Dackel bellt bei jedem Geräusch

  • Kann es evtl. sein, dass du den Hund unbewusst überforderst und er auch deshalb so extrem ist?
    Eine 1-stündige Futterbeutelsuchaktion überfordert jeden Hund enorm.

  • Hmm ok interessant, daran hätten wir gar nicht gedacht und irgendwie scheue ich mich auch aus Angst, es schlimmer zu machen.
    Würdet ihr sie dann auch loben, wenn sie auf Geräusche reagiert, die ich selber verursacht habe? In schlimmen Zeiten müsste ich sie dann 10-20 Mal die Stunde loben, weil sie wirklich ALLES kommentiert. Das ist natürlich wenig vereinbar mit meiner Arbeit.


    Wie sieht es aus mit der Türklingel? Da ist sie wirklich richtig hysterisch und total in ihrer Welt, sodass nichts zu ihr durchdringt.

    Ich hab mit Frodo nun einen extrem mitteilsamen Hund und ja, es hat nur loben, ernst nehmen und Sicherheit geben geholfen. Das hat sowohl draußen, als auch drinnen geholfen.
    Hunde bellen nicht um uns zu ärgern, sondern um uns etwas mitzuteilen.
    Für sie ist das Geräusch wichtig und sie findet wohl, dass es für dich auch wichtig sein könnte oder sie ist einfach ein Hund, der Aufregung in Lautstärke umsetzt (Frodo tut beides) und wenn sie sich erschreckt, kommentiert sie das eben auch.
    Das erstere wird mit der Zeit besser. Das zweite bekommt man aus dem Hund nicht raus. Das ist eine Charaktersache. Da kann man nur dran arbeiten, dass der Hund sicherer und ruhiger wird und dementsprechend weniger Gründe hat sich aufzuregen.



    Wenn Frodo ein Geräusch meldet, das ich verursacht habe, rufe ich ihn direkt zu mir und zeige ihm, was ich gemacht habe und lobe ihn dafür. Dann bringt er das Geräusch damit in Zusammenhang und bellt beim nächsten Mal nicht mehr. Eigentlich ganz einfach.




    Es ist zeitintensiv, aber nur am Anfang. Normal verstehen Hunde das sehr schnell und aus dem Bellen wird ein Wuffen und dann ein Grummeln und irgendwann werfen sie einem nur noch einen Blick zu und irgendwann ignorieren sie es dann ganz, außer es ist etwas aus der Reihe - ist zumindest hier so und wird wohl bei jedem normalen Hund, der meldet, so sein.


    Bei der Klingel hat bei Finya damals nichts mehr geholfen. Ich musste eine neue kaufen und den neuen Ton dann positiv belegen und ihr gleich zeigen, was ich von ihr will.

  • Hier lebt ja auch ein Dackel, gesprächig ist er, aber ‘sinnlos‘ kläffen tut er nicht!
    Also sinnloses wie ein Türsummer, hustende Menschen, normale Alltagsgeräusche usw. tangieren ihn nicht, doch wachsam ist er absolut unser Teckel!


    Deine Erzählung, dass die Kleine lieber unters Bett oder ähnliches flüchtet bei grusligen Situationen, lässt imho nicht auf einen taffen, selbstbewußten Teckel schließen. Und ja ich denke auch, dass sie nicht richtig entspannen kann und zur nötigen Ruhe kommt.


    Regeln! Womöglich tut ihr ein strukturierter Alltag wirklich besser. Dass eure Hunde wie von der Trainerin geraten nach euch die Wohnung verlassen sollen, wäre zwar nicht meins, aber evtl. ergab sich das aus der Gesamtsituation eures Zusammenlebens :ka: wie lief/läuft das rausgehen denn sonst ab?


    War die Hündin schon immer so, oder erst seit ihr zu viert in der gemeinsamen Wohnung lebt?

  • der Hund hält euch für unfähig die Geräusche richtig einzuordnen, weil ihr nicht angemessen darauf reagiert habt. Und genau deswegen, sagt er bei jeder Kleinigkeit bescheid.


    Mein Hund aus Rumänien hat dies hier anfangs auch für seinen Job gehalten. Geholfen hat es, dass ich wirklich die erste Zeit bei JEDEM seiner Meldung nachgeschaut habe und ihm dann gesagt habe: ist nur der Nachbar. Das war der Hund von neben an etc.
    Und ich habe ihn gelobt, dass er seinen Job gut macht, aber es bei vielen Dingen nicht nötig ist.


    Mittlerweile sagt er nur noch bescheid, wenn wirklich etwas ungewöhnliches ist und zusätzlich holt er mich immer, weil er weiss, dass ich dann nachschauen gehe.


    Versuch das mal bei eurem Hund. Nehmt ihn Ernst und reagiert angemessen darauf, statt ihn zu bestrafen oder runterzumachen.

  • @Junimond ich finde das einen sehr guten Ansatz aber was macht man wenn trotzdem jedes Alltagsgeräusch diese Aufregung provoziert?
    Auch wenn die Reaktion dann eigentlich angemessen ist, es bleiben trotzdem extrem viele Trigger und daher trotzdem viele Aufreger über den Tag verteilt. Ich hoffe man versteht was ich meine. Nur nicht kläffen und hysterisch rumrennen heißt ja nicht dass der Hund jetzt entspannt ist.


    Mal angenommen man hat geschafft dass nicht mehr alles hysterisch bebellt wird aber dieses aufschrecken/einem Bescheid sagen wollen kann ja weiterhin bei nichtigen Geräuschen wie schlagenden Autotüren, Koffern, kreischenden Kindern sein. So ist das teilweise bei uns zumindest noch.


    Es geht ja darum dass der Hund lernt den Alltag von wirklich meldenswertem zu unterscheiden und ich habe das Gefühl dieses "mit der Zeit hat er dann nur noch außergewöhnliches gemeldet" nicht bei allen so einfach funktioniert |)


    Was ich auch noch anmerken wollte: der Effekt von Überforderung und Langeweile ist identisch bei uns, noch mehr Geräuschempfindlichkeit und Kläfferei. Unterscheiden kann man das nicht wirklich also man muss den Alltag genau im Blick haben denke ich.

  • Es ist gut, dass ihr alles habt abchecken lassen.


    Aber ich bin irritiert von der Aussage mit dem eine Stunde Futterbeutel suchen. Das ist ja heftig lang. Macht ihr so was häufiger?

  • @Junimond ich finde das einen sehr guten Ansatz aber was macht man wenn trotzdem jedes Alltagsgeräusch diese Aufregung provoziert?


    ........


    Wie lange zieht ihr es bei euch denn konsequent nach dieser Art durch? Und bist du wirklich ehrlich dem Hund gegenüber interessiert zu erkunden, was ihn gerade an Geräusch aufregt?


    Weißt du, als Beispiel - wenn ich zu jemandem Nachts sage: "hör mal, hast du das unheimliche Geräusch vor der Tür gehört?" weil ich gerade Sorge vor einem Einbrecher habe und der Andere mir dann antwort: "jaja, hab ich gehört", hat der zwar reagiert und geantwortet, aber meine Sorge nicht wahr- und ernst genommen.


    Mein Rumäne war wirklich in der ersten Zeit sehr "gesprächig" und fand Alles gruselig und melde bedürftig. Bei ihm hat dieses Vorgehen absolut geholfen.

  • Das ist ein guter Hinweis finde ich. Im Alltagsstress und mit vielleicht entsprechend dünnen Nerven fällt es manchmal schwer das hundertste Türen zuschlagen draußen entsprechend zu "würdigen".


    Ich glaube es ist eben genau die Aufregung bei so banalen Sachen die einem schnell den letzten Nerv raubt, bei wirklich speziellen lauten Geräuschen kann man das ja aus menschlicher Sicht wenigstens nachvollziehen und reagiert innerlich nicht so genervt. Und ja, natürlich will man manchmal einfach nur dass der Hund endlich versteht dass 99% von dem Zeug da draußen absolut unwichtig sind, nach menschlicher Sicht vermittelt man es ja ("ich weiß dass da nix is, das is das tausendste Auto, kannst ruhig sein"). Funktioniert aber eben offensichtlich für den Hund nicht so effektiv.


    Das ist ein interessanter Thread finde ich, hoffentlich hilft es allen die mitlesen ein bisschen und am meisten der TE natürlich....vielleicht kommen auch noch andere dazu mit mehr Erfahrungen.

  • Das ist ein interessanter Thread finde ich, hoffentlich hilft es allen die mitlesen ein bisschen und am meisten der TE natürlich.


    Ich oute mich mal. Meine Hündin schlägt im Haus (und nur da!) auch ab und zu mal an. Zwar bei weitem nicht so wie der Dackel um den es hier geht aber ich habe auf jeden Fall etwas für uns mitnehmen können!


    :dafuer:


  • Kann leider nur einmal liken.
    Ich werfe meine Stimme auch noch auf den Haufen. Es ist haargenau so wie bei @Junimond bis hin zur Tatsache, dass ich auch eine Rumänin habe. Als der erste Umstellungsstress vorbei war und das neue Zuhause als solches akzeptiert wurde wurde absolut alles gemeldet.
    Und geholfen hat bei uns genau dasselbe: Ich bin darauf eingegangen, öfter auch mal aufgestanden um nachzusehen, damit sie mir auch glaubt, dass ich ihrer Meldung nachgehe. Das wird von mir immer mit "Alles cool" kommentiert. Mittlerweile holt sie mich auch meistens, bei Dingen die für sie sehr ungewöhnlich sind muss ich immer noch aufstehen und kurz gucken, was los ist, sonst bellt sie zwar nicht weiter aber beruhigt sich nicht. Ehrlich Interesse an der Meldung des Hundes zu zeigen und mit ihm gemeinsam "rauszufinden", was da los war ist auch super für die Bindung!


    Euer Hund will und wollte nie irgendwas "kontrollieren", er will das genau Gegenteil: Dass ihr was für ihn kontrolliert, was ihm nicht geheuer ist. Und wie soll er euch das mitteilen, wenn nicht durch Lautmeldung? Und wenn ihr diese Lautmeldung ignoriert und das für ihn bedeutet, ihr bekommt nicht mit was er meint, was soll er dann tun außer sich reinzusteigern? Das wird dann irgendwann gelernt, weil es jedesmal "nötig" ist um eure Aufmerksamkeit zu erlangen.


    Wenn meine irgendwas interessantes lieber selber ermitteln will, also "Kontrolle" über eine Situation ausüben will, weil sie zum Beispiel denkt es könnte sich um eine Katze handeln, sieht sie schön zu dass sie die Schnute hält, alles andere wäre ja auch selten dämlich. :lol:


    Also ja, versucht's unbedingt mal mit freundlichem Dank, ehrlichem Interesse und ein bisschen Lob! ;)

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