Dem neuen Hund Sicherheit geben.

  • Guten Morgen zusammen,


    Wie schon in der Vorstellung geschrieben haben wir, meine Frau und ich, einer kleinen Spanischhen Mischlingshündin ein Zuhause gegeben. Zumindestt für mich ist es nicht der erste Hund. Dennoch stellt sie mich auch eine harte Probe.


    Die kleine Cuqui ist 10 Monate alt, und nur im tierheim aufgewachsen, grosses Aussengehege viele andere Hunde, kontakt zu Menschen ja, aber wenig. Sie hat keine Angst vor neuem ist aber verunsichert. Man merkt ihr an, dass sie etwas möchte, wie Ballspielen, aber sich nicht traut. Sie sitzt dann vor dem Ball und fiept ihn an, geht weg kommt aber direkt wieder hin und versucht es, traut sich aber nicht ran.


    So ist es bei vielen Dingen. Den ersten Tag hat sie nur wie versteinert im Körbchen gesessen und beobachtet, was ja auch normal ist. Inzwischen ist es der 4. Tag sie bewegt sich in Haus (außer Treppen) schon relativ sicher. Sobald sich aber etwas in der Konstante ändert geht es zack ab ins Körbchen. Da reicht es schon wenn ich vom Sofa aufstehe. Andersherum legt sie sich aber auch schon zu mir und legt ihren Kopf auf meine. Arm um zu schlafen. Es ist ein grad an Vertrauen da, trotzdem ist sie oft noch verunsichert.


    Ich bin aktuell nicht sicher ob ich so richtig mit ihr umgehe um ihr widerum Sicherheit zu geben.


    Als Beispiel die Türschwelle.
    Die ersten 2 Tage hat sie sich nicht über die Türschwelle getraut, wir mussten sie also raustragen, da sie sich komplett im boden festgekrallt hat. Habe sie dann zum üben immer auf den Boden im Flur gesetzt, bin selbst raus. Sie wollte dann auch, traute sich aber nicht. Hin und her Laufen vor der Schwelle, ansetzen und wieder zurück und fiepen. Hab ihr dann zugeredet, und nach 5 Minuten hat sie dann Angesetzt und ist raus gekommen. Natürlich mit folgendem Loben. Seit dem geht das ohne Probleme.


    Zurück zur Frage. Wie kann ich sie zum Beispiel zum Spielen animieren? Wie gesagt man merkt sie will, sobald wir aber nur eine kleinigkeit machen erstarrt sie. Die schnappt sich den ball und trägt ihn weg, wetzt auch durch den Garten.


    Gruß Andre


    Und entschuldigung für den langen Text :)

  • Schön, dass ihr einem Tierschutzhund ein Zuhause gebt und dass ihr so viel Geduld mit ihr habt!


    Vielleicht habe ich es überlesen, aber wie lange ist Cuqui denn schon bei euch?


    Ich finde, ihr habt doch schon gute Ansätze; grundsätzlich denke ich aber, dass du ein bisschen zu viel von ihr erwartest. Ich würde sie einfach völlig in Ruhe ankommen lassen. Gebt ihr möglichst einen strukturierten, immer gleichen Tagesablauf mit vielen kleinen Ritualen - das vermittelt ihr viel mehr Sicherheit als man oft denkt und ist für solche Hunde wirklich wichtig.


    Zum "Spielen" animieren würde ich sie überhaupt nicht, das stresst sie nur. Spiel setzt ein sehr hohes Maß an Vertrauen und Unbefangenheit voraus - das kann sie noch gar nicht leisten, weil sie euch einfach noch nicht gut genug kennt und euch noch nicht einschätzen kann.


    Bestimmt wirst du hier noch bessere Tipps bekommen von Leuten, die mehr Erfahrung mit sehr ängstlichen Hunden haben ;)

  • Meine Sina war anfangs ähnlich. Dadurch, dass sie vorher nichts kennengelernt hatte, war ihr alles was sie nicht kannte, nicht geheuer. Spielen konnte sie auch nicht, vor einem Ball hatte sie Angst, auch wenn man sich komisch bewegt hat oder mal den Arm gehoben oder geniest oder gehustet oder einen Eisbecher ausgekratzt hat oder das Kirschkernkissen geraschelt hat usw. usw., hatte sie Schiss. Bei mir hat sie sehr schnell Vertrauen gefasst und sich daran gewöhnt weil ich ja den ganzen Tag bei ihr war. Bei meinem Mann und Sohn hat das ziemlich lange gedauert. Auf die beiden ist sie sogar teils bellend losgegangen wenn sie ihr nicht geheuer waren.


    Du brauchst viel Geduld, das wird mit der Zeit wenn sich der Hund besser eingewöhnt hat und sich an alles Bewegungen und Geräusche gewöhnt hat. So wie du das schilderst, denke ich, wird der Hund recht schnell Fortschritte machen weil er nur unsicher ist, aber keine Panik hat. Ausserdem scheint er sehr neugierig zu sein.


    Da Sina auch nicht spielen konnte, habe ich immer mit einem Zerrseil langsam am Boden vor ihrer Nase herumgefuchtelt.
    Und irgendwann hat sie sich zögerlich getraut, das mal mit den Zähnen anzupacken. Und jetzt zergelt sie wie eine Irre und mit ihrem Leckerlieball mag sie auch spielen.
    Hab einfach Geduld, dann wird das schon.


    Bei meiner Sina hat es fast 1 Jahr gedauert bis sie ein fast normaler Hund gewesen ist - hauptsächlich beim Verhalten meinem Mann und meinem Sohn gegenüber. Spielen, Stubenreinheit, an der Leine laufen, keine Angst mehr vor anderen Hunden haben, Freilauf usw. klappte schon früher sehr gut.

  • Meine kleine kommt zwar nicht aus dem Tierheim, aber mit einem Welpen der auch erst alles kennenlernen muss ist es im endefekkt das gleiche. Erstmal Angst/verunsicherung vor neuem. Gestern erst hab ich ihr ein neues Körbchen genähnt, das sie angeschaut hat als wäre es ein Monster das unterm Sofatisch liegt.. :lol:
    Ob das neue Geräusche oder sonst was ist, es ist eben neu und braucht Zeit. Der Hund muss es immer wieder sehen/hören/erleben um zu verstehen das daraufhin nichts schlimmes passiert und das er keinen grund hat Angst zu haben, Frauchen/Herrchen sind da und beschützen mich wenn nötig. Immer und immer wieder wiederholen (wie das über die Türschwelle gehen) dann wird alles langsam zur normalität, sie ist ja ert 4 Tage bei euch da kann man nicht erwarten das sie auf alles angstfrei und unbeschwert zugeht. Gib hier zeit und sei bei ihr.

  • Schön, dass ihr diesem Hundchen ein Zuhause bieten könnt.
    Meiner Meinung nach macht ihr alles richtig. Die kleinen Erfolge sprechen ja für sich. Ich denke Zeit ist hier der wichtigste Faktor. Zeit, Liebe, Konsequenz und vor allem Beständigkeit.
    Ich würde jetzt z.B. in nächster Zeit nicht gleich in Urlaub fahren oder andere größere Wechsel anstreben. Auch nicht zu viele neue Leute einladen, die den Hund begrüßen und "anschauen" sollen.
    Laß ihr Zeit um anzukommen.
    Nicht jeder Hund spielt. Meine taube Auslandshündin wusste gar nicht was man mit Spielzeug macht und hat es auch nie gelernt. Dafür liebte sie Intelligenzspiele (also doch Spiele).
    Unser Neuzugang, 9 Monate, aus Ungarn, kam mit 6 Monaten zu uns und hatte noch den welpentypischen Spieltrieb. Bei ihr muss ich eher aufpassen, dass es z.B. mit Ball nicht zu viel wird.
    Aber ich finde es hört sich bei euch alles ganz gut an und ihr seid auf dem richtigen Weg. Gibt es auch ein Bild der kleinen Dame?

  • Das Beispiel mit der Türschwelle finde ich so ganz gut und hätte es auch nicht anders gelöst.
    Muki ist z.B. gar kein ängstlicher Hund. Wir laufen immer über eine größere Brücke zur Arbeit. Auf einer Seite Strassenverkehr, auf der anderen Seite Wasser. Manchmal läuft sie souverän drüber und dann will sie wieder nur auf einer Seite laufen. Mal sind es die Autos die sie verunsichern, mal das Wasser. Ganz komisch und ohne ersichtliches Schema.
    Ich lass sie dann halt da laufen wo sie will, solange sie überhaupt drüber läuft bin ich ja schon froh. Ich kenne andere Leute, die mit Hund nicht in die Altstadt gehen können, weil sich der Hund weigert über die Brücke zu gehen.

  • Hi erstmal danke für euren netten Antworten.


    Wie gesagt ich bin nicht unerfahren mit Hunden, aber aktuell schon echt verunsichert ob das alles so richtig ist. Ich versuche ihr das natürlich nicht zu zeigen. Aber mich beruhigt das schon das der Weg den wir mit ihr gehen nicht so falsch ist.


    Es sind halt so Kleinigkeiten wo ich ins grübeln komme. Sie liegt im Körbchen, steigt raus, rennt durch das Wohnzimmer, fiept, geht wieder ins Körbchen, setz sich hin und fängt an am Körbchen zu Knabbern. Man merkt also das sie mit der Situation nicht zufrieden ist. Ich vermute da eine Überforderung mit der sie nicht klar kommt. Wobei es ja genau so auch Langeweile sein kann, was ich aber in der Situation grad nicht glaube.


    @Dimmalimm
    Sie ist seit dem 1.9. bei uns also jetzt 4 Tage, also alles noch ganz frisch. Es ist auch nicht so als wäre in den letzten Tagen nichts passiert, dennoch mache ich mir Gedanken, was irgendwie auch bescheuert ist :tropf:

  • Hallo,
    Du machst das gut und so solltest Du auch weiterhin mit der Hündin umgehen.
    Viel Ruhe, Geduld und Liebe sind die wichtigsten Dinge, die ein Hund aus dem TS braucht.


    Das Thema Spielen würde ich derzeit hinten anstellen, denn die Hündin lernt so viele neue Dinge, mit denen sie sich auseinander setzen muss, dass ein Spiel total unwichtig ist. Das kommt, wenn sie länger bei Euch ist, denke ich.


    Faro ist auch aus dem Tierschutz (Tötungsstation Mallorca) und er kannte nichts, als er zu uns kam. Er ging durch keine angelehnte Tür und seine Neugierde verhalf ihm dazu, Dinge einfach auszuprobieren.


    Die kleinen Fortschritte, die Deine Hündin macht, sind für mich schon große in dieser kurzen Zeit.


    Wo steht denn ihr Körbchen? An einer ruhigen Stelle, wo sie sich zurückziehen kann, ohne gestört zu werden?

  • Hi, wir haben selbst vor 2 1/2 Monaten einen Auslandshund aufgenommen und bei uns hat es bisher die Zeit gerichtet. Wir waren auch oft verunsichert ob WIR richtig handeln. Wir wollten die Unsicherheit natürlich nicht verstärken und wollte aber trotzdem für den kleinen in diesen unsicheren Momenten da sein. Den ersten Tag hat er ausschließlich in seiner Box verbracht und alles beobachtet am zweiten hat er dann das Schlafzimmer erkundet am 3. das angrenzende Wohnzimmer immer in geduckter Haltung an raus gehen war nicht zu denken.
    Ein großes Problem bei uns fremde Menschen. Nur als Beispiel, beim Spazierengehen kamen uns Leute entgegen, er hat sich hingesetzt und keinen mm bewegt bis die "Gefahr" nicht vorbei war. Personen hinter uns die ihm "folgen" ganz großer Auslöser. Kein Schritt ohne dass der Kopf nach hinten geht und geschaut wird ob sich jemand nähert, Schwanz eingezogen, geduckte Haltung. Ich habe zwischenzeitlich nicht dran geglaubt dass das Besser wird aber es wird. Und inzwischen muss ich auch sagen, das Vertrauen und die Bindung welche sich wirklich nur sehr, sehr langsam aufbaut spielt uns immer mehr in die Karten. Er weis inzwischen wenn wir an Personen vorbeilaufen können kann er es auch und folgt uns mit einem Meter Abstand damit wir erst unter Beweis stellen können, dass ihm wirklich niemand was tut.
    Wir haben gelernt Situationen zu nutzen, um unserem Racker zu beweisen wir beschützen ihn. Fremde Menschen wollen ihn anfassen (kann er überhaupt nicht leiden) wir stellen uns dazwischen, beim Spielen mit anderen Hunden und ihm wird es zu viel rennt er zu uns und stellt sich zwischen unsere Beine damit wir ihm die anderen Hunde vom Leib halten können. Wie oft hab ich gehört er muss das Regeln, er muss lernen sich bei anderen Hunden durchzusetzen. NEIN muss er nicht, kein unsicherer Hund muss das. Er sucht von sich aus Schutz bei UNS also bekommt er ihn.
    Sorry für den langen Text aber ich war die letzten zwei Monate auch oft verunsichert und habe Stunden damit verbracht Beiträge zum Thema zu finden welche mir helfen leider vergeblich :(

  • Hi,
    wir haben auch seid kurzem eine Hündin aus dem Tierschutz und habe eben dieses Thema gelesen und mich gleich mal hier angemeldet weil ich ganz ähnliche Erfahrungen gemacht habe.
    Abby ist 9 Monate und stammt aus Bulgarien. Bevor sie bei uns eingezogen ist war sie schon drei Monate in einer Pflegeselle hier in Deutschland, wo sie zum Glück schon einiges lernen konnte (z.B. Stubenreinheit und ein paar Stunden allein sein).
    Als sie dann bei uns angekommen ist hat sie sich nicht ins Haus getraut und ich musste sie die ersten 2 Tage rein und raus tragen. Irgendwann hat sie dann mit viel Geduld und locken (Futterspur durch den Flur legen etc.) den Weg durch den gruseligen Flur gemeistert. Im Haus brauchte sie auch ein paar Tage, bis sie sich einigermaßen sicher bewegt hat.
    Die ersten Tage habe ich sie weitestgehend in Ruhe gelassen und wir haben nur "Spaziergänge" im Garten gemacht. Als wir dann kleinere Runden auf dem Feldweg nebenan gedreht haben hat sie sich bei allen Begegnungen (Jogger, Fahrradfahrer, andere Hunde) ins Gebüsch am Wegesrand verdrückt.
    Ich war einige Male schon ziemlich verzweifelt weil ich nicht wusste wie ich ihr die Sicherheit vermitteln sollte die sie braucht, aber mit der Zeit ist es immer besser geworden. Habe mich einfach vor sie gestellt, niemanden an sie rangelassen und sie hat sich jedes Mal etwas weniger tief im Gebüsch versteckt. Als sie dann weniger Angst gezeigt hat bin ich auf die netten und freundlichen Hunde, denen wir begegnet sind, zugegangen und habe diese begrüßt und nach zwei, drei mal ist sie dabei mit mir mitgekommen - mit Menschen ist sie noch etwas unsicherer, aber auch das wird langsam besser.
    Spielen ging am Anfang auch nicht wirklich, sie wollte zwar, ist aber immer wieder zurückgeschreckt. Nach ca. 2 Wochen habe ich es mal mit nem Zerrseil versucht, war anfangs auch schwierig weil sie sich nicht getraut hat wirklich zuzugreifen aber nach zwei Tagen hatte sie es raus und freut sich jetzt wie blöd, wenn sie mir das Seil mal entreißen kann ;) (hab gelesen, dass das gut fürs Selbstbewusstsein ist und kann das in Abbys Fall nur bestätigen)
    Seid einer Woche geht auch das Spazieren ghen in ruhiger Umgebung fast problemlos. Sie ist zwar immer noch zurückhaltend und wenn ihr was nicht geheuer ist legt sie sich hinter mich an den Wegesrand, aber besonders bei den Hundebegegnungen ist das Eis gebrochen und sie begrüßt jeden (freundlichen) Hund begeistert. Gestern habe ich sie das erste Mal zum Toben mit einem anderen jungen Hund von der Leine gelassen und alles ist super gelaufen, sie hat sich danach sogar ohne Probleme wieder zurückrufen und anleinen lassen :D (trotz Training ein echt spannender Moment für mich)


    Also, langer Text kurzer Sinn: Geduld, viel Zeit und Ruhe, freu dich über kleine Fortschritte - und vor allem: nicht verzweifeln, auch wenns mal Rückschläge gibt! (jedenfalls hab ich mir das immer wieder gesagt und jetzt - nach 5 Wochen - bin ich guter Dinge dass wir noch weit kommen)


    LG
    Nina

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!