Hund bellt nur eine Person an

  • Das hilft euch jetzt natürlich auch nicht, das Verhalten in den Griff zu bekommen, aber so als Denkanstoß: Ist es eventuell möglich, dass der Bewohner erkrankt ist?
    Ich frage so blöd, weil einer unserer Pflegis das in seinem alten Zuhause gemacht hat: Der hat urplötzlich sein Frauchen angebellt. Sehr vehement teilweise, war irgendwie total durch den Wind. Nachdem mit dem Hund alles okay war und sie sich das absolut nicht erklären konnte, ist sie dann selbst zum Arzt. Da wurde ein Gehirntumor festgestellt.
    Ich will jetzt um Gottes Willen niemandem Angst machen, aber manche Hunde riechen so was und wenn es absolut sonst keine Erklärung gibt und er sich ansonsten von dem Bewohner Leckerli geben lässt etc... (wenn ich das richtig verstanden habe), kann man das eventuell mal in Betracht ziehen. Kann ja auch eine andere Erkrankung sein, die der Hund evtl. riecht?

  • Da ich ja der Auslöser dieser Diskussion war.

    Also als Beispiel: Hund pöbelt anderen Hund an, ich rufe, er kommt, er bekommt ein Leckerlie.
    Da streiten sich ja auch viele, ob der Hund nun für sein kommen oder pöbeln (in seinen Augen) belohnt wurde.

    Das ist für mich eine komplett andere Situation.
    Ich persönlich würde dabei auch stets auf den jeweiligen Hund schauen wollen, mit dem ich da gerade zu tun habe!


    Und, ja! Es gibt in der Tat Hunde, die sich dabei eine richtige Verhaltenskette aufbauen. Die merken sich, wann sie stets eine Belohnung bekommen, und provozieren diese Situation auch wieder bewußt hervor.
    In Deinem Beispiel also, wird der Hund bewußt einen anderen Hund, oder gar auch Menschen anpöpeln, um dann vom Halter abgerufen zu werden und ein Leckerchen abstauben zu können.


    Quasi ein Klickertraining mit vertauschten Rollen :D



    So ähnlich KÖNNTE es mit der Angst sein.
    Wie gesagt ich weiß es selbst nicht.

    Bei der Angst bin ich auch eher auf der Schiene, daß man Angst nicht bestärken kann. Entweder hat man Angst, oder man hat keine Angst.


    Natürlich ist es nicht gerade hilfreich, man schon selbst Angst hat, bibbernd in der Ecke hockt, und nur noch raus aus der Situation will, und bei einem ist noch ein weiterer Angsthase.
    Da braucht man jemanden, der einem da raus hilft, oder durch Trost beruhigt.




    Man ist immer froh, wenn jemand ohne Angst in der Nähe ist, der genau weiß, was zu tun ist, der schon alleine durch dein ruhiges Auftreten einen beruhigen kann, der einen beschützen kann. Dann fühlt man sich sogleich wohler, sicherer.


    Kennt man ja auch von kleinen Kindern, die nachts ans Bett kommen, weil sie Angst vor "dem bösen schwarzen Mann" haben, vor dem Schrank, vor den Monstern unterm Bett, und so weiter.
    Da regt sich ja auch niemand darüber aus, wenn der Papa aufsteht und noch einmal zur Kontrolle unterm Bett herumkriecht, auch wenn er ganz genau weiß, daß es überhaupt keine Monster gibt, oder wenn die Mama erlaubt, daß das Kind im Elternbett schläft.



    Aber Leckerlie gibt es erst, wenn die Situation vorbei ist. Warum kann ich nicht mal sagen...ist ein Gefühl, dass es so richtig ist.

    Also, ich muß sagen, daß ich in solchen Situationen eh nicht füttere.
    Und es ist auch so, daß, wenn die Angst so richtig groß ist, eh nichts gegessen werden kann.


    Wie gesagt, mein Hund sucht meine Nähe. Körperkontakt beruhigt sie. Dann fühlt sie sich sicher.


    Von einer anderen weiß ich, daß sie ihren Hund (aus reiner Not heraus, weil sie sich nicht mehr zu helfen wußte) geclickert hatte.
    Erst hatte dieser Hund überrascht geschaut, dann hat er zu Arbeiten angefangen.
    Weil der Hund aktiv war, konnte sie ihn somit aus der Situation komplett herausholen.
    Sollte der Hund wieder mit diesem Angstauslöser konfrontiert werden, findet er das zwar nach wie vor doof, aber der verfällt nicht mehr in diese Panik, sondern hat eine andere Lösung zum Problem gefunden.



    Schönen Gruß
    SheltiePower

  • Danke für die ausführliche Antwort @Sheltie-Power.
    Also, das (muss manuell zitieren)


    „Bei der Angst bin ich auch eher auf der Schiene, daß man Angst nicht bestärken kann. Entweder hat man Angst, oder man hat keine Angst“.


    ...klingt logisch, aber hier schlummert glaube ich das Mißverständnis. :smile:
    So wie diese These bisher bei mir ankommen war, also generell, nicht jetzt und hier im DF, dass man mit „zuviel-zu lange-zu falsch- welche Form auch immer Trost, dazu beitragen kann, dass der Hund sich in seiner Angst bestätigt fühlt!?


    Ein ruhiges Zureden ist für meine Begriffe genau das. Ein ruhiges zureden.
    Kein Trost.


    Hach blöd, wenn man nur in Nuancen aneinander vorbeiredet und mir gerade die Worte fehlen es verständlicher zu machen.


    Ganz aktuelles Beispiel Katze musste zum scheren zum Arzt.
    Im Auto RIESEN Geschrei. :roll:


    Anfangs (sie muss regelmäßig 1x im Jahr geschoren werden) habe ich Puschel echt tröstend zugeredet.
    So mitleidig: „Och du arme Maus. Ich weiß...das ist echt nicht schön...“


    Naja, so eben, als hätte ich Mitleid.
    Geschrei blieb unverändert laut.


    Ignorieren fand ich gruselig.


    Mittlerweile gebe ich ihr einfach recht, wenn sie schreit. :D
    „Hast recht, ich hätte jetzt auch keinen Bock drauf, aber was muss, das muss. Komm, sei froh, dass du den Tierarzt überhaupt zu Gesicht bekommst“ usw. usf.


    Sie versteht natürlich nur Bahnhof, aber durch die Art und Ton „ich verstehe dich, aber deine Welle ist unnötig die du schlägst“ ist diese Katze DEUTLICH entspannter, als bei der Trost/Mitleidvariante. „Ohhhhh du arme“.

  • Danke für die ausführliche Antwort @Sheltie-Power.
    Also, das (muss manuell zitieren)


    „Bei der Angst bin ich auch eher auf der Schiene, daß man Angst nicht bestärken kann. Entweder hat man Angst, oder man hat keine Angst“.


    ...klingt logisch, aber hier schlummert glaube ich das Mißverständnis. :smile:

    Das Missverständnis schlummert im Unterschied zwischen Emotion und Verhalten.


    Ich kann ein Verhalten durch Verstärker festigen. Wenn ich den Hund ungewollt für das Pöbeln belohne, dann festige ich das Verhalten "bellen, knurren und in die Leine hüpfen". Ich festige nur das Verhalten - nicht die zugrundeliegende Emotion.


    Ich kann durch einen positiven Verstärker aber niemals eine "negative" Emotion verstärken. Der Hund hat Angst - der Hund bekommt etwas Gutes (Trost, Streicheln, Leckerli ...). Das kann im schlimmsten Fall dazu führen, dass der Hund das "Gute" nicht mehr als gut wahrnimmt, weil die Angst es überlagert hat. Es kann aber nie dazu führen, dass das "Gute" (egal ob Keks oder Streicheleinheit) die Angst verstärkt.


    Es gab da mal einen sehr guten Text mit einer ausführlichen Erklärung ... ich geh mal suchen.


    edit: der hier z.B. erklärt es schön: Angst durch Zuwendung verstärken?

  • Genau! :smile: Das „kann nach hinten losgehen“ war nicht darauf bezogen, dass die Angst verstärkt wird, sondern, um es plump auszudrücken, der Hund nicht von seiner Angst runterkommt. Er sich eher bestätigt fühlt.


    Beispiel Katze.


    Wohingegen ein ruhiges Zureden sehr wohl fruchtet. :smile: (Bzw. fruchten kann.


  • Es gab da mal einen sehr guten Text mit einer ausführlichen Erklärung ... ich geh mal suchen.


    edit: der hier z.B. erklärt es schön: Angst durch Zuwendung verstärken?

    Aus dem Text:


    "Das Gehirn des Hundes hat entschieden, dass Angst empfunden werden muss. Versucht ein Hund in dieser Situation, Kontakt zu seinem Menschen herzustellen und wird ignoriert, macht es die Situation für den Hund sehr wohl noch unangenehmer und verstärkt die Angst."



    Das widerspricht komplett meiner Erfahrung, mag sein, dass es andere gibt. Mit Angst ignorieren und Überwindung der Angst belohnen bin ich bisher am besten gefahren.


    Schonmal versucht, einen Hund über einen für ihn gruseligen
    Untergrund zu locken? Je mehr Aufhebens ich um die Sache mache (gut Zureden, Trost, Leckerli), umso mehr Verweigerung erreiche ich. Wenn ich aber ganz normal weitergehe und der Hund sich entscheidet, dass er lieber das Hindernis überwindet, statt alleine da stehen zu bleiben, wird es für ihn Normalität, über den ehemals grusligen Untergrund zu laufen.


    Zureden klappt höchstens beim Tierarzt,wenn der Hund sich eine Behandlung gefallenlassen soll, die er nicht mag. Aber auch da gibt es ganz andere Kandidaten, bei denen das alles nichts hilft und die dann solche Panik entwickeln, dass man sie zu dritt in die Praxis tragen muss.


    "Wendet sich die Bezugsperson dem Hund in einer Angstsituation auf für den Hund angenehme Weise zu, wird die Angst nicht größer werden."


    *Vielleicht* nicht größer, aber warum sollte sie dadurch überwunden werden?



    "Emotionen verstärken sich nicht, wenn eine gegenläufige Emotion dazu kommt!"



    Doch, die können sich schon verstärken. Aber es kann sich auch lediglich das Verhalten verstärken, ähnlich wie bei Kindern, die für Angst Aufmerksamkeit bekommen und dadurch vielleicht nicht noch mehr Angst haben, sondern sich nur noch ängstlich verhalten, weil sie gelernt haben, dass sie dann Trost, Geschenke, usw. bekommen.

  • Doch, die können sich schon verstärken. Aber es kann sich auch lediglich das Verhalten verstärken, ähnlich wie bei Kindern, die für Angst Aufmerksamkeit bekommen und dadurch vielleicht nicht noch mehr Angst haben, sondern sich nur noch ängstlich verhalten, weil sie gelernt haben, dass sie dann Trost, Geschenke, usw. bekommen.


    Wenn ein Kind sich über dieses Verhalten Trost einholen muss, läuft innerfamilär emotional was schief. Und das hat Auswirkungen auf das kindliche Verhalten, bis hin zu Störungen.


    Wenn ein Kind Angst hat, sollte es wissen, dass jemand hinter ihm steht und wenn das Kind Trost benötigt, sollte dieser Trost kostenlos und selbstverständlich vorhanden sein.

  • Ich kann da nur meine Erfahrung mit Blinky teilen. Sie kommt ja aus Spanien, ist sehr schreckhaft und recht schnell verängstigt. Knallangst, mal ist der Wind zu stark, mal liegt wohl irgendein Geruch in der Luft, der sie schier panisch werden lässt.
    Mir wäre die “ignorieren und so tun als wäre nix“-Schiene am liebsten - die fruchtet aber überhaupt nicht. Nee, wirklich nicht. Null. Teilweise fast das Gegenteil, die steigert sich dann gefühlt immer mehr rein. Mit Leckerli geht dann eh nichts und ansprechbar ist sie auch nur mäßig. Tatsächlich scheint (die absolut richtige Maßnahme bei uns muss sich erst noch rausstellen) es viel eher zu wirken, sie tatsächlich zu mir in den Arm zu nehmen, fest zu drücken, beruhigend zu streicheln und wie n Kind auf und ab zu wippen xD ich weiß, für viele absolut DIE kontraproduktive Art, aber stärker werden kann die Angst in dem Moment nicht und ihr Zittern, etc wurde dann schon des Öfteren besser! Mit einfach ignorieren würde ich sie in ihren Augen total im Stich lassen, gebe ich ihr den Arm als sicheren Ort (den noch als 100% sicher zu etablieren, daran arbeiten wir noch, aber ich bin mir mittlerweile sehr sicher, dass das für Blinky (nicht für jeden Hund, sicher!) die richtige Vorgangsweise ist, als sie durch “ich ignoriere es und tu als wär da nichts“ (was es in meinen Augen und meiner Nase und meinen Ohren ja oft tatsächlich nicht ist) quasi im Regen stehen zu lassen. Das macht's null besser. Den Arm nimmt sie gern an und von “Angst verstärken“ oder ähnlichen Meinungen merke ich überhaupt nichts, wenn dann eher das Gegenteil, dass es tatsächlich etwas beruhigt und ihr ein Gefühl von Sicherheit verschafft.
    Das sind so meine Erfahrungswerte. Mit größeren Hunden etwas schwer, und natürlich gibt es Hunde, die mit der ignorieren-Schiene super fahren oder für die unsere Methode absolut falsch wäre. Das kommt tatsächlich immer sehr auf den individuellen Hund drauf an. Ich wollte nur aufzeigen, dass es tatsächlich auch helfen kann. :pfeif:

  • Ich denke, man kann da auch zwischen Angst und Angst unterscheiden. Das ist bei uns Menschen ja auch so.
    Eine Angst aus Unsicherheit oder dieses Gefühl "Das ist mir irgendwie unheimlich" bzw. "Damit fühle ich mich nicht so wohl" löst man ja anders als das Gefühl einer existentiellen Bedrohung, also einer Art Todesangst. Egal, ob Panikattacke oder reale Bedrohung.
    Wenn man nervös ist, weil man einen Vortrag halten muss oder Höhenangst hat und auf einen Turm steigen soll, hilft das schon, zu sehen, dass Andere keine Angst haben. Dann kann auch Ablenkung helfen.
    Wenn jemand aber richtig Panik hat und das Gehirn schon umgeschaltet hat auf Überlebensmodus, bringt das eher nichts, wenn dir jemand ein Stück Schokolade anbietet oder deine Angst ignoriert bzw. dir mit gutem Zureden Mut machen will. Da hilft es eher, wenn einen jemand festhält und da ist. An die Logik kommt man in dem Moment sowieso nicht mehr ran, wohl aber an das Gefühl, nicht alleine zu sein. Geht ja vor allem auch darum, das Stresshormon-Feuer abflachen zu lassen. (Und es im Anschluss am besten noch durch etwas Bewegung abzubauen.)

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