Wann hört die Beisserei auf?

  • Ich bin ja sooo froh über diesen Thread.... uns geht es gerade genauso und ich habe mir schon viele Gedanken gemacht. Unser Hund ist nämlich nicht vom Züchter. Wir haben ihn mit 15 Wochen aus einem Tierheim auf Sardinien geholt. Er ist mit ca. 6 Wochen von der Mutter weg und war zwei Monate in einem Zwinger mit 20 anderen Junghunden/Geschwister. Er war eher der Ruhigere und nun macht er bei uns ganz schön Dampf. Morgens und Abends hat er seine "wilden" Minuten und dann wird auch schon mal angesprungen und geknatscht wenn man ihn versucht vom Sofa zu holen. Ich habe fest gestellt, dass wenn ich ihn vorn an der Brust halte, dass er sich beruhigt und vom Sofa hebe ich ihn mit einem bestimmten "Nein" behutsam herunter und das findet er nicht schlimm. Wenn ich ihn versuche am Geschirr runter zu ziehen, schnappt er auch nach mir und ich habe ganz schön viele blaue Flecke. Ich hoffe auch, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

  • Letztens hatte ich eine Trainerin hier und das fand ich mehr als merkwürdig. Sie sagte, ich solle ihn mit Leckerlies runter locken. Fazit war: er sprang auf das Sofa, weil er wusste, dass er dann Leckerlies bekommt. Sie meinte auch, dass Dinge wie Sitz, Platz, totaler Quatsch wäre und er erst mal nur seinen Namen wissen muss. Den kennt er ja und mit Sitz bekomme ich ihn ganz oft mit der Aufmerksamkeit zu mir.

  • @Sardadog
    Wie lange ist der Kleine denn nun schon bei euch?
    Mit Leckerli „locken“ finde ich eh immer doof. Würde das Leckerli erst in die Hand nehmen wenn er wirklich unten ist :smile:


    Was uns betrifft: momentan heisst es etwa 100 mal pro Tag vom Sofa wegschicken.
    Gerade hat er es wieder versucht und wollte uns dabei anknabbern, ist auch wieder total in Spiellaune :muede:

  • Erst Mal vorneweg: Das, was hier viele als "er hat die Beißhemmung noch nicht gelernt" betiteln, ist begrifflich völlig falsch. Beißhemmung erlernen hat nichts damit zu tun bei Frustausrastern seine Zähne dosiert einzusetzen.


    Das kann und sollte in meinen Augen auch nicht das Ziel sein. Warum soll es normal sein, dass ein junger Hund täglich derartigen Frust schiebt? Das ist nicht gesund, denn das stresst das Tier enorm. Der Hund fühlt sich dabei auch scheiße!


    Meiner Erfahrung nach überdrehen Welpen, wenn etwas zu viel oder zu wenig ist. Manchmal ist es die Länge des Gassigangs. Der Ort. Manchmal ist es der nicht angemessene Kontakt zu Artgenossen. Manchmal ist es das Maß und das Wie der Kontaktaufnahme durch den Besitzer. Usw.


    Häufig haben Welpen zu wenig Kontakt zu anderen Hunden. (Selten erlebe ich mal, dass es zu viel ist.) Dabei sollte jedes Alter vertreten sein. Auch ein, zwei Spielkumpels mit denen man mal so richtig die Sau rauslassen kann, sind notwendig. Drei Mal die Woche wäre ein gutes Maß dafür. Daneben natürlich noch andere, gerne ruhige Hundekontakte.


    Beim Kontakt mit dem Menschen geht auch gerne mal was schief. Oft hat der Welpe seine liebe Mühe das Spiel- und Beschäftigungsbedürfnis seines Menschen zu erfüllen. Und das ist echt anstrengend für so einen Knirps. Ich spiele mit meinen Welpen tatsächlich nie "einfach so". Wenn ich mit denen mal spiele (und das ist wirklich sehr wenig), dann zur Belohnung für irgendwas draußen bei der Grundeerziehung. Zu Hause verbinden mich meine Hunde überhaupt nicht mit Spiel. Ich übe dort lediglich alle paar Tage mal Handling-Sachen. Sonst nichts. Kein Sitz, Kein Platz. Nix. Achja, das besagte Verbot, das kommt auch mal vor. Da kann der Hund aber deutlich unterscheiden, dass ich ihn nicht wegkuschele, sondern, dass es eine Maßregelung ist. Das macht Hunde nämlich auch kirre, wenn sie "vorsichtig weggeschoben" werden vom begehrten Objekt. Das würde ich als Hund auch nicht als Maßregelung interpretieren. Und es würde mich stressen.


    Dann kommt meiner Erfahrung nach dazu, dass viele Welpen viel zu viel bekuschelt werden und es zu sehr viel Körperkontakt kommt. Das ist ja gerade für Retriever eh ein richtig schwieriges Feld, weil sie da ebenfalls dem Mensch ausgeliefert sind - sie haben keine Möglichkeiten ihren Bedarf diesbezüglich realistisch einzuschätzen, geschweige denn das dann noch selbst zu regulieren und zu kommunizieren! Kontakt mit Menschen und Hunden ist für diese Hundentyp genetisch bedingt immer sehr stressbehaftet. Daher würde ich das sehr gut dosieren. Meiner Erfahrung nach ist das Bedürfnis der Welpenbesitzer nach Körperkontakt um ein Vieles höher als es das des Hundes ist.

  • Ich kenne keinen einzigen Besitzer, der wenn er ehrlich ist, mit dem Schnappen keinerlei Probleme hatte.

    Doch hier, ich. Ehrlich: einmal probiert, gequietscht, nie mehr probiert. War ein GR, mein einziger Welpe bisher, hatte sonst immer nur erwachsene Hunde.
    Deswegen kann ich hier auch nicht weiterhelfen.
    L. G.

  • Ich kenne keinen einzigen Besitzer, der wenn er ehrlich ist, mit dem Schnappen keinerlei Probleme hatte.


    wie gesagt, Ares hat lange an vielem rumgeknabbert (Decken, Sofakissen und so weiter).
    Aber, das war eher das Bedürfnis nach 'auf was rumlutschen'..


    Das man nicht in die Hose oder die Leine beißt, hat er zb sehr schnell verstanden. Genau genommen nach einem einzigen Versuch.
    Und ich hatte zb auch an meinen Händen oder Armen nicht eine einzige Bissverletzung von ihm.
    (Das fing dann später an, als er mal mit Wucht die Beute verfehlt hat |) Aber das ist ein anderes Thema :D )

  • Es ist halt schon schwierig, das Verhalten des Hundes richtig einzuschätzen und sich auch nicht von den 100 verschiedenen Meinungen ringsum verunsichern zu lassen. Ich für meinen Teil bin ein Typ Mensch der extrem selbstkritisch an Dinge rangeht und dann auch schnell das eigene Handeln hinterfragt... Also ich hinterfrage mein Handeln (vA im Umgang mit dem Hund) sicher mehrmals täglich und finde das auch gut. Trial and Error. Nur soll der Hund halt keinen Schaden davontragen und drum bin ich mit allem was ich tue doppelt und dreifach vorsichtig.


    Wir haben einen Chat mit den anderen Welpenbesitzern und die die sind alle total überzeugt, dass der Hund jetzt schon seine Grenzen ausloten will und da auch ein Teil der Sexualität mitspielt. Ich bin mir da nicht so sicher, ob in dem Alter (wie gesagt 16,5 Wochen) Sexualität wirklich schon ein Thema ist? Was meint ihr?
    Ich glaube schon, dass sie eine klare Führung brauchen und man ihnen ihren Platz zeigen muss, aber wenn man von Trotzverhalten, Sexualtrieb usw ausgeht, degradiert man das Verhalten dann nicht und belastet es wenn möglich noch mit eigenen, negativen Projektionen?
    Naja, nur mal so ein Gedankengang.


    @flying-paws Ich bin dir wirklich dankbar für deine Beiträge (ganz generell im Forum), weil sie mich immer "ums Eck denken lassen"!

  • Wir haben einen Chat mit den anderen Welpenbesitzern und die die sind alle total überzeugt, dass der Hund jetzt schon seine Grenzen ausloten will und da auch ein Teil der Sexualität mitspielt. Ich bin mir da nicht so sicher, ob in dem Alter (wie gesagt 16,5 Wochen) Sexualität wirklich schon ein Thema ist? Was meint ihr?

    Grenzen austesten ... etwas, was meiner Erfahrung nach gerne benutzt wird, wenn der Hund SEINE Grenzen erreicht hat und nicht mehr anders kann.


    Mir kommen komischerweise solche Masochisten-Hunde äußerst selten unter. Um nicht zu sagen nie. Ich kenne keinen Hund, der es geil findet, Stress und Ärger mit seinem wichtigsten Sozialpartner zu haben.


    Und, wenn ein Hund in diesem Alter schon ins Sexualverhalten kippt, aus lauter Not (ich setze mal voraus, dass keine Erkrankung des Hormonsystems dahinter steckt), dann würden bei mir aber alle Alarmglocken schrillen!

  • Nur soll der Hund halt keinen Schaden davontragen und drum bin ich mit allem was ich tue doppelt und dreifach vorsichtig.

    Aber auch Du solltest unbeschadet bleiben! (Bist ja kein Opfer/Märtyrer!) :klugscheisser:
    Da muss der Hund dann eben auch mal vorsichtig sein.
    L. G.

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