Verhaltensgestörte / angstaggressive Hündin kastrieren?

  • Und mit Menschen macht man das auch erst wenn sie bereit dafür sind. Die werden nicht einfach in so eine Situation reingeschmissen.


    Ich halte davon bei Hunden überhaupt nichts.

  • Ich habe einige Angsthunde, die zum Glück keine Angstaggression entwickeln mussten und ich muss sagen - ohne deinen Trainer zu kennen oder beurteilen zu können - beim Lesen sträubten sich mir die Haare. Beim Lesen fiel mir CM ein, dem auch einige Erfolge zugeschrieben werden, dem ich aber auch niemals einen meiner Hunde ins Training gäbe.


    Mein Herangehen an einen Angsthund ist da eher genau anders herum - der Hund soll lernen, dass er keine Angst haben muss, wenn ich bei ihm bin, weil ich ihm in jeder Situation Schutz biete und nicht, dass er sich auf mich nicht verlassen kann, weil ich ihn in die Situationen bringe, die ihn ängstigen. Ich finde, die bisher eher insgesamt negative Entwicklung deiner Hündin zeigt, dass der Weg nicht wirklich der Richtige ist. Wenn sie jetzt bereits ernsthaft warnt, wird es uU nicht mehr echt lange dauern, bis sie auch beisst - und wenn sich das etabliert, weil sie sich nicht anders zu helfen weiss, wird das Problem nur noch größer.


    Zur Ausgangsfrage zurückkehrend sind alle meine Hunde - auch die Angsthunde - kastriert und die Angst wurde bei keinem stärker und auch die Lernmöglichkeiten hat dies nicht eingeschränkt. Ich finde eher, dass sie höchstens besser lernen, weil keine hormonell bedingten Ablenkungen mehr stören.


    Alles Gute für euch!

  • Wenn ein Hund unsicher ist, muß er bestimmte Sicherheiten kriegen.
    Zum Beispiel daß er sich darauf verlassen kann, daß du ihm irgendwelche Fremden vom Hals hälst, daß die nicht anfangen ihn zu begrapschen.
    Diese "Methoden" fördern nur weitere Verunsicherung-natürlich wehrt sie sich dann. Überhaupt nicht verhaltensgestört übrigens, sondern sehr beherrscht. Sie knurrt.


    Falls die Hündin auch sonst zu eher aggressivem Verhalten neigt, ist eine Kastration kontraindiziert.

  • Wenn dein Hund im Training so massiv knurren muss, um zu zeigen, dass er überfordert ist, läuft da mMn was in die falsche Richtung.

    Das sehe ich genau so!

    Wenn ein Hund unsicher ist, muß er bestimmte Sicherheiten kriegen.
    Zum Beispiel daß er sich darauf verlassen kann, daß du ihm irgendwelche Fremden vom Hals hälst, daß die nicht anfangen ihn zu begrapschen.

    Das unterschreib ich komplett.


    Wir haben bei uns auf dem Hundeplatz einen Schäferhunde-Mix (ca. 3 Jahre alt, aus dem Tierheim), verbellt alles und jeden und ist nicht ruhig zu bekommen.
    Unsere Trainerin hat sich die Zeit genommen diesen Hund einzeln zu trainieren und das sieht z.B. so aus: Die normale Hundegruppe übt und der Schäfi hat anfangs nur zugeschaut. Hundehalter und Trainerin saßen abseits der Hundegruppe auf einem Stuhl und der Schäfi wurde für ruhiges Verhalten belohnt.
    Ergebnis: der Hund kann heute in der Hundegruppe mit üben, verfällt gelegentlich jedoch wieder in sein altes Muster; ist aber insgesamt in dem halben Jahr wesentlich besser geworden. (Er wurde auch kastriert). Wenn weiter kontinuierlich trainiert wird sehe ich große Chancen, dass der Schäfi nahezu normal wird. Rückfälle kann es immer wieder geben.


    Ich würde den Dackel gar nicht auf fremde Menschen koslassen. Wenn er ruhig und brav sich verhält - ist doch alles gut. Er muss nicht Every-Body-Darling sein. Er braucht Dich als verlässliche Person, wo er Vertrauen hat und weiß, dass Du alles regelst.


    Versuche Deinen Hund zu schützen und gib ihm die Anweisung bei Menschenbesuch sein Körbchen (in einer geschützten Ecke) aufzusuchen und dort zu verbleiben. Dort kann er in aller Ruhe diese Menschen kennen lernen und wenn er schnuppern gehen mag, dann sollten diese Menschen das wortlos zulassen, ihn nicht bedrängen und so tun, als wäre dass das Normalste der Welt.


    Bislang hat Dein Hund Besuch (Hundetrainer) als negativ empfunden: Besuch kommt und zwingt zu Hundekontakt, die Dein Hund gar nicht haben möchte. Er muss Nähe ertragen, die er von sich aus gar nicht mag. Sein Individualbereich ist deutlich überschritten. Natürlich ergibt er sich irgendwann, was der Trainer dann als Entspannung empfindet. Dein Hund gibt da auf, aber Entspannung sieht anders aus!

  • Verstehe ich das richtig - eine dem Hund völlig fremde Person kommt gemeinsam mit dem Trainer zu dir nach Hause und du lässt zu, dass dein Hund zwangsbekuschelt wird? :shocked:


    Tut mir leid, aber das geht gar nicht und ist zu 100% nicht der richtige Weg! Hab hier auch ne Fremden gegenüber ängstliche kleine Hündin, und vor übergriffigem Verhalten schütze ich sie natürlich. Dein Hund lernt gerade nur eins - dass du ihr eben keinen Schutz, keine Sicherheit bietest.


    Eine Kastra wird nichts ändern, solange dieses "Training" nicht beendet wird!

  • Ich habe auch eine sehr unsichere Hündin (durch Misshandlung beim Vorbesitzer), die kastriert ist. Zum einen lernen auch kastrierte Hunde sehr wohl noch andere Verhaltensmuster und zum anderen frage ich mich, warum man seinem unsicheren Hund antun muss, dass fremde Menschen ihn streicheln? Eine der Regeln, die uns unsere Trainerin in der Hundeschule beibringt (vor allem bei unsicheren Hunden), ist, dass kein anderer (ungefragt) unseren Hund streichelt. Davor ist der Hund zu schützen.


    Besuchstraining lief bei uns so ab, dass zwar z.T. fremde Personen kommen, aber davon keiner (!) den Hund in irgendeiner Weise berührt. Ich sichere sowohl meinen Hund vor dem Menschen, als auch den Menschen vor unserer Hündin (die so manchen Besucher sicherlich ins Bein zwicken würde). Leckerlie geben/ werfen ja, mehr jedoch nicht!


    Mein Hund entscheidet, wenn er von jemanden gestreichelt werden möchte! Sprich, sie gibt die Signale, dass jemand anderes außerhalb unserer Familie sie streicheln darf. Und erst dann lasse ich das auch zu. Anderenfalls schütze ich sie, indem ich sie hinter mich nehme.


    Meine Hündin hat anfangs auch alles und jeden unterwegs verbellt. Das haben wir - mit Trainerin - geübt, in dem sie für jede Konaktaufnahme zu uns belohnt wurde. Mittlerweile sind Spaziergänge meist relativ entspannt, manchmal (vor allem bei Fremdhunden) fängt sie noch an zu pöbeln.


    In den Gruppenstunden hat sie anfangs auch ganz viel gebellt, mittlerweile ist auch das kaum noch ein Problem. Sie pöbelt zwar hin und wieder noch, aber das hält sich sehr in Grenzen. Vergangenen Mittwoch lief es nicht so dolle, aber dafür gibt es auch Gruppenstunden, in denen sie gar nicht pöbelt.

  • Ich habe auch einen Hund der Fremde total gruselig fand, bekamen wir Besuch pinkelte er sich ein. Er hat dann von uns die Möglichkeit bekommen durch die Terrassentür rauszugehen, niemals im Leben hätte ich den zwingen können sich streicheln zu lassen, das wäre für ihn ganz schrecklich gewesen. Bei ihm ist es auch besser geworden als dieser furchtbare kastrationschip endlich aufgehört hat zu wirken und als ich ihm gezeigt habe dass ihn niemand anfässt. Ich habe mich immer zwischen ihn und die Leute gestellt..
    Hast du vielleicht eine Tierheilpraktikerin an der Hand? Es gibt ja genug natürliche Methoden die man erstmal probieren kann.


    Wenn die Hündin aber wirklich Probleme mit der Läufigkeit hat und du sie kastrieren lassen musst ist das halt so. Da geht die Gesundheit vor.

  • Vielen Dank für eure ganzen (ehrlichen) Kommentare!


    Seit heute bin ich von dieser Trainingsmethode auch nicht mehr überzeugt (bisher war sie bei keinem Training so aggressiv wie heute) und ich werde gründlich drüber nachdenken, ob ich diese Methode meinem Hund weiter zumuten kann (ich denke nein).


    Tatsächlich hat meine Hündin bereits einmal gebissen, für sie in einer Bedrohungssituation. Das war allerdings VOR diesem Hundetrainer!!!
    Ich habe sie jetzt seit über einem Jahr und ich will endlich, dass sie diese Angstaggression ablegt. Mir ist klar, dass sie immer etwas unsicher bleiben wird, aber dieses aggressive "soll weg". Ich habe inzwischen zwei Gruppentrainings mitgemacht und zwei Einzeltrainer ausprobiert und irgendwie habe ich das Gefühl, es hilft alles nichts :( ich habe natürlich auch massiv Angst, dass sie nochmal beißen könnte...


    Ist ja jetzt auch alles von der eigentlichen Frage ab, aber es scheint so als würde bei einigen ängstlichen Hunden eine Kastration was positives und bei anderen etwas negatives bewirken...also ein Überraschungspaket? :muede:

  • Das kann man halt vorher niemals genau sagen. Bei meinem Rüden war es so dass es besser wurde seitdem er seine normalen Hormon wieder hat, aber das ist eben auch ein Rüde.

    Ich habe auch festgestellt dass es bei ihm darum geht dass er zwischen sich und der fremden Person Platz braucht. Ich mache momentan einen Erziehungskurs, auch dort stelle ich fest dass er schnell gestresst ist wenn andere Rüden mit auf dem Platz sind. Inzwischen lässt er sich ablenken, er braucht aber einfach die Möglichkeit auszuweichen.


    Was du bei diesen Hunden vor allem brauchst ist Zeit und Geduld. Und es ist ganz schwer einen passenden Trainer zu finden.

  • Das kann man halt vorher niemals genau sagen. Bei meinem Rüden war es so dass es besser wurde seitdem er seine normalen Hormon wieder hat, aber das ist eben auch ein Rüde.

    Ich habe auch festgestellt dass es bei ihm darum geht dass er zwischen sich und der fremden Person Platz braucht. Ich mache momentan einen Erziehungskurs, auch dort stelle ich fest dass er schnell gestresst ist wenn andere Rüden mit auf dem Platz sind. Inzwischen lässt er sich ablenken, er braucht aber einfach die Möglichkeit auszuweichen.


    Was du bei diesen Hunden vor allem brauchst ist Zeit und Geduld. Und es ist ganz schwer einen passenden Trainer zu finden.


    Ich habe auch schonmal gelesen, dass eine Kastration bei einem ängstlichen Rüden wohl kritischer sein soll als bei einer ängstlichen Hündin, weil die Hormone quasi genau umgekehrt "funktionieren" :ka:


    Einen passenden Trainer zu finden ist wirklich extrem schwierig. Immer wenn ich denke, ich habe einen "passenden" gefunden, werde ich doch wieder vom Gegenteil überzeugt.
    Vielleicht sollte ich einfach mehr auf mein Bauchgefühl hören und das mit den Trainern ganz sein lassen?
    Immerhin wollte meine Hündin, als ich sie mit 6 Monaten bekommen habe, nichtmal 10m vor die Haustür gehen...inzwischen liebt sie Spaziergänge (nur am liebsten ohne Hunde- und Menschenbegegnungen ;) ). Und Besuch ist halt auch immer extrem kritisch...

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