AD(H)S beim Hund?

  • AD(H)S ist daher so eine beliebte Diagnose, weil sie das System in Ruhe lässt.
    Sie legt den Focus auf einen Symptomträger.... und alle anderen können sich entspannt zurücklehnen, weil sie keine Anteile haben und an ihrem Verhalten nichts ändern müssen.


    Als Beweis wird oft die Wirksamkeit von Methylphenidad angeführt. Konzentration und Aufmerksamkeit wird verbessert.
    Nun, das tut es bei jedem Menschen, daher wird es auch ganz gerne von lernenden Studenten eingenommen. Es ist ein selektiver Wiederaufnahmehemmer für Dopamin und Noradrenalin. Neurobiologisch tut es dasselbe wie Kokain, nur dadurch dass es langsamer anflutet fehlt das high-Gefühl, der Kick.


    Ich zweifle übrigens nicht an, dass es AD(H)S gibt, aber deutlich weniger häufig, als es diagnostiziert wird.

    Jain. Ich finde den Vergleich mit Kokain etwas gewagt. Auch wenn das medizisch vielleicht nicht abwegig sein mag, klingt das für mein Empfinden zu negativ, irgendwie nach Drogensucht und Rauschzustand (auch wenn du das fehlende Kick Gefühl betonst) . Im Gegenteil : Konzentration und Aufmerksamkeit mögen erhöht sein, aber ich möchte da eher von "es ist endlich ein Filter da" sprechen. Was Studenten damit treiben sei dahin gestellt, aber ein wirklich Betroffener kann endlich unwichtige Dinge ausblenden und wichtige Dinge wahrnehmen. Filtern halt. Selbst eigene Freizeitbeschäftigung oder Sicherheit im Straßenverkehr fallen darunter! Auch einfach mal abzuschalten, wenn nichts wichtiges ist, ruhen, Frustrationen tolerieren, Reizbarkeit senken... Dieses Medikament hat bei Betroffenen so viele Facetten, dass es oft die einzige Möglichkeit ist. Im gleichen Atemzug von Koks zu sprechen tut weh... Ich sehe es gerne so: würde man einem Diabetiker seine Medikamte verweigern, er kann doch auf Zucker verzichten? Würde man es dem Schilddrüsenkranken absprechen, soll er doch weniger essen? Nee. Aber der ADHSler wird kritisch beäugt. Sorry wenn ich da eine etwas pikierte Sichtweise hab, aber das hat seine Gründe.


    EDIT: Auch spreche ich als Laie, mir ist klar, dass man diese drei Diagnosen nicht so platt vergleichen kann, mir geht es um das Bild in der Gesellschaft.


    Aber nun gut, es ging ja um Hunde, sorry fürs OT!

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    Hi


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    • Jain. Ich finde den Vergleich mit Kokain etwas gewagt. Auch wenn das medizisch vielleicht nicht abwegig sein mag, klingt das für mein Empfinden zu negativ, irgendwie nach Drogensucht und Rauschzustand (auch wenn du das fehlende Kick Gefühl betonst) . Im Gegenteil : Konzentration und Aufmerksamkeit mögen erhöht sein, aber ich möchte da eher von "es ist endlich ein Filter da" sprechen. Was Studenten damit treiben sei dahin gestellt, aber ein wirklich Betroffener kann endlich unwichtige Dinge ausblenden und wichtige Dinge wahrnehmen. Filtern halt. Selbst eigene Freizeitbeschäftigung oder Sicherheit im Straßenverkehr fallen darunter! Auch einfach mal abzuschalten, wenn nichts wichtiges ist, ruhen, Frustrationen tolerieren, Reizbarkeit senken... Dieses Medikament hat bei Betroffenen so viele Facetten, dass es oft die einzige Möglichkeit ist. Im gleichen Atemzug von Koks zu sprechen tut weh... Ich sehe es gerne so: würde man einem Diabetiker seine Medikamte verweigern, er kann doch auf Zucker verzichten? Würde man es dem Schilddrüsenkranken absprechen, soll er doch weniger essen? Nee. Aber der ADHSler wird kritisch beäugt. Sorry wenn ich da eine etwas pikierte Sichtweise hab, aber das hat seine Gründe.
      EDIT: Auch spreche ich als Laie, mir ist klar, dass man diese drei Diagnosen nicht so platt vergleichen kann, mir geht es um das Bild in der Gesellschaft.


      Aber nun gut, es ging ja um Hunde, sorry fürs OT!

      Du magst den Vergleich gewagt finden, neurobiologisch ist das aber so.


      Ich bin übrigens kein Laie und außerdem habe ich eine ADHS Diagnose und habe auch schon Ritalin genommen. Ich kam damit nicht zurecht, habe aber sicher in damals über 35 Lebensjahren schon eigene Mechanismen entwickelt, die für mich besser funktionieren.


      Warum du jetzt deine pikierte Sichtweise nüchternen Fakten gegenüber stellst, weiß ich nicht. Ich habe keinerlei Wertung abgegeben.

    • Du magst den Vergleich gewagt finden, neurobiologisch ist das aber so.
      Ich bin übrigens kein Laie und außerdem habe ich eine ADHS Diagnose und habe auch schon Ritalin genommen. Ich kam damit nicht zurecht, habe aber sicher in damals über 35 Lebensjahren schon eigene Mechanismen entwickelt, die für mich besser funktionieren.


      Warum du jetzt deine pikierte Sichtweise nüchternen Fakten gegenüber stellst, weiß ich nicht. Ich habe keinerlei Wertung abgegeben.

      Unter anderem im Edit hab ich erläutert warum. Vieles mag medizinisch betrachtet so und so sein, das interessiert die Gesellschaft aber nicht. Und das führt dann dazu, dass Hans Wurst die Kokain Sache aufschnappt und so weiterratscht, dass am Ende dann "ADHSler mit Medis stehen unter Drogen" dabei raus kommt. Deswegen bin ich bei solchen Vergleichen außerhalb von Vorlesungssälen und Arztpraxen sehr empfindlich, mögen sie auch medizinisch gesehen logisch und begründet sein. Ich stelle hier nichts in Frage, ich finde es nur in diesem Rahmen ungut, den illegale Drogen Vergleich heranzuziehen.


      Als Mutter eines ADHS Kindes musste ich mir schon einiges anhören und stehe regelmäßig zwischen Kind, das froh ist sich endlich seinen geliebten Büchern und seiner Wissbegierigkeit in der Schule widmen zu können und Leuten, die bei FB, Google, der Bildzeitung und eben in irgendwelchen Foren gelesen haben wollen, dass es ADHS gar ni ht gibt (Stichwort viele Fehldiagnosen) und entsprechende Medikamte wie Drogen sind (Stichwort Vergleiche). Ich halte mehr davon, Laien das auf Augenhöhe zu erklären. Unsere Ärztin erklärte das mal ganz niedlich: Es ist wie eine Brille - es hilft, aber gucken muss man selbst. Klingt für die breite Masse anders als es würde Konzentration und Aufmerksamkeit praktisch so erhöhen wie Kokain nur ohne Kick (ich betone nochmal : medizinisch stelle ich das gar nicht in Frage. Aber in diesem Kontext halte ich das eben für gewagt, da das schnell missverstanden werden kann).
      So und nun bin ich raus, hier geht's um Hunde und nicht um Menschen. Ich denke aber mal die meisten Hunde werden ihre Eigenarten eher von wo anders haben als durch ADHS. Und selbst wenn, dann wird das wie gesagt nicht so schnell rauszufinden sein.

    • Es ist aber bei weitem nicht so, dass man bei ADHS nur eine Pille schluckt und alles ist super normal.
      Mein Sohn hat ADHS und wir haben u.a Ergotherapien, Verhaltenstherapien, mentales Training und auch ein spezielles Elterntraining in den letzten 7 Jahren gemacht, damit er (und wir) mit der Krankheit umgehen können und sie nicht mehr den Großteil seines Lebens bestimmt. Er hat regelmäßig Untersuchungen und alle zwei-drei Jahre wird die Diagnose (durch entsprechende Testungen) geprüft.
      Die Medikamente sind nur eine Hilfestellung, damit ein ADHSler die Reizüberflutung im Griff hat um überhaupt aufnahmefähig für lernbares zu sein.
      Ich denke mal bei Hunden wäre das auch so. Nur Medikation ohne abgestimmtes Training dämmt nur die Symptome, hilft aber langfristig nicht um eine gewisse Basis zu erlangen, auf der der Hund leidensfrei lebt.


      Einen Menschen ohne ADHS machen die Tabletten schlicht und ergreifend „nur“ leistungsfähiger, aktiver und das Gehirn arbeitet auf Hochleistung ohne schnell zu ermüden. Aber die gesundheitlichen Schäden können bei „gesunden“ Menschen extrem sein. Das geht dann von Bluthochdruck zu Herzrythmusstörungen bis zum totalen Zusammenbruch.

    • "Gesunde" Menschen haben in der Regel nur die Nebenwirkungen erhöher Vigilanz, sprich höherer Puls usw. Dadurch entsteht subjektiv das Gefühl, fokussierter und leistungsfähiger zu sein. Überprüft man das objektiv anhand von Leistungs- und Konzentrationstests, kommt zu Tage, dass trotz subjektiver Leistungssteigerung eher objektive Leistugnsverschlechterungen die Folge sind.


      Der einzige wirkliche Effekt ist bei gesunden Leuten, dass sie über die Wirkdauer eine verringerte Müdigkeit besitze, und für diesen Effekt muss auch schnell durch Toleranzbildung viel viel mehr genommen werden, was dann



      Zitat

      Aber die gesundheitlichen Schäden können bei „gesunden“ Menschen extrem sein. Das geht dann von Bluthochdruck zu Herzrythmusstörungen bis zum totalen Zusammenbruch.

      zur Folge hat

    • Ich vermute mal, dass es das Störungsbild ähnlich auch bei Hunden gibt...


      Ich laufe auch nicht durch die Weltgeschichte und erzähle allen, dass MPH wie Kokain wirkt...


      Und wenn ich euch beide lese, glaube ich nicht, dass ihr eine "Ritalin rein-und alles ist in Butter Einstellung" habt. Dann machen diverse Therapien, Änderungen im Alltag und Medikation das Ganze einfach rund.


      Es gibt aber auch Eltern, die sich freuen, eine Diagnose zu haben und Medis zu geben... Die fühlen sich dann bestätigt, dass sie alles richtig gemacht haben, das Kind ist halt krank und wir müssen nichts ändern.


      Das meine ich damit, dass ich sage, die Diagnose lässt das System in Ruhe.


      Bei Hunden wird es dasselbe sein, man schafft zunächst ein reizärmeres Umfeld... schraubt vielleicht am Futter, etc. pp

    • ja! danke.
      die fehlende Aufmerksamkeit ist in solchen Fällen, bei Hyperaktivität, dann bestimmt sekundär, weil der Mensch/Hund der das hat nicht passend gefordert ist und nicht weiß, wohin mit seiner Aktivität...

    • ich bin verwirrt - ist dieser Kommentar mit "verstößt gegen die Regeln wegen halbwahrheiten" auf meinen Post bezogen?


      Dann was genau ist da die Halbwahrheit ? Ich kenne etliche Leute die zum Uni Psychologen gegangen sind und sich ADHS haben diagnostizieren lassen (in den letzten 3 Jahren). Das sind zwei Besuche und schon bekommt man das verschrieben, Tests? Nö. Zwei Gespräche in denen man durchklingen lässt das man sich nicht gut konzentrieren kann reichen. Aber DAS hat ja nichts mit dem Hund zu tun. Mir ging es darum zu erfahren ob das beim Hund auch "sofort" diagnostiziert wird und dann der Weg zu Tabletten führt als Lösung, oder ob man da andere Wege einschlägt.


      Es soll hier auch nicht um meinen Hund gehen :) das war nur der Auslöser, wie ich durch die Aussage einer Frundin überhaupt er auf dieses Thema gekommen bin. Bei meinem eigenen Hund mache ich mir da nämlich keinem Kopf, die halte ich für ziemlich normal.



      -----

      Ich beobachte diese Entwicklung unter Hundehaltern langsam etwas mit Sorge, für jegliches (vermeintliche) Fehlverhalten eines Hundes eine gesundheitliche Ursache zu suchen.


      Es mag durchaus Hunde geben, die auf Grund physischer Dysfunktionen an einem ADHS ähnlichen Krankheitsbild leiden. Aber seien wir doch mal ehrlich, die extreme Mehrheit zeigt diese Auffälligkeiten auf Grund von Haltungs-, Aufzucht- und Auslastungsfehlern, aber da offensichtlich immer wenigeren Hundehaltern die Selbstreflexion und das Einsehen von gemachten Fehlern liegt, sucht/erfindet man eine Diagnose, die erklärt, warum der Hund neben der Spur läuft, ohne dass einen selbst Schuld trifft und interessanterweise auch stets ohne dass man wirklich etwas dagegen unternehmen muss.

      Ja genau, da Stimme ich zu.
      Wobei man ja oft liest das gesundheitliche Probleme zu den abenteuerlichsten Verhalten führen können, darum ist das sicher nicht immer von der Hand zu weisen.

    • Doch dürfen die. Zumindest in Kliniken.
      Ich war mit meinem Sohn zur Duagnostik in der hiesigen Uniklinik. Seine Psychologin hat die Diagnose gestellt und das Rezept ausgestellt. Allerdings haben die Untersuchungen und Tests bis zur endgültigen Diagnose fast 6 Monate gedauert.
      Dann habe ich noch einen Bericht für den Kinderarzt bekommen, damit der Folgerezepte ausstellen darf, entsprechende Kontrolluntetsuchungen macht (Blutuntersuchungen, EKG alle 6 Monate)und gehe alle zwei bis drei Jahre mit meinem Sohn in die Uniklinik zur Diagnoseprüfung.
      Leichtfertig haben die Ärzte die Diagnose wirklich nicht gestellt.

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