Rüpelhafter, fauler Seniorrüde

  • Hunde sind Meister darin, Schmerzen zu verbergen. Wenn man keinen ganz genauen Blick dafür hat, übersieht man idR die ersten Anzeichen dafür.

    Das kann ich nur unterstreichen. Und es gilt ganz besonders, wenn der Hund schon älter und ohnehin nicht so besonders aktiv ist. Und es gilt gerade bei chronischen Schmerzen.


    Dagmar & Cara

  • Pixel kannte es mit 8 Jahren auch nicht irgendwelche Aufgaben zu lösen oder Tricks anzubieten, geschweige denn das man irgendwas im Maul transportieren kann, dass nicht direkt Fressbar ist.
    Dazu kommt das sie sehr energiesparend ist, merkt sie das sie anders ans Ziel kommt, zb mit süß gucken und tun als würde sie es nicht kapieren, dann macht sie lieber das.
    Ist besser geworden, auch dank ihrer Verfressenheit.
    Ich lese beim Wort 'futterbestechung' das du von futterbelohnung nicht viel hälst, vielleicht würde ich das nochmal überdenken

  • Hallo,


    ich glaube, ich hatte mich nicht richtig ausgedrückt. Es ist definitiv nicht so, dass wir ständig an Herrmanns Futter rangegangen oder ihm was vor der Nase weggeschnappt haben. Das sind Einzelfälle, z.B. zum Napf reinigen oder zersplitterte Knochen wegschmeißen (er hat immer mehrere, weil er die immer mit in den Garten schleppt und dann vergisst, wo er sie abgelegt hat).
    Aber gerade durch das aus der Hand füttern und auch warten, wenn ich ihm etwas hinlege, dass er sich nicht draufstürzt, möchte ich meinen, dass ich dadurch erreicht habe, dass er nicht gleich steif wird, wenn jemand nur mal einen Knochen zur Seite kickt, weil er im Weg rumliegt. Das war vor einigen Monaten noch undenkbar. Da kniepst er jetzt nicht mal mehr ein Auge auf :)
    Der nächste logische Schritt wäre eben für mich, dass er lernt, dass wenn er einen Knochen in meine Hand spuckt, dass er dafür ein Leckerchen bekommt und (vorerst) den Knochen dann sofort wieder bekommt. Einfach, um ihn noch weiter zu beruhigen, dass ihm hier niemand was böses will. Und auch als Vorbereitung fürs Maulkorbtraining, weil ich nicht möchte, dass er den mit Hundeleberwurst beschmierten Maulkorb als zu verteidigenden Gegenstand ansieht.


    Aber vielleicht habt ihr Recht und es müssen bessere Leckerchen her.
    Als tickende Zeitbombe würde ich Herrmann nicht mehr bezeichnen, wenn es um Futter geht. Er hat sich schon ein wenig in die richtige Richtung bewegt und wir haben ja auch einiges gelernt ;)


    Dass er zum TA muss, sind wir uns alle einig. Selbst wenn es nicht zur Vorsorge wäre, aber irgendwann wird sicherlich mal was sein und dann sollte er bis dahin schon ein wenig Erfahrung darin haben. Darauf arbeite ich ja auch hin. Ich habe aber das Gefühl, dass es nichts bringt, ihn jetzt auf Gedeih und Verderb dorthin zu schleifen, Maulkorb verpassen, fixieren etc., dann hab ich wohl im dümmsten Falle einen Hund hier, der mir absolut nicht mehr vertraut und DAS wäre dann eine tickende Zeitbombe.


    Dass Hunde Verhalten ortsbezogen aufbauen find ich ziemlich interessant. Ich gehe dann mal davon aus, dass wenn es aber an 3-4 Orten klappt, dass dann Verknüpfungen zum richtigen Verhalten schneller hergestellt werden? Also in dem Dreh: Geschützt im Garten sind Pferde in Ordnung. Dann: Pferde in zig Metern Entfernung von einem Feldweg aus in den Griff bekommen, bis das in Ordnung ist. Dann zu einer weiteren Weide, dann wirds schon leichter, ihn zu korrigieren etc. Und irgendwann läuft er an der Leine, Pferde rennen vorbei und werden nicht mehr beachtet?
    Und dann gehts weiter mit anderen Tieren....


    Fragt sich halt nur, wie ich ihn korrigiere. Ich hatte wie gesagt schon zwei Trainer hier, weil Hundeschule geht halt nicht. Und das hat alles nichts geholfen. (Ansätze waren positives durch Futter und Lob bestärken, negatives ignorieren und einfach weitergehen, dann wieder auf mich aufmerksam machen, wieder Lob etc.) Momentan entwickelt sich so ein Gefühl, dass ich vielleicht doch mal ernster werden soll, im Garten hats damit letztendlich ja auch geklappt. Wie gesagt, wenn er mir im Garten jetzt durch die Lappen geht und Rabatz schlagend durch den Garten springt und ich dann einen Pfiff loslasse, kommt er sofort freudestrahlend zu mir. Da stand er anfangs nach einem energischen "nein" von mir auch stockesteif vor mir und hat die Zähne gefletscht.


    Es rattert gar heftig in meinem Kopf.


    LG, Simone

  • Hi,


    dan nimm Dir mal ne kurze Auszeit und lass ein bissl auf Dich einwirken - für Kopfrattern ist es zu heiß ;)


    Ich weiß, dass die Trainerempfehlungen von @Themis hier im Forum sehr geschätzt werden. Da könntest Du dann vielleicht doch mal einen Blick reinwerfen.


    Ansonsten wäre mein Tipp: Mach ne Liste. Was hat er schon gelernt, was erwartet ihr noch von ihm und wie möchtet hr gemeinsam dahinkommen. Dann priorisieren.


    Und ich verstehe Deine Bedenken, nur: Wenn Euer Hermann tatsächlich eine bisher unentdeckte Krankheit und Schmerzen hat, ist das eine wichtige Info fürs weitere Training.


    LG Nicole

  • Das sind Einzelfälle, z.B. zum Napf reinigen oder zersplitterte Knochen wegschmeißen (er hat immer mehrere, weil er die immer mit in den Garten schleppt und dann vergisst, wo er sie abgelegt hat).

    Diese Einzelfälle haben dem Hund gereicht... Bei einigen Hunden genügt einmal.

    Der nächste logische Schritt wäre eben für mich, dass er lernt, dass wenn er einen Knochen in meine Hand spuckt, dass er dafür ein Leckerchen bekommt und (vorerst) den Knochen dann sofort wieder bekommt. Einfach, um ihn noch weiter zu beruhigen, dass ihm hier niemand was böses will.

    Warum soll der Hund lernen, dir seinen Knochen in die Hand zu spucken?
    Noch einmal der dringende Hinweis:
    Fressbares sollte noch lange nicht zum Training benutzt werden.
    Futter ist bei diesem Hund schon der "Ernstfall".
    Beginne mit Gegenständen, die er im Maul hat, wenn er das nicht nimmt, verwende trockene Brötchen (gegen Fleischwurst)
    Das bitte unter fachmännischer Anleitung, auch wenn du schon zwei Trainer durch hast.
    Du gehst doch sicher auch noch zum Frisör, obwohl dir schon zwei Frisöre die Haare verschnitten haben, oder?


    Und auch als Vorbereitung fürs Maulkorbtraining, weil ich nicht möchte, dass er den mit Hundeleberwurst beschmierten Maulkorb als zu verteidigenden Gegenstand ansieht.

    Dann beschmiere den Maulkorb nicht mit Leberwurst, es gibt auch andere Möglichkeiten...

    Aber vielleicht habt ihr Recht und es müssen bessere Leckerchen her.

    Ich befürchte, das allein wird nicht reichen.
    Unabhängig davon, beklagst du noch andere Problemchen.


    So, nun trainiere hinsichtlich Futter Wochen lang bite überhaupt nichts, stell ihm den Napf hin, lass den Hund fressen, reinige ihn und stelle ihn ganz weg, wenn der Hund im Garten ist.
    Kong, Kauknochen erst einmal weglassen und mehrere Knochen sollten schon gar nicht zur Verfügung stehen, erst recht nicht, wenn Kinder involviert sind.

  • Hallo Nicole, genau um so eine Liste ging es mir :) Ich stand zurzeit echt auf dem Schlauch, wie ich weitermachen kann.


    Hallo Themis, ich MUSS mit Futter weitertrainieren, weil Herrmann sonst vor Langeweile stirbt. Und bei diesem Training (Ansagen ausführen, dafür Belohnung sowie Suchspiele) ist er auch voll dabei und weitab von angespannt.
    Gestern habe ich den Kong mal mit Paprika bestückt, weil der die so richtig liebt und dann haben wir geübt, Kong gegen Wurst tauschen, die er noch mehr liebt. Zwei Fortschritte: Er hat sich 5 Minuten am Stück mit dem Kong beschäftigt und den späteren 15 Mal wiederholten Tausch Kong gegen Wurst hat er liebend gern mitgemacht.
    Die Idee mit dem trockenen Brötchen werde ich auf jeden Fall aufgreifen! Aber erstmal mach ich mit dem Kong weiter und wenn er hier tiefenentspannt ist, wenn ich den wegnehme, dann kommt das Brötchen, bei dem er anfangs wohl auch erstmal skeptisch sein wird.
    So können wir uns dann wohl weiterhangeln zum Maulkorbtraining.


    LG, Simone

  • Dass er zum TA muss, sind wir uns alle einig. Selbst wenn es nicht zur Vorsorge wäre, aber irgendwann wird sicherlich mal was sein und dann sollte er bis dahin schon ein wenig Erfahrung darin haben. Darauf arbeite ich ja auch hin. Ich habe aber das Gefühl, dass es nichts bringt, ihn jetzt auf Gedeih und Verderb dorthin zu schleifen, Maulkorb verpassen, fixieren etc., dann hab ich wohl im dümmsten Falle einen Hund hier, der mir absolut nicht mehr vertraut und DAS wäre dann eine tickende Zeitbombe

    Ich kenne genau das - Hund musste tlw. mit 3 Leuten festgehalten werden, tobte mit dem Maulkorb wie ein Berserker und versuchte nebenbei noch, die Praxis auseinanderzunehmen :lepra:
    Und doch, es bringt was - denn du hast hinterher die Gewissheit, ob sein "Problemverhalten" in manchen Situationen schmerzbedingt sein könnte. Das war es nämlich bei uns u.a. auch: schwere HD mit Arthrose, dazu noch eine Schilddrüsenfehlfunktion.
    Ohne das Wissen um die gesundheitlichen Einschränkungen hätte ich mir hier einen Wolf trainieren können, es hätte nicht gebracht..........


    Und nein, der Hund verliert nicht das Vertrauen in dich - er wird höchstens sauer auf den TA :roll:
    Wir müssen wegen der SDU immer wieder Blut abnehmen lassen. Das war am Anfang der Auslöser dafür, daß er alle TÄe fressen wollte. Ich bin häufig nur mit Verstärkung dort aufgelaufen bzw habe dann irgendwann Absprachen mit dem TA getroffen über das Wie. Jetzt gehen wir hin und lassen problemlos Blut abnehmen - er sträubt sich immer ein bissi, hält aber still......... so kanns auch gehen.


    Gegen die Schmerzen behandeln wir auch - erst seitdem war es möglich, seine diversen Baustellen erzieherisch anzugehen.
    Auch Futterneid spielt (e) bei uns eine große Rolle - noch heute frisst er in "seinem Zimmer" und ganz in Ruhe. Er geht von alleine erst an den Napf, wenn ich den Raum verlassen habe...... vorher steht er recht steif da und weiß nicht so recht ;) Wir haben uns damit arrangiert - ich will schließlich beim Essen auch meine Ruhe!

  • Hallo Themis, ich MUSS mit Futter weitertrainieren, weil Herrmann sonst vor Langeweile stirbt. Und bei diesem Training (Ansagen ausführen, dafür Belohnung sowie Suchspiele) ist er auch voll dabei und weitab von angespannt.

    Mit meinem Rat "Fressbares nicht zum Training einzusetzen" bezog sich auf die Übung Futter wieder auszugeben (Kauknochen, Kong usw.) nicht auf Belohnungen oder Suchspiele.
    Da hast du mich falsch verstanden bzw. habe ich mich auch undeutlich ausgedrückt.

    Gestern habe ich den Kong mal mit Paprika bestückt, weil der die so richtig liebt und dann haben wir geübt, Kong gegen Wurst tauschen, die er noch mehr liebt. Zwei Fortschritte: Er hat sich 5 Minuten am Stück mit dem Kong beschäftigt und den späteren 15 Mal wiederholten Tausch Kong gegen Wurst hat er liebend gern mitgemacht.

    Auf diese Übungen bezog sich das zum Beispiel.
    Schön, dass es geklappt hat, aber 15 mal tauschen finde ich persönlich zu viel.
    Genau diese Übungen würde ich in den nächsten Wochen nicht machen, damit der Hund den Stress rund um das Futter und die bis jetzt negativen Verknüpfungen abbauen und Vertrauen aufbauen kann.


    LG Themis

  • Er geht von alleine erst an den Napf, wenn ich den Raum verlassen habe...... vorher steht er recht steif da und weiß nicht so recht

    Fast genauso war es letztes Jahr auch bei uns noch. Herrmann hat dann zwar gefressen, war aber eben stockesteif und hat jeden misstrauisch beäugt, der auch nur in die Nähe kam. Mittlerweile ist das zumindest bei Trofu absolut kein Thema mehr und bei Nassfutter ist er mittlerweile auch sichtlich entspannter, weil er in der Erwartungshaltung ist, es könnte noch mehr geben. Ich hatte angefangen, immer nur ein paar Happen reinzumachen, daneben stehen zu bleiben und wenn er aufgegessen hatte, wieder ein paar Happen mehr etc. Damit er das neben dem Napf stehen und sich rüberbeugen mit etwas positiven verknüpft.
    Lieben Dank für deinen Mutmacher in Sachen TA. Ich komme ja oft genug an der Praxis vorbei und bin jedes Mal wieder erstaunt, dass dort ausnahmslos alle Hunde absolut gelassen sind. Sobald das mit dem Maulkorb klappt, werden wir sicherlich mit dem TA einen Weg finden.


    Hallo Themis, ich hatte dich wirklich falsch verstanden. Nach dem 15. Tausch hab ich übrigens aufgehört, Herrmann hätte am liebsten weitergemacht und nach ein paar Malen war vom anfänglichen leichten Stress keine Spur mehr. Ich glaube, ich hab hier ein falsches Bild aufgebaut. Es geht mir nicht darum, Herrmann zu stressen und damit zu quälen. Es geht mir in meinen Übungen darum, bei Herrmann den Stress rund ums Fressen abzubauen, damit ich einen besseren Zugang zu ihm finde.
    Die einzige Motivation und Belohnung ist für ihn fressen. Kein kraulen, kein spielen, einfach nur fressen. Was sich aber schwierig gestaltet mit diesem Futterneid. Deshalb dieses langsame rantasten und da kommt das trockene Brötchen von dir einfach genial daher.


    LG, Simone

  • Klingt nach einem waschechten Hofhund (also von der Rasse her). Alles, aber wirklich alles, was Du beschreibst, ist absolut typisch. Vor allem, wenn sich keiner die Mühe gemacht hat, mit ihm zu arbeiten (das ist jetzt auf die Vorbesitzer bezogen).


    Schade, dass Du bei den Trainern so daneben gegriffen hast. Dass man mit so einem Hund nicht losmaschiert und mit "ignorier mal, wenn der pöbelt und tu Lecker rein, wenn er brav ist" üben kann, ist doch völlig logisch. Du klingst total motiviert, hast die richtigen Ideen und bist bereit auch extrem kleinschrittig zu üben - solche Kunden sind ein Traum!


    Maulkorbtraining fände ich auch gut. Ich trainiere das aber nicht über Futter reinschmieren, weil das ablenken ist und wenn die Wurst aufgeleckt ist, geht es nämlich wieder raus, aus dem Korb ... Ich schick Dir dazu mal eine PN. ;)

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