Ich kann keine Bindung aufbauen - was tun wenn du den eigenen Hund nicht magst?

  • dann würde ich es auch bei deinem Ersthund belassen und keinen Zweithund ins Haus holen.

    Ich denke auch, das ist das Problem. Du bist wahrscheinlich nicht der Typ für eine Mehrhundehaltung.
    Ich kann z.B. meine Gefühle nicht zwischen mehreren Tieren aufteilen. Mir reicht ein Hund, eine Katze.

  • Ich habe einmal einen Hund abgegeben, den ich wirklich ernsthaft wahnsinnig geliebt habe. Er war mein Baby. Noch heute steht hier ein Bild von ihm und Videos von ihm bringen mich noch immer (nach fast fünf Jahren) furchtbar zum Weinen. Meine Lebensumstände hatten sich damals plötzlich so radikal geändert, dass ich keine andere Möglichkeit hatte. Stuart hätte es bei mir nicht mehr gut gehabt und ich hatte die Möglichkeit ihn gut und sicher unterzubringen. Ich habe mich furchtbar geschämt (und tue es noch). Es fühlt(e) sich an wie Versagen. Trotzdem war es für ihn die beste Entscheidung.
    Ich finde es gibt Umstände, die rechtfertigen eine Abgabe. Und du machst es dir nicht leicht! Wenn du die Hündin also zu jemandem geben kannst bei dem du dir 100% sicher bist, dass sie es dort besser hat würde ich sie an deiner Stelle abgeben. Findest du so jemanden nicht, solltest du sie behalten. Denn besser als im TH ist es bei dir allemal.


    Ich würde auch einen Zweithund per se nicht für dich ausschließen. Würde aber auch auf jeden Fall empfehlen, erstmal Pflegestelle mit Option auf Endstelle zu werden, damit du vor der "endgültigen" Entscheidung abchecken, ob es diesmal passt.

  • Hallo ihr Lieben,


    erstmal vielen lieben Dank für eure vielen Antworten. Ich hatte wirklich Angst, das Thema anzusprechen. Es ist leicht zu sagen, Kritik würde mich nicht jucken, ihr seid ja eh nur anonyme Gestalten im Internet für mich, aber auch eine digitale Ohrfeige tut mir weh. Das muss ich gestehen.


    Ihr habt verschiedene Ansichten von weggeben, versuchen bis gar keinen Zweithund aber allesamt seid ihr sehr respektvoll und super lieb. Danke.


    Ich versuche mal auf ein paar Dinge einzugehen, die mir aufgefallen sind.

    Dein Wuffel ist ja noch recht jung :smile:
    Eeeeeigentlich kannst Du nach gar nicht wissen, ob Du ihn magst, noch ist es eine hübsche Hülle mit bunter Knete im Kopp.
    Das was den Hund ausmacht, hast Du ja noch gar nicht :ka:

    Das ist etwas, das mir auch im Kopf herumschwirrt. Sie ist ja gerade in einem echt "witzigen" Alter - was, wenn aus ihr ein toller Begleiter wird? Wer sagt mir, dass, wenn ich mich für einen anderen Zweithund entscheiden werde, egal ob Welpe oder Erwachsener, dass es nicht das gleiche wäre. Dass ich einfach zu früh aufgebe?

    Zitat

    Wäre ich an Deiner Stelle, würde ich mir arg überlegen ob ich einen Hund dieser Rasse will. Wenn ja: warum? Was macht die Rasse aus, dass es diese sein muss?
    Dann würde ich mich mit den negativen / unerwünschten Eigenschaften beschäftigen.
    Also XYZ-in-Not und Probleme mit Rasse XYZ suchen.
    Kann ich damit leben? Will ich sowas? Finde ich es vielleicht sogar gut? (was dem einen Freud ist des andern Horror...) :smile:

    Sie ist ein wahrer Hüti :) ich hatte Besuche bei vielen Züchtern und einigen Pflegestellen mit erwachsenen Hunden.
    Ich kenne sie selbst, die Halter, die 10km am Tag mit ihrem Border Fahrradfahren "weil der das braucht". Die Besitzer, die für ihren Aussie einen vollen Wochenplan haben, weil die "ausgelastet" sein müssen.
    Und ich habe es mir zugetraut: Einen tollen Hütehund als Begleiter, den ich nicht überfordern will, dem ich an oberster Stelle Ruhe beibringen möchte. Ich wollte keiner der Besitzer mit einem hibbeligen Hochleistungssportler sein.
    Und ich habe mir das absolut zugetraut! Und nun fällt es mir so auf die Füße, oh je.


    Mein erster Gedanke ist: kann es sein, dass der Junghund einfach Deinen "Erwartungen" nicht entspricht, und Du aufgrund der Schwierigkeiten die Ihr habt den Umgang mit ihm als unangenehm empfindest (ruepelig, forsch)?

    Da sprichst du etwas sehr Wahres und sehr Schmerzhaftes für mich an. Ich weiß, dass der Hund in seinen Augen nichts falsches tut, dass ich das gut erklären muss. Aber nehmen wir mal alles was man so wissen und sagen sollte weg und fragt mich als MENSCH, wie ich die kleine beschreiben würde müsste ich sagen ... ein echtes Arschloch :)
    Sie rüpelt und rempelt in einer Intensität, die ich zuvor bei keinem ihrer "Kollegen" so gesehen habe. Könnte sie sprechen wäre ihr Motto wohl: "Ahja? Du und welche Armee?" Sie zeigt ein Verhalten, mit dem ich im Moment noch nicht gut klar komme, das mich in meinem Privatleben sehr einschränkt und mich auch sehr traurig macht.



    Kannst du denn für dich den Druck erstmal ein wenig rausnehmen?


    Weniger BindungsARBEIT LEISTEN und einfach n bisschen entspannt rumdümpeln? Halt weg von diesem "MÜSSEN".

    Ja, das MÜSSEN ist glaube ich ganz tief in mir verankert. Ich bin kein extrovertierter Mensch und habe nie wirklich Talente an mir entdeckt. Dann habe ich mit großen Hundegruppen arbeiten dürfen und ich muss es einfach mal so sagen: ich war ganz schön stolz auf mich. Denn ich habe gesehen, dass ich etwas tat, von dem ich gesehen hab, dass es anderen schwer fällt. Ich gehe in Gruppen in denen ich körpersprachlich so klar sein muss, damit weder zwischen ihnen und mir, noch bei den Hunden untereinander Spannung entsteht. Ich kann selbstsicher und ruhig bleiben auch wenns mal brenzlig wird. Und nun lebe ich mit einem Hund zusammen, bei dem es eben nicht so wunderschön und rund läuft und ich habe das Gefühl mir fällt alles wieder vor die Füße. Als ob alles von dem ich dachte, was ich schon gelernt hätte einfach für die Katz ist.


    Kein schönes Gefühl!


    Machst du dir bezüglich dem Training zu viel Druck und assoziierst den Druck mit dem Hund?

    Ja ich denke schon. Und obwohl ich es weiß ist der Druck nicht weniger da. Bin ich vielleicht ein bisschen zu sehr "Mensch" :)

    Vielleicht bist du ja auch einfach der "ein Mensch ein Hund" Typ? Dann hat es gar nicht so viel mit der Hündin zu tun, sondern einfach mit der Tatsache, dass sie ein Zweithund ist.

    Daran habe ich auch gedacht, will es aber gar nicht wahrhaben um ehrlich zu sein. Ich bin so begeistert von großen Gruppen und von Menschen die es schaffen sie zu managen. Aber ja natürlich geht es mir nicht aus dem Kopf, dass nur mit meinem Ersthund so einiges leichter wäre.


    Ich würde auch einen Zweithund per se nicht für dich ausschließen. Würde aber auch auf jeden Fall empfehlen, erstmal Pflegestelle mit Option auf Endstelle zu werden, damit du vor der "endgültigen" Entscheidung abchecken, ob es diesmal passt.

    Ich hatte tatsächlich mit einer Bekannten gesprochen, die eine Pflegestelle ist. Sie hat mir angeboten auch eine zu werden, ich hatte es auch als richtig gut empfunden, aber mich dann trotzdem am Ende für den Welpen entschieden.





    Sorry für die Textwand :tropf:


    Ich weiß immer noch nicht genau, was ich jetzt tun werde. Ich war gerade mit beiden draußen auf einem Weg wo es immer gut klappt zwischen uns. Da geht sonst keiner Spazieren und es fahren viele Fahrräder. Und beide können ganz toll zu mir kommen und warten bis die Räder vorbeigefahren sind.


    Ich weiß, dass es ihr gut geht hier bei mir. Sie wird weder vernachlässigt noch überfordert. Sie ist also in keiner "Gefahr" oder sonst was. Es wird keine bis morgen bist du raus-Aktion oder Ähnliches.


    Im Moment klingt Abgeben für mich genauso wenig attraktiv wie Weitermachen. Bin noch nicht sicher wie ich da zu einer Entscheidung komme, mit der alle Beteiligten gut leben können.


    Ich halte euch gerne auf dem Laufenden, vielen lieben Dank für euer Verständnis.

  • Ich drück dir die Daumen, @Wohinjetzt - egal wie die Entscheidung ausfällt!


    Bei dem "Du und welche Armee" musste ich herzlich lachen und es hat mich direkt an mein erstes Ars*******-Tier erinnert. Provozierende Unsauberkeit aber nur bei direktem Augenkontakt mit mir. (Im Sinne von "Guck mal, ich pinkel die Gardinen/Wand/die Bücher voll). Zerstörungswut - ebenfalls nur bei direktem Augenkontakt mit mir.
    --> meist die Folge davon, dass ich ein "Nein" aussprach. Er war übrigens eine Handaufzucht von mir und kam mit mir noch am besten aus....



    Heute würde ich ne Menge dafür geben, nochmal mit dieser Schreckschraube diskutieren zu können. Damals ging ich dann und wann auf dem Zahnfleisch.

  • P.S.: Von dem Ars*** - ähm, fordernden Tier, hab ich übrigens auch ne Menge gelernt. In den Jahren mit ihm hab ich viel gelitten aber mich auch sehr weiterentwickelt.
    Gelernt, wo meine Grenzen sind. Gelernt, Kompromisse zu machen. Gelernt, Zeichen sehr viel genauer zu lesen.


    Und so absurd es klingt - ich vermiss den. Der hat mir die Hand durchgebissen, als ich mal noch im Halbschlaf lag und dachte, er wäre ein anders (nettes) Tier. Der hat mir so ziemlich alles Zerbrechliche auch zerbrochen.


    Der war eine echte Herausforderung. Und Bindung in den ersten Jahren - pheeewww. Ja. Naja.
    (War aber auch eine andere Situation, weil er andere Menschen überhaupt nicht leiden konnte. Ihn zu vermitteln hätte nicht funktioniert.)

  • Hey :) bei mir war es bei meinem Shiba fast so weit. Ich hab über 2 Jahre lang die Rasse recherchiert, Züchter besucht, Halter mit Fragen bombardiert - und dann kam Pika endlich. Und sie war einfach „anders“, als ich sie mir vorgestellt habe. Rotzfrech, tyrannisch, hat geschrien wenn ihr was nicht gepasst hat, hat meinen Ersthund regelrecht terrorisiert. Ich habe oft überlegt sie der Züchterin zurück zu geben und den Gedanken Woche um Woche aufgeschoben. Ich fand sie niedlich, aber ich konnte mit ihr und ihrer Art einfach nichts anfangen. Hinzu kam noch, dass Pika mich auch richtig ätzend fand - die ging immer demonstrativ von mir weg, hat Leinen durchgebissen um zu türmen, sich mit 10 Wochen unter Zäunen durchgegraben.. wir waren beide wirklich todunglücklich. Ich hab uns beiden eine letzte Chance gegeben und mich irgendwie auf ihren Charakter eingelassen. Heute, 2,5 Jahre später, bin ich heilfroh darüber. Ich mach es kurz: ich liebe diesen Plüschpopo mittlerweile abgöttisch und sie hat sich zum liebsten Hund der Welt entwickelt. Ich hab sie die ersten 4-5 Monate einfach völlig falsch gehändelt und sobald ich verstand, wie sie tickt, hat sie sich auch total auf mich eingelassen.


    Das soll jetzt nicht heißen, dass du es auf Biegen und Brechen weiter versuchen musst - aber da ich herauslese, dass dir die Entscheidung wirklich schwer fällt, wollt ich dir eine ähnliche Erfahrung mit happy end schildern.

  • Ich bin kein extrovertierter Mensch und habe nie wirklich Talente an mir entdeckt. Dann habe ich mit großen Hundegruppen arbeiten dürfen und ich muss es einfach mal so sagen: ich war ganz schön stolz auf mich. Denn ich habe gesehen, dass ich etwas tat, von dem ich gesehen hab, dass es anderen schwer fällt. Ich gehe in Gruppen in denen ich körpersprachlich so klar sein muss, damit weder zwischen ihnen und mir, noch bei den Hunden untereinander Spannung entsteht. Ich kann selbstsicher und ruhig bleiben auch wenns mal brenzlig wird. Und nun lebe ich mit einem Hund zusammen, bei dem es eben nicht so wunderschön und rund läuft und ich habe das Gefühl mir fällt alles wieder vor die Füße. Als ob alles von dem ich dachte, was ich schon gelernt hätte einfach für die Katz ist.
    Kein schönes Gefühl!


    Also verbale Ohrfeigen will ich auch nicht verteilen, aber für mich liest sich gerade dieser Abschnitt so, als sei dir die Aussenwirkung besonders wichtig.
    Dass es nicht nur reicht, dass du deine Nische gefunden hast, dein Talent, sondern als brauche es eben vor allem den Applaus von aussen.
    Auch fehlt mir die Begeisterung und Zuneigung zu deinem Ersthund. Zwar schreibst du mal am Rand, dass er dir Freude macht, jedoch nur als Gegenüberstellung zu der Hündin.


    Warum wurde denn der Zweithund angeschafft?
    Sollte der tolle erste Hund einen Spielfreund haben? Hab ich hier nicht gelesen.
    Ging es darum, nicht nur dir, sondern vor allem anderen etwas zu beweisen? Dass du mit zweien super klar kommst? Vor allem mit einem Hütehund super zurecht kommst, es besser machst, als andere?


    Wenn ich da jetzt was angetriggert habe, siehs als konstruktiv - so, wie es gemeint ist.


    -> Man verliert Talente/Nischen nicht, wenn der Weg mal steinig wird. Dann muss man ganz bei sich sein, auf andere pfeifen, den Blick öffnen, dann kanns als Herausforderung zu einem guten Ende kommen.


    ->Wenn du mit deinem Ersthund aber im Grunde ausreichend glücklich warst und er auch, dann gibt der kleinen Maus die Chance woanders glücklich zu werden.


    :streichel:

  • Also verbale Ohrfeigen will ich auch nicht verteilen, aber für mich liest sich gerade dieser Abschnitt so, als sei dir die Aussenwirkung besonders wichtig.

    Sorry da muss ich mal einen Riegel vorschieben, das grenzt an Pseudopsychologie, das möchte ich hier bitte nicht haben.
    Ich muss mich nicht profilieren, besonders nicht durch Lebewesen.


    Ich mag Dinge und manche Dinge kann ich ganz gut, das zu sehen und zuzugeben heißt, dass ich mich mit mir beschäftigt habe und reflektieren kann. Nicht mehr und nicht weniger.

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