Hallo liebes Forum,
ich bin Mathilda, 28, aus Berlin und erst seit Samstag wohnt Lukas, ein ca. 6jähriger Mischlingsrüde, bei mir. Ich habe ihn über einen Tierschutzverein vermittelt bekommen. In den letzten Wochen und Tagen habe ich hier sehr viel mitgelesen, doch ich komme einfach nicht weiter und bin wirklich verzweifelt. Sorry für den kleinen Roman, der jetzt folgt - ich versuche, alles halbwegs geordnet aufzuschreiben. Muss den Beitrag leider teilen, weil mir zu viel auf der Seele brennt, ihr aber auch alle Details wissen sollt, um mir vielleicht helfen zu können...
Über Lukas
Lukas ist ein ca. 40cm großer Mischlingsrüde. Er ist ungefähr 6 Jahre alt und wurde Anfang September aus einem polnischen Tierheim gerettet. Dort war er wohl für eine längere Zeit und hat sehr gelitten. Er wurde abgemagert und voller Milben dort herausgeholt. Ofenbar konnte er sich bei der Fütterung nicht gegen die anderen Hunde durchsetzen. Wo er vor dem Tierheim war ist leider nicht bekannt. Wir vermuten aufgrund seines Verhaltens, dass er ein Straßen- oder Kettenhund war.
Mein Profilfoto zeigt den süße Kerl auf der Autofahrt in sein neues zu Hause. Die Fahrt hat er ganz gut gemeistert.
Über mich
Lukas ist mein erster eigener Hund, ich habe allerdings durch den Familienhund meiner Eltern Hundeerfahrung. Trotzdem habe ich bei dem Tierschutzverein klar gemacht, dass ich einen "Anfängerhund" suche, da ich nicht das Wissen habe um einem Problemhund gerecht zu werden. Ich wohne in einer 40qm-Wohnung. Nicht groß, auch das habe ich mit dem Tierschutzverein eingehend besprochen. Bei der Vorkontrolle und bei Kennenlernbesuchen hieß es aber, dass eine kleine Wohnung nicht problematisch sei, wenn der Hund ausgelastet ist. Mein Freund wohnt eine Straße weiter, wir kümmern uns daher auch zusammen um Lukas, wobei er natürlich vorrangig "mein" Hund ist.
Das große Problem
Lukas flippt vollkommen aus, wenn er Futter oder unser Essen sieht. Aus der Küche muss ich ihn ausschließen, er springt sonst ununterbrochen an der Arbeitsplatte und am Kühlschrank hoch, sodass ich weder sein noch unser Essen in Ruhe vorbereiten kann. Es ist nicht nur anstrengend sondern ach einfach gefährlich für ihn, wenn mal der Herd an ist oder ein Messer herumliegt. Die geschlossene Küchentür wird ständig apathisch angeguckt oder daran gekratzt, auch nachts, wenn er kurz durch die Wohnung tingelt.
Mein Freund und ich können nicht im Sitzen essen, wenn er im gleichen Raum ist. Wir müssen entweder im Stehen essen und ihn dabei komplett ignorieren, während er an uns hochhüpft oder ihn halt aussperren. Auf Anraten der Damen vom Verein haben wir es am Sonntag zum Frühstück mit folgender Methode versucht: Ihn füttern, ihn auf seiner Decke platzieren und an der Heizung anbinden, ihm noch einen Kauknochen geben und dann versuchen, selber zu essen. Das ist allerdings komplett in die Hose gegangen, er ist völlig durchgedreht und hat angefangen, die Leine durchzubeißen. Haben das Frühstück dann abgebrochen und ihn losgemacht. Er ist dann in Runden durch die Wohnung gelaufen, wir wollten daraufhin sofort raus mit ihm, aber da war es schon zu spät und er hat in die Wohnung gepinkelt. Ansonsten klappt es sehr gut mit der Stubenreinheit. Ich werte das Pinkeln in der Wohnung daher als Anzeichen für ganz viel Stress. Wir waren zudem nicht unmittelbar vorher draußen, sondern ungefähr 1 1/2 Stunden vorher. Seitdem sperren wir ihn aus, damit wir überhaupt etwas essen können. Vorher Gassi gehen und ihn füttern, dann noch ein Leckerlie in sein Körbchen werfen damit er erst mal abgelenkt ist und dann schnell selber essen, während er an der Tür kratzt, schnauft und manchmal auch jault oder bellt. Das ist natürlich für ihn und auch für uns eine furchtbare Situation, wäre aber vielleicht mit Geduld irgendwie und irgendwann unter Kontrolle zu bringen. Aufgrund meiner kleinen Wohnung wäre es natürlich aber auf Dauer sehr schade, wenn die Küche dauerhafte Sperrzone für ihn wäre.
Die Anfälle
Wenn er sein Futter dann bekommt springt er ununterbrochen hoch, ich kann kaum den Napf abstellen. Versuche, ihm den Napf erst hinzustellen, wenn er sich beruhigt hat, sind bisher zwecklos gewesen, er steigert sich dann nur noch mehr rein. Und hier beginnen die wirklich großen Probleme. Wenn er sich reinsteigert, weil es ihm vielleicht zu lange dauert bis er sein Fressen bekommt oder aus der Küche meines Freundes geschickt wird, weil er da den Kühlschrank aufbekommen hat, dann bekommt er richtige Anfälle. Seine Beine sacken weg, er liegt dann entweder auf dem Bauch, alle Viere von sich gestreckt und zittert, bis er sich wieder aufrappelt. Oder er fällt zur Seite um, Beine in die Luft, zuckt kurz und steht auch dann wieder auf.
Diese Anfälle waren gestern Abend das erste mal sehr ausgeprägt. Wir waren beide 45min spazieren, dabei ist mir schon aufgefallen, dass er extrem gezogen hat und sehr aufgeregt war. Sind dann zu meinem Freund gegangen und er war immer noch sehr aufgedreht. Als ich ihm sein Geschirr abmachen wollte, sind seine Beine das erste mal weggesackt und er lag auf dem Bauch. Danach ist er in die Küche gekommen und hat den Kühlschrank geöffnet. Mein Freund hat schnell reagiert, laut geklatscht und hat ihn aus der Küche gedrängt. Vor der Tür ist Lukas dann auf die Seite gefallen und hat gezuckt. Mich hat das natürlich sehr erschreckt, sodass ich meine Tränen nicht zurückhalten konnte. Er hat sich dann etwas beruhigt, sodass wir zu mir gegangen sind und er dort sein Abendessen bekommen hat. Nach jeder Fütterung rennt er durch die Wohnung und sucht noch mehr Fressen. Dabei ist er gestern Abend dann erneut umgefallen, diesmal dauerte das schon einige Sekunden.
Seine Hinterbeine sacken ihm zudem fast immer weg, wenn wir Gassi gehen und er ein Leckerlie bekommt als Belohnung fürs Draußen pinkeln. Er bekommt dann ein oder zwei Pellet von seinem Trockenfutter. Sobald er darauf beißt, sacken seine Hinterbeine zusammen, er zittert und zuckt und dann fängt er sich wieder. Er hat diese Zuckungen allerdings nicht, wenn er sein Trockenfutter ganz normal als Mahlzeit bekommt.
Heute früh hatte er einen Anfall, als ich ihm sein Geschirr angelegt habe. Er hat sich wohl erschrocken, als ich in die Knie gegangen bin und diese geknackt haben. Er ist wieder rückwärts umgefallen, alle Beine sind weggesackt und er hat gezuckt.
Ich füttere ihn 3x am Tag. Frühs und abends gibt es je eine Handvoll Trockenfutter und je eine halbe Dose Nassfutter. Mittags gibt es nur eine Handvoll Trockenfutter, eingeweicht mit Wasser. Dann zwischendurch immer noch ein paar Pellets von seinem Trockenfutter und bisher hat er auch täglich noch ein besonderes Leckerlie bekommen wie einen Kaustick oder einen Knochen aus Rinderhaut, entweder als Ablenkung wenn wir selber essen wollten oder als Belohnung eines Futterspieles. Er bekommt also mehr, als er sollte, aber er soll auch noch etwas zunehmen. Beim Tierschutz wurde er einmal am Tag gefüttert