Hund kommt draußen nicht zur Ruhe -> ständiges Bellen

  • Hallo ihr Lieben,


    ich hab ein Problem mit meinem 4 1/2 jährigen Rüden und wäre sehr dankbar über Tipps und Ratschläge.
    Er ist ein Border-Aussie-Islandhund-Mix und zeigt auch entsprechende rassetypische Verhaltensweisen. Einige Probleme haben wir schon gut in den Griff bekommen (z.B. Radfahrer und Jogger jagen), aber es gibt immer noch diverse Baustellen.


    Da ich im September gern mit den Hunden in den Urlaub fahren möchte (Wohnmobil), macht mir vor allem sein ständiges Bellen draußen große Sorgen. Solange wir gehen und in Bewegung sind, ist er relativ ruhig und ausgeglichen - problematisch wird es, wenn wir irgendwo stehen bleiben oder uns hinsetzen. Er weiß dann nichts mehr mit sich anzufangen, wird unruhig und fängt an zu bellen. Oft sucht er dann hektisch nach irgendeiner Beschäftigung, rennt zum nächstbesten Stöckchen und bellt und bellt und bellt.


    Bis vor Kurzem hab ich dann meist versucht, irgendwie in Bewegung zu bleiben, ihn zu beschäftigen oder hab ihm dann eben das Stöckchen geworfen (natürlich möglichst ruhig und konzentriert, damit er nicht noch mehr hochfährt). Ich weiß, das ist nicht grad ideal, weil ich dadurch sein Bellen noch belohnt hab, aber das Dauerkläffen ist einfach sehr störend und nervenaufreibend (vor allem, wenn noch andere Menschen oder Hunde in der Nähe sind) und das schien die einzige Möglichkeit, es zu unterbrechen.
    Zeitweise haben wir es auch mit Ignorieren versucht, aber immer irgendwann aufgegeben, weil er sich dadurch noch mehr reingesteigert hat.


    Im Moment versuchen wir es so: Wir gehen erstmal länger spazieren, sodass er schon mal möglichst ausgelastet ist, und setzen uns dann erst hin (z.B. an den Strand bei uns). Ist er unruhig und bellt, wird er angeleint (ich dachte, vielleicht kommt er mit der Freiheit nicht klar bzw. dass ihm eben grade keiner eine Richtung vorgibt?). So, meistens bellt er jetzt trotzdem oder fängt an, frustriert im Sand zu graben. Wenn niemand da ist, den das Bellen stört, ignorieren wir es einfach komplett (also auch kein Schimpfen). Wenn allerdings jemand gestört wird, steh ich meistens auf und geh mit ihm ruhig ein wenig hin und her oder ins Wasser. Stöckchen und alles, was ihn hochpusht, sind momentan tabu.


    Naja, es ist zwar dadurch schon ein klein wenig besser geworden, aber immer noch so, dass ich mich nirgends länger aufhalten kann/will, wo Menschen in der Nähe sind. Und das beunruhigt mich v.a. im Hinblick auf den Urlaub schon sehr... ich mein, ich hab nicht vor, mich stundenlang an den Strand zu setzen (wobei das mein anderer Hund schon toll fände), das wird mit ihm nie funktionieren. Aber ich möchte zumindest mal eine halbe Stunde irgendwo sitzen und Pause machen können. Und vor allem würde ich mir wünschen, dass er auch draußen mal zur Ruhe kommen kann und dass für ihn draußen unterwegs sein nicht immer gleich mit Action verbunden ist.


    Hat jemand von euch vielleicht Tipps, wie wir daran arbeiten können? Ich wäre euch wirklich sehr dankbar.
    Sorry für den langen Text :ops:


    LG Jenny

  • Da werden sich sicher noch einige Hütehund Erfahrene hier melden ... aber wie öange zeigt er dieses Verhalten denn schon?


    September ist schon bald, nur dass man da mit seinen Erwartungen realistisch bleibt ...

  • Danke schonmal für eure Antworten! :smile:


    Er zeigt dieses Verhalten eigentlich schon immer bzw. zumindest seit seiner Pubertät.


    Das Bellen fängt ziemlich sofort an, sobald ich mich hinsetze oder einfach nur rumstehe. Eigentlich sobald ich ihm nicht mehr vorgebe, was er machen soll (also z.B. gehen). Ich denke, er weiß dann einfach nicht, wohin mit der Energie, wird unsicher und schnell gelangweilt und ungeduldig.


    Das mit dem wie oft und wie lange spazieren gehen ist so eine Sache. Junior lebt leider momentan bei meinem Ex-Freund ganz in der Nähe, daher kann ich nicht 100% nachvollziehen, wie oft er wirklich rauskommt. Ich hole ihn jedenfalls jeden Tag 1-2 mal zum Gassi ab und da gehen wir schon sehr ausgedehnte Runden in der Natur oder am/im Wasser. Er läuft meistens ohne Leine und hat immer Hunde dabei, mit denen er spielen kann. Außerdem bauen wir in jeden Spaziergang Übungen ein (Kommandos, Tricks bzw. Dogdancing und sowas), was ihm auch sehr Spaß macht.
    Für Tipps bzgl. Spaziergänge interessanter gestalten bin ich natürlich offen. Wobei ich aber zu viel Action auf den Spaziergängen eher vermeiden will, eben weil er immer mit so einer hohen Erwartungshaltung (a là "es muss jetzt was spannendes passieren") ans Gassi rangeht.


    Es ist sicher nicht ideal momentan, aber er hatte dieses Verhalten ja auch früher schon, als er noch bei mir gelebt hat und wir mind. 4 Mal täglich und auch lange draußen waren.


    whyona: Ich weiß, dass September schon sehr bald ist und dass ich bis dahin ein jahrelang gefestigtes Verhalten nicht einfach ändern kann. Aber vielleicht finde ich eine Möglichkeit, um es zumindest etwas zu vermindern oder konstruktiver damit umzugehen. Es geht ja nicht nur um den Urlaub, sondern auch um unseren Alltag.

  • Ich hole ihn jedenfalls jeden Tag 1-2 mal zum Gassi ab und da gehen wir schon sehr ausgedehnte Runden in der Natur oder am/im Wasser. Er läuft meistens ohne Leine und hat immer Hunde dabei, mit denen er spielen kann. Außerdem bauen wir in jeden Spaziergang Übungen ein (Kommandos, Tricks bzw. Dogdancing und sowas), was ihm auch sehr Spaß macht.

    Für mich tönt das, als ob da bereits die Erwartung nach ständiger Bespassung genährt wird. Und wenn er "draussen" mit ständiger Action (Hunde, Tricks) verknüpft hat, wird er natürlich frustriert sein, wenn mal nix passiert. Hundekontakte sind gut und wichtig, aber es sollte auch Spaziergänge ohne geben. Und auch ohne Bespassung. Bin nicht so der Hüti-Spezialist, aber was ich von diesen Hunden gesehen habe, vertragen längst nicht alle Bespassung unterwegs, ohne immer mehr zu wollen. Ich würde Übungseinheiten vom Spaziergang trennen. Und mal eine Weile nur noch entschleunigen. Damit er lernen kann, man kann auch mal nur schnüffeln unterwegs.

  • Ich denke, dass Dein Hund drüber ist. Jeden Spaziergang das dicke Programm. Das hält so ein Hund nicht schadlos aus. Meine Hunde würden auch am Rad drehen und mich anschreien, wenn das so laufen würde.


    Der Hund ist drüber. Der kann gar nicht ruhig sein. Das geht nicht mit dieser Grundlage. Der muss erst Mal von seinen Drogen weg.

  • Er läuft meistens ohne Leine und hat immer Hunde dabei, mit denen er spielen kann. Außerdem bauen wir in jeden Spaziergang Übungen ein (Kommandos, Tricks bzw. Dogdancing und sowas),


    als er noch bei mir gelebt hat und wir mind. 4 Mal täglich und auch lange draußen waren.

    Ich habe auch eher den Verdacht, dass der Hund durch das Bellen gar nicht so unbedingt eine Erwartungshaltung hat, sondern eher seinen Stress abbauen möchte.


    Hast du schon mal versucht, den Hund NICHT vor her auszulasten bevor du dich irgendwo länger hinsetzen möchtest, sondern das alles möglichst kurz und unaufgeregt zu machen, sodass er vor dem Hinsetzen und Ruhighaltenmüssen nicht so "hochgepusht" ist?
    Ich denke, dass ihm der ganze Alltag zuviel ist und er dadurch gestresst ist.

  • So, jetzt noch mal vom Rechner:


    Vier Spaziergänge sind für einen solchen Hund zu viel. Bei diesem Hundetyp ist kein alltagsgebräuchlicher Reizfilter angelegt. Alles knallt denen ungefiltert in den Kopf. Um das alles zu verarbeiten können sind die Ruhepausen dazwischen viel, viel zu kurz gewesen! Nach einem Aktionsreichen Spaziergang mit anderen Hunden kann man bei einem solchen Hundetyp auch ruhig mal einen Tag dazwischenpacken, an dem man gar nicht spazierengeht und er sich ausschläft, damit die Kapazitäten wieder aufgeladen werden.


    Beschäftigung in die Spaziergänge zu integrieren sind für diesen Hundetyp absolutes Gift. Das muss und sollte man strikt trennen. Spaziergänge dürfen und sollen maximal öde sein! Langsam und unspektakulär. Für die körperliche Bewegung kann man den Hund zwei bis drei Mal die Woche am Rad traben lassen.


    Beschäftigung/Arbeit gibt es bei meinen zwei bis drei Mal die Woche. Dabei zählt Quälität. Zwanzig Minuten Flächensuche in schwierigem Gelände, wäre dann z.B. eine Beschäftigung. Alles, was darüber hinausgeht, macht sie stressanfällig. Ich erlebe das gerade wieder. Ich habe meine Hunde für einen Wettbewerb "hochtrainiert", weil ich wollte, dass sie das von der Kondition und mental durchhalten können. Das beginne ich immer etwa zwei Wochen vorher und baue es danach wieder ab, denn die sind dann die Pest im Alltag! Die springen auf jeden Reiz ganz schnell an und sind dann total arbeitsgeil. Total gaga in der Birne. Das darf auf keinen Fall ein Dauerzustand sein!

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