"Das muss man erlebt haben, um es zu verstehen!"- stark ausgeprägte Rasseeigenschaften, die ihresgleichen suchen

  • @'Dackelbenny - danke für den Tip, die gleiche Befürchtung hatten wir auch. Der Hund wurde komplett durchgecheckt, Blutwerte+Schilddrüse, Röntgen überall ob er Schmerzen hat, manuelle gründliche Untersuchung und sogar MRT vom Kopf. Nichts... Wir alle hätten uns eine auffällige und therapierbare Schilddrüse gewünscht.

  • Schilddrüse ist halt so eine Sache. Damit kennen sich leider viele TÄ nicht aus.
    Auch wenn die Werte gerade noch so im Referenzbereich sind, kann der Hund eine subkl. SDU haben. Für viele TÄ "passen" aber diese Werte so und sie schließen eine SDU daher aus obwohl der Hund eine subkl. SDU hat.

  • Im Gegensatz zu @ThorstenD und @CharlieCharles haben wir einen Weißen Schäferhund, der sehr gut und stressfrei allein bleiben kann. Das einzige, was Lexa stresst, ist eventuell eine Verschiebung der Fresszeiten. Was das angeht, ist sie pedantisch: „Was, um 15 Uhr gibt es keinen Kaffee für mich“? (So bezeichnen wir den Kauknochen zu dieser Zeit und sie kennt dieses Wort genau)
    Jetzt, wo sie erwachsen ist, bleibt sie sogar allein im Garten, wenn ihre Menschen im Haus zu tun haben oder fernsehen. Und gegen 21 Uhr geht sie ins Bett, d.h. auf eine ihrer Matten im Schlafzimmer, ganz egal, was die Menschen machen.


    So ungemein sensibel sie ist, so ungemein dickfellig bei manchen Verboten. Laut einigen Rassebüchern bekommen Weiße schon einen Knacks, wenn man mal lauter wird. Was hat uns diese Aussage Nerven gekostet! Dieser Hund braucht dagegen häufig eine deutliche Ansage, um Fehlverhalten zu unterlassen. Wer nicht konsequent ist und bleibt, hat verloren bei ihrer Erziehung und Ausbildung.


    Typischer Familienhund? Nun, wenn dazu gehören sollte, den Hund oft zu umarmen, zu streicheln und mit ihm zu kuscheln, so trifft das auf Lexa nicht zu. Sie entscheidet, ob, wann und wie intensiv sie Körperkontakt möchte.


    Nicht territorial und daher als Wachhund ungeeignet? Nun, das Gegenteil trifft hier zu. Sie passt auf ihr Grundstück und ihre Menschen gut auf, hütet ihre Leute.


    Arbeitshund? Ein intelligenter, williger, eifriger Hund im Training auf dem Hundeplatz, der aber „Dienst“ und „Freizeit“ zu unterscheiden weiß - und seine Menschen ziemlich fordert, gerade was Hundebegegnungen angeht. Dass die Weißen - so laut einigen Rassebüchern - einen will-to-please haben sollen, hat dieser Hund noch nie gelesen. Auch dies erforderte viel Geduld, Konsequenz und zuerst auch einige Leidensfähigkeit bei ihren Besitzern.


    Man kann sich also noch so gut auf eine Rasse vorbereiten durch Studium entsprechender Literatur, aber das eigene Exemplar kann durchaus nicht lehrbuchkonform sein.
    Der Lernprozess für Lexas Menschen bestand also darin, anzunehmen, dass sie wohl nicht so typisch ist, ihr in manchen Dingen Freiraum zum Entscheiden zu geben, sie in anderen Bereichen energisch und konsequent zu führen. Der Hund erzieht den Menschen also in mancher Hinsicht, damit dieser den Hund erziehen kann.
    Jetzt, nach zwei Jahren, zeigen sich die Erfolge und die Freude aneinander und der Spaß miteinander wird immer größer. Die Bindung zwischen Mensch und Hund ist stabil trotz einiger Baustellen.

  • Erwin hat so seine Lieblingswege und wenn wir die gehen, dann sieht er aus als ob er mindestens acht Beine hätte, vier für den Bodenkontakt und die anderen vier klatschen über seinem Rücken Beifall.


    LG, Friederike

  • Ein netter Thread :bindafür:


    Ich weiß ja nicht, ob es an uns als erstmalige Halter liegt, aber ich finde, unser Großpudel ist teilweise fast gruselig menschlich in der Weise, wie er sich ausdrückt, und er scheint einen selbst total klar und mit Verständnis zu lesen. Ein Beispiel: Wir sind Morgenmuffel. Der Pü kommt damit klar, er gammelt dann in seinem Körbchen herum, schiebt sich hinter dem Vorhang, um entspannt liegend aus dem Fenster zu sehen... Aber wenn er merkt, dass wir wach sind, kommt er sofort und holt sich seinen Schmuser ab. Und wenn wir dann weiter liegen bleiben, dann beschwert er sich nicht direkt, dass er aufstehen möchte - er gähnt. Anfangs leise, mit der Zeit aber dezent immer lauter, je mehr er findet, es "würde jetzt endlich mal Zeit". Wenn wir dann aufstehen, kommt meistens der lauteste Gähner von allen, à la "wurde aber auch Zeit!". Er kommuniziert meist auf subtile aber klare Art - auch direktes Anstupsen oder penetrantes Starren mit großen dunklen Augen und einer gewissen Erwartungshaltung, wenn er eine Routinesache einfordert. Sowas extrem direktes wie an der Tür kratzen, wenn er raus muss, macht er gar nicht. Manchmal hab ich direkt das Gefühl, er kommuniziert mental und auf einer ganz anderen Ebene als ich direkt und eloquent mit mir und ich hör ihn einfach nicht. :ugly: Grad am Anfang war das... Puh. Kennt das noch jemand von seinem Pudel, diese Selbstverständlichkeit, mit der sie alles zu verstehen scheinen und sich mitteilen?

  • @Tillikum, ich hab ganz vergessen dir zu antworten.
    Selbstverständlich gibt es in DE Azzüchter, es sind aber nicht viele (10- 15 an der Zahl? Müsste ich jetzt nachgucken).
    Bei der Züchterauswahl ist besonders wichtig, auf ein stabiles, sicheres Wesen der Elterntiere zu achten, die müssen klar in der Birne sein. Das kann sonst ins Auge gehen und es gibt viele Rassevertreter, die ich nicht geschenkt haben möchte. Sie haben nicht umsonst innerhalb der "Szene" einen eher schlechten Ruf...
    Der Züchter sollte immer wieder Importhunde in die Zucht aufnehmen, da der Genpool eng ist. Dies und ein Wesen sollten in jedem Fall vorrang haben.

  • Bisher sind hier ja die Gebrauchshunde stark in der Überzahl.
    Ich finde ja, dass auch die „Normalo-Hunde“, die Retriever hier reingehören. Und zwar wegen des (leider) völlig weggezüchteten Aggressionsverhaltens. Das Gefiddel, was diese Hunde zeigen, ist einmalig. Der andere Hund hebt die Lefze, knurrt. Und was macht der Retriever? Tiefe Verbeugung, bombt den anderen mal um und rennt Kreise. Wird der andere Hund dann ungemütlich, fiddelt der Retriever halt noch mehr. Das muss ja schließlich helfen.
    Diese Spirale, dieses Sich-nicht-selbst-helfen-können und immer extremere Verhaltensweisen auszupacken, das finde ich schon bemerkenswert. Im negativen Sinne.


    Mein Balou zeigt davon Hunden gegenüber nichts mehr. Aber vor seinen blöden Erfahrungen und der folgenden Unverträglichkeit war das sein typisches Verhalten. Und wenn ich mich umsehe, verhalten sich hier alle, auch die älteren Retriever so (außer ein paar intakten Rüden).
    Dafür ist sein Verhalten Menschen gegenüber interessant. Er mag keine anderen Menschen. Draußen kann er dies auch gut zeigen. Aber wenn wir Besuch haben und dieser die Individualdistanz überschreiten würde, tja, da geht er nicht weg. Oder knurrt. Nein, da umkreist er den Besuch, beschwichtigt bis zum Umkippen, trägt ein Spielzeug. Und er kann sich da selbst nicht raushelfen.


    Ich finde es schade, dass dieses Verhalten oft als „normal“ empfunden wird. In meinen Augen ist es ein extremes Verhalten und alles andere als normal.
    Mich schränkt es insofern ein, als dass ich alles für Balou regeln muss. Er zeigt ja selbst nicht eindeutig, was er will. Zumindest nicht auf die Art, die von Leuten verstanden wird.

  • Du hast so recht, Julia!
    Es ist furchtbar. Wir haben hier in der Gegend einen jungen Show-Labrador. Wenn es für mich und meine Hunde nicht so dermaßen nervig wäre, täte mir der Bursche direkt Leid.
    Zaidit fletscht an der Leine die Zähne, knurrt tief, schnappt bereits in seine Richtung und der checkt...nix, rein gar nix. Der würde sie am Liebsten einfach nur umbomben und ich blocke ihn verzweifelt. Auf mich reagiert er ja leider genauso wenig, der raffts ned, dass ich ihn vor meiner Hündin schützen will. Er hüpft an mir hoch, versucht sich an mir vorbeizudrücken... :muede:
    Ich bin froh, dass meine Hunde da anders sind. Phelan neigt vor allem in Kontakt mit Menschen zum Fiddeln und Beschwichtigen. Ich finde das sehr anstrengend.
    Ganz im Ernst: mir ist da das andere Extrem in Form meiner ernsten Hündin lieber. Die fiddelt nicht, so ein Verhalten konnte ich noch nie bei ihr beobachten. Im Umgang mit meinen Zweien ist sie klar und deutlich, die ist gleich fertig. Auch bei Menschen, wobei sie da etwas toleranter ist. Die haben ein hohes Aggressionspotenzial, was natürlich auch nicht immer von Vorteil ist...
    Den Retrievern hat man da wirklich keinen Gefallen damit getan. Selten, dass ich so etwas Begriffsstutziges wie diesen Labbi erlebt habe. Ich mag den Dödl, meine Hunde dafür umso weniger...

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