@tkknq:
Du wirst mit Menschen Kontakt haben. Unter Umständen mehr, als dir lieb ist.
Wenn du mit Selbständigkeit vertraut bist, dann erzähl ich dir ja nix Neues.
(Aber vielleicht ist für @secret08 ja ein bisschen „Neues“ dabei)...
Von den Krankenkassenkosten bis hin zur Altersvorsorge dürfte dir das ja bekannt sein, auch dass du diese Einnahmen ja erst mal haben musst.
Unbezahlter Urlaub, in der Regel für ne Grippe kein Krankengeld, aber eben auch kein Umsatz....
400€-600€ Krankenkasse, 200€ für Vorsorge, Existenzschutz, Betriebshaftpflicht, 200-300€ Spritkosten....
Dann musst du dir überlegen - Praxis in den eigenen Wohnräumen.
Da hast du dann eben alle naselang fremde Menschen bei dir - und was sagen deine Hunde zum regelmäßigen Besuch anderer Hunde?
Ist die Wohnung/das Haus überhaupt gewerblich nutzbar, sprich: ist es erlaubt oder müsstest du Räume mieten?
Oder willst du mobile Praxis machen?
Sprich etwa 30-40.000 km im Jahr fahren? Wie sieht es bei euch mit Umweltzonen aus? Ich mach jetzt innerhalb von 3 Jahren die dritte „Schließung“ mit. Erst Rot, dann gelb, jetzt grün. Nur die Spritkosten bei nem Benziner wären einfach kaum finanzierbar... neues Autos dann finanzieren - wird schwer, als Selbständiger bist erst mal nicht Kreditwürdig... wenn du es jemals in Augen der Banken sein wirst.
Zeitfaktor: natürlich kannst du mobil eine Kilometerpauschale nehmen, nur die Zeit im Auto kann dir keiner bezahlen.
Aus 1,5 Stunden Behandlung wird dann schnell mit Hin-&Rückfahrt 2,5 Stunden.
Du kommst in Haushalte, wo du anschließend am Liebsten duschen möchtest.
Du gräbst deine Hände nicht immer in super gepflegtes Hundefell.
Manchmal musst du den Leuten mühevoll erklären, dass ihr Hund zum TA gehört.
Der eigene Hundefaktor:
Die Ausbildung ist zeitintensiv. Im schlimmsten Fall kostet sie einfach extrem viel von der Zeit mit deinen Hunden.
Drehst dich um: zack, sind sie 2 oder 5 (wenn man jetzt ATM ausdehnt) älter...
Wenn du Senioren hast, sei dir darüber klar, dass uU während der Ausbildungszeit die Palliativzeit ansteht. Dann hast du die Wahl: entweder du schmeißt uU hin und bist für deine Hunde da oder du kannst eben nicht den letzten Lebensabschnitt deines Hundes mit ihm verbringen, weil du im Blockunterricht hockst, büffeln musst etc.
Nebenberuflicher Geschäftsaufbau...
Kommen noch mal 2-5 Jahre oben drauf, wo du quasi Frei-So anstatt Zeit mit deinen Hunden zu verbringen, andere Hunde behandelst.
Das macht - im Worst Case - 10!!! Jahre, in denen deine Hunde wirklich wenig von dir haben. Das ist fast ein ganzes Hundeleben.
Machst du dich direkt hauptberuflich selbstständig, ist es einfach eine Frage der Fixkosten, ob du die von Reserven gedeckt bekommst etc.
Wie groß ist das finanzielle Polster etc.
Brauchst ja uU eine Praxiseinrichtung, Gerätschaften etc.
Der Partnerfaktor:
Wenn ein Partner vorhanden ist, der muss! das mittragen. Von A bis Z.
Abends büffeln, abfragen, keine gemeinsamen Wochenenden mehr.
Nicht nur einen Monat, sondern viele.
Genauso wie die Selbständigkeit später selbst.
Fortbildungen später.... Patienten am Wochenende, mal abends....
Urlaub.... wie gesagt: Urlaub = kein Umsatz. Aber laufenden Fixkosten fürs Gewerbe. Trägt ein Partner das mit, dass in den ersten Jahren Urlaub flach fällt? Höchstens die gesetzlichen Feiertage frei?
Angebot/Nachfrage:
Gibt’s schon Physios? Mobile? Mit Praxis? Sprich wie viel Konkurrenz ist da? Wie sind die wohnortüblichen Preise?
40€/Stunde? 60€/Stunde?
Sind die in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen?
Hochrechnen, wie viel es dann nach Ablauf der Ausbildung sein werden...
Was wird euch von den anderen unterscheiden? Könnt ihr mit jemanden zusammen arbeiten?
Betriebswirtschaftswissen vorhanden?
Würde ein passiv gerechneter Umsatzplan überhaupt zum Leben reichen?
Liegt euch das Behandeln von ängstlichen/bissigen/unkooperativen Hunden?
Das doch teilweise mehr als im normalen Rahmen „mit Abschied“ nehmen müssen von Hunden?
Selbständig machen kann sich jeder. Es auch zu bleiben, das ist die Kunst.
