Vorkontrollen/Nachkontrollen No-Go's

  • Da es nun in anderen Threads auch noch einmal Thema war, wollte ich hier nochmal eine sachliche Diskussion anregen.


    Sind körperliche und/oder psychische Einschränkungen des Halters ein Ausschlusskriterium bei der Vermittlung? Ein No go?


    Ich handhabe es so, dass es kein generelles Ausschlusskriterium ist ABER es muss eine Absicherung geben. Ein soziales Netzwerk, das Tier und Halter im Fall der Fälle abfangen kann. Auf "ich will das aber / ich bekomm das schon hin / ich weiß es selbst am besten" verlasse ich mich nicht.



    Wie wäre oder ist das bei euch?

  • Ich finde das fällt unter Diskriminierung.


    Wer kein Tier halten darf, ist gesetzlich geregelt (schwerere geistige Behinderungen in etwa, Drogenkonsum -> zumindest in Niedersachsen ist das so vorgeschrieben) und den Rest kann man gern beurteilen, wenn man Arzt ist.

  • Bei der Vermittlung von Tieren diskriminiere ich so gesehen immer.


    Tier kann nicht mit anderen Tieren -> Menschen, die bereits Tiere halten oder weitere wollen werden ausgeschlossen.


    Tier kann nicht mit Kindern -> Kann nicht in Familien.


    Tier kann nicht mit Männern/Frauen/ abrupten Bewegungen / lauten Menschen / Stadt.... -> wird ausgeschlossen.


    Tier wird mal 60 kg schwer -> sollte nur an Menschen mit entsprechenden körperlichen Voraussetzungen, die nicht im 4.Stock ohne Aufzug wohnen.



    Bei Krankheiten, Behinderungen oder anderen Einschränkungen sehe ich das ähnlich. Wenn im Zweifelsfall jemand anderes einspringen kann und wird und das Tier zu der Situation passt - dann ist das kein Ausschlusskriterium. Anderenfalls eben schon.Wobei die Frage nach Versorgung im Falle von Krankheit, Urlaub und Unfall eben immer im Raum steht. Eine besondere Diskriminierung sehe ich da nicht - nur eine an den individuellen Fall angepasste Auswahl.

  • Ich hab noch nie Fragen zur eigenen Gesundheit gestellt bekommen. Vielleicht wäre das anders gewesen, wenn ich Single gewesen wäre ? :ka:


    Und ich würde bei einer Vorkontrolle auch keine stellen. Wenn jemand von selbst drüber spricht, ist das was Anderes. Da würde ich dann auch nach einem Netzwerk von Unterstützern fragen. Aber von mir aus wäre mir das einen Punkt zu übergriffig, den ich selbst auch nicht im Auftrag eines Vereins mitmachen würde.


    Dass regelmäßige Bewegung und Beschäftigung zum Hundeleben dazu gehört würde ich bei jeder Vermittlung ansprechen und auch ansprechen, dass es jemanden geben sollte, der im Notfall einspringen kann.

  • Es muss halt passen. Ein stark körperlich eingeschränkter Mensch ist mit einem jungen Husky nicht gut beraten, zumindest nicht wenn er allein die Verantwortung für den Hund trägt. Ein kleiner älterer Hund könnte da besser passen. Als Diskriminierung sehe ich das nicht.


    Psychische Erkrankung ist ja nicht offensichtlich, die werden erst zugegeben wenn man überfordert ist und der Hund zurückgegeben wird. Das ist schwierig.


    Es kommt eben immer auf den Hund und den Menschen an. Egal ob Züchter, Tierheim, Verein, Privatabgabe - jeder steht in der Verantwortung das passende Zuhause für seinen Hund zu finden. Eine Absage ist keine Diskriminierung , sondern nur ehrlich.

  • Vielleicht bin ich da auch sensibilisiert, weil ich ab und an (wirklich selten) mal Situationen bei psychisch Erkrankten einschätzen sollte. Eben: Passt da ein Tier?


    Und ich hab nicht einmal gesagt: "Nö. Passt gar nicht."


    Sondern: "Unter den aktuellen Rahmenbedingungen passt es nicht. Es könnte aber x, y, z versucht werden, um die Rahmenbedingungen passend zu machen."


    Oder auch. um die Eignung nachzuweisen. Dabei springen dann viele ab und ich frage mich, aus welchem Grund.


    Bei jedem Job ist es normal, dass ich ne Probezeit habe. Oder erstmal einen befristeten Vertrag.
    Beim Führerschein ist eine Probezeit auch normal.
    Bei Mietverträgen lande ich bei vorliegenden Vergehen auch schneller draußen, wenn ich da erst drei Monate wohne, als wenn der Vertrag bereits seit drei Jahren besteht.


    Nur bei der Verantwortung für Lebewesen scheinen Einschränkungen ein Affront zu sein.

  • Ich sehe das so wie @straalster.


    Ich bekomme es auch gerade in der Nachbarschaft direkt mit wie so etwas völlig daneben gehen kann.
    Unser Nachbar ist schon etwas älter und hat eine, mittlerweile 4 Jährige, Podenco Mix Hündin. Seit seinem Sturz kann er nicht mehr so weit mit ihr laufen. Er läuft 3-4 mal am Tag an einer kurzen Leine mit ihr einmal um den Block. Das sind vielleicht pro Gang 10-15 Minuten. Ansonsten ist sie alleine an der Leine im Garten.
    Der Hund ist für ihn überhaupt nicht geeignet. Für ohn wäre ein kleiner, vielleicht etwas älterer Hund viel besser. Das sagt er mittlerweile auch selber.
    Unser Nachbar hat kein soziales Netzwerk der das auffangen kann und mit der Hündin einmal am Tag eine große Runde geht.
    Die Hündin ist mittlerweile unverträglich und wird immer agressiver gegenüber Hunden und anderen Tieren.


    Ich werde ab morgen wieder versuchen mit ihr 2 mal die Woche eine große Runde zu gehen. Bis vor 7 Monaten habe ich das auch gemacht. Ich konnte das leider die letzten Monate nicht weil ich nicht so viel laufen konnte und froh war das ich unsere Hunde genug rausbekommen habe.


    LG
    Sacco

  • Wie schon mal angesprochen.
    Bei dem erwähnten Job wird das professionell beurteilt.
    Die Mitarbeiter der Personal-Abteilung haben eine spezielle Ausbildung /Studium.
    Es gibt ggf. einen Betriebsarzt - studierten Mediziner. Einen Betriebsrat, die Gewerkschaft und verschiedenste rechliche Klagewege.


    Vergleichbar ist es beim Führerschein.


    Bei der Vermittlundg eines TS-Tieres stehe ich einer (hoffentlich) engagierten Privatperson gegenüber, die mich und meine Lebensumstände ohne jegliche Ausbildung beurteilt.



    Das kann man ok finden und akzeptieren, oder eben auch sch... finden.

  • Also Diskriminierung kann ich nicht darin erkennen, wenn jemand sichtlich körperbehindert ist und mit einem agilen, großen Welpen tatsächlich schon allein vom Handling her überfordert wäre.


    Psychische Krankheiten kann kein Laie diagnostizieren, so sie aber bekannt sind, kann man darauf eingehen und schauen, was paßt oder nicht.
    Beispiel: Bekannte von mir steht wg. langwieriger und starker Depressionen (dauerhaft arbeitsunfähig, lebt von Grundsicherung) unter Betreuung ihres Bruders. Täglich kommt jemand, um nach dem Rechten zu sehen (Körperpflege, Wohnungspflege usw.)


    Sie hat einen Kater. Reine Wohnungshaltung. Schade, nur einen. Mehr hat man ihr aufgrund der finanziellen Situation nicht zugestehen wollen. (der Bruder springt bei Sonderkosten für das Tier aber GsD ein, er kann es sich leisten)


    Für sie ist es toll, daß sie überhaupt ein Tier haben darf/kann.


    Für den Kater nur bedingt....




    Immer schwierig - immer eine Einzelfallentscheidung.





    :winken: BINGWU

  • Weil das Bearbeiten nicht mehr geht und ich noch was nachtragen wollte:


    Einschränkungen, Gefahren und eventuell bekannte Vorgeschichte zum Tier zu verheimlichen find ich ebenso beschissen. Und ja, auch das kommt zur Genüge vor.


    Mehr als ein adoptierender Halter wollte einen gesunden, pflegeleichten Hund und bekam ein Überraschungsei mit zig Baustellen. Manchmal trotz umfassender Vorbereitung.


    Dazu möchte ich persönlich nicht beitragen. Ich möchte, dass es so gut wie möglich passt für beide Seiten. Das es ein "und wenn sie nicht gestorben sind"-Happy-End wird. Das beide Seiten Herausforderungen haben, die sie aber mit Halter/Tier meistern können. Und das sich kein Halter in der Situation wiederfindet: Wie soll ich das nur bewältigen??? Wie soll ich das bezahlen??? Muss ich mein Tier sterben/einschläfern lassen, weil ich was anderes finanziell nicht stemmen kann??? Muss ich mein Tier zurückgeben, weil ich etwas körperlich nicht leisten kann?
    Und oft genug entsteht so eine Situation aus "Ich weiß selbst am besten, was ich mir zumuten kann". Vielleicht, weil es jahrzehntelang so passte. Vielleicht, weil es mit dem aktuellen Hund so passt und man sich nichts anderes vorstellen kann.


    Dazu muss ich passend informieren, vorbereiten, auswählen und ja - auch ausschließen. Oder eben unschöner ausgedrückt: diskriminieren.


    Ich muss dabei aber auch im Hinterkopf behalten und realistisch bleiben:


    Jedes Tier, das zurückkommt, braucht einen Platz. Futter. Medizinische Versorgung. Sprich: Geld, Zeit und Raum. Aufwand, Arbeitskraft.


    Diese Ressourcen entstehen nicht auf magische Weise, wenn es dann doch nicht passt - obwohl der Adoptierende es doch so gut meinte...

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!