Warum nicht mehr Herdenschutzhunde?

  • Aber da steht ich irgendwie ziemlich alleine da mit der Einstellung, denn Kühe empfindet offenbar niemand (außer mir) als bedrohlich und nimmt sie als Tiere wahr, denen man mit großem Respekt begegnen sollte.

    Ne, ne ... also ich habe auch einen Heidenrespekt vor Kühen. Umgehe sie so weiträumig, wie ich irgend kann und zur Not drehe ich ab. Mit Hunden mitten drüber ... och nööh ... lass man ... ohne, nur mit vorgeplantem Fluchtweg ... und auch auf Abstand ... und alle stets im Auge behalten.

  • Guckt euch mal Reportagen zu dem Thema an, wo ein Wolf an die Herde gekommen ist, der reißt nicht ein Schaf sonder 20-30 weil er im Trieb ist. Eine Herde mit 100-300 Tieren geht nicht mehr aus dem Stall für Wochen nach so einen Vorfall.

  • Da wird geklärt, wer diesmal am Zaun das Sagen hat, damit man sich nicht in die Quere kommt. Das gehört mit zu den Dingen, die die Hunde sich erst im Verlauf erarbeiten und dieses Anfragen ist bereits ein grosser Fortschritt. Bis vor einigen Monaten haben sie das nämlich noch in bereits laufender Äktschn mit kurzem Gerangel untereinander geklärt. Das gehört zum Ressort "Herdenschutztaktiken", was die Hunde sich angepasst an ihr Umfeld erst im Team erarbeiten müssen.
    Nicht jeder Hund taugt gleich für jede Rolle in einem Hundeteam. Da gibt es im Laufe des Zusammenwachsens als Team grosse Schwankungen und oft auch noch mal Änderungen, bis es irgendwann passt und die Hunde sich blind aufeinander verlassen können.

    Wow!


    Mal ganz abgesehen von der eigentlichen Thematik finde ich dieses Beispiel excellent als Hinweis auf die hochentwickelte soziale Intelligenz von Hunden.

    Aber da steht ich irgendwie ziemlich alleine da mit der Einstellung, denn Kühe empfindet offenbar niemand (außer mir) als bedrohlich und nimmt sie als Tiere wahr, denen man mit großem Respekt begegnen sollte.

    Ich steh da auch mit dir :smile:


    Echt - ich würd den Teufel tun und einfach durch so eine Herde durchgehen. Lieber einen Umweg machen, ganz klar mit angeleintem Hund.


    Ist kein Zaun dazwischen (Du bleibst auf deiner, ich auf meiner Seite) bleibe ich lieber auf gebührendem Abstand. Getrieben bin ich da von meinem Willen zu einer friedlichen Koexistenz :D (und dem Wunsch nach körperlicher Unversehrtheit von mir und meinen mir anvertrauten Schutzbefohlenen...).

  • Ne, ne ... also ich habe auch einen Heidenrespekt vor Kühen. Umgehe sie so weiträumig, wie ich irgend kann und zur Not drehe ich ab. Mit Hunden mitten drüber ... och nööh ... lass man ... ohne, nur mit vorgeplantem Fluchtweg ... und auch auf Abstand ... und alle stets im Auge behalten.

    Hier, ich auch. Die Tierchen sollte man nicht unterschätzen. Bei uns sind mal welche „ausgebüchst“ und wenn dich eine Kuh böse anguckt, weil du ihrer Meinung nach gerade dem Kälbchen zu nah kommst, dann suchst du verdammich schnell das Weite.
    Bei einem befreundeten Landwirt durften wir mal den Zuchtbullen streicheln. Der war wie ein Hund (wollte ständig gekrault werden) aber ganz ehrlich, ich habe mir vor Angst fast in die Hose gemacht, besonders als der Bauer noch meinte wir sollen aufpassen, dass wir nicht zu nah an seine Kühe kommen, dann würde er garstig (der Bulle, nicht der Bauer :D )
    Der Landwirt hat übrigens auch HSH und die Interessen sich nicht die Bohne für Wanderer, solange die Herde ruhig bleibt.

  • Hi nochmal und Danke für die vielen Antworten bzw. die Beteiligung. Ich merke schon, dass die Meinungen und Ansichten da in vielen Bereichen auseinander gehen. Danke besonders an @Chris2406 für die persönlichen Erfahrungen mit den HSH. Das hattest du glaube ich falsch verstanden:

    Nein, die bohren lieber in der Nase.Was ist denn das für eine merkwürdige Frage?
    Bis auf die üblichen schwarzen Schafe, die es in jeder Branche gibt, beschäftigen sich die meisten Tierhalter in D mit Herdenschutzfragen.
    Man bloss gibt es Gesetze und Verordnungen, das popelige Baurecht z. B., die manch eine sinnvolle Herdenschutzmaßnahme im s. g. Aussenbereich schlichtweg verhindern.

    Es ging mir jetzt speziell um das Thema Herdenschutzhunde, nicht Herdenschutz allgemein, da ich das Gefühl (aus Interviews etc.) hatte dass zur Debatte steht, ob Wölfe wieder geschossen werden dürfen.


    Mir war nicht klar, dass die Ausbildung von den HSH so zeit- und kostenaufwendig ist. Ich hatte online gelesen, dass diese von klein auf mit der Herde aufwachsen und dachte daher, dass ein Großteil des Verhaltens genetisch bedingt ist. Das ist natürlich ein legitimer Grund.


    Als Katzenhalterin interessiert mich das Thema vor allem deshalb, weil z.B. in bestimmten Gebieten freilaufende Katzen (und Hunde) auch von Jägern geschossen werden - zum Artenschutz von Wildvögeln etc. In diesem Falle müssen also Tierbesitzer auch Verluste einbüßen- und mit dem Risiko leben. Wenn Schafhaltung usw.. also auch eher "Luxus" und Leidenschaft als wirtschaftlicher Nutzen ist, wäre das dann nicht eigentlich vergleichbar?
    Auch, wenn es trotzdem mal zu blutigen oder gar tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den Tieren kommen kann scheinen mir da HSH als Abschreckung trotzdem eine "faire", mehr oder weniger natürliche Lösung zu sein. Problematisch wird es natürlich immer dann, wenn Menschen gefährdet sind, und da kann man natürlich Wölfe nicht mit Vögeln vergleichen.

  • Vielleicht sollten sich die Leute anstelle von HSH Herdenschutzesel richten.

    Ich weiss nicht ob das vielen Leuten klar ist, aber Esel greifen Hunde an und das ohne direkte Gefahrenlage / Angriff von Seiten des Hundes.
    Da lauf ich lieber entlang einer reinen Kuhweide oder eine von HSH bewachte Weide, als durch eine Weide mit Eseln. :ugly:


    Ich lebe ja auch in der CH, sogar im Wolfsgebiet in der Nähe des Calanderrudels.
    Hier laufen Lamas, Esel und HSH-Hunde als Abwährtaktik durchaus auf den Weiden rum. Gestört hat es mich noch nie :ka: . Ich laufe Bögen um die Weiden mit HSH. Treffe ich auf Wanderwegen auf Esel oder Lama laufe ich auch Bögen und nehme den eigenen Hund dicht zu mir an die kurze Leine.


    Ich habe vor allen Tieren respekt aber eine Weide mit Mutterkühen betrette ich gar nicht (da gabs mir zu viele Unfälle, ich lese jährlich von mind. 1 toten Person durch Mutterkuhweiden) - da lieber 20 "Vorfälle" mit Minischäden von HSH.

  • und von den Hunden wird etwas verlangt, was sie gar nicht leisten können. Sie sollen beschützen, aber bitte so dass sie keinen belästigen. Sie sollen harmlos sein, aber bitte Wölfe so beeindrucken, dass diese nicht mehr wieder kommen. Sie sollen unsichtbar sein, sie sollen......... . Jo, Menschen finden immer etwas was andere sollen.

    Ja, das triffts wie Arsc....auf Eimer.


    Der Mythos vom HSH, der nicht zumindest eine gewisse Ausbildung braucht, stammt aus falsch verstandenen Erzählungen aus den Ländern, die "schon immer" mit HSH arbeiten. Da wächst der Jungspund in einem bereits funktionierenden Hundeteam auf und kann sich sowohl was von den erfahrenen Hunden abschauen, als auch wird er in manchen Fällen von den erwachsenen Hunden korrigiert. In einem laufenden System ist die Ausbildung des HSH dann tatsächlich ein sehr minimalistischer Aufwand.
    In den Ursprungsländern ist aber auch die Bevölkerung den Umgang mit den Hunden gewöhnt. Eine schlecht informierte Bevölkerung, die sich aus Unwissenheit den Hunden gegenüber fehlverhält, kann es einem unglaublich schwer machen.
    Hier in D fangen wir als Tierhalter aber bei Null an - wir haben Herden, die die Hunde noch nicht kennen, wir haben ein Umfeld, das von entspannt über bockig bis ängstlich oder aggressiv reagiert und wenig Bereitschaft zeigt, sich den Hunden gegenüber fair zu verhalten. Natürlich brauchen die Hunde eine gewisse Ausbildung und vor allem Unterstützung dabei, manch merkwürdige Situation zu bewerten.


    Hier ist mal ein ganz unspektakulär wirkendes Video zu sehen, in dem ein älterer HSH den jungen korrigiert - solche Mentorhunde sind natürlich Gold wert, sie sind 24/7 dabei:


    LG, Chris

  • Im ersten Moment, als der Große den Kleinen von den Ziegen wegsplittet und dann an seiner Seite geht, musste ich an Frederick und Piggeldi denken: "Komm mit." Und Piggeldi folgte Frederick... :herzen1:
    So schön, wie unaufgeregt der Große dem Azubi erklärt, dass die Ziegen kein Spielzeug sind. Ich frage mich auch, warum nicht mehr Herdenschutzhunde, aber eher so rum: "Warum zur Hölle kriegt die Politik es nicht hin, endlich den Kopf aus dem Hinterteil zu ziehen, der Realität ins Auge zu sehen und die Viehhalter dahingehend zu unterstützen, dass es realistisch wird, HSH überall, wo sie gebraucht werden, einzusetzen. Das gilt auch für Aufklärung der Bevölkerung, für Bürgermeister, die nicht mehr kuschen, wenn die Touristen mimimi-en, für Rechtssicherheit für die HSH-Halter und für so viel mehr. Ja, liebe Politiker, warum nicht mehr Herdenschutzhunde?

  • Ich find das Vertrauen der Ziegen auch so toll. Man sieht schön, wie sie sich kennen (Althund und Ziegen) und als sich um den "Risikofaktor" gekümmert wird, ist all die Anspannung weg. Schönes aufschlussreiches Video!

  • Als Schweizer, Hundehalter und Bergwanderer bin ich ganz klar gegen Herdenschutzhunde im dicht genutzten Alpenraum.

    Ich habe mir jetzt die letzten Seiten nicht mehr durchgelesen, aber der o. g. Satz sprang mir schon heute morgen ins Auge.


    Denn:


    Man ersetze "Herdenschutzhunde" durch "Wölfe" und den "dicht genutzten Alpenraum" durch beliebige, dicht besiedelte Regionen in Westeuropa, dann passt es.


    Caterina

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