Ist Leinenführigkeit eine Charaktersache

  • Eingebaute Leinenführigkeit hatten meine beiden Hunde nicht. Das musste geübt werden.


    Mein großer macht das gut. Er kann unterscheiden, ob eine lockere Leine reicht, er aber trotzdem schnüffeln und markieren darf, oder ob ich jetzt schnell von A nach B will. Dann soll er sich auf mich fokussieren, seine Hundesachen einstellen und selbstständig drauf achten, ob es Tempowechsel gibt oder ich abbiege, oder...
    Das klappt gut. Ich muss ihn dafür nicht (mehr) anleiten, er zieht die Schlüsse wohl aus der Situation und meiner Körpersprache.


    Mein jüngerer Hund kann das nicht wirklich. Mit ihm war die Leinensache ein ewiger Kampf. Ich muss jeden Tag den Daumen drauf haben, weil es sich bei ihm ganz schnell wieder zu Krawumms-ich-will-zu-der-Blume auswächst. Seine Wohlfühlzone ist nicht dicht an meinem Bein, er hatte schon immer Probleme mit dem ruhigen fokussieren, er hat ein eigenes Tempo.
    Deswegen sind Leinenspaziergänge mit ihm (und für ihn) mühsam, auch wenn er gelernt hat, nicht zu ziehen. Das große Ganze, also das freudige laufen an der Leine, hat er nicht verstanden.

  • Hört sich ehrlich gesagt eher nach einem korrekturbasiertem Training an. Vielleicht gehört das für die Hunde schlichtweg dazu ...

    Nun ja, ich lobe Blickkontakt, wenn sie selbständig herkommen, gibt es Leckerlies.
    Aber es ist ihnen kein Bedürfnis neben mir zu sein. (weder im Freilauf, noch an der Leine)
    Sie wollen vorneweg gehen und am liebsten so lange wie die Leine hergibt. Da ist dann auch hin und wieder ein leichter Zug auf der Leine wie es @Juliaundbalou schreibt. Wenn ich möchte, dass sie neben mir bleiben (Hundebegegnungen, Autos, Radfahrer, einfach mal so, ....) dann muss ich sie rufen (also korrigieren) und mit "links" oder "rechts" an die jeweilige Seite dirigieren wo ich sie haben will. Und das leider auch immer wieder einfordern.


    Heute hab ich es wieder beobachtet. Vorne geht Flo entspannt, aber eben so lange wie möglich, mit hin und wieder Zug, sie könnte ja noch weiter vorlaufen.
    Auf Kommando neben mir, läuft sie sehr konzentriert, trabt wie ein Pferdchen, hebt die Füße hoch, ist angespannt und man merkt es fällt ihr schwer sich neben mir zu entspannen. Sie ist da sehr nach vorne fokussiert. Ein Ohr zeigt aber in meine Richtung um ja nicht zu verpassen, wann ich sie freigebe. Nur um dann wieder ganz nach vorne zu laufen.
    Die Möglichkeit auch mal wo zu schnuppern nutzt sie nicht. sie trabt angespannt wie eine Feder neben mir.
    Ich erwarte ja kein Hundeschulfuss, sondern ein entspanntes neben mir laufen. Schnuppern, stehenbleiben, alles erlaubt.


    Mit Otis spazieren gehen ist so entspannt, es ist ein miteinander.
    Wir traben vor uns hin. Wenn ich zu ihm hinunterschaue, sieht er mich an. Ich plaudere mit ihm und wir gehen gemeinsam unseren Weg.
    Wie ein altes Ehepaar. :lol: Es ist total nett.


    Mit Flo/Enzo, ist es ein immer wieder erinnern müssen, dass die Leine nicht länger wird.
    Das ist irgendwie kein miteinander. Ich gehe hinten und sie vorne.
    Mir gefällt das andere besser.


    Und da Otis auch vom Charakter her anders ist (eh klar), habe ich mich gefragt, ob dieses miteinander wohl Charaktersache ist, oder ob Otis einfach prinzipiell sehr besonders :herzen1: ist.


    Und ob diese Erfahrung bei der Auswahl eines Welpen eine Rolle spielen kann.

  • Nun ja, ich lobe Blickkontakt, wenn sie selbständig herkommen, gibt es Leckerlies.

    Ein Hund kann ja auch auf zwanzig Meter Entfernung Blickkontakt aufnehmen. Aber, was sagt ihm das bezüglich "Radius der Leine"? Und, wenn Du schreibst, der Hund bekommt ein Lecker, wenn er zu Dir herkommt, dann heißt das ja auch, dass er vorher erst Mal weg sein muss. ;)

    Ich erwarte ja kein Hundeschulfuss, sondern ein entspanntes neben mir laufen. Schnuppern, stehenbleiben, alles erlaubt.

    Da kommen wir der Sache näher. Bei mir heißt nämlich Leinenführigkeit, dass der Hund sich maximal entspannt im Radius der Leine aufhält. In der Bewegung und im Stehen. (Egal, ob ich an selbiger hänge oder nicht.) Und, er einen entspannten Umgang mit Ablenkung zeigt.
    Fuß gehen ist eine völlig andere Übung. Da möchte ich Motivation und Konzentration, also Anspannung.

  • Interessanter Thread! :dafuer:


    Bei mir verhalten sich beide Hunde auch völlig unterschiedlich:


    Smilla braucht so gut wie nie eine Leine, sie läuft "leinenführig" an unsichtbarer Leine direkt hinter mir. Falls ich sie ausnahmsweise doch mal an die Leine nehme, dann schlurft sie wie ein armer Häftling in Ketten mit hängendem Schwänzchen und hängendem Köpfchen hinter mir her. :dagegen: Ich komme mir dann immer furchtbar "schlecht" vor, aber "leinenführig" ist sie dabei natürlich absolut, Halsband und Leine sind eigentlich nur ein Alibi.


    Vicky ist anders, aber ebenfalls leinenführig. Sie trippelt elegant wie ein Vollblut-Pferdchen voraus, hat immer alles im Blick, ist extrem aufmerksam und wachsam, ihr entgeht nichts. Das Gute daran ist aber, dass sie ebenfalls leinenführig ist, d.h. sie weiss genau, wie lang die Flexi ist (grad gestern habe ich eine 8m-Flexi gekauft), reizt diese aber nie aus. Dazu erziehen musste ich sie nie, sie beherrschte das schon von Anfang an.
    Die einzige Situation, bei dem die perfekte Leinenführigkeit flöten geht, ist dann, wenn ein anderer Hund auftaucht. Natürlich schaue ich immer weit voraus, an unübersichtlichen Stellen nehme ich die Flexi kürzer, so dass sie direkt neben mir laufen muss.
    Aber in der Regel lasse ich auch Vicky so oft wie möglich frei laufen, da sie sehr gut hört und sich sofort zurückrufen lässt (Ausnahme, wie gesagt, ein anderer Hund... :omg: )

  • Meine beiden sind definitiv nicht leinenführig, egal wie dies definiert wird. Der großen bin ich relativ egal, die bleibt stehen wo sie will und markiert die gebrechliche alte Oma (da kommt wohl der Husky durch) Der kleine reizt die Flexi fast bis zum Anschlag aus, wenn er etwas interessantes sieht oder riecht, dann wird auch ordentlich gezogen. Eine bleibt stehen, einer zieht nach vorne, da komme ich mir oft ein wenig wie J.C. am Kreuz vor.
    Offline geht wegen Jagdtrieb und generellem Hang vor ein Auto zu rennen leider kaum.
    Disclaimer: ich glaube, ich habe bis jetzt auch nie wirklich konsequent oder mit der richtigen Methode daran gearbeitet.

  • Hier war nur 1 von 7 Hunden in diesem Sinne leinenführig, dass die Leine zu 99% durchhing und das war meine letzte Dackelhündin. Die hat das von selbst gemacht und lief meistens neben/hinter mir - auch an der Flexi. Diese hat sie nie ausgenutzt.
    Meine anderen Hunde waren alle nicht leinenführig mit durchhängender Leine weil ich darauf keinen Wert lege. Sie liefen alle meist fast ohne Zug "auf Anschlag" und hin und wieder wurde/wird auch gezogen. Sie konnten allerdings dafür das Kommando "Fuß" und damit konnte ich sie so lange an lockerer Leine neben mich beordern wie ich das wollte.
    Sina ist nicht Flexileinen-kompatibel denn daran rennt sie ganz nach vorne und dann beginnt sie zu ziehen und das fast ununterbrochen sodass sie den Radius der Flexi (und auch Schleppleine) gar nicht ausnutzt sondern nur mit Ziehen beschäftigt ist.
    Daher bleibt sie entweder an der 2m-Leine oder hat Freilauf. Im Freilauf darf sie allerdings nicht nach vorne.

  • Danke für eure vielen Antworten, ich finde das interessant zu lesen.

    Ein Hund kann ja auch auf zwanzig Meter Entfernung Blickkontakt aufnehmen. Aber, was sagt ihm das bezüglich "Radius der Leine"? Und, wenn Du schreibst, der Hund bekommt ein Lecker, wenn er zu Dir herkommt, dann heißt das ja auch, dass er vorher erst Mal weg sein muss. ;)

    Ja, Flo und Enzo sind prinzipiell "weg". :ugly:
    Ich hab das wirklich lange und ausdauernd geübt, aber es ist einfach kein Bedürfnis, das ohne Aufforderung zu machen. Also das bei mir bleiben.



    Ich erwarte ja kein Hundeschulfuss, sondern ein entspanntes neben mir laufen. Schnuppern, stehenbleiben, alles erlaubt.

    Quote/ Da kommen wir der Sache näher. Bei mir heißt nämlich Leinenführigkeit, dass der Hund sich maximal entspannt im Radius der Leine aufhält. In der Bewegung und im Stehen. (Egal, ob ich an selbiger hänge oder nicht.) Und, er einen entspannten Umgang mit Ablenkung zeigt.Fuß gehen ist eine völlig andere Übung. Da möchte ich Motivation und Konzentration, also Anspannung.
    [/quote]


    Ja, so ist Otis. Entspannt. Mit und ohne Leine. Bei ihm wurde die Leinenrührigkeit quasi angeboren.
    Wenn ich Fuß sage, also "schönes" neben mir gehen verlange, dann ist er auch auf Spannung und hat den Blick auf mich gerichtet.
    Ich finde das so toll. So einfach und auch im Umgang mit ihm sehr angenehm.


    Da frage ich mich, sind Hunde die quirliger/außenorientierter/forscher sind auch an der Leine nach vorne gerichtet und kann man "solchen" Hunden lernen so entspannt bei einem zu bleiben oder wird es immer nur mit "Anleitung" klappen.
    Flo und Enzo sind 2,5 Jahre alt, bisher klappt es nicht ohne meine Führung.


    Und..wie waren eure "von Haus aus" leinenführigen Hunde als Welpen.


    Otis war als Welpe schon sehr ruhig und überlegt. Er hat sich Dinge angesehen und die Anderen machen lassen. Er war immer schon sehr an mir orientiert.
    Er ist schon als Welpe an der Leine neben mir gelaufen.
    Flo und Enzo waren schon als Welpen mitten im Geschehen. Immer auf Erkundungstour und sie waren an der Leine schon als winzige Zwerge voraus.

  • Keine Ahnung, wie Jasmin als Welpe war. Ich glaube, sie hat die Leine aber auch frühestens mit 3 Jahren kennengelernt.


    Mir fällt aber gerade ein, in den ersten Tagen hat sie doch gezogen. Dies geschah aber aus Angst, weil ihr alles fremd war. Sie musste sich nur an die Außenreize wie zB Autos gewöhnen, was sehr rasch ging.

  • a, Flo und Enzo sind prinzipiell "weg".
    Ich hab das wirklich lange und ausdauernd geübt, aber es ist einfach kein Bedürfnis, das ohne Aufforderung zu machen. Also das bei mir bleiben.

    Meist erntet man, was man übt. Für mich hört sich das so an, als ob beide Hunde diese Verhaltenskette genau so beigebracht bekommen haben und zeigen sie deshalb so.

  • Meist erntet man, was man übt. Für mich hört sich das so an, als ob beide Hunde diese Verhaltenskette genau so beigebracht bekommen haben und zeigen sie deshalb so.

    Find ich interessant. Aber ich versteh es nicht ganz.. :ops:
    Wie könnte ich ihnen das vorne weglaufen beigebracht haben. Denn so wie Otis an der Leine ist, ist es mir definitiv lieber.


    Wobei ich erwähnen muss, dass als Otis mit 10 Wochen als Urlaubsbetreuung zu uns kam, Fiora und Enzo auch erst 16 bzw. 17 Wochen alt waren. Ich glaube, ich habe alle 3 Zwerge, aufgrund des geringen Altersunterschiedes, gleich behandelt.

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