Hund trotz Krankheit? Beratung gesucht

  • Ich kann bestätigen, dass ein größerer Hund einfach körperlich mehr Sicherheit vermittelt. Nicht im Sinne von Schutz, mehr im Sinne von Präsenz, Spürbarkeit, Bewusstsein. Man driftet weniger leicht ab, wenn sich 40kg anschmiegen, als wenn es 4kg sind.


    Ich habe auch eine psychische Beeinträchtigung, die uA mit Depressionen einhergeht. Mir hilft mein Hund sehr, im Hier zu bleiben bzw die Rückführung ins Hier zu erleichtern, wenn es sein muss.


    Wichtig ist, einen Plan B für die Phasen zu haben, wo es denn mal gar nicht geht und das klingt bei dir gut.
    Wenn du dir einen Welpen holst, wird es aber dauern, bis er dich stabilisieren kann, anfangs musst du den Welpen stützen. Kannst du das?



  • Einen fertig ausgebildeten Hund in dem Bereich ist laut Hundetrainer nahezu unmöglich. Gerade bei so individuellen Aufgaben im psychischen Bereich empfiehlt er ganz klar eine gemeinsame Ausbildung. Er hält es daher auch für sinnvoll einen Welpen zu nehmen, um direkt zusammenzuarbeiten und von Anfang ein Gefühl füreinander zu entwickeln. Er bietet auch an bei der konkreten Hundeauswahl zu helfen. Ich werde mir aber nochmal weitere Meinungen bei anderen Hundetrainern einholen :).



    Irgendwie bin ich gerade zu doof zum zitieren, egal. Dein Trainer hat vollkommen recht, der Assistenzhund muss bei dir und mit dir ausgebildet werden. Er soll ja auf deine spezifische Befindlichkeit reagieren und das lernt er nun mal nur bei dir.
    In der Regel lernen unsere Hunde das aber ganz schnell, die sind nah genug an uns dran, haben keine Berührungsängste.
    Ich habe meinen Assistenzhund selber ausgebildet und nur noch unabhängig prüfen lassen. Wobei, so richtig zertifiziert ist ja hier in Deutschland so nix.
    Die beste Rasse als Assistenzhund ist immer die, die zu Dir und deinem Leben passt. Es hilft nix, wenn man sich verbiegen muss. Lernen kann das jeder Hund. Wenn du Retriever magst, ist das sicher nicht die schlechteste Wahl.


    Alles Gute

  • Dann bin ich mal die "Spielverderberin" und werfe ein paar kritische Denkanstöße ein... Bitte nicht übel nehmen, musst du natürlich auch nicht hier so öffentlich drauf antworten – einfach nur als Anregung zum Nachdenken für eine ruhige Minute. :smile:


    Ein Hund – egal welcher Größe, welcher Rasse, welchen Alters – braucht i.d.R. den Menschen, der ihm Führung und Rückhalt gibt, nicht umgekehrt. Natürlich kann ein Hund in manchen Situationen eine hervorragende 'Stütze' sein, großartig trösten, Kontaktaufnahme erleichtern – aber wenn's hart auf hart kommt, ist der Hund der 'Schutzbefohlene', für den man Verantwortung übernommen hat, und der Mensch derjenige, der die Willenskraft und die Energie haben muss, Dinge zu tun, die weh tun, schwierig sind, unangenehm sein können.


    Das fängt mit Kleinigkeiten an – der Hund hat Magen-Darm-Grippe mit Übergeben und Durchfall, und obwohl's einem selbst nicht super geht, ist man die halbe Nacht wach, putzt und trägt zwischendurch das schlappe Tierchen auf die Wiese, oder der Hund hat seinen Du-kannst-mich-mal-Tag und der eigene Geduldsfaden wird auf eine harte Probe gestellt. Es geht weiter mit unangenehmen Begegnungen mit Mitmenschen – manche (hundelose) Leute pöblen einfach gerne, andere Hundehalter sind auch nicht immer die Crème de la Crème der guten Erziehung und Kinderstube... solche Konflikte sind nicht häufig, aber sie kommen vor und man sollte dem mental etwas entgegenzusetzen haben und den Hund in solchen Situationen schützen bzw. ihn ruhig aus selbigen entfernen können. Und schließlich sollte man nicht unterschätzen, dass ein Hund nicht nur Freude macht (das auch, auf jeden Fall!), sondern auch der Grund für große Sorgen sein kann – spätestens, wenn man irgendwann mal bangend auf dem Flur einer Tierklinik sitzt, wird einem das klar.


    Wie gesagt, ich will dir die Hundehaltung nicht grundsätzlich ausreden und es geht mich selbstverständlich auch nix an, wie stark ausgeprägt deine Depression ist – ich bin nur ein bisschen vorsichtig bei der Kombination "Hund + psychische Erkrankung", weil ich genau so einen Fall hier im direkten Umfeld habe und daran sehe, was alles schief gehen kann (junge Frau, wo der Hund explizit als 'Unterstützung der Therapie' angeschafft wurde und dann festgestellt wurde, dass man sich hoffnungslos übernommen hat und der Hund eine Belastung, keine Bereicherung ist – leidtragend ist da aktuell der Hund und mit ein bisschen Nachdenken vorher wäre das vermeidbar gewesen).

  • Hallo Nuryeve,


    ich habe mich bei ähnlicher Symptomatik für einen Berger Blanc Suisse entschieden und hätte keine bessere Rasse, für mich, finden können. Ich wollte etwas größeres, um mir eine gewisse Sicherheit zu geben. Damit meine ich keine körperliche Sicherheit, eher eine emotionale Stabilität. Die Weißen sind aber echte Schatten, heißt das er dir nach Möglichkeit auf Schritt und Tritt folgen will. Allein, wärst du jedenfalls nicht mehr.


    Der Kleine ist nun 14 Wochen und seit 6 Wochen bei mir. Er ist mittlerweile stubenrein und kann auch täglich problemlos 2-3 Std. allein bleiben. Er versteht sich mit allem und jedem, ist kinderlieb und hat ein sehr freundliches, sensibles Wesen. Später wird er für fast alle Sportarten geeignet sein und ich plane Richtung Mantrailing oder Obedience. Er will jetzt schon viel lernen und lernt auch sehr schnell. Gerade diese kleinen Erfolgserlebnisse, sind für mich Gold wert.

  • Vielleicht habe ich es überlesen: Ein erwachsener Hund ist keine Option? Gut ausgesucht aus dem TH? Ihr lernt euch kennen, geht gassi und macht ein Probewochenende aus?
    Erwachsene Hunde sind viel fehlertoleranter und belastbarer.
    Du könntest auch Pflegestelle mit Option auf Übernahme werden. So kannst du problemlos testen, ob es passt.

  • Also Yuna ist jetzt 14 Wochen alt daher wurde noch nicht wirklich was gemacht. Sozialisation, lernen dass sie nicht zu jedem hin kann, Ruhe und Grundkommandos im Alltag. Sie ist seit 3 Wochen hier und macht sich wirklich gut. Jeden Tag zwischen 7:30 und 8:00 Uhr werde ich von ihr geweckt, bring also schon etwas Rythmus in mein Leben.
    Sie lernt ordentlich (wenn auch langsamer als mein Border :hust: ) aber mit Leckerchen funktionieet einfach alles, ihre Aufmerksamkeit ist dann sofort da :herzen1:



    Was sie mal gelernt hat bleibt, also schon recht solide das Ganze.


    Zum Welpen selber:
    Es ist anstrengend. War es schon bei Shezza und damals auch ohne Garten, meine Mutter hat mir da geholfen, denn alle +/- 2h raus zu gehen finde ich echt mühsam.
    Durchschlafen ist bei ihr nicht. Um 3 Uhr gehts noch mal raus dann schläft sie bis ca 8 Uhr. Shezza war 8h ruhig, aber auch das war teilweise anstrengend, gerade in der Depression.
    Wenn du unterstützung hast geht es, alleine würde ich es mir niemals zutrauen.


    Ich weiss nicht ob du Medikamente nimmst und wenn ja welche, mich machen die Neuroleptika todmüde was alles noch schwerer macht, also achte auch darauf.


    Zu den Rassen nochmal.
    Ja der Hund sollte unbedingt zu dir passen. Ich wollte unbedigt (seit meinem 4. Lebensjahr) einen Border Collie, zu meinem Glück habe ich ein sehr ruhiges Exemplar erwischt, denn in manchen Phasen wäre es mir nicht möglich gewesen ihn körperlich und geistig richtig auszulasten. Shezza ist da wirklich sehr genügsam. Allerdings auch kein Fan von Menschen, sehr Territorial, Jagttrieb und allgemein eher misstrauisch. Sensibel ist er auch, was dazu führt dass er sofort merkt wann es mir zu viel wird und wird dann "unsichtbar".
    Also nichts mit aus dem Bett holen (ich liebe ihn ja dafür :lol: ) aber ist natürlich nicht wie gedacht.


    Wesensfest sollte der Hund daher sein, mit WTP, Menschenfreudlich und eher aufgeschlossen denn zurückhaltend.
    Deshalb wurde es bei mir ein Labrador. Auch als guter Gegenpart zu meinem Grossen.


    Ein Nova Scotia Duck Tolling Retriever hatte ich auch im Auge und hätte ich meinen Border nicht gehabt wäre es wohl auch einer geworden, aber ich wollte dann doch etwas "ruhigeres", zum Ausgleich sozusagen ;)


    Bin im übrigen ebenfalls Bipolar II, können uns gerne auch via PN noch weiter austauschen

  • Ein Tipp: such dir schon jetzt einen wirklich guten Hundetrainer in deiner Umgebung, der positiv trainiert und laß dich schon vor dem Kauf beraten. Sehr viele Trainer bieten so etwas an und es wird nur leider viel zu selten wahrgenommen.

  • Ich denke generell kann ein Hund bei dir schon einziehen. Ich würde mir wohl noch einen Plan B überlegen, falls das mit dem Alleine bleiben nicht so schnell klappt wie gewünscht. Aber dazu hast du dir ja auch schon ein paar Gedanken gemacht.


    Ein bisschen Bauchschmerzen würde mir bereiten, dass du momentan nur Kondition für ca. 15 Minuten Spaziergang hast. Für einen Welpen ist das sicher okay, aber falls der Plan nicht aufgeht mit dem Hund gemeinsam fitter zu werden, wird das schwierig. Ich will jetzt nicht schwarz malen oder so und hoffe ja auch dass dein Plan aufgeht. Aber das wäre für mich vielleicht ein Grund sich doch eher bei den kleineren Begleithunderassen umzuschauen. Die stecken das vielleicht besser weg als beispielsweise ein Retriever, wenn sie nur mit deinem Freund länger raus kommen und man sich sonst eher drinnen mit ihnen beschäftigt (es gibt ja auch weitere Möglichkeiten der Auslastung). Ich kenne mich mit deiner Erkrankung wenig aus, aber kann nicht auch ein kleiner Hund Sicherheit vermitteln, wenn man ihn zum Beispiel in unangenehmen Situationen auf den Arm nimmt oder so?


    Aber an sich denke ich kannst du zusammen mit einem Netzwerk an Helfern, dass du ja zu haben scheinst, schon einen Hund halten.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!