Warum nicht mehr Herdenschutzhunde?

  • Macht es einen Unterschied, wo die Schafe eng und stickig in einen Schachthof gekarrt werden und ihnen dort die Kehle durchgeschnitten wird oder ob sie von einem Wolf in den Bergen, staatlich entschädigt, erlegt werden?

    Hi
    Das macht einen gewaltigen Unterschied, zumal der Schäfer dort oben keinen Einfluss darauf hat, welches Schaf stirbt und welches nicht. Auch macht der Wolf keinen Unterschied, ob es sich um trächtige Mutterschafe oder vielversprechende Zuchtschafe handelt. Und der staatliche Ausgleich (sofern er zumindest hier in Deutschland gezahlt wird) macht auch keinen Unterschied, ob es sich um Herdbuchtiere handelt oder Böcke, die für mehrere Hundert Euro versteigert werden können usw.

  • Solange die Schafte nicht in engen Gehegen gehalten werden, kommt es meines Wissens seltener zu Blutorgien bei denen die Wölfe viele Schafe zutode beissen ohne sie zu fressen.

    Und wie soll man das bewerkstelligen, die Schafe nicht in engen Gehegen zu halten? Ab wann ist es denn zu eng oder ab wie vielem qm nimmt die Zahl der Blutorgien beim Wolf ab?

  • ...
    Das ist für uns eine grosse Einschränkung wenn wir weite Gebiete nicht mehr mit unserem Hund durchqueren sollen.
    ...


    Wenn Schafhalter auf Vorrat ganze Täler für Hundehalter "sperren", ist das für mich schon ein Grund, mich bei Behöden zu beschwerden
    ...

    Und wo willst du wandern gehen, wenn die Weidetierhaltung aufgegeben wird und ganze Täler zu Buschland werden? So eine Alm funktioniert nicht ohne Weidetiere, und Weidetiere funktioniern im Wolfsgebiet nicht ohne Herdenschutz... aber vielleicht könnte man die Wanderer ja mit Freischneidern ausrüsten - natürlich nur, wenn ihnen das lieber ist als Umwege zu gehen :ugly:


    Hat sich schon mal ein Wanderer über halbangefressene Schafe auf dem Wanderweg beschwert? Oder wird das als Natur akzeptiert?

  • Hat sich schon mal ein Wanderer über halbangefressene Schafe auf dem Wanderweg beschwert? Oder wird das als Natur akzeptiert?

    Ich lese hier ja eigentlich nur still und interessiert mit, aber ...


    Hier gab es letztens tatsächlich einen Zeitungsartikel, in dem der Jäger, sehr höflich und verständnisvoll, die Hundehalter darum bat, darauf zu achten, dass ihre Hunde keine Rehe reißen.
    Die Wanderer würden sich erschrecken, wenn sie die Kadaver sehen.


    (auf so einen Grund wäre ich garantiert nie gekommen)


  • Macht es einen Unterschied, wo die Schafe eng und stickig in einen Schachthof gekarrt werden und ihnen dort die Kehle durchgeschnitten wird oder ob sie von einem Wolf in den Bergen, staatlich entschädigt, erlegt werden?

    Boah, da ziehts mir glatt die Schuhe aus und geht mir das Messer in der Tasche auf!
    Es gelten immer noch Gesetze und Verordnungen zum tierschutzgerechten Schlachten und mit "Kehle durchschneiden" hat es mal so gar nichts zu tun! Tod durch Blutentzug nach vorheriger Betäubung lautet die korrekte Vorgehensweise.
    Schlachtest du deine Schafe selbst? Ansonsten wüsste ich gern, ob du aus Erfahrung sprichst und muss mich fragen, wie du deine Tiere unter solchen höchst tierschutzwidrigen Umständen um die Ecke bringen lassen kannst. Denn in einem normalen Schlachthof herrschen solche Zustände nicht.


    Um auf die HSH zurück zu kommen: ein Mitarbeiter des Schafgesundheitsdienstes (!!!) erklärte mir übrigens, dass das mit den Schafen und den HSH gar nicht so einfach sei, denn so ein Schaf könne schließlich nicht verstehen, dass der Herdenschutzhund auf es aufpassen würde und der Hütehund zubeißen. Korrigiert mich bitte, ihr Schafhalter, aber ich war eigentlich der Meinung, dass ein Hütehund, der Schafe blutig beißt, eher von schlechter Ausbildung zeugt, und Schafe, wenn sie schon in der Lage sind, sich gegenseitig zu erkennen, auch den Unterschied zwischen dem HSH und dem Hüti ausmachen können.


    Wie auch schon mehrfach gesagt, die Bevölkerung liebt Wölfe, möchte aber nicht von ihnen belästigt werden. Sie liebt Schäfer und ihre Herden, möchte aber nichts davon hören, wie beschwerlich und entbehrungsreich das Leben als Wanderschäfer ist. Sie liebt die Hunde, die auf die wuscheligen Schäfchen aufpassen, aber die sollen den Menschen weder zu nahe kommen, noch sich an den schönen, wilden Wölfen vergreifen.


    Ich könnte mich in Rage reden über die ganzen Idioten, die alle Kühe auf die Weide stellen möchten, aber wehe die Milch wird teurer. Alle Schweine sollen in Freilandhaltung leben, aber das Fleisch wird im Lidl für 2,99 das Kilo gekauft.


    Sorry, ist vom Thema jetzt weg, aber das sind die gleichen, die sagen steckt HSHs in die Herde, und eure Schafe sind sicher.

  • Da geht es immer an den eingezäunten Flächen ich zügigem Schritt mit eng geführtem und sich benehmenden Hund vorbei und wenn wir ein par Meter weg sind hört das Gebelle auf und ich denke mir: "Geil, wie im Forum beschrieben! "

    :gott: Hätte ich eine CD-Sammlung, wäre das jetzt Deine (nichts Schlimmes, Boss und so..). Das freut mich.

    Infoschilder hängen hier bei vielen mobilen Schäfereien auch, manchmal jedoch direkt am E-Zaun. Die liest dann keiner wenn dahinter 2 oder mehr HSH ihren Job machen

    Ja, das ist definitiv ein Problem - man bloss darf man auch solche Warnschilder nicht immer so aufstellen, wie es Sinn macht. Meine sind auch "illegal", mitten auf dem Weg und 20 - 30 Meter vorm Aufeinandertreffen, aber woanders machts halt keinen Sinn. Wenn sich auch darüber mal einer beschwert, muss ich die wegmachen. :headbash:

    Sind denn alle HSH so wie Du es beschreibst? Ich meine, es gibt innerhalb der jeweiligen Hunderassen doch auch solche und solche. Je nach Charakter, Handling und Ausbildung usw.

    Klar gibt es kleinere Unterschiede in den einzelnen Rassen - und klar taugt auch nicht jeder Hund einer HSH-Rasse zum tatsächlichen Herdenschutz.
    Die in D gängigsten Rassen sind Pyris, Maremmani, Kangals, Mastines und Kaukasen.


    Macht es einen Unterschied, wo die Schafe eng und stickig in einen Schachthof gekarrt werden und ihnen dort die Kehle durchgeschnitten wird oder ob sie von einem Wolf in den Bergen, staatlich entschädigt, erlegt werden?

    Auf sowas kann ich gar nicht antworten, da würde ich die Contenance verlieren.
    Schon mal Videos von Wolfrissen gesehen?
    Ich habe gestern ein Video von einem Bärenangriff auf ein Rind aus Litauen gesehen und habe davon Alpträume gehabt in der vergangenen Nacht. Die Schreie des Rindes werde ich so schnell nicht vergessen.
    Ich schaue sowas nur, damit ich weiss, wofür ich mir sowas:

    Als Schweizer, Hundehalter und Bergwanderer bin ich ganz klar gegen Herdenschutzhunde im dicht genutzten Alpenraum.

    und die Arbeit und die Kosten für den Herdenschutz antue.


    Solche Wanderer mit dieser Einstellung hab ich hier auch.


    Die hier machen sehr deutlich, dass sie die HSH so richtig mistig finden - wohlgemerkt, wir sprechen von Hunden, die einen sehr sauberen Job hinter Zaun machen und wir sprechen von Wanderern, die auf meinem Land wandern.
    Ich werde regelmäßig beschimpft und beleidigt, einmal flog sogar ein Knüppel. Die sind so in dem Status der selbstgerechten Empörung drin, dass sie schlichtweg vergessen, dass ihnen hier in Bayern und in der Schweiz wirds so ähnlich sein, zwar ein Betretungsrecht der Landschaft eingeräumt wird, dass diese Landschaft aber in der Regel Eigentümer hat, deren Belange selbstverständlich vorgehen.


    Die drolligen Alm-Eigentümer bei Euch, die HSH auf ihren Almen vermeintlich zugunsten des Tourismus verbieten, werden in einigen Jahren niemanden mehr finden, der die Almen mit seinen Tieren bestößt. Irgendwann werden sie es kapieren, dass das ein Fehler war. Ohne Alm nix Touri.


    Ich setze hier auf stoische Gelassenheit (klappt nicht immer, aber immer öfter) und Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung.
    Das hilft nicht bei allen, manche sind einfach pauschal gegen alles Neue, aber bei Vielen - und bei einigen ist einfach alles zwecklos, die ignoriere ich mittlerweile. Für die Hunde ist das das Beste, die würden sich meinen Ärger über solche Leute sonst blitzschnell annehmen und entsprechend reagieren.


    Herdenschutz mit Hunden ist für mich die einzige Möglichkeit, meine Tiere zu schützen. Entsprechend handle ich.


    Bis jetzt gab es keinen einzigen Übergiff eines Wolfes auf einen Menschen in der Schweiz. Von HSH dagegen über 20!

    Hab ich ein paar Beiträge vorher was zu geschrieben - in den Agridea Jahresberichten zum Herdenschutz steht das sehr ausführlich drin.
    Das waren 19 absolute Bagatellverletzungen - Kratzer, Hämatom, Abschnappverletzung ohne Gegenbiss. Bei 1 Biss gab es eine Muskelverletzung. Das zeigt nicht das, was Du zum Ausdruck bringen willst, nämlich wie furchtbar gefährlich HSH sind, sondern das genaue Gegenteil: trotz HSH, die Verletzungen aufweisen, die auf Steinwürfe hindeuten, trotz HSH, die Spuren von Pfefferspray aufwiesen oder anderweitig in Aufruhr versetzt worden sind, ist überraschend wenig passiert. Das zeugt von der hervorragenden Qualität der Hunde.


    Ich arbeite jeden Tag mit diesen Hunden und sehe regelmäßig alle möglichen Fehlverhalten bis bewusste Provokationen durch Wanderer.
    Ich bin mir sicher, dass ein Grossteil dieser Ereignisse sich durch noch mehr Aufklärung und durch richtiges Verhalten der Wanderer hätte verhindern lassen.

    Wanderer sind im Umgnag mit HSH nicht dümmer oder unwissender als mit Wölfen. Die HSH sind das Problem. Ihr Einsatz wird folgerichtig in der Schweiz von den Behörden strenger reglementiert

    Nein, die HSH sind nicht das Problem.


    Das Problem ist, dass die Aufklärung nicht richtig funktioniert und die Leute nicht verstehen, warum sie was machen sollten, wenn ihnen ein HSH gegenübersteht. Dadurch entstehen Fehler und Situationen, die sich mit Verständnis für die Arbeitsweise der Hunde hätten vermeiden lassen können. In 50 Jahren wissen die Menschen das wieder - wir alle zusammen sind die Generation 0 in dieser Hinsicht, die sich da erstmal wieder reinfuchsen muss.


    Die Reglementierungen, die Du ansprichst, sind zusammen mit den Tierhaltern erarbeitet, Du stellst das so hin, als sei das aufgrund der Vorfälle passiert, dem ist aber nicht so. Die Schweiz regelt den Einsatz von HSH weitaus umfassender als das hier in D passiert - hier in D müssen die Tierhalter sich selbst um entsprechende Vereine, Arbeitstauglichkeitsprüfungen und Wesenstests kümmern, um Hunde im Einsatz zu haben, die mit den vielfältigen Umfeldeinflüssen zurecht kommen.


    LG, Chris

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