicht auch automatisch fürs bellen zu belohnen. Achja solange man ihn ignoriert ist alles ok nur sobald er gezielt angesprochen wird oder eben jemand gezielt auf uns zu läuft und dann bei uns stehen bleibt fängt er an ansonsten wie oben geschrieben weicht er einfach aus.


    Sorry für den langen Text, ich versuche nur ein bisschen die Gesamtsituation darzustellen.


    Liebe Grüße

  • Wenn wir irgendwo stehen und eine Person kommt zu uns und spricht uns an fängt er allerdings an zu bellen und zu Knurren und versucht die Person auf Distanz zu bringen. Im Freilauf kann er einfach ausweichen an der Leine eben nicht.

    In diesem Fall würde ich der Person erklären, dass sie ein paar Meter weiter weg stehenbleiben soll weil der Hund sonst Angst hat und auf Angriff übergeht und dass er das erst lernen muss, das aber nicht funktioniert, wenn er immer wieder durch Personen die ihm zu nahe kommen, verunsichert wird.

    Oder Alternative Trainingsmethoden?

    Wenn diese Person dann in einer Entfernung steht mit der sich der Hund noch wohl fühlt, soll die Person den Hund vollkommen ignorieren, nicht anschauen (am besten den Kopf in eine andere Richtung drehen), nicht ansprechen, nicht anfassen. Und dann würde ich versuchen mit dem Hund ein Stück näher zu gehen und dann wieder stehenbleiben. Währenddessen würde ich mich mit der Person unterhalten, sodass auch "Kontakt" besteht, aber der Hund merkt, dass ihm nichts passiert. Den Hund würde ich so bei mir führen, dass er nicht VOR mir ist, sondern neben/hinter mir, sodass er merkt, dass DU das alles unter Kontrolle hast.

    Achja solange man ihn ignoriert ist alles ok nur sobald er gezielt angesprochen wird oder eben jemand gezielt auf uns zu läuft und dann bei uns stehen bleibt fängt er an

    Gut wäre, wenn du da ein paar verschiedene Übungspersonen hättest die du anleiten kannst.


    Ich denke, ein Halti macht das Ganze nur schlimmer wenn du den Hund damit "zwingst" zu nahe an die Person heranzutreten. Der Schuss könnte m.E, nach hinten losgehen wenn du das auf diese Art machst.


    Bei meiner Hündin hat es dann auch geholfen, wenn ich der Person (die ich kannte und die selbst einen Hund hat) gesagt habe, sie soll seitlich hockend in die Knie gehen meinen Hund ignorieren. Dann hat sich Sina hingetraut zum Schnüffeln und sie hat gemerkt, dass sich nichts passiert. Das habe ich so oft wie möglich (wenn die Person gepasst hat) gemacht. Für meine Hündin war das der richtige Weg.

  • Ich halte die Idee mit dem Halti für nicht so prickelnd.


    Ein Hund der ausweicht ist mir 10x lieber als einer der seine Strategie ändert und sofort nach vorne geht. Ich halte es für absolut unwahrscheinlich, dass der Hund dadurch lernt "och, mir passiert ja doch nichts!" :ugly: der wird Menschen dadurch nur noch blöder finden.


    Mein Weg wäre wohl schnöde Desensibilisierung. Abstand (zu Personen die ihn ansprechen) vergrößern, gewünschtes Verhalten belohnen, mit der Zeit den Abstand verringern - und so lange dem Hund die Möglichkeit geben auszuweichen, falls das möglich ist.

  • Die Trainerin meinte jetzt es könnte hilfreich sein ihn mit einem Halti vorbei zu führen, damit er nicht ausweichen kann und lernt, dass ihm nichts schlimmes passiert.

    Ganz unabhängig ob Halti oder nicht, wäre die Trainerin für mich damit schon gestorben. Den Hund in die Situation zwingen in der er Angst hat, ist kein Training. Dafür muss man kein Geld ausgeben.


    Und dann will sie dir auch noch das freiwillige Seitenwechseln kaputt machen, das andere mühsam antrainieren müssen bei ängstlichen Hunden. :dagegen:

  • Ich hab gerade fast diesselbe Situation mit einem gleichalten Hund. Und schon viel viel viel Erfahrung mit Angsthunden. Um es mal kurz zu fassen: Hör auf dein Bauchgefühl! Und bitte bitte kein Halti zum "zwingen" näher am fremden Menschen vorbei zu gehen. Sei gottfroh, dass du einen Hund hast, der ausweichen und nicht nach vorne gehen will!


    Zwei Faustregeln an die ich mich halte:

    • Wenn Hund ausm Bellen/Knurren nicht raus kommt, ist der Abstand zum anderen Menschen zu Nahe
    • Gucken lassen! Wenn er, bei genügend Entfernung, gucken will und dabei ruhig ist, ab mit den Keksen in den Hund!

    Ansonsten schließ ich mich @Dackelbenny mit ihren Tipps an!

  • Ich finde es gut, dass euer Hund von sich aus die Seite wechselt. Warum ihn diese Bewältigungsstrategie durch Einsatz des Haltis nehmen? :ka: Ich würde ihn dafür sogar bestätigen und jedes ruhige Vorbeilaufen an fremden Menschen belohnen.


    Fürs Training böten sich natürlich geplante Begegnungen an. Dann könnten die Menschen nach und nach die Distanz zum Hund verringern und ihr jedes ruhige Verhalten des Hundes belohnen. Das muss natürlich sehr kleinschrittig geübt werden.

  • Danke erst einmal für eure Ratschläge. Gerade das mit dem Bauchgefühl ist so die Sache die mich da auch zweifeln lässt. Es ist unser erster Hund und ja wahrscheinlich sind wir auch etwas blauäugig in die Sache reingestolpert dass wir dann ausgerechnet einen Auslandshund aufnehmen ohne ihn zu kennen aber trotzdem denke ich sind wir mit Intuition bisher ganz gut gefahren und haben bis jetzt schon große vorschritte gemacht.


    Meine Angst im Moment ist nur, solange wir laufen weicht er aus beim stehen und er ist angeleint geht er ein Stück weit nach vorne ich vermute für sein empfinden ist die Leine nicht ausreichend um eben auf den Abstand auszuweichen also versucht er es eher mit gezielten anbellen und Knurren nach vorne. Ein Freund von uns, ebenfalls Hundebesitzer, hat’s drauf angelegt und hat ihm in so einem Moment dir Hand hin gehalten damit er riechen kann. Hat er auch, gemerkt den kenn ich nicht, und mit Scheinangriffen reagiert sprich mit geschlossenem Mund immer wieder mit der Schnauze gegen die Hand. Als er gemerkt hat, es beeindruckt ihn nicht hat Marley sich rum gedreht und ist gegangen. Ich habe im Moment einfach nur die Bedenken, dass es irgendwann wirklich noch soweit kommt dass er doch zu schnappt.

  • aber bevor es falsch verstanden wird. Es ist in meinen Augen keine Aggresion im Spiel und das bellen fast schon jaulen. Die Hemmschwelle zu beißen ist soweit ich das beurteilen kann relativ hoch.

  • @iinas es ist deine Aufgabe als Hundebesitzer deinen Hund vor solchen "Übergriffen" zu schützen und ihm, wenn möglich, den Raum den er benötigt zu Verfügung zu stellen. Sonst musst du wirklich damit rechnen, dass der Hund irgendwann schnappt.


    Der Hund will nicht angefasst werden. Das sollte man respektieren, so weit es nicht unbedingt nötig (Tierarzt, oÄ.) ist und an dem Problem arbeiten. Mein Hund wurde seit Jahren nicht mehr von Passanten getätschelt, die legt da nämlich absolut keinen Wert drauf... ist auch einfach nicht nötig. :ka:

  • Ich habe im Moment einfach nur die Bedenken, dass es irgendwann wirklich noch soweit kommt dass er doch zu schnappt.

    Das passiert i.d.R. nur wenn der Hund weiterhin bedrängt wird und wenn es nur dadurch ist, dass ihm eine Hand entgegengestreckt wird.
    Der HUND muss sich gefahrlos der fremden Person nähern dürfen und nicht umgekehrt wie das bisher der Fall war. Entweder ist die Person zu nahe auf den Hund zugegangen oder sie hat ihm die Hand entgegengestreckt.
    Das war bei meiner Hündin auch nicht möglich.
    Die hatte anfangs sogar Angst vor meinem Mann und ist bellend auf ihn losgegangen vor lauter Angst.
    Streicheln muss man da auch "richtig" machen, da darf man nicht einfach dem Hund oben drüber fahren, das muss alles sehr mit Bedacht "von unten" gemacht werden damit das für den Hund nicht bedrohlich ist.


    Meine Hündin darf selbst entscheiden zu wem sie Kontakt beim Gassi (zu welchen Personen) aufnehmen möchte. Sie ist aber mittlerweile so weit, dass sie sich gerne fast überall Streicheleinheiten abholt.

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