Hund schnappt nach Kollegin

  • Ich finde es recht naheliegend, dass der Hund sich eingeengt gefühlt hat an der Leine. Du warst abgelenkt und hattest die Hände voll, bist also als "Schutz" ausgefallen. Rückzug und auf Abstand gehen ging nicht, weil er ja an der Leine war. Dann hat er es mit Beschwichtigen versucht, wurde auf den Kopf getatscht und dann wurde es ihm zu viel.


    Jetzt weiß du, dass du bei sowas halt besser aufpassen musst.


    In allen Situationen, in denen dein Hund sich in die Enge getrieben fühlen könnte (an der Leine), wäre ein MK sicher gut. Dann will ihn auch keiner streicheln.


    Und im Büro würde ich ihn nicht angeleint ablegen, sondern in einer großen Box, so platziert, dass er neben, hinter dir ist und du die Tür blockierst. Wenn ihr nicht alleine im Büro seid, oder jemand reinkommt, ist er da drin sicher und abgeschirmt. Und wenn du das Büro verlassen musst, machst du solange die Kenneltür zu.


    Angebunden im Büro wäre mir viel zu exponiert. Und längere zeit angeleint auf dem Platz finde ich für den Hund auch nicht schön. Da ist eine große! Box mit offener Tür angenehmer, finde ich.


    Mein Hund verpennt sein halbes Leben in so einer Stoffbox. Die ist immer offen, aber halt ein sicherer Rückzugsort.

  • Ich find's jetzt auch nicht soo ungewöhnlich Hunde kennenzulernen, die man nicht anfassen darf. Vielleicht bin ich einfach in einer Region mit besonders hohem Aufkommen an misstrauischen Hunden aufgewachsen. Hier hat aber bislang noch bei jedem Hund selbst jedes Kind gefragt "Darf ich den streicheln?". Da bin ich echt so geprägt, dass es absolut nicht selbstverständlich für einen Hund ist, Berührung von Fremden zu akzeptieren.


    Er ist ja übrigens ehemaliger Straßenhund. Als Straßenhund hat er mit Sicherheit Lernerfolg gehabt, wenn er so auf Gefahren reagiert hat, inklusive Vorwärtsgang und Schnappen. Das große Misstrauen des Straßenlebens vergeht schneller als das erlernte Verhalten, wenn es doch mal zu bedrohlich wird. Deshalb ist meiner Meinung nach der Aufbau eines Alternativverhaltens hier so wichtig. Er muss lernen, dass er so einer blöden Situation auch anders entkommen kann als mit offener Aggression. Die meisten Hunde wählen den friedlicheren Weg gern, wenn sie dann damit Lernerfolg haben und dieses mal kannst du ihm den ja verschaffen.

  • Ich sehe zukünftig eher die Problematik dass wenn wir draußen unterwegs sind deutlich häufiger Situationen vorkommen, wo wir auf Menschen mit "Streichelbedarf" treffen.


    Hier hat aber bislang noch bei jedem Hund selbst jedes Kind gefragt "Darf ich den streicheln?".

    Ob jemand fragt oder einfach so hinlangt, hängt vielleicht auch vom Aussehen des Hundes ab, nur mal so eingeworfen... :lol: ;)


    Ich hatte bisher immer große Hunde, die wollte komischerweise irgendwie kaum jemand streicheln, schon gar nicht ohne zu fragen. Eher haben wir es den sehnsüchtig schauenden Kindern angeboten, wenn die ängstliche Mutter es denn erlaubt hat. Die Hunde waren allesamt Schmusebacken.


    Und, ich muss echt sagen, ich war total platt, als wir unseren Kleinen dazubekommen haben, einen süßen, wuscheligen Terriermischling. Ich hatte es einfach nicht auf dem Schirm, wie Menschen reagieren können, wenn sie einen süßen, kleineren, nicht gefährlich aussehenden Hund vor sich haben.


    Dem wird tatsächlich einfach überfallartig ins Gesicht getatscht, Leute schleichen sich von hinten an und fassen dem Hund an den Hintern, wenn der kleine Hund droht, wird das fast nie wahrgenommen bzw. wenn, dann nicht ernst genommen.


    Unser Kleiner lässt sich nur von fremden Leuten anfassen, wenn ihm danach ist und er den Vorschlag dazu macht :D
    Wer einfach so ankommt, könnte durchaus eine vor den Latz bekommen (kam bisher noch nicht vor, aber einmal hat ein Kind ihn in eine Ecke unterm Tisch gedrängt, was ich unter der Tischplatte nicht gesehen hab, da hat er das Kind angeknurrt - seitdem achte ich besonders drauf)


    Weil ich weiss, dass er seine Ruhe möchte, wird er jetzt immer abgewandt von Menschen geführt, ich hab immer ein Bein oder Fuß davor, wenn wir irgendwo sitzen, und wenn er angesprochen wird, möchte ich, dass er es ignoriert und nicht darauf eingeht. Und ich erkläre den verstört dreinschauenden Leuten dann, dass sie sehr gern die 50 Kilo Leonberger daneben streicheln dürfen, die hechelnd und sabbernd nur darauf wartet, dass sich einer ihrer erbarmt - und dass der süße Kleine es uncool findet, angefasst zu werden.


    Mein Gesichtsausdruck und Körpersprache tun dann ihr übriges, dass sich die Leute ihr Streichelbedürfnis verkneifen und woanders ausleben... :D :lol:

  • Jetzt wo du's sagst denk ich zum ersten mal drüber nach und ja, hier überwiegen durchaus die zumindest größeren Hunde. Als ich aufgewachsen bin war's hier stellenweise vollkommen normal beim Betreten des Hofes eines Freundes von deren Wachhund gestellt zu werden, bis irgendwer kam und das Tier abrief. :tropf:
    Von daher sicher gar nicht so falsch was du da sagst.

  • Weil ich weiss, dass er seine Ruhe möchte, wird er jetzt immer abgewandt von Menschen geführt, ich hab immer ein Bein oder Fuß davor, wenn wir irgendwo sitzen, und wenn er angesprochen wird, möchte ich, dass er es ignoriert und nicht darauf eingeht. Und ich erkläre den verstört dreinschauenden Leuten dann, dass sie sehr gern die 50 Kilo Leonberger daneben streicheln dürfen, die hechelnd und sabbernd nur darauf wartet, dass sich einer ihrer erbarmt - und dass der süße Kleine es uncool findet, angefasst zu werden.

    Genau!


    Niemand muss dem "Streichelbedarf" anderer Leute nachgeben. Und mann kann das sehr gut verhindern, indem man sich konsequent und immer dazwischen positioniert (muss halt auch der Hund lernen, dass er nicht an mir vorbei darf).
    Und sich nicht in Diskussionen etc verwickeln lässt.


    Wenn jemand sehnsüchtig meinen Hund anschaut oder ein Kind verzückt guckt, frage ich manchmal, ob sie streicheln wollen. Und dann hab ich ja auch die Kontrolle, wie der Hund angefasst wird.

  • Im Grunde ist es eine ganz klassische Situation. Der Hund wurde angefasst, empfand das als bedrohlich, konnte nicht weg, hat gewarnt (steif werden ist Drohverhalten) und nach der Warnung nachhaltiger gesagt, dass die Finger von ihm weg sollen.


    Ganz klar - was ja auch schon rüberkam: Man muss einen Hund vor so was schützen. Das tue ich auch.


    Trotzdem wird das Leben immer wieder Menschen zu Euch führen, die in dieser einen Sekunde an den Hund griffeln (wollen). Daher trainiere ich mit meinen Hunden, dass sie einen Plan B haben. Ein ganz schnöde erlerntes Verhalten, das schrittweise auftrainiert wird, mit dem sie sich der Situation effektiv entziehen können. Weggehen und sich hinter mich stellen. Ich schreibe mal die Schritte, wie ich das einem neuen oder jungen Hund beibringe:


    1. Abwenden, wenn man fremde Menschen sieht. Die dürfen gerne weit weg sein, an einem vorbeilaufen, sich nicht die Bohne für den Hund interessieren oder ihn ansprechen. Ich trainiere bei jedem Menschen, der dem Hund ein Blick wert ist, dass das Weggucken (egal wohin, halt einfach weg) sich lohnt. Immer und überall.


    2. Jedes (angedeutete) Weggehen von Personen, mit denen der Hund (freundlich) Kontakt aufgenommen hat. Gerne bei bekannten. Jedes minimale "aus den Händen gehen" oder wegweichen wird mit Belohnung belegt.


    3. Ich kloppe meine Hunde zwischendurch von oben auf den Kopf, in den Schulterbereich, so richtig übel, wie Menschen das halt machen und belohne das fürstlich. Auch Bekannte lasse ich das immer wieder mal machen. Dafür gibt es dann bei mir eine superfette Belohnung. Einfach, weil das stattgefunden hat. Das wird für den Hund also irgendwann die Ankündigung von geiler Belohnung. Du hast da zwei Effekte drin: Der Hund freut sich drauf (meiner ersten BC-Hündin habe ich auf diese Art die Fliegenklatsche positiv gemacht - sie hatte Angst, wenn ich Fliegen tot gemacht habe, ich habe das so weit trainiert, dass ich sie mit dem Ding hauen konnte und sie freudestrahlend ihre Belohnung abholte) und er wird von der Person weggehen, um bei Dir die Belohnung zu holen - zieht sich also raus.


    4. Blocken, wie oben schon geschrieben. Ich stelle mich häufig zwischen Hund und Mensch und blocke sie - auch bei bekannten Leuten! Hinter mir ist Komfortzone. Das muss der Hund erst wahrnehmen und mitbekommen. Das geht nur, wenn man das aktiv zeigt.

  • Mein Zwerg war oft mit im Büro.


    Wenn er bei anfänglichen Tatschversuchen nicht zurückweichen konnte, ging er drohend und schnappend vor.


    Wenn möglich ist er ausgewichen.


    Die Kollegen machten ihre Lernerfahrung, wenn sie nicht auf mich hören wollten.


    Danach näherten sie sich nur noch mit meiner Erlaubnis. Auch an seiner Liege gingen sie nur noch vorbei, wenn ich an meinem Platz war.


    Trotzdem war er ein gerngesehener Hund, der Lächeln in die Gesichter zauberte.

  • Wobei das Verhalten bei einem 3kg Chi sicher ganz anders bewertet wird als bei einem 50kg Rottweiler, z.B. Leider hat die TE nicht dazu geschrieben, wie groß ihr Hund ist bzw. was da genau mitgemischt hat...

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