Zum Thema "Rudelführer und Rudel"

  • Hmmmh - auch für mich sind hinterfragen und austesten zwei verschiedene paar Schuhe. Austesten hat für mich so was langfristig Strategisches und Berechnendes. Deshalb bin ich damit auch nicht glücklich.

    Hamilton plant. Was der inzwischen bei meinen Schwiegereltern abzieht ist echt unfassbar! Der kennt auch die Wochentage und hat für besondere Tage ein besonderes Program das er abzieht.
    Das passt der auch sofort situationsbezogen an, wenn dann halt mal nochw er anderes da ist oder sowas.
    Oder wenn er mal wieder etwas haben will das Arren hat, dann verarscht er den kleinen Dummhund so richtig.


    Also, wenn ich das nicht verhindere. Arren schütze ich, bei den Schwiegereltern achte ich nur drauf das er sich nicht völlig in seinen Machtspielchen suhlt. Solange er die Zähne bei sich behält darf er machen wie er lustig ist, die Schwiegereltern glauben ja das alles gut so ist.
    Letztens erst wieder. Der edle Herr sprang die Treppen runter, raste um die Ecke und stoppte kurz vor deren Wohnzimmer, holte tief Luft und schaltete in den Modus "Dramaqueen", sank in sich zusammen, schlich ins Wohnzimmer, wimmerte kurz und sank bühnenreif auf dem Teppich zusammen. Ich stand im Flur und hab mir verzweifelt ein Lachen verkniffen, während die Oma sofort aufsprang und in die Küche eilte. Der Hund sprang ihr nach, bedrängte sie wie immer und bekam was vom guten Serano Schinken den die Oma kurz vorher gekauft hat.


    Für schnöde Leckerlies treibt er sie bloß in die Küche, so eine Aufführung gibts nur wenn irgendwas besonderes da ist. Der weiß das, der riecht das offensichtlich von oben aus.
    Ich beömmel mich immer köstlich was der abzieht, besser als Kino!


    „Der Hund testet mich“ hat für mich sowas von: Er nimmt mich nicht für voll, er möchte mich einschätzen, kurz: Er kratzt an meinem Ego.

    Aber er nimmt mich dann ja auch einfach nicht für voll. Bzw will er eben testen ob ich zu dem stehe was ich gesagt habe.
    Das kratzt zumindest bei mir nicht am Ego, ehrlich gesagt verstehe ich nun zwar wie du (und vermutlich andere) darauf kommen, also wegen der "zeigen wer der Boss ist" Schiene, aber ich hab das noch nie so gesehen. Also für mich.
    Weil, ich find das ist recht normal das man/Hund erstmal abchecken muss ob der Mensch da nun überhaupt vertrauenswürdig ist.


    Hmmm... Tatsächlich waren meine erste Hündin und Arren die einzigen Hunde die sofort davon ausgingen das ich toll bin. Ich glaub ich hab echt zuwenig solcher Hunde gehabt.


    Nicht um zu gucken, wie ich reagiere, sondern um das zu tun, worauf er Bock hat.

    Öhm... Aber das ist doch genau das?
    Er will tun was er will und testet ob du es durchgehen lässt, ergo guckt er wie du reagierst.

  • Hi,


    „er will tun was er will“ - ja. „Testet, wie ich reagiere“ ist denke ich einfach nicht sein ( bzw. bei mir ihr) Impuls.


    Klar scannt die mich auch ab, um zu sehen, was an dem Tag funktioniert. Aber mMn halt aus ner ganz egozentrischen Perspektive. Testen hat für mich so nen Aspekt von „ich schätze, dass der Andere dieses tut, wenn ich vorher jenes mache, gucke, ob meine Einschätzung richtig ist und weiß dann fürs nächste mal Bescheid.“ Und das glaube ich nicht.


    Sondern: Ich probier mal was ich hier grad für nen Vorteil kriegen kann.


    Weiß nur gerade nicht, wie ich es besser erklären soll. Ist zwar ein feiner, aber für mich wichtiger Unterschied.

  • ich kann mit dem "austesten" immer gar nichts anfangen. Was soll denn ausgetestet werden?

  • Mittlerweile ärgere ich mich sogar ein wenig, dass man aufgrund solcher Spinner, die sich mit dem Titel "Alpha", *Rudelführer" oder "Dominanz" (ver-)kleiden, und damit ihre eigentlichen Intentionen verbergen, doch die Vorherrschaft über diese Begriffe gewonnen haben. Zumindest in der Hunde-Szene.


    Aber irgendwie will ich mir die Worte nicht nehmen lassen. Und ich bin weiterhin der Auffassung, dass man das, was man z.B. unter der Dominanztheorie in der Hundeerziehung subsumiert, als das benennt, was es ist: Despotische Tyrannei.

    Irgendwie kann ich "Alpha-Männchen" auch nur noch ironisch verwenden, sei es als insgeheime Bezeichnung für einen bestimmten Schülertyp (z.B. die, die die Gruppenarbeit immer an sich reißen, obwohl ein stilleres Mädchen die gerade bessere Idee hat, die aber laut übergangen wird) oder die "Pavian-Position" oben auf einer Treppe bei der Aufsicht zwecks besserer Übersicht. :lol:
    "Dominante Elli" für einen bestimmten Mädchen- oder Frauentypus meine ich dagegen ernster. |)
    Alpha es et o (Omega gibt's gerade nicht) steht ja auch eher für etwas Souveräneres ("In dulci jubilo").
    Aber wer ist schon bereit, immer die andere "Wange" hinzuhalten? [Kann bei Hunden auch mal gefährlich werden, ist aber gar nicht so dumm (Kopf abwenden) in bestimmten Situationen.]
    "Auf der Nase herumtanzen" ist auch so eine Redewendung, die meistens Leuten entfährt, die sie, also die Nase, - aus welchen Gründen auch immer - (vermeintlich) immer höher tragen müssen als andere.


    Das geht mir gerade sprachlich bezogen so durch den Kopf - natürlich ohne wissenschaftlichen Anspruch.


    L. G.

  • So kann ichs erklären: Der Hund hat halt grad in dem Moment ein anderes Interesse als ich. Ist erstmal legitim. Ich kann meins trotzdem durchsetzen, wenns wichtig ist, muss deshalb aber nicht stinkig auf ihn sein. Oder ihn massiv mit dem Anspruch Ein für Alle mal deckeln.


    Voraussetzung ist da natürlich, dass die Beziehung schon gut funktioniert.


    Und weil ich auch nur ein Mensch bin, bin ich auch trotzdem manchmal angestänkert =)

  • Oooh ich finde schon dass Hunde austesten.


    gelten die Regeln noch? Was tut sie denn wenn ich jetzt die Regel nicht einhalte? Wie reagiert sie?


    Klar tun sie das in ihrem Eigeninteresse und nicht um den Menschen bewusst damit zu ärgern. Sie schauen halt wie weit sie in dieser Beziehung ihre Interessen durchbringen können. Manche machen das auch sehr subtil, andere plump.


    Dennoch ist es ein Testen. Oder wie nennt ihr das wenn man schaut wie weit man gehen kann?

  • Könntest du 1, 2 konkrete Beispiele nennen? =)

  • „Der Hund testet mich“ hat für mich sowas von: Er nimmt mich nicht für voll, er möchte mich einschätzen, kurz: Er kratzt an meinem Ego.

    Genau das ist es aber. Hat halt wieder was mit Rudelführerstatus zutun.
    Wenn ein Hund immer wieder seinen Menschen testet, nimmt er ihn nicht ernst, er kann die gegebenen Verbote nicht richtig einschätzen, vielleicht, weil der Mensch manchmal nicht konsequent genug ist.

  • Dennoch ist es ein Testen. Oder wie nennt ihr das wenn man schaut wie weit man gehen kann?

    Das ist eben der feine Unterschied.
    Hunde schauen nicht, wie weit sie gehen können, um des *Gehen Könnens" wegen. Sie haben IMMER ein sachliches, situatives Ziel.


    Menschen brauchen dazu kein sachliches Ziel, Machtgewinn allein ist selbstbelohnend, der Rest ergibt sich daraus.
    Und für solch einen Machtgewinn braucht es eine Strategie, die man mittels Austesten seines Gegenübers verfeinern kann.


    Da sässe dann ein Hund mit all seiner Macht. Und nun?


    Selbst wenn mich ein Hund mit Beschädigungsabsicht angeht, dann tut er das doch nicht, um mich auszutesten, wer der Stärkere von uns Beiden ist, einfach nur so. Der hat einen Grund dafür, wie immer der auch aussieht. Vll. sich selbst vor Menschen schützen, weil vll. besonders schlechte Erfahrungen mit dieser Spezies.


    Oder aufgrund seines Jobs, also fremder Hund. Weil wir im DF auch über Herdenschutz schreiben, stellten wir uns vor, Das Rosilein entert Chris Weide, will sich eine Kuh über die Schulter werfen ( ;) ) und damit abhauen. Dann kommen die MCs und warnen mich (böses Knurr und Aufgebaue): "Tu das ja nicht". Tue ich es trotzdem, beissen sie mich. Dann haben sie mich nicht ausgetestet, wie weit ich gehe, sie verfolgen einfach ihren Job, der da lautet: Chris Kühe über die Schulter werfende Rosis werden gebissen.


    Gäbe es sie nicht, bekäme ich halt von Chris einen mit der Schüppe drüber. Das wäre auch kein Austesten. Sie würde vll. später nachsehen, ob ich das überlebt habe. Und dann macht sie einen Test mit ihrem Brillenglas, also ob es beschlägt, ich also noch atme.


    Wenn ein Hund immer wieder seinen Menschen testet, nimmt er ihn nicht ernst, er kann die gegebenen Verbote nicht richtig einschätzen, vielleicht, weil der Mensch manchmal nicht konsequent genug ist.

    Wenn ein Hund immer wieder "testen" muss, ob er etwas darf oder nicht darf, dann testet er doch nicht den Menschen (als Person, Persönlichkeit) aus, um ihn auszutesten, um ihn ernst zu nehmen (oder eben nicht). Dann sucht er Sicherheit, Klarheit, Anleitung, Führung für sein Handeln. Das ist mehr ein Problem der gegenseitigen Verständigung/die Beziehung zwischen Mensch-Hund wäre dann vermutlich gestört und im Ergebnis hätte man einen unsicheren Hund.


    Aber wenn das Ergebnis dann so formuliert wird: "der nimmt Dich nicht ernst, der testet Dich aus" ergibt sich automatisch ein Selbstzweck des Kräftemessens (dem sich kaum ein Leser entziehen kann). Aber es hat diesen Selbstzweck nicht beim Hund.

  • . Dann sucht er Sicherheit, Klarheit, Anleitung, Führung.

    Jaha, hab ich doch geschrieben, daß es etwas mit dem Rudelführergedöns zutun hat. ;)
    Als ich meine Hündin übernommen hatte, hat sie paarmal getestet, ob sie ins Bett oder aufs Sofa darf, beim Vorgänger durfte sie das.


    Oder klauen von Anrichte oder Tisch; Vorbesitzer hat das alles geduldet, weil er es wohl niedlich fand.


    Bei mir darf sie das alles nicht, das haben wir geklärt.
    Übrigens hat mein Hund mich noch nie im Leben angeknurrt, Futter könnte ich ihr jederzeit abnehmen, sowas muß ich nicht üben.

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