Distanzlosigkeit bei ängstlichem Hund

  • Hm, Vakuole, das klingt einleuchtend ... aber vielleicht habe ich mich unklar ausgedrückt:


    Sie macht das nicht, wenn sie Angst hat, sondern irgendwann über Tag, wenn sie "lustig" drauf ist, spielen, kuscheln, toben owai will; oder morgens, wenn mein Wecker angeht und sie mich auch "wecken" will ... :-)


    Da wäre doch "Weggehen" eine gute Idee?

  • Nein, ich stelle mich nicht tot und ignoriere sie auch nicht, weil ich glaube, sie wüsste nicht, wie ihr da geschieht. Ich reagiere aber konsequent nicht mit körperlicher Zusprache (sorry, hätte ich deutlicher schreiben müssen) und wende mich ihr körperlich wieder zu, wenn sie ablässtDas 'nein' habe ich parallel angefangen, auch in anderen Situationen wie z.B. den Versuchen auf den Tisch zu klettern etc.

    Das "No" für "nicht tun sollen" wie z.B. meine Brötchen klauen o.ä. klappt schon einigermaßen.
    Nur das auf mich selbst bezogen (wenn sie "lieb" zu mir sein will), das kriege ich nicht hin ...


    Wenn sie mich beim Fernsehen "überfällt", wäre mein Wunsch, dass sie sich halt einfach neben mich kuschelt (naive Idee?) und keinen Ringkampf anfängt ...
    Tue mich da jetzt schwer die (lustige!) "Attacke" in das "ruhig hinlegen" umzulenken ...
    Ist denn "Wehren" (sie leckt mich sonst total ab) schon "körperliche Zuwendung"? Was mache ich denn dann am sinnvollsten?

  • Spielen, Lustig drauf sein, ist bei unsicheren Hunden aber oft kein lustig drauf sein sondern planke Überforderung.
    Das ist eine der Konfliktlösungsvarianten und nennt sich fiddeln.


    Das kann dann ins Überdreht sein kippen.


    Wir Menschen finden so ein Verhalten oft niedlich, für Hunde ist es oft einfach nur Stress.





    Wenn sie mich beim Fernsehen "überfällt", wäre mein Wunsch, dass sie sich halt einfach neben mich kuschelt (naive Idee?) und keinen Ringkampf anfängt ...
    Tue mich da jetzt schwer die (lustige!) "Attacke" in das "ruhig hinlegen" umzulenken ...
    Ist denn "Wehren" (sie leckt mich sonst total ab) schon "körperliche Zuwendung"? Was mache ich denn dann am sinnvollsten?

    Ich sag ja, wegschicken oder "wegbringen".
    Nur wer sich benimmt darf bleiben.



    Wenn du sie gerne bei dir haben willst, dann leg z.B. eine Decke auf dein Sofa. Das ist dann ihr Platz.
    Lad sie ein zu dir auf Sofa zu kommen, sie soll auf die Decke.
    Gib ihr was, was sie beschäfftigt, ruhig belibt und runter fährt - z.B. einen Kong zum Schlecken. Ist sie ruhig, dann setzt dich einfach daneben (Hund nicht ansprechen und nicht antatschen). Hat sie den Kong in ruhe geschleckt und ist ruhig, dann kannst du sie mal kraulen oder streicheln wenn du willst und sie das ok findet.


    Wird sie übermüttig, dann schick sie weg.



    Ist ganz einfach. Ruhe bedeutet Belohnung und Nähe, aufgedrehtsein bedeutet Distanz.

  • Spielen, Lustig drauf sein, ist bei unsicheren Hunden aber oft kein lustig drauf sein sondern planke Überforderung.
    Das ist eine der Konfliktlösungsvarianten und nennt sich fiddeln.


    Das kann dann ins Überdreht sein kippen.

    Oh, das ist interessant!
    Aber warum macht sie das?
    Mir kommt es so vor, als ob ihr einfach strunzenlangweilig ist und sie Action will.

  • Kann ich nur unterschreiben. Selbst, wenn sie Nein irgendwann kennt, das Wort alleine reicht nicht. Gib ihr ein Alternativverhalten vor, dann wird das Nein mit der Zeit auch viel leichter umgesetzt, weil sie nicht erst überlegen muss, was sie stattdessen macht.
    Z. B. draußen, wenn sie an was ekligem schnüffeln will, was sie nicht soll, gibt es ein Nein+komm weiter. Wenn sie nicht aufs Sofa soll, noch im Ansatz zum Sprigen: Nein+komm hier (auf ihren Platz oder Decke, wo auch immer). Alternativverhalten aufzeigen.

    Alternativen aufzeigen klappt am besten bei uns, ja.
    Ich muss mich noch daran gewöhnen hier im Forum alles Details zu benennen, denn meine Beiträge waren mißverständlich, merke ich.



    Zitat von Vakuole

    Spielen, Lustig drauf sein, ist bei unsicheren Hunden aber oft kein lustig drauf sein sondern planke Überforderung.
    Das ist eine der Konfliktlösungsvarianten und nennt sich fiddeln.


    Das kann dann ins Überdreht sein kippen.


    Wir Menschen finden so ein Verhalten oft niedlich, für Hunde ist es oft einfach nur Stress.

    Dass das Stress für den Hund ist, finde ich zumindest bei unsrer Smilla ziemlich deutlich, vermutlich ist das aber nicht bei jedem Hund so. Bei uns hilft sehr gut, mich selbst zur Hundedecke oder aufs Sofa zu setzen, sie zu mir zu holen, sie unter meinen Arm zu nehmen und den Bauch sanft zu massieren. Da kommt sie sehr schnell runter.
    Wegschicken geht bei ihr (noch) nicht, da dreht sie noch mehr auf.

  • Nochmal zu Vakuole:


    Das mit der Decke (sowas haben wir, ja) haben wir bislang noch nicht so deutlich gemacht ... sie kann eigentlich liegen, wo sie möchte ... aber ok, daran arbeiten wir.


    Also, wenn sie von irgendwoher auf mich zugeschossen kommt, packe ich sie auf die Decke ... nur wird dabei immer mehr Action aufkommen und sie nicht ruhig liegen/sitzen ... Sachen, die sie ruhig beschäftigen, habe ich auch noch nicht gefunden ... alles wird 'ratzfats 'runtergeschluckt, durch die Gegend geworfen oder interessiert nicht.


    Also mir stellt sich das als große Herausforderung dar, den Hipp-Hipp-Hund ohne "körperliche
    Zuwendung" oder "Gewalt" zur Ruhe zu bringen ...

  • Also mir stellt sich das
    einfach als Herausforderung dar, den Hipp-Hipp-Hund ohne "körperliche
    Zuwendung" oder "Gewalt" zur Ruhe zu bringen ...

    Das ist auch herausfordernd, weil man in vielen Situationen einfach nochmal anders reagieren muss, als bei anderen Hunden.


    Ich nehme jetzt mal an, das "ich pack sie auf die Decke" war eher metaphorisch gemeint? Ich gehe einfach zur Decke und rufe sie zu mir, das klappt verlässlich.


    'Erstarrt' Fiffi manchmal, wenn sie eine Weile alleine in einem Raum war? Also damit meine ich, äußerlich ruhig zu sein, aber es geht ihr dabei eigentlich nicht gut *? Bei Smilla ist das so. Da komme ich vom Duschen runter und sie liegt ruhig auf dem Sofa und wenn sie mich sieht, ist sie erstmal wie abwesend. Dann kapiert sie, dass ich da bin und sie kriegt sich nicht mehr ein vor Freude und kommt ins Fiddeln. Meinem Eindruck nach ist sie sehr unter Stress in den Momenten, es macht ihr Angst alleine zu sein und sie ist nicht gelassen ruhig dabei, sondern resigniert oder erstarrt. Dieser Stress macht sich dann wiederum in dem übermäßgen Hibbeln deutlich, wenn ich wieder in den Raum komme.
    Abstrafen will ich sie dafür auf keinen Fall, daher begegne ich ihrem Gehibbel einfach mit viel Ruhe. Wie gesagt unterbreche ich die körperliche Zuwendung, wenn sie mich anspringt, aber ich bleibe emotional zugewandt und ruhig. Und peu à peu klappt das besser.

  • Das ist auch herausfordernd, weil man in vielen Situationen einfach nochmal anders reagieren muss, als bei anderen Hunden.
    Ich nehme jetzt mal an, das "ich pack sie auf die Decke" war eher metaphorisch gemeint? Ich gehe einfach zur Decke und rufe sie zu mir, das klappt verlässlich.

    Nee, das war schon wörtlich gemeint ... also die Situation ist folgende:
    3er Sofa ... ich fernsehend ganz links, Hundedecke ganz rechts.
    Da kommt sie aus dem "Off" herangestürmt und springt mir auf den Schoß, umarmt mich, betatscht und lutscht mich an.
    Dann soll ich das erstmal nicht beachten, sondern aufstehen, ans andere Ende zur Hundedecke gehen und sie dorthin rufen.
    Das wird noch klappen ... aber Ruhe ... nun ja, wenn ich sie dann "locker festhalte" wird sie wohl irgendwann Ruhe geben, ist das dann so richtig?
    Und dann? Wieder auf meinen Platz gehen?


    Nein, "erstarren" tut sie (so im täglichen Hausleben) nicht ... aber sie wandert viel in der Gegend herum (kann man schon ruhelos nennen), gefällt mir auch nicht.
    Wenn ich sie dann zu mir hole, will sie das gar nicht ...
    Hm, das scheint wohl auch noch eine Bausstelle zu sein ...?


    Sorry, dass ich so doof frage, aber so einen "irren" Fiffi hatten wir noch nie ... :-)

  • Wenn Dir Dein Hund wilder vor kommt, als das, was man noch als "normal" unter fünf dolle MInuten einstufen würde, dann wäre das für mich ein Zeichen dafür, daß für den Hund irgend etwas "viel zuviel" war.


    Was, kann man so aus der Ferne nicht so einfach sagen.
    Könnte alles sein.
    Mal einige Beispiele:
    Zu viel, zu lange gespielt.
    Zu dolle gespielt.
    Viel gelaufen, kaum Ruhephasen.
    Gassi Runde viel zu lang.
    Viel zu viele Inputs bekommen.
    usw usf .....




    Schönen Gruß
    SheltiePower

  • Wenn Dir Dein Hund wilder vor kommt, als das, was man noch als "normal" unter fünf dolle MInuten einstufen würde, dann wäre das für mich ein Zeichen dafür, daß für den Hund irgend etwas "viel zuviel" war.

    Tja, das ist ja die Frage: "normal" oder nicht ...?
    Wir haben diesen Hund erst seit 3 Monaten ... anfangs total ängstlich und kannte auch das Leben als "Familienhund" nicht ... klar viele neue Eindrücke ... aber wir nehmen darauf sehr viel Rücksicht und muten ihm nicht zu viel auf einmal zu.


    Dass mehr Ruhe in den Hund muss, ist mir klar ... aber er ist ja erst 2 Jahre und lernt erst jetzt das bunte Leben kennen ... allerdings habe ich schon den Eindruck, dass er nicht wirklich zur Ruhe kommt (außer, wenn wir nachts schlafen).
    Also tagsüber ... irgendwie ... unter Strom steht ...

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